![]() |
|
Home > Diskussion > EU > Wipo > Krise > Eurobonds > krise_bahl17 | |
Updated: 18.12.2012 15:51 |
Es wird unzumutbar: Jetzt kein Blick mehr für Merkels Krisen"gewurschtel"! Jedenfalls weit weg von der so um vieles klareren Problematisierung von Helmut Schmidt schritten Europa`s Regierende ein weiteres mal unter Anleitung von Angela Merkel zu "ihrer" Lösung der Euro-Krise am 9. Dezember 2011 in Brüssel, deren Konsequenzlosigkeit für die Krise m.E. die TAZ am klarsten wiedergab: "Merkel rettet die Euro-Krise" (www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=a1&dig=2011%2F12%2F10%
2Fa0136&c Es ist ganz klar, eine "Überwindung" des Krisengeschehens wird es so nicht geben. Es kostet einen schon enorme Überwindung auf dieses Schauspiel immer wieder hinzuschauen - ohne dass irgendein Lerneffekt erkennbar wäre: Immer mehr von demselben bleibt die Devise - auch wenn es immer deutlicher im puren Wahnsinn eines zuerst gespaltenen und dann "untergehenden" Europas endet. Ulrike Herrmann veranlasste diese absurde Vorstellung zu dem Ausruf: "Eine Europäische Schuldenbremse ist einfach der Wahnsinn: Sparen bis der Abschwung - auch bei uns - kommt." (www.taz.de/Kommentar-EU-Gipfel/!83473/ Und es bedarf wohl schon eines besonderen chefredakteurlichen Gemütes, um in dieser "Schei....be" auch noch wieder Goldkörner zu finden, weil der Euro doch noch nicht untergegangen ist - und somit durch Merkel auch immer noch einmal - per Eurobonds! - gerettet werden kann. (www.fr-online.de/meinung/leitartikel-wie-der-euro-gerettet-wird,1472602,11286408.html Nimm es mir also nicht übel, wenn ich auf dieses elende Gezerre in Richtung eines weiteren Desasters erst einmal nicht mehr hinblicken will - schon weil ich kein so heftiger Masochist bin. Stattdessen habe ich mir heute einmal das ganze "oppositionelle Gemisch" von Oppositions-Parteien und außerparlamentarischen Kräften in seiner Gesamtheit angesehen, um zu erkennen, ob von dort wenigstens ein "Gesamt-Akteur" heranreifen könnte, der der Dimension dieser Krise angemessen zu einer Antikrisenstrategie zusammenführen könnte? Eine "Mosaik-Linke", die einfach nicht zu einem Gesamt-Bild der Krise finden kann - Ein "oppositionelles Resümee" Jetzt sei einmal zum EU-Gipfel am 9.12.11 in Brüssel ein kleiner Blick auf das politisch-oppositionelle Geschehen gerichtet. Währenddessen verfolgen unsere regierenden Eliten stur, ohne sich im geringsten beeinflussen lassen, ihre neoliberale Agenda einfach weiter bis zum bitteren Ende, was die FAZ - auf der einfachen "Geschehensebene" zu dem trostlosen Resumee veranlasste "Lehman-Tage in Europa" - und einen Fondsmanager zitierte: "Die nächsten sieben Tage sind entscheidend." (www.faz.net/-gqe-6vjz1 Auf einem reflektierteren Niveau konnte Harald Schumann dann eine vorläufige Bilanz dieses "Treibens" ziehen, "Am deutschen Wesen könnte die Währungsunion scheitern" (www.nachdenkseiten.de/?p=11507#h01 Für ihn gehört die Tendenz, dass die Schulden immer schneller steigen, als die Bevölkerung sie zu bezahlen vermag, zu einer Grundkonstante dieser "gläubigerorientierten Finanzpolitik". Der damit dringende "Systemwechsel" , den Hudson anmahnt, ist noch konkreter - auch für unsere Verhältnisse präziser - von Stephan Schulmeister skizziert