Geringe Stundenlöhne, lange Arbeitszeiten
„Seit 2006 ist das starke Wachstum des Niedriglohnsektors vorbei, in den letzten Jahren entfielen auf diesen Bereich konstant 22 Prozent aller Arbeitnehmer. Innerhalb des Niedriglohnsektors hat sich in der vergangenen Dekade die Tätigkeitsstruktur nicht verändert. In der gesamten Wirtschaft wird einfache Arbeit jedoch immer weniger benötigt, konzentriert sich immer mehr im Niedriglohnsektor. Unter den gering Entlohnten finden sich relativ viele Teilzeit- und insbesondere geringfügig Beschäftigte. Lediglich die Hälfte der Arbeitnehmer ist in Vollzeit tätig. Diese nehmen angesichts der spärlichen Stundenlöhne lange Arbeitszeiten in Kauf, um überhaupt auf einigermaßen auskömmliche Entgelte zu kommen. Die Vollzeitbeschäftigten im Niedriglohnsektor arbeiten im Schnitt fast 45 Stunden, ein Viertel sogar 50 Wochenstunden und mehr…“ Studie von Karl Brenke als DIW Wochenbericht Nr. 21./2012 . Siehe dazu Kommentar von Reinhold Schramm vom 25.5.2012: „Die realexistierende pseudowissenschaftliche 'Bedürftigkeitsgrenze' ist zu niedrig angesetzt (siehe auch DGB vom Mai 2008, zum Armutsbericht der Bundesregierung, was allerdings auch mit 8,50 Euro-Std. von dgb-Vorstand nicht eingehalten wird). Nur wenn man Hartz-IV als 'Bedürftigkeitsgrenze' akzeptiert, dann kann man so 'wissenschaftlich' falsch argumentieren wie Karl Brenke vom DIW: 'nur jeder achte' im Niedriglohn bezieht Hartz IV etc. Die 'Wissenschaft' bewegt sich nur in den 'anerkannten' Vorgaben.“
Mit Neusprech zur Vollbeschäftigung. Die INSM gibt dem Niedriglohn einen schöneren Namen
"Wer Unpopuläres verkaufen will, der muss sich etwas einfallen lassen. Politiker und Lobbyisten lassen sich dafür gern neue Begriffe einfallen, die vom wahren Kern des Problems ablenken sollen. Da werden dann Kriege zu humanitären Interventionen, aus der Vorratsdatenspeicherung wird die Mindestdatenspeicherung und das unbeliebte Hartz IV soll durch einen neuen Namen ein besseres Image erhalten. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), die von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie finanziert wird, knöpft sich nun den Niedriglohn vor: der sei eigentlich ein Einstiegslohn, findet die INSM und versucht das auch gleich mit einem passenden Gutachten zu belegen." Artikel von Silvio Duwe in telepolis vom 30.08.2011
Lohnentwicklung: Das Erbe von Hartz IV
"Die Einkommen von Geringverdienern sinken weiter. Schuld sind der Zwang, jeden noch so schlechten Job anzunehmen, und eine ungesunde Symbiose von DGB und SPD." Artikel von Thorsten Hild in Der Freitag vom 20.07.2011
Entlastung im Niedriglohnbereich - Ausweg oder Irrweg?"
"Alle Entlastungsoptionen verbessern die finanzielle Situation der Geringverdiener entweder nur unwesentlich oder sind extrem teuer. Die Ursachen von Niedriglöhnen werden damit ohnehin nicht bekämpft. Auch an den Chancen der zukünftig von Niedriglöhnen bedrohten Arbeitnehmer ändert die finanzielle Entlastung nichts. Die für eine spürbare Entlastung benötigten Gelder könnten durch Bildungsinvestitionen wesentlich nachhaltiger verwendet werden. Zudem steht mit der Einführung des Mindestlohns ein alternatives Mittel zur Verfügung. Die gegenwärtige Entlastungsdebatte für den Niedriglohnbereich befindet sich auf dem Irrweg." Artikel von Alexander Petring als WISO direkt der Friedrich-Ebert-Stiftung vom März 2011
Zitat zum Thema
"Niedriglohn
Berlin: Durch eine überraschende Lohnreform hat die Bundesregierung in der vergangenen Nacht den Niedriglohn abgeschafft. Wie ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums mitteilt, sei dies erforderlich gewesen, um Schaden von Deutschland durch das vorhandene Image als Niedriglohn-Land abzuwenden.
