»Samstags gehört dem Vati der Betrieb« Wochenendschicht und Tarifkonflikt bei Philips Semiconductors (PSH) in Hamburg
"Die IT-Industrie wird meist mit hochbezahlten Programmierern gleichgesetzt. Dabei wird übersehen, dass der größte Anteil der Arbeit in der Mikroelektronik in der Industrie anfällt, in der die Arbeitsmittel u.a. der Softwareentwickler hergestellt werden. Die Produktion von Halbleitern ist solch ein Bereich. Dort werden Siliziumscheiben, sogenannte Wafer, hergestellt, in verschiedenen Verfahrensschritten bearbeitet und aus diesen Scheiben schließlich die einzelnen Mikrochips herausgetrennt. Philips ist in Europa einer der Großen der Branche." Artikel erschienen in Wildcat Nr. 76 vom Frühjahr 2006 - wir danken der Redaktion für die Freigabe zur Veröffentlichung.
Auch nach dem Ersparnis-Tarifvertrag: Philips-Kollegen geben nicht auf
- Das Leben ist mehr als eine Standortvereinbarung
"Viele Kollegen/innen spüren, dass der Ergänzungstarifvertrag nicht das Ende der Fahnestange ist und er wird nicht als Sicherung einer besseren Zukunft empfunden. Die nächste Herausforderung wird nach einer rechtlichen Ausgliederung und einem Verkauf von Semiconductors auf uns zukommen. Dafür brauchen wir einen starken Betriebsrat! (.) Die "Liste der Aufrechten" tritt für die Einheit der Operatoren und Angestellten ein und ruft dazu auf, mit uns aktiv zu werden, um eine starke, demokratische Interessenvertretung der abhängig Beschäftigten zu werden. Das schließt die bei uns beschäftigten Leiharbeitnehmer ein, für deren Interessen wir uns ebenfalls einsetzen werden. Unser Grundsatz ist: Entschieden wird nur von denjenigen, welche die Entscheidungen auch betreffen, also von der Basis vor Ort." Wahlinfo Offene IG Metall Liste III vom 28.2.06
- BR-Wahl 2006 bei Philips Semiconductors in Hamburg Hintergrund-Bericht aus Hamburg von "Kolonne" - Unterstützer der IGM Liste 3. Aus dem Text: ".Bei den folgenden Aktionen der IGM auf der IFA in Berlin und beim "Besuch" der Kollegen in Nijmegen war natürlich kein freigestellter BR dabei. Aus ihrer Sicht, die zufällig die gleiche Sicht wie die der GL ist, waren diese Aktionen "nicht hilfreich". (.) Niemand wird bestreiten, dass es auch innerhalb der IGM verschiedene Strömungen gibt, mit verschiedenen Schmerzgrenzen. Das Spektrum reicht von den "reformfreudigen Masochisten", die z. B. mit Zumutungen wie unbezahlter Mehrarbeit leben können und die auch in Zukunft noch reichlich Gelegenheit haben werden, sich an Schmerzen zu gewöhnen und ihre Grenzen zu testen, bis zu den "unverbesserlichen Hardlinern", die nicht über eine Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen verhandeln wollen."
Abstimmung über den Tarifvertrag legalisiert das Vorgehen der IG Metall
Die IGM Mitglieder stimmten mit Mehrheit für die Annahme des Ergänzungstarifvertrags. 514 Mitglieder stimmten mit JA, 128 mit NEIN. Nach dem bereits erteilten OK des IGM-Vorstandes tritt der TV ab dem 01.01.2006 in Kraft und sichert Philips eine Ersparnis von 12 Millionen Euro jährlich. Siehe dazu die IGM-Tarifinfo vom 18.12.05 . Zum Hintergrund: Zehn Argumente für ein Ja nebst Kommentar bei Filipsworld ungehört.
Dumm gelaufen!
