Hartz IV für Selbständige: Deutsche arbeiten wie verrückt und es reicht doch nicht
„Die Zahl der Selbstständigen, die ihr Einkommen mit Hartz 4 aufstocken, hat sich seit 2007 verdoppelt. Dabei arbeitet fast die Hälfte von ihnen in Vollzeit. Obwohl sie in den härtesten Branchen wie Gastgewerbe und Gesundheit praktisch rund um die Uhr arbeiten, reicht ihr Gehalt nicht zum Leben. 16 Prozent der Betroffenen sind Akademiker…“ Artikel in Deutsche WirtschaftsNachrichten online vom 04.12.12 . Siehe dazu die IAB-Studie von Lena Koller, Nadja Neder, Helmut Rudolph, Mark Trappmann : Selbstständige in der Grundsicherung: Viel Arbeit für wenig Geld
Prekäre Beschäftigung und Neuordnung auf dem Arbeitsmarkt. Jeder Fünfte arbeitet für einen Niedriglohn
„Gute Arbeit, faire Löhne und eine ausreichende Alterssicherung - darauf sollten die Menschen sich verlassen können. Tatsächlich jedoch arbeiten immer mehr für einen Niedriglohn und müssen befürchten im Alter zu verarmen. Prekäre Beschäftigung führt zu Ungleichheit. Die IG Metall fordert eine neue Ordnung auf dem Arbeitsmarkt…“ Pressemitteilung der IG Metall vom 01.10.2012 . Siehe dazu:
- Prekäre Beschäftigung und Neuordnung am Arbeitsmarkt
Expertise im Auftrag der Industriegewerkschaft Metall von Gerhard Bosch (Institut Arbeit und Qualifikation) vom September 2012 bei der IG Metall
- Gewerkschafts-Studie zum Niedriglohnsektor: Prekariat ist überall
„Die IG Metall schlägt Alarm: Unsichere Arbeitsverhältnisse fressen sich immer tiefer in die Jobwelt - und bedrohen nach Ansicht der Gewerkschaft das Rentensystem. Nicht nur Pförtner oder Kantinenmitarbeiter sind betroffen, sondern mittlerweile auch Ingenieure…“ Artikel von Jannis Brühl in Süddeutsche Zeitung online vom 28.09.2012
Anteil der Beschäftigten mit Niedriglohn ist gestiegen
„Im Jahr 2010 arbeiteten 20,6 % aller Beschäftigten in Betrieben mit zehn und mehr Beschäftigten für einen Niedriglohn. Im Jahr 2006 lag der Anteil der Beschäftigten mit Niedriglohn noch bei 18,7 %. „Mit dieser Steigerung setzte sich ein längerfristiger Trend fort“, sagte Roderich Egeler, Präsident des Statistischen Bundesamtes, heute anlässlich einer Pressekonferenz in Berlin, auf der er Ergebnisse der Erhebung der Struktur der Arbeitsverdienste 2010 vorstellte. Der Abgrenzung des Niedriglohnbereichs wurde eine international verwendete Definition zugrunde gelegt. Niedriglohn liegt vor, wenn der Verdienst eines Beschäftigten kleiner als zwei Drittel des Medianverdienstes, also des mittleren Verdienstes aller Beschäftigten, ist. Die so für 2010 bestimmte Niedriglohngrenze, unterhalb derer alle Verdienste als Niedriglöhne gelten, lag bei 10,36 Euro Bruttostundenverdienst. Die meisten Beschäftigten, die 2010 einen Niedriglohn erhielten, waren atypisch beschäftigt…“ Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 10.09.2012 . Siehe dazu:
- Niedriglohn und Beschäftigung 2010
Begleitmaterial zur Pressekonferenz des Statistischen Bundesamtes am 10. September 2012 in Berlin
- Leere im Portemonnaie
Artikel von Uli Schwemin in junge Welt vom 11.09.2012 . Aus dem Text: „… Das heißt im Klartext: Der Trend geht dahin, einen sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjob in mehrere kleine und prekäre zu zerlegen. Warum? Weil der Unternehmer dadurch bessere Möglichkeiten zum Lohndumping erhält und vor allem die Zahlung der Sozialversicherung ganz oder teilweise einspart. Dieses Geld, das nach wie vor von den Beschäftigten erarbeitet wird, wirtschaftet er in die eigene Tasche. Das unternehmerfreundliche Institut der deutschen Wirtschaft Köln sieht deshalb im Anstieg der Zahl der Niedriglohn-Bezieher überhaupt kein Problem. (…) Nur 6,2 Prozent der Niedriglöhner investieren in eine Betriebsrente. Das sei deutlich weniger als der Anteil der Beschäftigten mit mittlerem Verdienst (22,4 Prozent) oder mit hohem Verdienst (36,4 Prozent). Außer Politikern ist von solchen Fakten selbstverständlich niemand überrascht. Aber die Leute, die dabei sind, die Rente und das Gesundheitswesen abzuschaffen, wundern sich ehrlich darüber, daß jemand mit fast nichts gar nichts in seine Altersversorgung investieren kann…“
- Übrigens: Das Special „wir haben jetzt schon genug Niedriglöhne!“ im LabourNet Germany existiert seit fast 12 Jahren…
Arm trotz Arbeit: Einkommen immer öfter nicht ausreichend
„Trotz des Aufschwungs können immer weniger ArbeitnehmerInnen von ihrer Arbeit leben und benötigen deshalb einen Zuschuss vom Staat. Wie eine aktuelle DGB-Studie belegt, stieg die Zahl der Haushalte mit mindestens einem erwerbstätigen Hartz-IV-Bezieher von 2007 bis 2010 in den ostdeutschen Ländern um elf und in den westdeutschen Ländern um 14 Prozent…“ DGB-Mitteilung vom 25.06.2012 , darin die Studie zum Download (pdf)
Niedriglöhne: Was Briten und Franzosen besser machen
„Eigentlich sollen subventionierte Minijobs Geringverdiener entlasten. In der Realität haben sie stark zur Ausbreitung von Niedriglöhnen beigetragen. Wie der Staat die Bezieher niedriger Einkommen anders unterstützen kann, zeigen Beispiele aus Großbritannien und Frankreich…“ Besprechung im Böcklerimpuls 4/2012 der Studie von Alexander Herzog-Stein, Werner Sesselmeier: Alternativen zu Mini- und Midijobs? Die Beispiele Frankreich und Vereinigtes Königreich, in: WSI-Mitteilungen, Heft 1/2012. Siehe dazu:
- Sozialpartnerschaftliche Alternativen für die Niedriglohn-Ausbeutung in “Mini- und Midijobs“?
