liebe KollegInnen,
Neu im LabourNet Germany am Mittwoch, 22.
Dezember 2004:
I. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Realpolitik
/ ALG
II
a) Leistungen
und Auswirkungen
- BA zahlt in Notlagen Vorschuss auf Arbeitslosengeld II. Arbeitslose
bekommen Geld auch ohne Antrag
„Die Bundesagentur für Arbeit (BA) wird bedürftigen
Langzeitarbeitslosen Anfang Januar auch dann Geld auszahlen, wenn diese
keinen Antrag auf das neue Arbeitslosengeld II gestellt haben. Die BA
sei als Trägerin der Grundsicherung für Arbeitslose verpflichtet,
„bei Vorliegen einer akuten Notlage eine Soforthilfe zu gewähren“,
heißt es in einer Geschäftsanweisung der Behörde, die
dem Handelsblatt vorliegt. Die Sofortzahlung soll in Form eines Vorschusses
bar ausbezahlt werden, bestätigte ein BA-Sprecher. Seine Höhe
hänge vom Einzelfall ab. Bisher hatten die BA und das Bundeswirtschaftsministerium
stets darauf verwiesen, dass Langzeitarbeitslose, die ihren Antrag für
das Arbeitslosengeld II nicht rechtzeitig abgegeben haben, Anfang Januar
keine Leistung erwarten können. Die Antragsfrist war in der vergangenen
Woche abgelaufen….“ Artikel
von Helmut Hauschild in Handelsblatt vom 22.12.04
- Und zu der angeblich neuen Erkenntnis, dass Sozialhilfeempfänger
keinesfalls Gewinner durch Hartz IV sind, verweisen wir auf 2 ältere
Beiträge:
- Das Hexeneinmaleins der Bundesregierung. Seine
»Sozialreformen« sind gar nicht so unsozial, sagt Bundeskanzler
Gerhard Schröder, Sozialhilfeempfänger würden bessergestellt.
Walter Spilka aus Erfurt hat nachgerechnet und stellt fest: Im Prinzip
stimmt’s, allerdings ... Artikel
von Walter Spilka in junge Welt vom 02.10.2004
Aus dem Text: „Guten Tag! Ich bin alleinerziehender Sozialhilfeempfänger
und möchte Sie einladen, sich anzusehen, wie sich »Hartz
IV« auf meine Haushaltskasse auswirkt. (…) Nun ist es
endlich klar: Jeder, der länger als ein Jahr arbeitslos ist,
wird ab 2005 als Arbeitsverweigerer identifiziert. Die als Besserstellung
der Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger angepriesene
Einführung des Arbeitslosengeldes II ist also tatsächlich
eine massive Kürzung der Sozialbezüge unter das Lebensnotwendigste,
und mit diesen stark gekürzten Beträgen sollen auch die
bisherigen Arbeitslosenhilfeempfänger auskommen….“
- Berechnung des zukünftigen Alg II im Vergleich mit
der Sozialhilfe bis Jahresende und ab 1.1.04. (am Beispiel Frankfurt/M.).
Ausarbeitung
von Christa Sonnenfeld
– bereits seit Januar 2004 im LabourNet veröffentlicht….
b) Ein-Euro-Jobs
- "Ein-Euro-Jobs sind gut für die Statistik und mies
für die Arbeitslosen", sagt Gaby Gottwald. Ab dem
1. Januar gibt es keine ABM mehr, dafür Ein-Euro-Jobs. Funktionieren
wird das nicht. Interview
von Annette Jensen in der taz vom 22.12.2004
Aus dem Text: „taz: Frau Gottwald, Sie leiten einen Beschäftigungsträger
und haben entschieden, Ende 2004 dichtzumachen. Warum? Gaby Gottwald:
Es wird nur noch Ein-Euro-Jobs geben im nächsten Jahr - und wir
finden das sozialpolitisch unverantwortlich, arbeitsmarktpolitisch sinnlos
und betriebswirtschaftlich rechnet sich das auch nicht für uns.