Durch amtliche Verfügung sind mit sofortiger Wirkung nun 22 Prozent der Beschäftigten, die bislang einen Niedriglohn erhielten, Normalverdiener. Die restlichen 78 Prozent der Beschäftigten werden dafür als Besserverdienende eingestuft. Höhere Einkommenssteuern und Belastungen für Besserverdienende werden allerdings erst ab dem nächsten Monat durch eine neue Steuerreform fällig."
Quelle: Deutscher Einheit(z)-Textdienst von Werner Lutz 1/11
Einsatz für die Niedriglöhner
"Dass die Gewerkschaften nur zukunftsfähig sind, wenn sie sich um die ärmsten und besonders stark ausgebeuteten Lohnabhängigen kümmern, war schon Karl Marx und Friedrich Engels klar. »Wenn sie sich selbst als Vorkämpfer und Vertreter der ganzen Arbeiterklasse betrachten und danach handeln, muss es ihnen gelingen, die Außenstehenden in ihre Reihen zu ziehen«, forderte 1866 die I. Internationale auf Antrag von Marx und Engels. Dabei müssten die Gewerkschaften »sich sorgfältig um die Interessen der am schlechtesten bezahlten Gewerbe kümmern, z. B. der Landarbeiter, die durch besonders ungünstige Umstände ohnmächtig sind«." Artikel von Richard Färber im ND vom 24.09.2010
Neuer Niedriglohnsektor. Gewerkschaften kritisieren Freiwilligendienst
Mit der Wehrpflicht würde auch der Zivildienst abgeschafft. Nicht nur die Gewerkschaften befürchten eine Ausweitung des Niedriglohnsektors. Artikel von Peter Nowak im ND vom 03.09.2010
Ziel der Einführung von Hartz I-IV etc. ist der Aufbau des größten Niedriglohnsektors in der EU
"Wenn die Befürworter der Hartz-Gesetze und dabei insbesondere die mitverantwortlichen Sozialdemokraten diese zerstörerischen Reformen verteidigen, dann verweisen sie routinemäßig auf das angeblich notwendige Ziel der Zusammenlegung von Sozialhilfe und Arbeitslosenunterstützung. Ziel war jedoch etwas ganz anderes. Ein Freund der NDS hat dies in einer Analyse niedergeschrieben, die einen guten Überblick verschafft." Artikel vom 27.1.2010 bei den Nachdenkseiten
Arbeitsmarktpolitik: Wie der Staat den Niedriglöhnern helfen kann
"Mit einer geschickten Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik können Industriestaaten das Schicksal von Beschäftigten im Niedriglohnsektor spürbar verbessern - das ist die Botschaft eines Forschungsprojektes unter Federführung des Nobelpreisträgers Robert Solow. Die Ergebnisse stellen viele Dogmen der Arbeitsmarkt-Politik in Frage. "Höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen für Geringqualifizierte bedeuten nicht zwangsläufig, dass ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt schlechter werden", betonte Solow Ende vergangener Woche auf der Tagung der Ökonomie-Nobelpreisträger in Lindau. Auch moderate gesetzliche Mindestlöhne seien nicht so schlecht wie ihr Image bei liberalen Ökonomen." Artikel von Olaf Storbeck im Handelsblatt vom 26.08.2008
Behörden als Lohndrücker
Video der ZDF-Frontal 21-Sendung von Wolfgang Kramer, Friedrich Kurz und Rita Stingl vom 04.09.2007
Radikaler Vorschlag: Wirtschaftsweiser will Stundenlöhne unter drei Euro
"Wenn es um neue Arbeitsplätze geht, scheint jedes Mittel recht: Der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz hat sich für Stundenlöhne unter drei Euro ausgesprochen. Das sei das beste Mittel, um Jobs zu schaffen." Artikel in Spiegel online vom 15. April 2007 . Siehe dazu:
"Ein Mindestlohn vernichtet Stellen". Der Ökonom Wolfgang Franz über Niedriglöhne, Steuersenkungen und das Ende des Aufschwungs. Interview von Carsten Brönstrup im Tagesspiegel vom 16.4.07
Was tun im Niedriglohnbereich? Eine kritische Auseinandersetzung mit einem neueren Kombilohnkonzept
Studie des IMK-WSI-Arbeitskreises Kombilohn , erschienen als Report des IMK Nr. 18 vom März 2007 bei der HBS
Analyse zu Niedriglöhnen und Beschäftigung. Lohnspreizung in Deutschland so groß wie in Großbritannien