Seit 15 Jahren driften in Deutschland die Einkommen immer weiter auseinander. Kommentar von Reinhold Schramm vom 29.05.2012
Was uns Arbeit wert ist
Fast acht Millionen Menschen in Deutschland schuften für Minieinkommen. Mindestlöhne können helfen. Aber darüber hinaus stellt sich noch eine viel grundsätzlichere Frage. Artikel von Verena Schmitt-Roschmann in Freitag vom 16.03.2012 . Aus dem Text: „(…) Die Wahrheit ist doch: Es gibt keinen echten Markt für diese Jobs. Niemand würde eine Bezahlung unterhalb des Existenzminimus akzeptieren, wenn nicht das Amt mit Hartz-Sanktionen drohte. Es ist ein künstlich geschaffenes Billigproletariat ohne Rechte, das für uns Arbeit erledigt, die uns nichts wert ist. Ist Sicherheit wichtig? Dann bezahlt den Wachmann anständig. Ist es essentiell, nachts um eins die kaputten Schuhe zu reklamieren? Dann gebt dem Mann an der Beschwerde-Hotline gescheites Geld. Was ist was wert? Das ist die fundamentale Frage, die auch ein Mindestlohn nicht lösen wird. Auch wenn der den ärmsten der Niedriglöhner zunächst einmal weiter hilft.“
Niedriglohnbeschäftigung 2010: Fast jede/r Vierte arbeitet für Niedriglohn
IAQ-Report 2012-01 von Thorsten Kalina und Claudia Weinkopf vom 14.3.2012. „Auf den Punkt ... Im Jahr 2010 arbeiteten 23,1% der Beschäftigten für einen Niedriglohn von unter 9,15 €.; Bezieht man Schüler/innen, Studierende und Rentner/innen mit ein, waren gut 7,9 Millionen abhängig Beschäftigte von Niedriglöhnen betroffen.; Die Zunahme der Zahl der Niedriglohnbeschäftigten seit 1995 geht fast ausschließlich auf Westdeutschland zurück.; Die Durchschnittslöhne im Niedriglohnsektor lagen im Jahr 2010 mit 6,68 € in West- und 6,52 € pro Stunde in Ostdeutschland weit unter der Niedriglohnschwelle.; Gut 4,1 Millionen Beschäftigte (12%) verdienen weniger als 7 € brutto pro Stunde und davon 1,4 Millionen sogar weniger als 5 €. Ostdeutsche, Frauen und Minijobber/innen sind von solchen Niedrigstlöhnen überproportional betroffen.; Bei Einführung eines gesetzliches Mindestlohnes von 8,50 € hätte jede/r fünfte Beschäftigte Anspruch auf eine Lohnerhöhung (gut 25% der Frauen und knapp 15% der Männer).“ Siehe dazu:
- Niedriglohn-Debatte: Sozialverband ruft zu Protesten auf
„Der Sozialverband Deutschland (SoVD) fordert umgehende Maßnahmen gegen die unkontrollierte Ausbreitung des Niedriglohnsektors in Deutschland. "Millionen Menschen arbeiten, ohne von ihrem Lohn leben zu können. Es ist jetzt ein entschlossenes Durchgreifen der Bundesregierung erforderlich, um diese Gefahr zu bannen", erklärte SoVD-Präsident Adolf Bauer anlässlich der heute veröffentlichten Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen…“ Pressemitteilung vom 14.03.2012
Neue Zahlen zur Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland. 3,6 Millionen verdienen unter 7 Euro
"Fast 3,6 Mio. Beschäftigte in Deutschland arbeiteten im Jahr 2009 für weniger als 7 Euro brutto pro Stunde. Dies entspricht gut elf Prozent aller Beschäftigten. Mehr als 1,2 Mio. bekamen sogar einen Stundenlohn von weniger als 5 Euro. Das zeigen neue Auswertungen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. "Selbst bei einer Vollzeitbeschäftigung liegt das monatliche Erwerbseinkommen bei solchen Stundenlöhnen nur bei rund 800 Euro oder sogar darunter, was selbst bei Alleinstehenden nicht zum Leben reicht", rechnet Dr. Claudia Weinkopf, Stellvertretende IAQ-Direktorin. Unter 8,50 Euro, also der von den Gewerkschaften als Mindestlohn geforderten Bezahlung pro Stunde, arbeiteten 2009 fast 5,8 Mio. Beschäftigte. Die Zahl der Betroffenen dürfte sogar noch höher liegen, da bei den Berechnungen aus methodischen Gründen Schüler, Studierende und Rentner sowie Nebenjobber nicht einbezogen wurden." IAQ-Pressemitteilung vom 15.11.2011
Trend zur Niedriglohn-Gesellschaft hat sich beschleunigt - Rund jeder Fünfte betroffen