Deshalb machen wir da nicht mit….“
In der uns vorliegenden Mitteilung über die Einstellung der Projekttätigkeit
zum 31.12.2004
durch Abakus - Gesellschaft für Arbeit, Berufsausbildung, stadtteilbezogene
Kulturarbeit und soziale Integration Hamburg mbH – heisst es:
„…die ABAKUS GmbH stellt zum 31.12.2004 ihre gesamte
Projekttätigkeit ein, in deren Rahmen bisher Langzeiterwerbslose
auf der Basis des SGB III und des BSHG sozialversicherungspflichtig
befristet beschäftigt und qualifiziert wurden. Der Grund für
die bis Ende 2005 beabsichtigte komplette Betriebsschließung ist
naheliegend: Der profunde Wechsel in der Arbeitsmarktpolitik entzieht
einer arbeitsmarktpolitisch sinnvollen und sozialpolitisch akzeptablen
integrationsorientierten Arbeit mit Langzeiterwerbslosen die betriebswirtschaftliche
Basis. Die ausschließliche Ausrichtung der Tätigkeit eines
Beschäftigungsträgers auf die Umsetzung von Hartz IV in Form
der Ein-Euro-Jobs wird zudem von ABAKUS weder als zweckmäßige
arbeitsmarktpolitische Maßnahme angesehen, noch als sozialpolitisch
vertretbarer Umgang mit dem Personenkreis….“
- Ein-Euro-Job als Strohhalm? n Berlin trafen sich
Betroffene von »Hartz IV« und Ein-Euro-Jobs zum zweiten
Mal, um nach Möglichkeiten der Selbstorganisation und des Widerstandes
zu suchen. Bericht
von Hans Springstein in junge Welt vom 22.12.2004
II. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Realpolitik
/ Leiharbeit:
PSA und andere Sklavenhändler
a) Arbeitsbedingungen
in der Leiharbeit/PSA
Auf Leiharbeit in Mecklenburg-Vorpommern. Was man
bei der Bundesagentur für Arbeit alles erleben kann
„Wer eine Reise macht, der hat hinterher viel
zu erzählen. Und wer zum Arbeitseinsatz nach Mecklenburg-Vorpommern
verbracht wird, der kann etwas erleben. Und zwar etwas so Unglaubliches,
dass wir die Geschichte selbst erst nicht so recht glauben konnten. Inzwischen
liegen uns aber Dokumente (Verträge, Schriftwechsel usw.) vor, die
den Vorgang in weiten Teilen belegen. Dass manches von den Betroffenen
vielleicht etwas übertrieben dargestellt worden ist, das mag sein,
ist aber angesichts der Geschehnisse wohl verständlich….“
Artikel
von Ernst Corinth in telepolis vom 13.12.2004
Aus dem Text: „Tatort ist eine Fischfabrik in einer Region Mecklenburg-Vorpommerns,
wo die Arbeitslosenquote bei rund 25 Prozent liegt. Und dennoch schickt
eine bundesweit operierende und mit der Bundesagentur für Arbeit
kooperierende Personal Service Agentur (PSA) acht Berliner Frauen Anfang
Dezember zum Arbeiten genau dorthin in eine Fischfabrik. Darunter ist
auch Bettina Beier….“
b) Gesetzeslage
der Zeitarbeit
Gewerbepolitische Forderungen des Bundesverbandes
Zeitarbeit
„Der Anteil der Zeitarbeitnehmer beträgt rund
1% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Allerdings könnten
die Zeitarbeitunternehmen viele tausend Mitarbeiter mehr einstellen, wenn
einige Gesetzesbestimmungen praxisgerecht modernisiert werden….“
Aus dem Wunschzettel
beim BZA :
„1. Abschaffung des „Equal Treatment“ und des faktischen
Tarifzwangs (§ 3 Abs. 1 Nr. 3 AÜG ) Ziel: Wiederherstellung
der Vertragsfreiheit zwischen Zeitarbeitunternehmen und Mitarbeiter
2. Erweiterung des Teilzeit- und Befristungsgesetzes (§ 14 Abs. 1
u. 2 TzBfG)
3. Abschaffung allgemeinverbindlicher Tarifpflicht für die Zulassung
von Zeitarbeit im Bauhauptgewerbe (§ 1 b AÜG)
4. Wegfall der Verpflichtung zur Zahlung von Mindestentgelten eines allgemeinverbindlichen,
unter das Entsendegesetz fallenden Tarifvertrages (§ 1 Abs. 2a AEntG)
5. Abschaffung der Personal-Service-Agenturen (PSA) (§ 37c SGB III)
Ziel: Keine subventionierte Konkurrenz zu etablierten Zeitarbeitunternehmen.