"Der Abstand von niedrigen zu mittleren und hohen Löhnen hat in Deutschland während der 90er Jahre sehr stark zugenommen. Mittlerweile ist die so genannte "Lohnspreizung" größer als in vielen anderen nord- und westeuropäischen Ländern. Gleichzeitig stieg die Arbeitslosigkeit unter Personen ohne Berufsabschluss in Deutschland erheblich. Die Entwicklung steht im Widerspruch zur verbreiteten These, dass gering Qualifizierte bessere Beschäftigungschancen haben, wenn ihre Löhne vergleichsweise niedrig sind. Dieser Widerspruch ist kein Einzelfall. Auch in anderen europäischen Ländern oder in den USA lässt sich kein Beleg dafür finden, dass eine geringe Lohnspreizung Arbeitsplätze im Niedriglohnbereich vernichtet - wohl aber zahlreiche Indizien, die diesem Zusammenhang widersprechen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie von Prof. Dr. Ronald Schettkat." Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stiftung vom 14.11.2006 . Siehe dazu:
Lohnspreizung: Mythen und Fakten
Eine Literaturübersicht zu Ausmaß und ökonomischen Wirkungen von Lohngleichheit. Die Studie von Ronald Schettkat
Zum Leben zu wenig - Die politische Strategie von Kombi- und Mindestlohn
"Die von Wirtschaft und Politik forcierte Lohnsenkung in Deutschland glückt. Das zeigen nicht nur steigende Unternehmensgewinne, sondern auch der Fakt, dass der Lohn seine zweite Funktion zunehmend weniger erfüllt: den Erhalt der Ware Arbeitskraft. Der Lohn reicht immer öfter nicht zum Leben. Dieses Problem hat die Regierung erkannt. Da sie starke Lohnsteigerungen nicht will, hat sie zwei andere Ideen: Mit Mindest- und Kombilöhnen könnte ein Überleben in der Armut ermöglicht werden." Artikel von Stefan Kaufmann, erschienen in ak - zeitung für linke debatte und praxis - vom 15.9.2006
Normale Arbeit
anno 2004. Der Trend zu Prekarisierung und Niedriglohn
Artikel
von Dirk Hauer ,
erschienen in Blätter für deutsche und internationale
Politik 12/2004
Kampagne gegen Niedriglohn der IG BAU gefordert
„Der Bundesvorstand wird aufgefordert eine Kampagne
gegen Niedriglohn zu starten. Diese Kampagne soll Öffentlichkeit
und Unrechtsbewusstsein schaffen für die Lebenssituation von
Menschen im Niedriglohnbereich…“ Beschlossener
Antrag Nr. 1
des Bundesfrauenvorstandes zur 6. Ordentliche Bundesfrauenkonferenz
der IG Bauen-Agrar-Umwelt am 10. – 12. September 2004 - siehe
dazu auch "Mindestlohn"
Das Fundstück der Woche - Text eines
Plakates, gesehen und abgeschrieben in Kreuzberg als Grafik
"Ist jede Arbeit besser als keine?":
Niedriglohnstrategien im "aktivierenden Sozialstaat"
Magisterarbeit von David Siebert an der Universität
Freiburg im Fach Soziologie
- Kurzfassung
in deutsch
bei der Universität Freiburg: „Ziel der Arbeit
ist es, anhand einer Untersuchung der Strategiepapiere der CDU-nahen
"Bayrisch-Sächsischen Zukunftskommission" (1997)und
der sozialdemokratischen "Zukunftskommission der Friedrich-Ebert-Stiftung"
(1998) den Trendwandel in der bundesdeutschen Arbeitsmarkt- und
Sozialpolitik zu analysieren. Dabei zeigt sich, dass die beiden
Studien zu überraschend ähnlichen Schlussfolgerungen
kommen. So werden vermeintlich zu hohe Arbeitskosten zum Verursacher
der hohen Arbeitslosigkeit erklärt. Zudem lässt sich
eine Tendenz zur "Individualisierung der Arbeitslosigkeit"
ausmachen, die Arbeitslosigkeit über fehlende Produktivität
und Leistungsbereitschaft und mangelnde Qualifikationen des einzelnen
Arbeitslosen erklärt und damit sozioökonomische Ursachen
ausblendet….“
- Volltext
der Magisterarbeit von David Siebert
bei der Universität Freiburg
Zur Verbilligung einfacher Arbeit Mehrwertsteuer
erhöhen
"Der Vizechef der IG Metall, Berthold Huber, will
sich dafür einsetzen, dass "einfache Arbeit kostengünstiger" gemacht
wird. Die "boomende Schwarzarbeit" zeige, dass "es einen Markt dafür
gibt", sagte Huber in einem Interview mit dem stern" - so der Beginn
der Meldung des "stern" vom 1.Januar 2004 zum Gespräch mit Huber.
