Bosch Brasilien
- Solidarität mit den verfolgten ArbeiterInnen vom Bosch-Konzern in Brasilien
Bosch, deutscher Automobilzulieferer, greift die Mitglieder der internen Kommission für Arbeitssicherheit (CIPA) von Bosch-Campinas im Bundesstaat São Paulo an. Emilio Astuto, in Vetretung von CSP-CONLUTAS, hat den Text der Solidaritätskampagne für die Mitglieder der Internen Kommission für Arbeitssicherheit (CIPA) des Bosch-Konzerns in Campinas, Bundesstaat São Paulo, Brasilien, übersetzt. Die KollegInnen fragen nach Solidaritätserklärungen und Protestschreiben und bedanken sich dafür. Der vollständige Text
- Bosch Brasilien: Arbeitssicherheit öffentlich diskutieren? Verboten!
Bosch Campinas (in der Nähe von Sao Paulo) wird einmal mehr umstrukturiert - und da stören Stimmen aus der Belegschaft, die das kritisch sehen. Deswegen soll nach Willen des Unternehmens jetzt ein Strafbefehl von rund 45.000 Euro an drei Mitglieder und vier ehemalige Mitglieder der CIPA erlassen werden. Die CIPA ist nach brasilianischen Arbeitsgesetzen nach wie vor (obwohl es inzwischen zahlreiche Betriebsräte mit ähnlich eingeschränkter Funktion wie in der BRD gibt) die einzige im Betrieb gewählte Vertretung der Belegschaft und für Arbeitssicherheit und -gesundheit verantwortlich. Grund der Verfolgung: Die Betriebszeitung "Cipeiros de Luta", die die Verfolgten herausgeben, habe Betriebsgeheimnisse verraten und vor allem verleumdet, was die Belegschaft, zumindest die Mehrheit der 5.000 Beschäftigten, offensichtlich anders sieht. Der Lagebericht "Bosch, autopeças alemã, ataca grupo de cipeiros de Campinas (SP)" vom 28. Februar 2012 (den wir hiermit kurz zusammengefasst haben) auf der Seite von CSP-Conlutas, samt Solidaritätsaufruf.
Sklavenarbeit in Brasilien: Die "schmutzige Liste"
Die Wirtschaft in Brasilien wächst, doch viele Firmen nutzen ihre Mitarbeiter gnadenlos aus. In 294 Unternehmen wurde Sklavenarbeit entdeckt. Artikel von Jürgen Vogt in der TAZ vom 04.01.2012 . Aus dem Text: „(…) Die Firmen, die auf der „schmutzigen Liste“ stehen, erhalten von den staatlichen Kreditinstituten keine Gelder mehr. Zudem werden alle Firmen vor einer Zusammenarbeit mit den angezeigten Betrieben gewarnt. Außerdem werden ihre Produkte von den Unternehmen boykottiert, die sich zu einem Pakt gegen Sklavenarbeit zusammengeschlossen haben. Wer von der Liste gestrichen werden möchte, muss die arbeitsrechtlichen Bedingungen erfüllen und die verhängten Geldbußen zahlen. Diese machten 2011 immerhin eine Gesamtsumme von rund 2,2 Millionen Euro aus.“ Siehe dazu auch:
- Die gute Nachricht ist: In Brasilien wird kontrolliert - Eine Liste zeigt Wirkung
„Wenn das brasilianische Arbeitsministerium eine Liste mit knapp 300 Unternehmen präsentiert, in denen Menschen unter sklavenartigen Bedingungen gearbeitet haben, dann zeigt dies sprichwörtlich nur die Spitze des Eisbergs. Es sind lediglich die Firmen und deren verantwortliche Chefs, die sich haben erwischen lassen. Nicht nur in Brasilien, weltweit schuften Millionen von Kindern, Frauen und Männern unter erbarmungswürdigen Bedingungen…“ Kommentar von Jürgen Vogt in der TAZ vom 06.01.2012
- Firmen behandeln Arbeiter wie Sklaven
„Das brasilianische Arbeitsministerium prangert 300 Firmen für skandalöse Arbeitsbedingungen an. Auf Farmen, in der Textilindustrie und der Bauwirtschaft schuften Arbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen - auch Minderjährige…“ Artikel von Wolfgang Kunath in der Frankfurter Rundschau vom 06.01.2012