"Die Bundesrepublik befindet sich weiter auf den rasanten Weg in eine Niedriglohn-Gesellschaft. Der Existenzdruck trotz Vollzeit-Tätigkeit hat im Jahr 2010 in Deutschland einen neuen Höhepunkt erreicht. Nach bisher unveröffentlichten Jahresstatistiken der Bundesagentur für Arbeit für das Jahr 2010, die der LVZ vorliegen, arbeitet mittlerweile mehr als jede dritte Frau und nahezu jeder zweite Jugendliche (unter 25 Jahre sowie unter Ausklammerung der Auszubildenden) unterhalb der Niedriglohnschwelle. Diese liegt laut Bundesagentur für 2010 bei einem Monatseinkommen von 1802 Euro." Artikel von Dieter Wonka in der LVZ-Online vom 29.10.2011
Entwicklung des Niedriglohnsektors: Deutschland europaweit Spitzenreiter
"Der Niedriglohnsektor in Deutschland hat deutlich zugenommen. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern ist hier die Aufstiegsmobilität ungewöhnlich niedrig ist. Das heißt, viele Beschäftigte haben keine Chance dem Niedriglohnsektor zu entkommen. Der wird so zu einer Falle und nicht zum Sprungbrett." DGB-Meldung vom 30.08.2011
Studie zur Einkommensentwicklung: Weniger Geld für Geringverdiener
"Neue Daten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigen: Der wirtschaftliche Aufschwung kommt bei vielen Menschen nicht an. Stattdessen wird die Gehaltskluft in der Bevölkerung immer größer." Artikel von Eva Roth in der FR vom 19.7.2011 . Siehe dazu:
- Leiharbeit und geringe Verdienste eindämmen. Mehr Leiharbeit und Minijobs - weniger Einkommen
"Zwei heute veröffentlichte Studien belegen: Geringverdiener verdienen immer weniger. Der wirtschaftliche Aufschwung kommt bei vielen Menschen nicht an. Gleichzeitig versucht Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ) die Unmenge an befristeten Neueinstellungen und Leiharbeitsverhältnissen zu rechtfertigen. Was stimmt: Die Aussagen des Gesamtmetall-Präsidents oder die Daten der Wissenschaftler?..." IG Metall-Mitteilung vom 19.07.2011
Deutschland - Land der Niedriglöhne und Milliardäre 2011
"Immer mehr Menschen in Deutschland arbeiten für Niedriglöhne. Ende September 2010 gab es bereits mehr als 7,3 Millionen geringfügig entlohnte Beschäftigte. Das waren rund 1,6 Millionen mehr als im Jahr 2003. Nach Angaben der "Bundesagentur für Arbeit" (BA) ist inzwischen jedes vierte Beschäftigungsverhältnis ein geringfügiges. Rund fünf Millionen Menschen arbeiten demnach ausschließlich als "Minijobber"." Artikel von Reinhold Schramm auf Scharf-links vom 26.04.11
Niedriglohnsektor wächst weiter
"Als Niedriglohn gilt ein Einkommen von höchstens zwei Dritteln des mittleren Lohns (Medianlohns) in Deutschland. Der Medianlohn belief sich Ende 2009 laut Berechnungen der Arbeitsagentur auf brutto 2.676 Euro bzw. 2.805 Euro in West- und 2.050 Euro in Ostdeutschland. Wie aus der BA-Statistik weiter hervor geht, ist der Anteil der Vollzeitbeschäftigten im Niedriglohnsektor seit 1999 deutlich gestiegen." Meldung in Süddeutsche Zeitung online vom 18.11.2010
Niedriglöhne kosten 50 Milliarden
"Seit Hartz IV bezahlen Steuerzahler, um die Niedriglöhne auszugleichen. Das zeigen Zahlen des Arbeitsministeriums drastisch auf. Diese Zahlen fachen die Mindestlohn-Debatte an. Seit dem Start von Hartz IV haben die Steuerzahler weit über 50 Milliarden Euro ausgegeben, um Niedriglöhne aufzustocken. Dies geht aus Zahlen des Bundesarbeitsministeriums hervor, die der Frankfurter Rundschau vorliegen." Artikel von Markus Sievers in der Frankfurter Rundschau vom 11.8.2010 . Siehe dazu:
- Wer sind hier die Sozialschmarotzer? - 50 Milliarden für Hartz IV-Aufstockungen
"Das Erwerbslosen Forum Deutschland richtet schwere Vorwürfe an Unternehmen und die Bundesregierungen. Hartz IV habe es möglich gemacht, dass Unternehmen in einer Selbstbedienungsmentalität ihre Gewinne auf Kosten der Allgemeinheit subventionieren lassen, indem sie "Hungerlöhne" bezahlen und die Betroffenen auf Hartz IV verweisen. Für die Initiative ist es gerade zu ein Hohn, wenn gleichzeitig auf das Lohnabstandgebot gepocht wird. Neben den Konjunkturpaketen hätte somit die Wirtschaft nochmal zusätzlich 50 Milliarden erhalten, ohne dass sie sich an den Folgen dieser immensen Verschuldung beteiligen muss." Pressemitteilung vom 12. August 2010
Vom Niedriglohn zum Niedrigstlohn. Berufliche Qualifikation schützt immer weniger vor billigem Verkauf der Arbeitskraft