Am 23.11.05 meldeten wir "Streit in Chipfabrik von Philips überraschend beigelegt". Veröffentlich hatten wir ebenfalls die Tarifinfo der IG-Metall und den ausgehandelten Tarifvertrag. Gleichzeitig schrieben wir: "Nach uns vorliegenden Meldungen stößt der ausgehandelte Vertrag auf Ablehnung - zumindest von Teilen der Belegschaft." Und genau diese haben sich jetzt auch durchgesetzt. Siehe dazu:
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Tarifinfo der IG Metall-Tarifkommission bei PSH vom 9.12.05
mit Eckpunkten des Tarifvertrages. Aus dem Text: ".Die Geschäftsleitung hat auf unser Verlangen zwei missverständliche Punkte in dem Tarifvertrag bereinigt (siehe anliegende Erklärung der Herren Kuckhermann und Ridder vom 7.12.2005).
Die Tarifkommission hat mit Blick hierauf am Donnerstag Abend erneut abgestimmt und das Tarifergebnis mehrheitlich angenommen."
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"Und durch Belegschaft und Tarifkommission geht dank Jutta ein tiefer Riss - dafür gibt es keinen Kompromiss"
Zusammenstellung von Kommentaren von Tarifkommissionsmitgliedern und aus dem Forum "Filipsworld" zur zweiten Abstimmung über das Verhandlungsergebnis. Darin u.a.: "wir - die TK - haben am Dienstag nicht über den Punkt "Berechnung der Anzahl Einbringschichten", sondern - so wie Du gesagt hast - unter Abwägung aller Umstände über das Gesamtergebnis der Verhandlung abgestimmt. Wenn die GL in einem Punkt ein kleines Zugeständnis macht, so ändert sich am Gesamtbild herzlich wenig. Deshalb kann ich nicht verstehen, weshalb eine erneute Abstimmung erforderlich sein soll. Selbstverständlich darf und soll die GL diesen Punkt korrigieren, sollte diese Korrektur aber von einer Zustimmung der TK zum gesamten Ergänzungstarifvertrag abhängig sein (was ich argwöhne), dann wäre dies ein unverschämtes Erpressungsmanöver, für das ich nicht zur Verfügung stehe.."
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Kapitulation der IGM-Küste (Jutta Blankau). "Warum nicht gleich so?" - meint "Die WELT". Aber die Tarifkommission von Philips stellt sich quer und sagt: "NEIN"!
Bericht aus Hamburg von "Kolonne" vom 07.12.2005. Aus dem Text: ".Die gewählte Tarifkommission von Philips Semiconductors Hamburg ist Jutta Blankau nicht gefolgt und hat am 06.12.2005 den von ihr ausgehandelten Ergänzungstarifvertrag mit überwältigender Mehrheit (dagegen: 8 enthalten: 4 dafür: 1) abgelehnt! Nun werden bis zum 18.12. 2005 die 800 Mitglieder in einer schriftlichen Abstimmung befragt, ob sie den Ergänzungstarifvertrag akzeptieren oder nicht. Die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen wird darüber entscheiden, ob der Tarifvertrag in Kraft tritt. Die Erklärungsfrist endet am 19.12.2005. Erst dann werden wir wissen, ob es sich noch lohnt, Mitglied dieser Gewerkschaft zu bleiben."
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Offener Brief an Jürgen Peters, IGM Vorsitzender, Frankfurt. Für diesen offenen Brief werden noch bis nächsten Montag (12.12.) Unterschriften gesammelt.
Aus dem Text: "hiermit protestieren wir gegen den geplanten Ergänzungstarifvertrag zwischen der IGM-Küste und Philips Semiconductors Hamburg. (.) Die Geschäftsleitung von Philips droht offen mit negativen Konsequenzen für Standort und Arbeitsplätze für den Fall, dass die Tarifverhandlungen scheitern. Diese Drohkulisse ist Bestandteil jeden Arbeitskampfes und kann von Arbeitgeberseite jederzeit von neuem aufgebaut werden. Wenn eine Gewerkschaft dieser Argumentation folgt und erpressen lässt, verliert sie ihre Existenzberechtigung. (.) Während des seit über einem Jahr andauernden Konfliktes sind in unserem Betrieb gewerkschaftliche Strukturen entstanden, die es so vorher nicht gab. Es gibt einen gar nicht so kleinen aktiven, harten Kern von Kollegen, die in der Lage sind ihre Interessen zu erkennen und Widerstand zu organisieren. Diesen aktiven Kollegen fällt man mit dem Ergänzungstarifvertrag in den Rücken und demotiviert sie, sich in Zukunft weiter für die IGM zu engagieren. Wir haben nicht 18 Monate erfolgreich Widerstand geleistet, um am Ende mit einem faulen Kompromiss zu kapitulieren.