worden - für ihn ist eben - begrifflich etwas anders gefasst, aber das Gleiche ausdrückend - das "Grundproblem die finanzkapitalistische Spielanordnung", die wieder mit einer systemischen Therapie zugunsten einer "realkapitalistischen Spielanordnung" umgestaltet werden müsste (vgl. "Lernschwäche der Ökonomen": www.faz.net/-gsh-6mkya Nur neben der sich ökonomisch zuspitzenden Krise gerät ja auch zunehmend die Demokratie unter die Räder (www.faz.net/-gqz-6usja Auf der Suche nach einem handlungsfähigen politischen Akteur für diesen "Systemwechsel" - auch zur Rettung der Demokratie! Bei der Suche nach einem solchen politischen Akteur, "der weit und breit nicht in Sicht ist", wurde Hans-Jürgen Urban, aus dem Vorstand der IG Metall nicht fündig - und kam zu der "Schöpfung" einer "Mosaik-Linken" - also einer politischen Kraft die der systemischen Dimension der Krise angemessen sein kann, um sie dann überwinden zu können. (http://hans-juergen-urban.de/archiv/literatur/2009_mosaik
linke_bfduip.pdf Es kann nämlich - und das ist inzwischen das generelle Resümee - als erwiesen angesehen werden , dass mit den Bankenrettungspaketen die Finanzwirtschaft noch mehr an Einfluss über die Politik gewonnen hat - anstatt ihn zu verlieren. Des weiteren gilt es jedoch auch festzuhalten, dass die heutige Wirtschaftskrise eine Frage des politischen Wollens ist und keinesfalls eine unausweichliche Notwendigkeit - außer im Kopf unserer Kanzlerin und ihrer Wirtschaftsberater. Oder um es mit einem Satz von Präsident Obamas Stabschef Rahm Emmanuel auf den Punkt zu bringen: "Krisen sind viel zu gute Chancen, als dass man sie ungenutzt verstreichen lassen dürfte" (zitiert nach Hudson). Das aktuell auffindbare "Mosaik" einer linken Opposition - ohne stimmiges "Gesamtbild" Man muss ja zugestehen, dass sich so langsam etwas "lockert" - im Gesamtgefüge. Konnte man in der Vergangenheit fest darauf bauen, dass die ganz große Finanzmark-Deregulierungs-Koalition "eisern" zusammenstand - und die Linke so etwas wie ein "Alleinstellungsmerkmal" - neben den Gewerkschaften - in einer Position stand, die allein gegen dieses so vorherrschende "Narrativ" zur Krise stand (vgl. "Der Meinungskampf um die Deutungshoheit für die Krise": www.labournet.de/diskussion/arbeit/aktionen/2010/finanzkrise_gew_bahl.html). Es gab dann in jüngster Zeit - ausgelöst durch Frank Schirrmacher in der FAZ eine gewisse Auflösung dieser starren - auch medial festgezurrten - politischen Fronten. (Vgl. Frank Schirmmacher "Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat": www.nachdenkseiten.de/?p=10444#h01 Und irgendwie ist das langsam auch bei den politischen Parteien angekommen. Ja, das "langsam" gilt es besonders zu betonen, denn auch vor diesem jetzt so dramatisch wichtigen Gipfel am 9. Dezember haben sich erstmals SPD und Grüne dazu durchgerungen - sozusagen in einer gemeinsamen Plattform - die Bundesregierung zu kritisieren - aber, wer an einen Systemwechsel jetzt schon glaubt, der sollte sich auf einen längere Wegstrecke gefasst machen - denn die Regulierung der Finanzmärkte stand bei ihnen noch nicht auf der Tagesordnung. (Vgl. www.sueddeutsche.de/politik/punkte-gegen-merkels-krisenstrategie-spd-und-gruene-attackieren-die-kanzlerin-1.1229829 Es ist sicher