"Zahlen für das Jahr 2009, die Krisenzeit also, liegen noch nicht vor, die gibt es voraussichtlich erst im Spätherbst 2010. Für den Zeitraum von Mitte der 1990er Jahre bis 2008 bestätigt auch der aktuelle Bericht des Duisburger Instituts für Arbeit und Qualifikation ( IAQ), dass das Schlagwort vom "Niedriglohnland Deutschland" mit reichlich Daten aus der Wirklichkeit belegt werden kann." Artikel von Thomas Pany vom 05.08.2010 bei heise news - mit Link zur Studie
Niedriglohnbeschäftigung 2008: Stagnation auf hohem Niveau - Lohnspektrum franst nach unten aus
"Auf den Punkt ... Der Niedriglohnanteil stagniert seit 2006 auf hohem Niveau. Auch 2008 arbeitete gut jede/r Fünfte für einen Stundenlohn unterhalb der Niedriglohnschwelle.; Die Zahl der Niedriglohnbeschäftigten ist demgegenüber seit 1998 kontinuierlich gestiegen: Im Jahr 2008 arbeiteten 6,55 Millionen Beschäftigte für Löhne unterhalb der Niedriglohnschwelle und damit rund 162.000 mehr als 2007. Gegenüber 1998 ist die Zahl der gering Verdienenden sogar um fast 2,3 Millionen gestiegen.; Das Lohnspektrum in Deutschland franst zunehmend nach unten aus: Ein steigender Anteil der Niedriglohnbeschäftigten verdient weniger als 50% des Medianlohnes, während so niedrige Löhne in vielen anderen Ländern durch gesetzliche Mindestlöhne unterbunden werden. Weder die Sittenwidrigkeitsgrenze noch branchenbezogene Mindestlöhne können die Ausdifferenzierung des Lohnspektrums wirksam zu begrenzen. Daher ist ein gesetzlicher Mindestlohn auch in Deutschland unverzichtbar.; Wenn man sich am relativen Niveau der gesetzlichen Mindestlöhne in anderen europäischen Ländern orientieren würde, müsste in Deutschland ein gesetzlicher Mindestlohn zwischen 5,93 € und 9,18 € pro Stunde eingeführt werden." IAQ-Report 6/2010 von Thorsen Kalina und Claudia Weinkopf
Hartz IV - weil der Lohn nicht reicht
DGB-Arbeitsmarkt aktuell Nr. 2 vom Februar 2010
Nicht einmal jeder zweite Anspruchsberechtigte "stockt auf". 500.000 vollzeitbeschäftigte Geringverdiener verzichten auf staatliche Unterstützung
HBS-Pressemitteilung vom 03.03.2010
Arm trotz Arbeit. Gewerkschaften starten Dumpinglohn-Melder im Internet
"Die Gewerkschaften sagen Billiglöhnen den Kampf an. Ver.di und NGG rufen betroffene Arbeitnehmer auf, Lohndumping auf einer speziellen Internetseite zu melden. Das Ziel: ein bundesweites Niedriglohn-Barometer. (..) Dazu sollen nun relevante Daten gesammelt werden. Die beiden Gewerkschaften appellieren deshalb an Beschäftigte, Dumpinglöhne zu melden. Dies sei unter der Internetadresse www.dumpinglohn.de möglich." Meldung bei Spiegel online vom 19.08.2009 . Siehe "Melden Sie uns Ihren Dumpinglohn!"
Niedriglohnbeschäftigung 2007 weiter gestiegen - zunehmende Bedeutung von Niedrigstlöhnen
"Auf den Punkt ... Die Zahl der Niedriglohnbeschäftigten in Deutschland lag 2007 um rund 350.000 höher als noch 2006. Unter allen abhängig Beschäftigten lag der Anteil von Niedriglöhnen 2007 bei 21,5% - d.h. mehr als jede/r Fünfte arbeitete für einen Stundenlohn unterhalb der Niedriglohnschwelle. Der Anteil ist damit trotz der deutlichen Zunahme der Betroffenen im Vergleich zu 2006 nur leicht gestiegen, weil auch die Beschäftigung insgesamt zugenommen hat. Gleichzeitig franst das Lohnspektrum nach unten aus, Stundenlöhne von weniger als 6 € brutto sind längst keine Seltenheit mehr. Die Durchschnittslöhne im Niedriglohnsektor sind inflationsbereinigt gegenüber 1995 nicht gestiegen und in Westdeutschland in den letzten Jahren sogar nominal gesunken." Aus der Pressemeldung des IAQ zur Studie von Thorsten Kalina und Claudia Weinkopf. Siehe auch die Studie von Thorsten Kalina und Claudia Weinkopf als IAQ-Report 2009-05
Für 'n Appel und 'n Ei?! DGB Niedersachsen startet Niedriglohn-Forum
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat am 9. März unter der Adresse www.niedriglohn-in-niedersachsen.de ein Internet-Forum gestartet. Dort können Beschäftigte, die zu Niedriglöhnen arbeiten müssen, ihre Situation schildern, sich austauschen und informieren.