Was uns ganz besonders ärgert ist, dass die Gewerkschaft sich mit dem Abschluss dieses Ergänzungstarifvertrages gegenüber gemaßregelten Kollegen (Abmahnungen, Schadenersatzforderungen, Aussperrungen und Kündigungen) grob unsolidarisch verhält, da die enthaltene Maßregelungsklausel nur unverbindlich und allgemein gehalten wurde. (.) Wir appellieren an Eure Verantwortung als Gewerkschaftsführer und fordern Euch auf diesen Ergänzungstarifvertrag im Hinblick auf die Folgen für die Beschäftigten in anderen Unternehmen abzulehnen. Macht endlich Schluss mit dem verhängnisvollen "Standortdenken" und stoppt Lohndumping und das Wettrennen um die schlechtesten Arbeitbedingungen!"
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Der überarbeitete Wortlaut des Ergänzungstarifvertrages
- Philips-Kollegen geben nicht auf
"Hamburg: IG-Metall-Tarifkommission verweigert Zustimmung zu Vereinbarung über Lohnsenkungen.
Zu heftigen Meinungsverschiedenheiten ist es am Mittwoch abend in der Tarifkommission (TK) der IG Metall für das Hamburger Halbleiterwerk von Philips Semiconductors gekommen. Wie berichtet, will der Konzern mit der Drohung, andernfalls Stellen zu streichen, beträchtliche Lohnkostensenkungen für die 2300 Beschäftigten durchsetzen. Bereits im August 2005 gab es Konflikte in dem Betrieb, als die Konzernleitung außertarifliche Zulagen für 800 Arbeiter strich. Dagegen wehren sich die Betroffenen mit Unterstützung der Gewerkschaft auch auf juristischem Weg. Die ersten Entscheidungen wurden für Anfang Dezember erwartet. Umso überraschender war dann die Mitteilung der IG Metall vom Montag, daß ein Kompromiß mit der Firmenleitung ausgehandelt worden sei, der zwar die Schichtzulagen fortschreibt, aber auch Lohnsenkungen beinhaltet. In Hamburger Zeitungen hieß es vorab, die Zustimmung der Tarifkommission sei nur noch eine Formsache. War es aber nicht, denn das Gremium stellte sich quer." Artikel von Andreas Grünwald in junge Welt vom 25.11.2005
- "Ein kräftiger Schluck aus der Pulle" - diesmal für die Geschäftsleitung und die ATs
"Der neue Geschäftsführer von Philips Semiconductors Hamburg, Kuckhermann, und die IGM Berufsreformerin Jutta Blankau (SPD) haben sich geeinigt. Monatelanges Gezerre und am Schluss einigt man sich nach guter alter Tradition "per Handschlag" auf die Hälfte dessen, was ursprünglich gefordert wurde. Der "soziale Konsens" ist jedenfalls nach außen wieder hergestellt. Ist da wirklich jemand überrascht? War das nicht immer so? ..." Bericht aus Hamburg von Kolonne, 28.11.2005
"Streit in Chipfabrik von Philips überraschend beigelegt"
"Nach eineinhalb Jahren nun doch Einigung auf Mehrarbeit ohne Lohnausgleich - IG Metall muß im Bund noch zustimmen.