»Tausende kämpfen für den Rückzug der Polizei«
Seit zwei Wochen streiken die Studierenden an der Universität von São Paulo (Brasilien). Ein Interview von Wladek Flakin mit Diana Assunção , Vorsitzende der Gewerkschaft der Nicht-Akademischen Arbeiter an der Universität von São Paulo (SINTUSP), zuerst erschienen in jungeWelt vom 19.11.11, auf Womblog vom 19.11.2011
Verheerende Arbeitsbedingungen: Zara soll Zwangsarbeiter beschäftigen
„Gegen die Modekette Zara erhebt die Staatsanwaltschaft schwere Vorwürfe: So sollen in einem Betrieb in São Paulo Arbeitnehmer unter Bedingungen beschäftigt werden, die an Sklaverei grenzten. Der Mutterkonzern Inditex räumt inzwischen Unregelmäßigkeiten ein…“ Meldung auf N-TV vom 18.08.2011
Frauen wollen Karneval protestierend feiern: Tausende Gewerkschafterinnen wollen kreativ für ihre Rechte demonstrieren. Karnevalsdienstag ist internationaler Frauentag
„Tausende Frauen des brasilianischen Gewerkschaftsdachverbands CUT wollen am internationalen Frauentag am 8. März den Karnevalsdienstag protestierend feiern. Dies kündigte die Gewerkschaft auf ihrer Internetseite an. Die Gewerkschafterinnen beabsichtigen, an den landesweiten Feierlichkeiten mit Kostümen, Plakaten, Sprechchören, Darbietungen und Transparenten teilzunehmen und auch eigene Karnevalsblöcke zu formieren. Die Proteste richten sich gegen Praktiken ungleicher Entlohnung für gleiche Arbeit bei Frauen im Vergleich zu Männern. Die Gewerkschafterinnen fordern auch eine Anhebung des gesetzlichen Mindestlohnes…“ Artikel von Christian Russau vom 07.03.2011 im Portal amerika21.de
Minimale Anhebung des Mindestlohns: Brasilianische Regierung riskiert den Bruch mit den Gewerkschaften
„Das brasilianische Abgeordnetenhaus hat am Mittwoch mit deutlicher Mehrheit für eine weitere minimale Erhöhung des Mindestlohns von derzeit 540 auf 545 Reais (rund 240 Euro) gestimmt. Im Gesetz wird festgeschrieben, den Mindestlohn bis 2015 jährlich anhand der Inflationsrate des abgelaufenen Jahres und des Wirtschaftswachstums der vergangenen beiden Jahre neu zu ermitteln. Die Anpassungen können durch Präsidialverordnung erfolgen, bedürfen also keiner neuerlichen Abstimmung im Parlament. Die liberale Oppositionspartei »Democratas« (DEM) hatte eine Anhebung auf 560 Reais vorgeschlagen. Eine Erhöhung auf 600 Reais, wie von der sozialdemokratischen PSDB gefordert, war schon zuvor abgewiesen worden. Auch den Senat, wo das Lager der regierenden Arbeiterpartei (PT) ebenfalls eine Mehrheit besitzt, dürfte das Gesetz problemlos passieren. (…) Das Gesetz ist indes höchst umstritten und hat zum Zerwürfnis zwischen der Regierung der neugewählten Präsidentin Dilma Rousseff und den Gewerkschaften geführt. Diese fordern eine Anhebung des Mindestlohns auf mindestens 580 Reais und werfen Rousseff den Bruch ihrer Wahlkampfversprechen vor…“ Artikel von Andreas Knobloch im Neues Deutschland vom 18.02.2011
Ethanolproduktion
- Ethanolsprit aus Brasilien: Blut im Tank
Die Industriestaaten kaufen im großen Stil Biosprit aus Brasilien. Der Treibstoff, hergestellt aus Zuckerrohr, gilt als äußerst preiswert. Doch die Produktion geht auf Kosten der Plantagenarbeiter. Der Menschenrechtsaktivist Pater Tiago spricht im Spiegel-Online-Interview vom 23.01.2009 über die Schattenseiten des Ethanol-Booms.
