liebe KollegInnen,
Neu im LabourNet Germany am Donnerstag, 03.
Februar 2005:
I.Diskussion > (Lohn)Arbeit > Realpolitik
> Hartz
IV
a) Gewerkschaftliche
Proteste gegen Hartz IV
Erste Umsetzung bestätigt Kritik an Hartz IV –
ver.di fordert, dass die Betroffenen gehört werden
Presseerklärung
von ver.di Leipzig-Nordsachsen zu Hartz IV
vom 3.2.05.
Aus dem Text: „Der Bezirk Leipzig-Nordsachsen der Gewerkschaft
ver.di macht sich für eine eigenständige Bilanz zur Einführung
von Hartz IV stark. Die bisher bekannt gewordenen Auswirkungen auf die
betroffenen Arbeitslosen bestätigen voll und ganz die Kritik an diesem
Gesetzeswerk.
Unverständlich ist deshalb die Äußerung des DGB-Vorsitzenden
Michael Sommer auf dessen Pressekonferenz vergangene Woche in Berlin,
dass sich die gewerkschaftlichen Versuche zur Verhinderung oder Veränderung
der Hartz IV-Reform „erledigt“ hätten….“
b) 1-Euro-Jobs
- Rechtliche Maßstäbe für die Erbringung von
Arbeitsgelegenheiten für Arbeitssuchende nach § 16 Abs. 3
SGB II.
Artikel von Utz Krahmer und Helga Spindler
aus dem Nachrichtendienst 1/2005 des Deutschen Vereins für Öffentliche
und Private Fürsorge bei Tacheles
- "Ein-Euro-Jobs in Bildungseinrichtungen"
Pressemitteilung
der GEW Niedersachsen
vom 24. 1. 2005
Aus dem Text: „…Einen Beitrag zum Abbau der Arbeitslosigkeit
und zur Schaffung regulärer Beschäftigungsverhältnisse
leisten diese Maßnahmen nach Auffassung der GEW nicht. Die GEW
Niedersachsen lehnt den Einsatz von Personal an Schulen und anderen
Bildungseinrichtungen auf 1-Euro-Job-Basis entschieden ab. (…)
Die GEW fordert die Personalräte auf, mit allen ihnen zur Verfügung
stehenden rechtlichen Mitteln den Einsatz von Arbeitslosen auf 1-Euro-Job-Basis
zu verhindern….“
- Ein Job wie jeder andere
Hartz IV macht's möglich: Die Vermittlung von langzeitarbeitslosen
Frauen ins Rotlicht-Milieu. Rechtlich gibt es keine Untergrenze der
Zumutbarkeit bei der Jobvermittlung. Arbeitsagenturen legen sich - noch
- eine Selbstbeschränkung auf. Artikel
von Kai von Appen in der taz
Hamburg
vom 18.12.2004.
Aus dem Text: „…Seit 2002 ist der Beruf der Prostituierten
legalisiert. Die Tätigkeit der Sexarbeiterin ist damit ein Job
wie jeder andere. Also bestünde für die Agentur für Arbeit
kein Grund, nach der neuen Hartz IV-Gesetzgebung nicht in den Bereich
"sexueller Dienstleistungen" zu vermitteln. "Der Beruf
gilt gesetzlich nicht mehr als sittenwidrig", erläutert Mechthild
Garweg, Fachanwältin für Familien- und Sozialrecht, die in
Qualifizierungsgesellschaften Leute auf die Erwerbslosigkeit vorbereitet.
"Es gibt juristisch keinen Hinderungsgrund, in diesen Dienstleistungsbereich
zu vermitteln." Wenn eine Muslimin im Schlachthof Schweinefleisch
verarbeiten, ein junger Mann sich als Nacktputzer und eine ehemalige
Call-Center-Mitarbeiterin sich in der Telefonsexagentur verdingen müsse,
"warum soll dann von einer erwachsene Frau nicht verlangt werden,
ihr Einkommen durch kommerzielles Vögeln zu erzielen", fügt
Garweg provozierend hinzu. "Strafrechtlich gibt es auch keine Barrieren,
höchstens kulturelle, gesellschaftliche und moralische Hemmungen."
Das muss nach interner Recherche unter Experten auch DGB-Sprecherin
Falk eingestehen. "Es gibt tatsächlich keine Untergrenze bei
der Zumutbarkeit", bestätigt sie, "da hat es der Gesetzgeber
versäumt, Normen zu schaffen." Trotzdem setzt sie auf Einsicht.