richtig, dass sich die SPD nur ein wenig aus dem "alten" neoliberalen Narrativ für Europa löst, wie auf den Nachdenkseiten mit Blick auf die "ökonomischen Ungleichgewichte" (vgl. zu seiner "Geschichte" etwas ausführlicher einen Beitrag aus dem Frühjahr 2009 "Die ökonomischen Ungleichgewichte werden in der Krise zur besonderen Belastung": www.nachdenkseiten.de/?p=3877 Eindeutig weiter ging da - mit Blick auf die SPD - schon Altbundeskanzler Helmut Schmidt auf dem jüngsten SPD-Parteitag (vgl. die Ziff. 2 b. bei www.nachdenkseiten.de/?p=11531#h14 Nun diese Mahnungen von Schmidt fanden keinen Widerhall in der Kritik an dem Kurs der Kanzlerin bei SPD und Grünen - und seine Aufforderung, die Finanzmärkte zu regulieren, gingen völlig ohne Beachtung bei SPD und Grünen einfach unter (vgl. dazu die Abschnitte "...jetzige Krise wieder ein Versagen der Banken - oder doch eher der Politik?" sowie "Keine parlamentarische Krisenaufklärung in Deutschland" auf den Seiten 2 und 3 f. bei www.labournet.de/diskussion/eu/wipo/krise_bahl13.html) - wohl zu sehr hätte es ihre eigene Vergangenheit als Finanzmarkt- und Arbeitsmarktderegulierer (Agenda 2010 und "Finanzplatz Deutschland stärken" - siehe z.B. www.nachdenkseiten.de/?p=4130 Auf die allgemein das Lohnniveau senkenden Arbeitsmarktreformen hat dann Michael Schlecht (Linke) noch aufmerksam gemacht - vor allem, dass auch Helmut Schmidt die Voraussetzung für die Exportüberschüsse - das Lohndumping - zur Schonung der Genossen schon ausließ (vgl. die Ziff. c. bei www.nachdenkseiten.de/?p=11531#h14 So wird politisch alles immer nur weiter vertagt und "nach hinten" geschoben - und kurzfristig "kracht`s" weiter. Aber bleiben wir jetzt bei der Bewertung dieses kleinen "Ausbruchs" aus dem Konsens mit der Regierung nicht allein bei den Defiziten von SPD und Grünen stehen, sondern blicken wir jetzt einfach auch noch auf das, wo kleine Fortschritte erzielt wurden. So wollen SPD/Grüne die bloße Fiskalunion (siehe zum EU-Gipfelbeschluss am 9.12.11 die Ziff. 3 b.), die dadurch aufbrechende Spaltung von Europa (www.nachdenkseiten.de/?p=11571#h03 Aber gehen wir dabei doch noch zu dem Punkt, der in diesem gemeinsamen Papier von SPD und Grünen eine weitere Öffnung darstellt - trotz zunächst aller "perspektivischen" Konzept- und Konsequenzlosigkeit: den Eurobonds und ihrer Einbettung in einen Europäischen Währungsfonds. (Vgl. dazu noch einmal www.labournet.de/diskussion/eu/wipo/schulmeister.pdf Hier wird - sicher ohne ein klares Konzept daraus zu entfalten - aber immerhin klar festgestellt: "Der ESM (Europäischer Stabilitätsmechanismus) könnte der Nukleus eines Europäischen Währungsfonds werden. Ohne ein solches Instrument wird die Europäische Zentralbank in die Rolle gezwungen, eine drohende Kernschmelze des Finanzsystems abzuwenden. Statt eines rechtlich und demokratisch legitimierten und politisch verantworteten Handelns würden damit Bankvorstände in der EZB die Rolle der Politik übernehmen. (!) (S. 6) Bravo, möchte man dazu nur ausrufen. Endlich wollen sie eine politische Verantwortung gegenüber der Krise und den Finanzmärkten übernehmen. Endlich - um es drastisch auszudrücken - will die Politik ein wenig den Arsch in die Hose bekommen. (Vgl. auch noch