6. Kurzarbeitergeld gem. §§ 169 ff SGB III auch für Zeitarbeitnehmer
einführen
7. Keine Wahlberechtigung der Zeitarbeitnehmer im Kundenbetrieb (§
7 S. 2 BetrVG)…“ Sonst noch Wünsche?
III. Branchen: Medien/IT / Telekom
Tarifrunde T-Mobile: „Arbeitgeber provozieren
Verschärfung. Das geht nicht: Ultimatum nach drei Verhandlungen!“
Ver.di-Informationen
vom 22.12.2004 .
Beschäftigte von T-Mobile protestieren am heutigen Mittwoch bundesweit
gegen den Verhandlungsstil ihres Arbeitgebers. Sie folgen einem Aufruf
der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft
IV. Branchen:
Auto
a) DaimlerChrysler
Bremen
Kollegeninfo – Kollegen von Daimler informieren -
Ausgabe 475 vom 16. Dezember 2004 als
html-Version
und als
pdf-Datei .
U.a. im Text: „und genau dazu brauchen wir Sie nicht:
„Bochum war die Wiedergeburt der Gewerkschaften als Ordnungs-
und Gestaltungsmacht. Nicht die Belegschaft hat danach gerufen, sondern
die Unternehmensführung. Das Opel-Management rief die IG Metall als
Feuerwehr zu Hilfe, um den Brand zu löschen.“
aus: „Kölner Stadtanzeiger“ vom 22 Oktober 2004“
b) Opel
Bochum
Rainer Einenkel: »Wir hatten die Illusion,
korrigieren zu können«
„Die kämpferische Bochumer Belegschaft konnte
nicht verhindern, dass bei Opel insgesamt 9 500 Stellen abgebaut werden,
rund ein Drittel davon durch Vorruhestandsregelungen und Outsourcing.
Zwar spricht der Gesamtbetriebsrat von einem Verhandlungserfolg, doch
die meisten der 6 500 Mitarbeiter, die freiwillig und gegen Abfindung
in »Beschäftigungsgesellschaften« wechseln sollen, dürften
sich nach einem Jahr auf dem Arbeitsamt wieder finden. Der stellvertretende
Vorsitzende des Bochumer Betriebsrats, Rainer Einenkel, sieht die Gefahr
betriebsbedingter Kündigungen nicht gebannt. Deshalb hat er in der
vorigen Woche angeboten, von seinem Amt zurückzutreten. Nach ihm
trat der Betriebsratsvorsitzende Dietmar Hahn aus, wie es hieß,
gesundheitlichen Gründen zurück…“ Mit
Rainer Einenkel sprach Deniz Yücel in Jungle World vom 22. Dezember
2004
Nach seinem Rücktritt als stellv. BRV und dem Rücktritt
des BRV Hahn ist Einenkel nun der neue BRV in Bochum… Zu ersten
(subjektiven) Bewertungen siehe diverse Aussagen in unserem Forum
zu Opel….
V. Branchen: Dienstleistung / Call Center
/ Unternehmen
Sie waren die Auskunft
„Vier Jahre lang erreichte man unter der Nummer
11 8 33 ein Call Center in Berlin-Spandau. Jetzt soll es abgewickelt werden,
und die MitarbeiterInnen sollen »freiwillig« gehen. Dort herrscht
inzwischen ein furchtbares Betriebsklima.« Klaus Tönnemann,
ein ehemaliger Mitarbeiter des Call Centers MultiCom Services (MCS), ist
entsetzt über die Abwicklung seines Betriebes. Er war einer der wenigen,
die sich für die Einführung minimaler arbeitsrechtlicher Standards
in dem Call Center eingesetzt hatten. »Momentan wird versucht, alle
elegant und billig loszuwerden.«…“ Artikel
von Martin Kröger in der Jungle World vom 22. Dezember 2004
VI. Branchen: Bergbau
Zehn Jahre Tower Colliery. Sozialismus in 300 m
Tiefe
Im ehemaligen Kohlerevier Südwales gibt es nur noch
eine Zeche. Sie wird von den Bergarbeitern verwaltet, die ihren Job behielten,
weil sie etwas riskierten. Artikel
von Pit Wuhrer in der WOZ vom 16.12.2004
VII. Kosovo und andere Kriege / Irakkrieg
»Praktisch keiner will in den Irak«.