"Es herrscht hoffentlich Konsens, dass dies nicht durchsetzbar
ist." Es gibt auch einen anderen Aspekt. "Bordelle und Prostituierte
zahlen Arbeitslosen-, Kranken- und Sozialversicherung, dann haben sie
auch ein Recht auf Vermittlung durch das Arbeitsamt", klagt Stephanie
Klee vom Bundesverband sexueller Dienstleistungen bisher Versäumtes
ein. Alles andere "ist eine Diskriminierung von Prostituierten"….“
Siehe dazu auch:
'Germany: If you don't take a job as a prostitute, we can stop
your benefits'
Article
by Clare Chapman in the Telegraph
30/01/2005)
Und im LabourNet bereits vom Juli 2004:
Hartz IV heiß auf billigen Sex
Ein Kommentar
von Bjørn Jagnow
- Wansleben oder Sri Lanka
Der Staat liefert die Zwangsarbeiter und erhält im Gegenzug eine
Verwaltungsgebühr. Artikel
von Hans Thie in Freitag
vom 14.01.2005
Und zur Erinnerung in diesen Zusammenhang:
- Übereinkommen
Nr. 29 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO)
(Auszug) vom 28. Juni 1930 über Zwangs- oder Pflichtarbeit vom
1. Juni 1956 (BGBL. II 1956, 640 / in der BRD in Kraft getreten am 5.
Juni 1957
c) Leistungen
und Auswirkungen
- Ein Monat Hartz IV – eine erste Bilanz.
Erwerbslosenverbände weisen auf gravierende Mängel des neuen
Leistungsrechts hin.
Einen Monat nach der Einführung des Arbeitslosengeldes II gibt
es keinen Grund zur Schönfärberei. Die Koordinierungsstelle
gewerkschaftlicher Arbeitslosengruppen (KOS), die Bundesarbeitsgemeinschaft
der Erwerbslosen- und Sozialhilfeinitiativen e.V. (BAG-SHI) und der
Erwerbslosen- und Sozialhilfeverein Tacheles e.V. monieren, dass viele
Problemlagen von offizieller Seite heruntergespielt werden. Die massiven,
gesetzlich vorgegebenen Verschlechterungen für Erwerbslose würden
durch zahlreiche Pannen bei der Umsetzung und eine rechtswidrige Leistungsgewährung
zusätzlich verschärft. Vielfach seien existenzielle Notlagen
für betroffene Erwerbslose die Folge... Pressemitteilung
zur gemeinsamen Bilanz von KOS, BAG-SHI und Tacheles
nach einem Monat Hartz IV vom 01.02.2005. Siehe dazu:
- Das Patriarchat in Aktion
„Ins Troisdorfer Frauenhaus flüchten Frauen aus ganz
Deutschland vor häuslicher Gewalt. Bislang können sie vor
Ort auch Sozialhilfe beantragen. Hartz IV hat solche Fälle allerdings
nicht vorgesehen. Wenn Frauen in ein Frauenhaus fliehen, können
sie bislang Sozialhilfe beantragen. Wenn am 1. Januar Sozial- und Arbeitslosenhilfe
gemäß Hartz IV zum Arbeitslosengeld II zusammengelegt werden,
ist mit diesem System Schluss. "Wir sind bei der Hartz-Gesetzgebung
schlicht vergessen worden", klagt Monika Engin, Mitgeschäftsführerin
im Frauenhaus Troisdorf….“ Artikel
von Dirk Eckert in der taz Köln
vom 1.10.2004
- Erste Musterklage zur 58er-Regelung bei Hartz IV anhängig.
Pressemitteilung
des Sozialverband Deutschland e.V. (SoVD)
vom 25.1.05
d) Wohnen
Schnüffelbogen in NRW
Münster: ALG-II-Antragsteller sollte Zusatzformular
zu seinen Wohn- und Lebensverhältnissen ausfüllen. Datenschützer
bezweifelt Rechtmäßigkeit des Vordrucks
Artikel
von Andreas Grünwald in junge Welt
vom 25.01.2005. Darin dokumentiert: Zusätzlicher Fragebogen „Niederschrift
zu den Wohn- und Lebensverhältnissen“
Aus dem Text: „… So ein Formular hatte er noch nie gesehen.