www.labournet.de/diskussion/eu/wipo/krise_bahl16.html) Ja, während die einen (SPD und Grüne) wenigstens einen kleinen - wenn auch sehr zaghaften - politischen (!) Schritt voranzukommen "wagen", gibt es dann dieses Mal wieder seltsame "Quer"-Bewegungen bei der Linken. Die von mir politisch-verehrte Sarah Wagenknecht bringt - auch in dieser erwähnten FAZ-Serie - einen wunderbaren Beitrag zur "Dekonstruktion" der ideologisch so aufgeladenen "Schuldenkrise": "Den größten Sprung machte die öffentliche Schuld, just nachdem deutsche Politiker die "Schuldenbremse" erfunden hatten" - nur gelangt sie nach der klaren Analyse der Schulden"geschichte" zu einer Ablehnung der Eurobonds, weil die doch durch die Zinsen aufgefressn würden - und will sich allein auf eine Banklizenz beim EFSF-Rettungsschirm stützen (www.faz.net/-gsh-6vn7a Das zumindest hatten die "einen" noch begriffen, dass es mit den Eurobonds auch wieder gilt, politische Verantwortung zu übernehmen - und dann traut eine Linke dem Ganzen wieder nicht - oder hofft sie gar damit Merkels Kettenhunde - die Finanzmärkte - an die Leine zu legen? (www.nachdenkseiten.de/?p=11278#h05 Kein "lesbares" Krisen-Mosaik auf der politischen Ebene Also wie auch immer - lieber Hans-Jürgen Urban, um zu deiner "Mosaik-Linken" zurückzukommen (http://hans-juergen-urban.de/politiker/bewegung/index.html ... aber auch kein zusammenhängendes Bild bei den "Außerparlamentarischen" Und diese "APO" hatte ja Hans-Jürgen Urban für das Entstehen eines "allgemeinen systemübernwindenden Krisen-Akteurs bei dem "Zusammensetzen" seiner Mosaik-Linken vor allem im Sinn. Nehmen wir uns wieder das "nächstliegendste" Krisenüberwindungsinstrument, die Eurobonds, vor, so sehen wir bei den Gewerkschaften auf die Mitglieder bezogen ein bemerkenswertes "Wegtauchen", so dass der Dachverband DGB allein bleibt im gewerkschaftlichen Haus mit den Eurobonds (vgl. "... ein gewaltiger neoliberaler Propaganda-Coups zu den gewaltigen Kosten" auf der Seite 2 - und "DGB in der Eurobonds-Diskussion" auf der Seite 4 bei www.labournet.de/diskussion/eu/wipo/krise_bahl16.html). Und wie sieht es bei den weiteren Bündnispartner für eine solche "Außerparlamentarische Opposition" (APO) aus? Attac liegt wohl auf der richtigen "Linie" in der Analyse, bleibt aber bei den kurzfristig anzustrebenden Maßnahmen und Instrumenten ziemlich allgemein und etwas allenfalls langfristig ausgerichtet (www.attac.de/eurokrise Bei Occupy rechnet man schon gleich erst 2012 mit einem erwähnenswerten Beitrag (Hudson - vgl. auch zu Occupy-Wall-Street www.monde-diplomatique.de/pm/2011/11/11.mondeText.artikel, Bleiben noch die wichtigen Einzelinitiativen sowohl zur Finanztransaktionssteuer (www.steuer-gegen-armut.org Aber auch das hat es noch nicht auf die "politische Bühne" allein bei der SPD geschafft, denn die diesbezüglichen Vorstellungen der SPD-Linken wurden auf dem letzten Parteitag abgebügelt. So bliebt es leider vorerst auch für eine real-existierende "Mosaik-Linke" in Deutschland bei dem Befund "So schade um die ungenutzten Möglichkeiten - aus - nicht überwundener - ideologischer Verblendung" (vgl. dazu den letzten Abschnitt auf der Seite 7 bei www.labournet.de/diskussion/eu/wipo/krise_bahl15.html). Kommentierte Presseschau von Volker Bahl vom 10.12.2011 |