Löhne in Deutschland: Wenn der Job nicht zum Leben reicht
Immer mehr Menschen in Deutschland verdienen so wenig, dass sie ihren Lohn mit Hartz IV aufstocken müssen - sogar in Zeiten des Aufschwungs. Artikel von Thomas Öchsner in Süddeutsche Zeitung vom 04.12.2008
Niedriglohn trifft Frauen besonders
"Frauen sind weit überdurchschnittlich von Niedriglöhnen betroffen. Sie stellten 2006 fast 70 Prozent der Niedriglohnbeschäftigten, fast jede dritte Frau (30,5 Prozent) arbeitet für wenig Geld - 1995 galt das erst für ein Viertel der Frauen. Auch bei vollzeitbeschäftigten Frauen liegt der Niedriglohnanteil mit ca. 22 Prozent etwa doppelt so hoch wie unter vollzeitbeschäftigten Männern, zeigen Berechnungen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Laut Forschungsdirektorin Dr. Claudia Weinkopf gelang es immerhin jedem zweiten Mann, innerhalb von fünf Jahren aus einem niedrig bezahlten Job in besser bezahlte Arbeit aufzusteigen, bei den Frauen hatte es nur jede Vierte geschafft." Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen vom 22.10.2008 beim Informationsdienst Wissenschaft. Siehe dazu auch unsere Rubrik "Frauen für Mindestlohn"
Die Ausweitung des Niedriglohnsektors: Die Realeinkommen von Geringverdienern sind seit 1995 um fast 14 Prozent gesunken
"Als Deutschland in den 90er Jahren begann, intensiver über den Ausbau des sogenannten Niedriglohnsektors nachzudenken, waren die entsprechenden Voraussetzungen bereits geschaffen. 13 bis 14 Prozent aller Beschäftigten arbeiteten auch in den Wachstumszeiten der alten Bundesrepublik unter Bedingungen, die sie von der allgemeinen Einkommens- und Wohlstandsentwicklung abkoppeln mussten. Allerdings blieb ihr Anteil über viele Jahre vergleichsweise konstant, da sich die Gruppe vorwiegend aus Geringqualifizierten und Teilzeitkräften zusammensetzte und so ein fest umrissenes Segment auf dem deutschen Arbeitsmarkt bildete." Artikel von Thorsten Stegemann mit allen wichtigen Links in Telepolis vom 27.08.2008 . Siehe dazu:
- IAQ untersucht Umschichtung der Einkommensverteilung: Niedriglöhne immer weniger wert
"Während die Zahl der Niedriglohnbezieher in Deutschland wächst, haben die Niedriglöhne in den letzten elf Jahren preisbereinigt fast 14 Prozent an Wert verloren. Seit 2000 sanken sogar die Nominallöhne, d.h. 2006 hatten Niedriglohnbezieher 4,8 Prozent weniger Stundenlohn in der Tasche als sechs Jahre zuvor. In den oberen Einkommensgruppen legten dagegen die Löhne in diesem Zeitraum nominal über 10 Prozent zu. Das zeigen aktuelle Berechnungen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen in den WSI-Mitteilungen 08/2008 der Hans-Böckler-Stiftung. Die Einkommensumverteilung hat die untersten Lohngruppen am härtesten getroffen, Reallohnverluste reichen aber bis in die mittleren Einkommensgruppen hinein." Pressemitteilung vom 26.08.2008
- Einkommensschere: Löhne stürzen ab
"In keinem anderen europäischen Land sei der Niedriglohnsektor so stark gewachsen wie in Deutschland (..) Wie konnte es so weit kommen? Das deutsche Tarifsystem hat eine große Schwäche, meinen die Forscher: Es gibt keine verbindliche Lohnuntergrenze. Bis zur Vereinigung war das kein Problem, die meisten Betriebe im Westen zahlten Tarifgehälter oder orientierten sich daran. Dann fällt die Mauer, mit einem Schlag schnellt die Arbeitslosenrate in die Höhe. Immer mehr Unternehmen können es sich erlauben, unter Tarif zu zahlen. Die Einkommen rasseln in den Keller, auf unter fünf Euro pro Stunde - Arbeitsmarktexperten aus dem Ausland blicken fassungslos auf Deutschland, denn solche Hungerlöhne sind selbst in Ländern wie Großbritannien unzulässig. Auch die Privatisierung von staatlichen Dienstleistungen wie Post, Nahverkehr und Telekommunikation hat die Einkommen auseinander gedrückt. In Deutschland können beispielsweise private Telefonfirmen geringe Löhne zahlen und sich so einen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Ex-Staatsunternehmen Telekom verschaffen. In den meisten anderen europäischen Ländern müssen sich neue Anbieter dagegen an allgemein verbindliche Tarifverträge halten, betonen die Forscher. Dies gelte etwa für Schweden, wo die Marktöffnung nicht zu Lohndumping führe, erzählt Bosch. Er nennt es einen "historischen Fehler", dass die deutschen Gewerkschaften nicht rechtzeitig allgemein verbindliche Tarifverträge für deregulierte Branchen verlangt haben. Jetzt habe das Telekom-Management alle Argumente auf seiner Seite, wenn es mit Verweis auf die Wettbewerber Einschnitte fordere.." Artikel von Eva Roth in der Frankfurter Rundschau vom 25.8.08
- Niedriglohnanteile und Durchschnittseinkommen nach Wirtschaftszweigen (Deutschland, sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte), 1998 und 2005
Übersicht bei der Frankfurter Rundschau
- Lohndifferenz - "mit" und "ohne" Tarifvertrag! So viel verdienen die Deutschen - und gewerkschaftliche Schlussfolgerungen
Beitrag von Reinhold Schramm
- Einladung zur Ausbeutung
"Erschreckende Zahlen: Schon ein Fünftel aller Beschäftigten muss heute zu Niedriglöhnen arbeiten. Die Politik hat die soziale Spaltung vorangetrieben. Viele Arbeitgeber haben die Sozialreformen als eine Einladung zur Ausbeutung verstanden. SPD und auch Union müssen ihre Fehler eingestehen und umkehren, damit nicht "der ganze Laden auseinander fliegt"..." Kommentar von Harald Schumann im Tagesspiegel vom 27.8.2008 . Aus dem Text: ".Diese Entwicklung ist keineswegs nur aus den Zwängen des Markts hervorgegangen. Gewiss, die hohe Arbeitslosigkeit in Folge des Niedergangs der ostdeutschen Industrie hat die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer geschwächt und auf die Löhne gedrückt. Doch mit ihren sogenannten Reformen haben die regierenden Sozialdemokraten, angetrieben von der Union und gestützt durch die Grünen, die soziale Spaltung mit voller Absicht und maximalem Propagandaaufwand vorangetrieben. Die "Ausweitung des Niedriglohnsektors" war erklärtes Programm, und die Hartz-Reformen haben genau das erreicht. Jede Arbeit, fast egal wie schlecht bezahlt, gilt seitdem als zumutbar. Anders als vielfach behauptet hat dieses Konzept nicht mehr Arbeit geschaffen."