- São Paulo: Tote in der Ethanolproduktion
„Tödliche Arbeitsunfälle, Infarkte, Vergiftungen: Der Preis für die Ethanolgewinnung in Brasilien. Gut 50% der Arbeitskräfte sind ImmigrantInnen, die zudem unter menschenunwürdigen Bedingungen schuften und denen weder Schutzkleidung noch angemessene Arbeitsgeräte zur Verfügung gestellt werden…“ Artikel von Maria Luisa Mendonça , Journalistin und Koordinatorin des Sozialen Netzes für Gerechtigkeit und Menschenrechte, auf Indymedia vom 11.11.2007. Die Übersetzung erfolgte von tierra
Gegen "Emenda 3 " - und ein Volk
von "selbstständigen" Elenden
Die Unternehmer sind dafür, die Medien auch -
und die Mehrheit der Abgeordneten. Die Gewerkschaften - alle Gewerkschaften
- sind dagegen, und Präsident Lula hat sein Veto eingelegt
gegen die verabschiedete Emenda 3. Was unter einem neutralen Namen
daherkommt, bedeutet eine grundlegende Umwidmung der Arbeitswelt:
Prinzipiell soll damit jede Arbeitsbeziehung von einem Beschäftigungsverhältnis
in ein Vertragsverhältnis verwandelt werden, Auseinandersetzungen
wären dann Sache eines Zivilprozesses. Und während die
Medienleute "überraschenderweise" gerade jetzt entdecken,
dass das Vetorecht des Präsidenten vielleicht eine Art Einschränkung
der Demokratie wäre - was ihnen etwa 1964 folgende nie eingefallen
ist - mobilisieren die Gewerkschaftsverbände zum Widerstand.
Dazu der Beitrag "Kampf
gegen Emenda 3 - Gegen Verschlechterung von Arbeitsverträgen
und gegen Scheinselbständigkeit" sowie eine Solidaritätserklärung
und ein Soliaufruf an den DGB von der Hattinger Tagung Gewerkschaftliche
Brasilienarbeit vom 3. Juni 2007.
Kampf der Belegschaft von
CIPLA
- Bundespolizei überfällt selbstverwalteten
Betrieb
Seit fünf Jahren verwaltet die Belegschaft von
CIPLA ihren betrieb selbst - gegen alle Widerstände und Hindernisse
(etwa, dass das neue Unternehmen die Schulden des alten Privatbetriebes
bezahlen sollte). Am Donnerstag, den 31. Mai nun eine neue, diesmal
ganz andere Schwierigkeit: In den frühen Morgenstunden drangen
150 schwerbewaffnete Bundespolizisten in den Betrieb ein und blieben
da und nahmen einige Kollegen fest - einstweilen ohne bekannte Begründung.
Die Belegschaft sowie die Belegschaften anderer selbstverwalteter
Betriebe im Bundesstaat São Paulo organisieren Solidaritätsaktionen,
inklusive Protestschreiben an den Minister Tarso Genro (der vielen
als Linker innerhalb der PT gilt). Der kurze (englische, hiermit
kurz zusammengefasste Aufruf "Solidarität
mit CIPLA" vom 31. Mai 2007, verbreitet über die Labour-L
Mailingliste.
- Arbeitszeitverkürzung in selbstverwaltetem
Betrieb
Besetzte und selbstverwaltete Betriebe haben auch
in Brasilien längst nicht Umfang und Bedeutung ähnlicher
Erscheinungen in der Landarbeiterbewegung - aber sie spielen auch
hier eine Rolle als Beispiel und Debatten-Katalysator. Weswegen
der in einer CIPLA-Vollversammlung gefasste Beschluss einer Arbeitszeitverkürzung
auf 30 Wochenstunden (angesichts einer realen 48 Stundenwoche) erst
recht zahlreiche und intensive Debatten hervorrufen dürfte.
Der (englische) Bericht "Historic
meeting of workers of Latin America – Cipla workers vote for
30-hour week" vom 11. Dezember 2006 bei "In Defense of Marxism".