Am Ende wird es wohl doch der Blick ins Portemonnaie gewesen sein, der die Einigung herbeigeführt hat: Überraschend haben sich die IG Metall Küste und die Betriebsräte von Philips nun doch mit der Geschäftsleitung des Elektronikkonzerns auf Mehrarbeit ohne Lohnausgleich in der Hamburger Chipfabrik verständigt. In der Fabrik in Lokstedt arbeiten 2300 Beschäftigte, zwei Drittel davon in der Entwicklung und Verwaltung, der Rest im Schichtbetrieb in der Fertigung. Philips hatte zuvor die freiwilligen Schichtzulagen zum Juli dieses Jahres gestrichen und damit die Bezahlung der etwa 800 Beschäftigten des Schichtbetriebs um bis zu 350 Euro reduziert." Artikel von Birger Nicolaiin in Die Welt vom 22.11.2005. Siehe dazu:
- Tarifinfo der IG Metall
Nach einjährigem Kampf ist es der IG-Metall gelungen sich mit der Geschäftsleitung von Philips auf einen Ergänzungstarifvertrag zu einigen. Die Tarifinfo der IG-Metall vom 21.11.2005
- Nach uns vorliegenden Meldungen stößt der ausgehandelte Vertrag auf Ablehnung - zumindest von Teilen der Belegschaft. Als erstes Beispiel: "Sehr geehrte Frau Blankau,
ich hatte mich über Ihr Eingreifen an der Tarifauseinandersetzung bei Philips sehr gefreut. Muss Ihnen aber nun mitteilen, dass sich jetzt das blanke Entsetzen bei mir über das, was nun als Ergebnis präsentiert wird, auftut. Die Verhandlungskommission hatte doch einen klaren Auftrag von den Mitgliedern...nicht über 10% hinauszugehen...und nun kommen über 13% Abstriche auf uns zu!..."
Offener Brief an Jutta Blankau (IG Metall Hamburg) von "AuchBetroffen" vom 23.11.05 und der Kommetar "Kuckhermann (GL) und Blankau (SPD) beschließen die große Koalition!" bei Filipsworld - Aktuelles Forum zum Tarifkonflikt bei Philips.
Wir bleiben dran!
Werbung für`s Labournet
Am 19.10. veröffentlichte die Geschäftsleitung einen Aushang, indem sie unter anderem kostenlose Werbung für`s Labournet machte. Hier ein Auszug aus dem Inhalt:
"Am Montag, dem 10.10.2005, wurde in einem Gewerkschafts-Forum (www.labournet.de) ein Positionspapier zu unserem Tarifkonflikt von einem offensichtlich führenden IG Metall Funktionär mit großem Insiderwissen veröffentlicht. In diesem Papier wird eine Position eingenommen, die die bisherige Annäherung bei den Eckpunkten für einen Kompromiss völlig zerstört. Der Autor gab sich als Mitglied der Tarifkommission zu erkennen und führte aus, dass es nie eine Annäherung an die Position der GL geben dürfte. (.) " Noch am 12.10.2005 haben wir wegen dieser Internetveröffentlichung wieder Kontakt [zur IG Metall] aufgenommen und erneut sofortige Sondierungsgespräche ab dem 18.10.2005 angeboten." Siehe den vollständigen Text und die Antwort unseres Informanten in Filipsworld - Aktuelles Forum zum Tarifkonflikt bei Philips. Aus der Antwort unseres Informanten: ". offensichtlich kommen wir nun zum letzten Akt unser Tragödie "Tarifkonflikt bei Philips". Sinn für Humor haben Sie im Gegensatz zu Ihrem Vorgänger wenigstens, denn auch Ihr zweiter Aushang sorgte bei mir und meinen Kollegen für großes Gelächter ("ein offensichtlich führender IG Metall Funktionär mit großem Insiderwissen") . Das ich durch meinen Beitrag im labournet Sie dazu veranlasst habe, " wegen dieser Internetveröffentlichung wieder Kontakt (zur IGM) aufzunehmen und erneut sofortige Sondierungsgespräche ab dem 18.10.2005 anzubieten" , finde ich Klasse. Die Gerichtstermine rücken immer näher, da ist besondere Eile geboten. (.) Ihnen ist sicher bekannt, daß "labournet" der Treffpunkt für Ungehorsame ist, basisnah und gesellschaftskritisch, ein Treffpunkt der gewerkschaftlichen Linken. Mit Ihren Unterstellungen wollen Sie die IGM-Führung zwingen, sich von meiner Darstellung zu distanzieren. Dabei vertrete ich in meiner Stellungnahme nur die Position der Mehrheit der IGM Mitglieder auf den letzten Mitgliederversammlungen. Und diese Mitglieder werden letztendlich darüber entscheiden, ob es zu einer Einigung mit Ihnen kommt."