Staat subventioniert Armutslöhne mit Milliardenbeträgen
"Mit rund 4,4 Milliarden Euro hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr die Einkommen von Voll- und Teilzeitbeschäftigen aufgestockt. Weil ihr Einkommen trotz Arbeit unter dem Existenzminimum lag, waren circa 1,3 Millionen Menschen auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Damit, so eine aktuelle Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes, war ein Viertel aller Hartz IV-EmpfängerInnen im ausgewerteten Zeitraum berufstätig." DGB-Mitteilung vom 12.08.2008
Unzitat der Woche 30/2008
"Millionen Menschen in diesem Land verdienen wenig, viel zu wenig, und gehen trotzdem jeden Tag zur Arbeit, oft ihr Leben lang. Das sind für mich die wahren Helden unserer Zeit."
Sozialminister Scholz laut "Hartz IV: Scholz findet deutsche Gesellschaft ungerecht"
"In Deutschland geht es nicht gerecht zu, und der deutsche Aufschwung geht an der Bevölkerung vorbei. Diese Kritik kommt ausgerechnet vom Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD). Nicht jeder, der sozial aufsteigen will, schaffe es auch, sagte Scholz - und präsentierte zwei Ideen, wie man das ändern kann." Artikel in Die Welt vom 23.07.2008
Jeder Achte schafft den Sprung aus dem Niedriglohnsektor
"Etwa jeder dritte vollzeitbeschäftigte Geringverdiener von 1998/99 war sechs Jahre später immer noch im Niedriglohnbereich beschäftigt. Nur jedem Achten gelang der Sprung über die Niedriglohnschwelle. Frauen sind besonders gefährdet, im Niedriglohnsektor zu verbleiben." IAB-Kurzbericht Nr. 8 vom 09.06.2008
Arbeit um jeden Preis. Vollbeschäftigung zum Billiglohn: Müssen wir uns von der Idee der "guten Arbeit" verabschieden?
"Mehr als jeder fünfte abhängig Beschäftigte gehört mittlerweile zu den Geringverdienern. Ein Ende der Talfahrt ist nicht in Sicht, trotzdem kursiert das Zauberwort von der nahenden "Vollbeschäftigung"." Artikel von Thorsten Stegemann in telepolis vom 23.04.2008
Weitere Zunahme der Niedriglohnbeschäftigung: 2006 bereits rund 6,5 Millionen Beschäftigte betroffen
IAQ-Report 2008-1 von Thorsten Kalina und Claudia Weinkopf . Siehe dazu auch:
- Jeder Fünfte ist laut einer IAQ-Studie betroffen. 6,5 Millionen arbeiten für Niedriglohn
"Der Anteil der Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland ist seit 1995 um gut 43 Prozent gestiegen. 6,5 Millionen Menschen, das sind 22 Prozent aller abhängig Beschäftigten, arbeiten für wenig Geld. Das zeigen aktuelle Untersuchungen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen auf Grundlage der Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) von 2006. Das SOEP ist eine repräsentative Wiederholungsbefragung von 12.000 Privathaushalten in Deutschland, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung alljährlich durchführt." Pressemeldung vom 31.01.2008
Arbeiten für wenig Geld. Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland
"Seit Mitte der 1990er Jahre steigt die Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland sprunghaft an. Was sind die Triebkräfte dieser Entwicklung? Welche Arbeitsplätze sind besonders betroffen? Anhand der Beispiele Call Center, Einzelhandel, Ernährungsindustrie, Hotel und Krankenhaus verleihen die Autoren des Bandes der Niedriglohnarbeit in Deutschland ein Gesicht und zeigen, wo politischer Handlungsbedarf besteht, etwa die Einführung von Mindestlöhnen." Siehe zum von Gerhard Bosch und Claudia Weinkopf herausgegebenen Buch (Campus Verlag, 319 Seiten, EAN 9783593384290, Euro 34,90/SFR 59,00):
Bundesagentur für Arbeit besorgt: Hungerlöhne nehmen zu
"Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat mit der Warnung vor einer wachsenden Zahl armer Arbeitnehmer die Debatte über Mindestlöhne belebt. Selbst der öffentliche Dienst zahlt laut BA solche Armutslöhne." Artikel von Markus Sievers in Frankfurter Rundschau vom 30.03.2007 . Aus dem Text: ".Armutslöhne gibt es laut Alt auch im öffentlichen Dienst. Etwa 13 000 Beschäftigte bezögen dort zusätzlich zu ihrem Gehalt Leistungen aus der Grundsicherung. Solche Einzelfälle habe es selbst bei der BA gegeben. Dies sei inzwischen abgestellt worden, versicherte Alt. "Hier haben wir die Löhne aufgestockt." Kritik an der Nürnberger Behörde kommt dagegen vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Dessen Arbeitsmarktexperte Wilhelm Adamy erklärte auf FR-Anfrage, die Bundesagentur widme dem Thema Lohndumping "zu wenig Aufmerksamkeit". Dies gelte für Weiterbildungsaufträge, bei denen die BA nur auf den Preis und nicht auf die Bezahlung der Lehrkräfte achte. Und dies gelte auch für die Arbeitsvermittlung, wo die Lohnhöhe keine oder kaum eine Rolle spiele." Siehe dazu auch:
Hartz IV im Öffentlichen Dienst. Artikel von Sven Astheimer in der FAZ online vom 29. März 2007 . Darin heisst es: ". Alt bereitet die Entwicklung des ergänzenden Leistungsbezugs Sorge. Nach der Einführung von Hartz IV im Januar 2005 erhielten knapp 290.000 Personen zusätzlich zu ihrem Erwerbseinkommen noch staatliche Transferleistungen. Eineinhalb Jahre später war es bereits eine Million. (.) Für Alt zeigt dies bereits, dass sich einige Branchen "auf Kosten der Steuerzahlers" auf niedrige Löhne einigen." Ist dies nicht genau die Funktion eines Kombilohns????