Nirgendwo gab es einen Vermerk, wofür die Angaben nützlich sein
könnten, oder einen Hinweis auf Rechtsvorschriften. Die Fragen hingegen
sind sehr detailliert: »Können Sie gelegentlich, zum Beispiel
wenn Sie Besuch empfangen, auch die Räume ihres Mitbewohners nutzen?«
lautet eine der Fragen. Könnten »gelegentlich« auch Gegenstände
des Mitbewohners genutzt werden? Habe man sich »in einer Notlage«
schon mal gegenseitig unterstützt?...“
e) Zitate
zum Thema
Unzitat des Tages:
»Ich käme mit 345 Euro über
die Runden«
Klaus Brandner, wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischer Sprecher der
SPD-Bundestagsfraktion und seit 1988 Geschäftsführer und 1.
Bevollmächtigter der IG Metall Gütersloh, im Interview
von Ralf Wurzbacher in Junge Welt
vom 17.01.2005: „SPD-Politiker findet »Hartz IV« voll
in Ordnung. Eventuell kleinere Nachbesserungen – mehr aber nicht.
Ein Gespräch mit Klaus Brandner.“
II. Diskussion > (Lohn)Arbeit > jenseits
der "Arbeitsgesellschaft" - Diagnose und Perspektiven > Existenzgelddebatte
- "Gegen den Trend: Perspektiven eines bedingungslosen
Grundeinkommens nach Hartz IV"
Text
des Vortrags von Katrin Mohr auf dem Workshop „Chancen eines Grundeinkommens
nach Hartz IV“
beim 2. Treffen des deutschen Netzwerks Grundeinkommen am 11./12.12.2004
in Berlin
- Grundeinkommen – demokratisches Bürgerrecht für
wirkliche Freiheit
Text
der Rede von Prof. Dr. Franz Segbers ,
Diakonie in Hessen und Nassau, Referent für Ethik, gehalten in
der Katharinenkirche/Frankfurt am 16.12.2004
- Das "Netzwerk
Grundeinkommen" hat neue SprecherInnen
III. Vernetzungsinitiative der Gewerkschaftslinken
> Veranstaltungen
Nachbereitung der Konferenz „Jenseits von
Standort- und Wettbewerbsfähigkeit! 6. bundesweites Treffen der Gewerkschaftslinken
am 14./15. Januar 2005 in Stuttgart“
Sozialkahlschlag braucht Gegenwehr!
Die Abschlusserklärung
des Kongresses der Gewerkschaftslinken
IV. Branchen > Dienstleistungen > Callcenter
MCS, Subunternehmen der Telekom, hat mehr als 300
Beschäftigten in Berlin gekündigt
„Am 31. Januar hat die MultiCom Services GmbH
(MCS) ihren mehr als 300 Beschäftigten zum 28. Februar gekündigt.
Der Betriebsrat wurde weder über die am 26. Januar beim Arbeitsamt
angemeldeten Massenentlassungen noch über die Kündigungen als
solche informiert. Betriebsversammlungen, die auf Grund dieser Situation
einberufen wurden, wurden von dem Geschäftsführer Thomas Weisser
auf dem Betriebsgelände und zu den vorgesehen Zeiten untersagt. Um
dies zu untermauern kam er bereits zu Dienstbeginn in Begleitung von breitschultrigen
Security-Kräften ins Gebäude….“ FAU-Presseerklärung
vom 03.02.05
V. Branchen > Sonstige > Nahrungsmittelindustrie
KollegInnen der Eichbaum Brauerei in Mannheim in
unbefristetem Streik!
- Streik bei Mannheimer Eichbaum-Brauerei. Freiberger Brauhaus AG in
Freiberg (Sachsen) wurde unter Actris-AG gewerkschaftsfreie Zone
Seit vergangenen Donnerstag wird die Mannheimer Eichbaum-Brauerei bestreikt.
Die rund 350 Beschäftigten des Betriebs im Stadtteil Käfertal
folgten damit einem Aufruf der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten
(NGG) zum unbefristeten Ausstand.
Artikel
von Hans-Gerd Öfinger in ND
vom 03.02.05
- Fotos vom Streik wurden uns dankenswerterweise von Helmut Roos zur
Verfügung gestellt. Siehe
unsere Bilderseite.
Lieber Gruss, Mag und Ralf
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils
aient ou non un emploi
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