Auch in Deutschland weigern sich immer mehr US-Soldaten,
in das Kriegsgebiet verlegt zu werden. Das Beratungsbüro »Military
Counceling Network« hilft ihnen. Ein
Gespräch mit David Stutzman von Rüdiger Göbel in junge
Welt vom 09.12.2004
David Stutzman berät beim »Military Counceling Network«
(MCN) in der BRD stationierte US-Soldaten über ihre Rechte und Möglichkeiten,
sich dem Militärdienst wieder zu entziehen. Telefon-Hotline für
GIs: 06223-47506. Email: mcn@dmfk.de,
Internet: www.getting-out.de
VIII. Solidarität
gefragt! Palästinensischer Flüchtling akzeptiert die Einschränkung
der Bewegungsfreiheit in Deutschland nicht
Residenzpflicht vor Gericht – eine Rekonstruktion.
„Ich kann dieses Gesetz leider nicht kippen. Sie sind jetzt frei,
die Residenzpflicht bleibt aber für Sie auch in Zukunft ein Problem…“
Protokoll
vom Residenzpflicht-Prozess am Landgericht Erfurt in zweiter Instanz.
Erster
Verhandlungstag, 13.12.2004, anhand mehrerer Mitschriften möglichst
wahrheitsgetreu erstellt
Eine Leseempfehlung auch in Sachen „Sachbearbeiter,
Ermessensspielräume und persönliche Vernatwortung“
IX. Diskussion: (Lohn)Arbeit / sozialpolitische
Aktionen und Proteste / Agenturschluss
- Vorweg eine schlechte Nachricht: es können leider keine weiteren
T-Shirts mehr gedruckt werden…
- „Wir haben mehr vom Leben als von der Arbeit“
Agenturschluss bei Hartz IV-Start. Artikel
von Tom Binger. Es ist die Langfassung von “Montag ist Unruhetag.
Am 3. Januar will die Kampagne »Agenturschluss« Arbeits-
und Personal-Service-Agenturen in ganz Deutschland blockieren und besetzen“
in der heutigen Jungle World
dezentral:
Agenturschluss nun in 42 Städten
- Giessen: Kundgebung der "Gruppe Agenturschluss"
im Foyer der Agentur für Arbeit mit offenem Megaphon ab 10Uhr.
- Köln: nächstes Vorbereitungstreffen: 28.12.
um 19:30 Uhr im SSK, Ehrenfeld, Liebigstr 25. Nach dem Agenturschluss:
13.1.05 um 20 Uhr im LC, Ludolf-Camphausen-Str.36
- Leipzig: Treffpunkt am 3.1.05 ab 8:00 vor und in
der Arbeitsagentur Leipzig (Georg-Schumann-Str. 150)
- Hanau: „Das Hanauer Sozialforum und der Erwerbslosenkreis
werden sich auch mit einer Aktion an der Initiative am 3.1.05 beteiligen.
Beginn ab 8:30 Uhr vor der Arbeitsagentur in Hanau (direkt gegenüber
dem Hauptbahnhof). Für 9:00 Uhr hat die Agentur ihre KundInnen
zu einem Hartz IV-Info-Termin geladen, an dem wir natürlich auch
teilnehmen wollen. Kommt zahlreich!“
- Münster: Agenturschluß in Münster:
Kundgebung 9.00 - 12.00 Uhr an der Arbeitsagentur Wolbecker Straße/Ecke
Sternstraße, Kaffee von der Gruppe BASTA, Kekse von der WIGA,
Redebeiträge vom Bündnis Besser Leben, ATTAC Münster
u.a., Echt offenes Mikrophon,
Musik vom Münsteraner Liedermacher BAXI, Infostand des Infoladen
Bankrott und der FAU, Ideenbörse: Wie weiter mit dem Widerstand?...
- Hamburg: das Hamburger Agenturschlussbündnis
hat nun auch eine Kontaktmailadresse:
agenturschluss_hh@yahoo.de
X. Diskussion: (Lohn)Arbeit / sozialpolitische
Aktionen und Proteste / regionale
Anti-Hartz & Co-Bündnisse
Mit Aktualisierungen aus Bochum, Heide (Holst.), Mannheim
und Köln
Lieber Gruss, Mag
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils
aient ou non un emploi
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