Immer mehr Menschen müssen von Niedriglöhnen leben
"Mit Niedriglöhnen kommen viele Angestellte der Verlagerung von Arbeitsplätzen zuvor. Immer wieder wird die Forderung nach gesetzlich garantierten Mindestlöhnen in der Politik aufgestellt. Passiert ist bisher wenig. Die Arbeitsrealität für viele Menschen wird aber bereits von Niedriglöhnen bestimmt - und das nach Tariflohn." Text der Sendung von Jacqueline Dreyhaupt und Oliver Feldforth in M€X - Das Marktmagazin, HR-Fernsehen, 25.01.07, 21.10 Uhr
300.000 Vollzeitarbeiter verdienen unter ALG-II-Niveau
"In Deutschland gibt es rund 300.000 Menschen, die eine volle Stelle haben und dabei so wenig verdienen, dass sie ergänzende Hilfen aus dem Arbeitslosengeld II erhalten. Diese Zahl nannte Arbeitsminister Franz Müntefering der Financial Times Deutschland." Artikel in Financial Times Deutschland vom 1.4.06 . Aus dem Text: ".Das Sozialministerium nannte damit erstmals eine Zahl der Niedrigverdiener, die trotz Vollzeitarbeit weniger verdienen, als ihnen an staatlicher Unterstützung zustehen würde. In einigen Wirtschaftszweigen werden Tariflöhne von 4 Euro die Stunde und weniger gezahlt, was vor allem dann nicht reicht, wenn mehrere Menschen in einer Familie davon leben müssen."
Working Poor
"Während bei uns über Kombi- bzw. Mindestlöhne diskutiert wird, gibt es bereits viele, die zwar voll arbeiten aber trotzdem so wenig verdienen, dass sie vom Staat alimentiert werden müssen." Manuskript des MDR-Beitrages in FAKT vom 06.03.2006
Mindestens sechs Millionen Niedriglohnbeschäftigte in Deutschland: Welche Rolle spielen Teilzeitbeschäftigung und Minijobs?
Artikel von Thorsten Kalina und Claudia Weinkopf als IAT-Report 3/2006
Geringverdiener. Niedriglohn: Wissenschaftliche Vorstöße in eine Grauzone
"7,8 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland zu niedrigen Löhnen - oder sind es nur 3,3 Millionen? Trotz völlig unterschiedlicher Berechnungsweisen der Forschungsinstitute schälen sich inzwischen allgemeingültige Entwicklungstrends heraus: Der Niedriglohnsektor wächst nicht nur, er verfestigt sich.." Böckler Impuls 02/2006
Facharbeiter zum Schnäppchenpreis - Billigstjobs mit weniger als fünf Euro Stundenlohn längst Realität in Ostdeutschland
Text des Beitrags von Axel Svehla vom 14.04.2005 in der Kontraste -Sendung im Rundfunk Berlin Brandenburg vom 14. April 2005
Niedriglöhne
In ihrer Antwort auf eine Anfrage der CDU/CSU „Wandel der Arbeitswelt und Modernisierung des Arbeitsrechts“ gibt die Bundesregierung Auskunft über die Verbreitung von Niedriglöhnen und den Stand der Perforation des so genannten Normalarbeitsverhältnisses. Antwort vom 13. Mai 2004 als pdf-Datei auf der Bundestagssite
Nicht neu, nun aber amtlich: Tarif schützt vor Armut nicht
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Deutschland ist schon Billiglohnland. “Stundenlohn drei Euro: Was Arbeitgeber fordern und Gewerkschafter verdammen, ist längst Realität. SPIEGEL ONLINE zeigt in einer Übersicht, wer in Deutschland am wenigsten verdient. Auf eine kleine Anfrage der CDU-Bundestagsfraktion Ende März hin versandte das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft eine Liste mit den Berufsgruppen, die laut Tarifvertrag Stundenlöhne unter sechs Euro verdienen. Aus der Liste ergibt sich, dass in mehr als 130 von insgesamt rund 2800 gültigen Verbands-Tarifverträgen Stundenlöhne unterhalb diesen Betrages gezahlt werden….“ Artikel in Spegel online vom 28. April 2004 mit einer Auswahl aus den 670 Berufen mit weniger als 6 Euro Stundelohn
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Zum Sterben zuviel Billiglöhne – in der BRD längst Realität. Kommentar von Klaus Fischer in junge Welt vom 29.04.2004
Nach unten eine Grenze setzen
„Angesichts der anhaltend schwachen Binnennachfrage und der Ausbreitung von Niedriglöhnen in etlichen Branchen haben sich Gewerkschaftler erneut für einen gesetzlichen Mindestlohn ausgesprochen. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Franz-Josef Möllenberg, sagte der Berliner Zeitung: "Dem Unterbietungswettkampf der Löhne muss eine untere Grenze gesetzt werden. Wer Vollzeit arbeitet, muss auch davon leben können." Das Problem werde laut Möllenberg dadurch verschärft, dass es in Ostdeutschland weite Bereiche ohne Tarifbindung gebe. "Gerade in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit haben die Menschen Angst, sich gegen Dumpinglöhne zu wehren". betonte Möllenberg: "Deshalb sollte ein existenzsicherndes Mindesteinkommen in Höhe von 1 500 Euro gesetzlich geregelt werden", forderte er…“ Artikel von Matthias Loke in Berliner Zeitung vom 29. April 2004. Siehe dazu auch:
Möllenberg: Mindestlohn gegen Arbeit in Armut.