Die
Zusammenfassung auf der Stern-homepage
Das Zitat: "Deutschland braucht einen
breiteren Niedriglohnsektor." Max Schön, Arbeitsgemeinschaft
Selbstständiger Unternehmer
Artikel
von Markus Balser in Süddeutsche Zeitung vom 21.10.2003.
Aus dem Text: "Der Niedriglohnsektor hat in Deutschland
mit der Neuregelung der Minijobs bereits einen deutlichen Schub
erhalten. Nach Berechnungen der Bundesregierung hat die Reform in
den ersten Monaten 930 000 geringfügige Beschäftigungsverhältnisse
geschaffen. Damit gibt es hier zu Lande fast sechs Millionen solcher
Jobs. Der Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger Unternehmer (ASU)
aber geht die Neuregelung noch nicht weit genug. Arbeitsplätze
müssten auch unter der Bedingung geschaffen werden, dass die
Arbeitnehmer dadurch netto weniger bekämen als durch Sozialhilfe,
glaubt ASU-Präsident Max Schön. (...) Die Gewerkschaft
Verdi warnt davor, weiter Einschnitte bei den Schwächsten der
Gesellschaft vorzunehmen. Eine Verschärfung der Niedriglohnregeln
schwäche die Binnennachfrage...."
Grenzen der Zumutbarkeit von Arbeit bei
Niedriglöhnern und Lohnwucher
Artikel
von Helga Spindler aus info also 2/2003
des Nomos Verlags (Prof. Dr. Helga Spindler ist Professorin für
öffentliches Recht, Sozial- und Arbeitsrecht an der Universität
Essen, Studiengang Soziale Arbeit.)
Magisches Dreieck gegen Niedriglöhne
"Kirchliches Gesundheitsunternehmen spart auf
Kosten der Putzfrauen. Gesundheitsunternehmen drücken die Kosten,
indem sie neue Niedriglohngruppen einführen - vor allem für
Frauen und Migranten. In Bielefeld organisiert sich eine von ver.di
und anderen Organisationen initiierte Kampagne dagegen. Artikel
von Manfred Horn in ver.di-Publik vom 18.08.2003
Arbeit für 4,90 Euro
Erwerbslose sollen Billigjobs annehmen, fordert der
Kanzler. Wie sehen diese Jobs aus, und wie kann man davon leben?
Artikel
von Christian Tenbrock in Die Zeit vom 22.05.2003
Arbeit billig - so
hätten sie es gerne...
- Stoppt das Tarifkartell. "Wollen wir angesichts
der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit das Ziel der Vollbeschäftigung
aufgeben? Die einfache Antwort heißt: ja, wenn die Regulierungen
für die Lohnfindung und für die Arbeitsverträge beibehalten
werden. Dann ist Arbeitslosigkeit jedoch ein selbst gewähltes
Schicksal unserer regulierenden Gesellschaft...." Beitrag von Johann Eekhoff im Handelsblatt
vom 25. April 2002
- "Arbeit gibt es schließlich genug" "Hilmar
Schneider vom Institut Zukunft der Arbeit kritisiert, dass
zu viele Menschen Jobs zu einem Preis wollen, der nicht ihrem
Marktwert entspricht..." Interview von Elke Heydurck in der taz
vom 29.4.2002
Erste ver.di-Frauentagung: Keine Neueinführung
von Niedriglohngruppen
Gegen die schleichende Einführung neuer
Niedriglohngruppen für Frauen haben sich die Frauengremien der
ver.di-Gewerkschaften auf ihrer ersten gemeinsamen Tagung in Magdeburg
ausgesprochen. In einer Pressekonferenz wandten sich die für Frauenpolitik
zuständigen Vorstandsmitglieder Ursula Derwein (OETV), Margret
Moenig-Raane (HBV), Monika Papke (IG Medien), Marita Stein (DPG)
und die DAG-Bundesfrauensekretaerin Ilona Schulz-Müller gegen
die Pläne zur Ausweitung des Niedriglohnsektors, wie sie von Kanzleramtsminister
Hombach propagiert werden. Siehe die Pressemeldung
der HBV
Echt Biedenkopf - Sachsen ist Vorreiter
in Sachen Billiglohn
Artikel
von Angela Klein ,
erschienen in SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.11 vom 25.05.2000
"Arbeit macht das Leben süß"
Bündnis für Arbeit debattiert Niedriglöhne. Artikel
aus ak Nr. 427 / 10.06.99 |