"Tropical Karoshi"
So lautet der Titel eines Berichts des Arbeitssoziologen
Ricardo Antunes in Brasiliens zweitgrösster Zeitung "Jornal
do Brasil". Der Artikel insgesamt fasst eine Reihe aktueller
Kritiken an der Wirtschaftspolitik der Lula-Regierung zusammen und
verweist auf aktuelle Streikbewegungen sowohl im öffentlichen
Dienst als auch in der Metallindustrie. Vor allem aber handelt er
von den Lebensbedingungen der Arbeiter im "brasilianischen
Kalifornien" - auf den Zuckerrohrplantagen der Region um Riberão
Preto im Inneren des Bundesstaates São Paulo (eine Region,
deren Grundbesitzer durch das "Proalcool" Programm der
Militärdiktatur steinreich wurden). Neun Todesopfer gab es
im September diesen Jahres, gestorben an Überarbeitung. Kein
Stress japanischer Angestellter war es, der da tödlich wirkte.
12 Tonnen Zuckerrohr ist das Tagessoll eines solchen Tagelöhners
- was täglich etwa 9.700 mal mit dem machetenähnlichen
Werkzeug zuschlagen bedeutet...bei einem Tageslohn von dann etwa
10 Euros. Der (portugiesische, hiermit kurz zusammengefasste) Artikel
"O
Karoshi Tropical e a Velha República" von Ricardo Antunes im "Jornal do Brasil" vom 13. Oktober
2005
Leben im Müll. Leben vom Müll
Mindestens eines viertel Million Menschen in Brasilien
arbeiten als "catadores", Müllsammler für Recyclingfähiges
- Papier, Coladosen, Plastikflaschen (kaum Glasflaschen). "Was
früher ein eigentlicher Beruf war, ist bei der heutigen Massenarbeitslosigkeit
für Tausende zu einer Form des Überlebens geworden: der
Verkauf von aus dem Müll gefischten Altstoffen. In Kooperativen
organisiert, könnten die Catadores ihre Stellung in der Recycling-Industrie
stärken - theoretisch. Die Praxis sieht anders aus." -
so beginnt der lesenswerte Bericht "Auf
der Jagd nach der Coladose" von C. H. in der "Neuen Zürcher Zeitung" vom
28. September 2005.
"Motoboys: Manche sterben halt..."
Motorrad-Kuriere sind keine neue Erscheinung des immer
eiligeren Kapitalismus, zumindest in Südamerika nicht. Die
explosionsartige Zunahme von Menschen, die gezwungen sind, einen
der gefährlichsten Jobs der Gegenwart auszuüben, allerdings
schon. In Brasiliens drittgrösster Stadt Belo Horizonte gibt
es, bei 2,3 Millionen EinwohnerInnen (4,5 Millionen im Ballungsraum)
mindestens 35.000 Motoboys. Was eine Bankrotterklärung der
Autogesellschaft ist - und ein ständiger Gefahrenherd für
viele Menschen. Wie die Fahrer ihre Arbeit, ihr Leben und die Gesellschaft
sehen und erleben, was sie von Regierung und Gewerkschaften halten
- dazu: "Motoboys:
Manche sterben halt..." - eine Reportage über zwei
Tage auf dem Rücksitz des Adlers ("Aguiar Expresso").
Anwälte, Mediziner und Journalisten als
Straßenkehrer
300.000 Bewerbungen auf 1200 freie Stellen - wenn
die Stadt Rio de Janeiro Strassenkehrerjobs vergibt, bewerben sich
auch Akademiker. In einem Land, in dem Wirtschaftspolitik mit einer
offiziellen Arbeitslosenrate unter 10% gemacht wird - die vielleicht
auch nicht stärker gefälscht ist, als deutsche Statistiken,
wenn man davon absieht, dass mindestens 60% der Werktätigen
im informellen Sektor arbeiten - sieht man nicht nur in Rio überall
dort Schlangen von Menschen, wo es Jobs gibt. "Anwälte,
Mediziner und Journalisten als Straßenkehrer" eine Reportage von Klaus Hart im "Ostblog" vom 3.Mai 2005 |