„Einen Kurswechsel in der Arbeitsmarktpolitik und ein existenzsicherndes Mindesteinkommen hat Franz-Josef Möllenberg, Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), am Samstag auf einer Veranstaltung seiner Organisation in Erfurt gefordert. Angesichts der verschärften Zumutbarkeitsregeln, die ab 1. Januar 2005 für Langzeitarbeitslose gelten sollen, bestehe die Gefahr, dass immer mehr Menschen arbeiten, ohne davon leben zu können. "Wenn Langzeitarbeitslose künftig jede Arbeit, die nicht sittenwidrig ist und bis zu einem Drittel unter Tarif liegt, annehmen müssen, entsteht ein verheerender Druck auf das gesamte Tarifgefüge." Dem zu erwartenden Unterbietungswettkampf bei den Löhnen müsse deshalb eine untere Grenze gesetzt werden. Ein Mindesteinkommen von 1.500 Euro sollte gesetzlich geregelt werden, um Arbeit in Armut zu verhindern. "Der Versuch, neue Niedriglohnbereiche zu schaffen oder weitere Lohnkostenzuschüsse in Ostdeutschland zu ermöglichen, ist ein Irrweg."..“ NGG-Pressemeldung vom 24. April 2004
Ein Drittel der westdeutschen Vollzeitbeschäftigten arbeitet im Niedriglohnsektor
"Rund ein Drittel aller Vollzeitbeschäftigten in Westdeutschland, das sind 6,3 Millionen Personen, erhalten einen Niedriglohn, also weniger als 75 Prozent des durchschnittlichen effektiven Vollzeitverdienstes. Das geht aus einer Studie hervor, die das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung im Auftrag des NRW-Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit durchgeführt hat. Das Projekt untersuchte den Zusammenhang zwischen Niedriglöhnen, sozialen Mindeststandards und Tarifsystem. Knapp 4,2 Millionen der Niedriglohnbezieher (fast 24 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten) erhalten demnach einen Arbeitslohn zwischen 50 bis unter 75 Prozent des Durchschnittsverdienstes (Prekärlöhne). Mit einem Lohn von weniger als 50% (Armutslöhne) müssen rund 2,1 Millionen Arbeitnehmer (gut 12 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten) auskommen. (...) Diese Ergebnisse widersprechen laut Dr. Claus Schäfer vom WSI vielen der gängigen Argumente zum Thema Niedriglohnsektor: "Ein Niedriglohnsektor muss nicht erst geschaffen werden, er existiert schon längst. Niedriglöhne sind unter den sogenannten Normalarbeitsverhältnissen inzwischen sogar ein Massenphänomen. Trotz dieser Entwicklung kann von einem positiven Effekt auf die gesamte Vollzeitbeschäftigung oder gar von einem "Beschäftigungswunder" aber keine Rede sein." ..." WSI-Pressemeldung vom 04.08.2003 und Pressemeldung mit zusätzlichen Tabellen
Effektiv gezahlte Niedriglöhne in Deutschland
Artikel von Claus Schäfer in WSI-Mitteilungen Ausgabe 07/2003
Tarife: Niedriglöhne schon jetzt verbreitet
WSI-Studie wird als Ohrfeige für DGB-Chef Sommer gesehen. Artikel von Marcus Schwarzbach in ND vom 06.12.02 . Aus dem Text: "Eine in dieser Woche veröffentlichte Gewerkschaftsstudie verdeutlicht, wie niedrig untere Tarifgruppen in Deutschland entlohnt werden. Für Kritiker stellt dies eine ablehnende Antwort auf den Vorschlag des DGB-Vorsitzenden Michael Sommer dar, für Arbeitslose niedrige Einstiegslöhne zuzulassen. In vielen Bereichen gibt es »ausgesprochen niedrige Tarifeinkommen«, erläutert der Tarifexperte Reinhard Bispinck vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI)...."
Tarifstrukturen hochdifferenziert
Untersuchung von 26 Tarifbereichen. WSI-Pressemeldung vom 03.12.2002 . Aus dem Text: "Die Einkommenstarifverträge in West- und Ostdeutschland zeichnen sich durch hochgradig differenzierte, auf die jeweiligen Branchen zugeschnittene Lohn- und Gehaltssysteme aus. Das Ausmaß der Lohndifferenzierung gerade im unteren Einkommensbereich ist weit höher, als allgemein bekannt ist. In einigen Tarifbereichen gibt es überdies ausgesprochen niedrige Tarifeinkommen. (...) In einigen Wirtschaftszweigen gibt es ausgeprägte tarifliche Niedrigeinkommen. In manchen Tätigkeitsbereichen (z.B. Botin/Bote, Friseur/in, Bäckereiverkäufer/in, Florist/in) liegen die Grundvergütungen deutlich unter 1.500 € im Monat...."
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