Dem Druck standhalten Beschäftigte von Philips Semiconductors Hamburg wehren sich seit einem Jahr gegen Arbeitszeitpläne des Konzerns. Artikel von Andreas Grünwald in junge Welt vom 27.09.2005
Information der Geschäftsleitung von Philips zur Tarifsituation
" (.) der Abbruch der Tarifverhandlungen durch die IGM im Juni hat alle Beteiligten in eine schwierige Lage gebracht. Das gilt wegen der hohen finanziellen Einbußen vor allem für unsere Mitarbeiter in den Schichten. Die nachfolgenden Aktionen der IG Metall waren weder sinnvoll noch hilfreich für den Standort und für die Mitarbeiter in unserem Betrieb.
Erstmals wird jetzt öffentlich eine Schließung von Halbleiteraktivitäten in Erwägung gezogen (Interview Frans van Houten in der International Herald Tribune) und ist zentraler Diskussionspunkt auf internationalen Zusammenkünften der PD. Insofern muss sich die IG Metall ernsthaft fragen, ob und inwieweit sie ihrer Verantwortung für den Erhalt des Standortes nachkommt." Schreiben der Geschäftsleitung an die MitarbeiterInnen vom 06.10.2005
Antwort eines Metallers auf die "Information der GL" vom 06.10. 2005
"Am 27.09. 2005 legte die IGM Tarifkommission in einem Schreiben an die GL ihren Standpunkt zur gegenwärtigen Lage im Tarifkonflikt dar. Dabei bekundete sie nochmals ihre Bereitschaft, einem Einsparvolumen von 12 Prozent im Bereich der Personalkosten zuzustimmen..." Artikel aus Hamburg vom 07.10.2005
Philips-Beschäftigte des Hamburger Halbleiterwerkes kämpfen gegen Lohnklau
"Am Dienstag, den 20.09.2005 werden mehr als 100 Mitarbeiter nach Nijmegen (Niederlande) zum dortigen Philips-Halbleiterwerk fahren. Ziel ist es, die Solidarität der holländischen Kollegen/Kollegen zu gewinnen. Zuvor haben bereits Aktionen in Hamburg (Kundgebungen, Mahnwachen) und Berlin (Internationale Funkausstellung) stattgefunden. Betriebsräte aus allen deutschen Philips-Unternehmen haben sich mit den Protestlern solidarisch erklärt." Presseerklärung der IG-Metall-Küste vom 19.09.2005
Erlebnisbericht von einem Besuch beim Philips-Stand auf der IFA in Berlin
"Am 06.09.2005 fuhren wir, 70 Metaller von Semiconductors Hamburg, zur Internationalen Funkausstellung nach Berlin, um gegen die Streichung der Schichtzulagen bei den ca. 800 Schichtarbeitern zu protestieren. Schon während der Bahnfahrt bereiteten wir unsere Aktionen vor und probten diese auch ein. Das war bei allem ernst auch eine sehr lustige Angelegenheit. In Berlin angekommen, machten wir uns direkt auf den Weg zum IFA Messegelände und dort zu unserem Ziel, der Philips-Ausstellungshalle. Diese wurde zunächst einmal erkundet und dann ein Ort für "unseren Auftritt " ausgemacht. 18 unserer Kollegen bauten sich auf einer Bühne in der Halle auf, die anderen Kollegen verteilten sich davor." Erlebnisbericht aus Berlin vom 06.09.2005.
180 Philips-Arbeiter auf Mahnwache gegen Lohnkürzungen -
Weitere Aktionen zur IFA geplant
"Mit einer Mahnwache haben heute Arbeiter der Halbleiter-Fertigung des Philips-Konzerns in Hamburg gegen Lohnkürzungen protestiert. Bei den Aktionen nahmen insgesamt 180 Personen teil, teilte die IG Metall heute gegenüber de.internet.com mit. Bei Philips Semiconductors hat die Geschäftsleitung den etwa 800 Schichtmitarbeitern - also etwa einem Drittel der Beschäftigten - die vertraglich vereinbarten Schichtzulagen mit Wirkung ab Juli 2005 gekündigt. Die Geschäftleitung will mit dieser Maßnahme die IG Metall zwingen, Verschlechterungen des bestehenden Haustarifvertrages in Form von Arbeitszeitverlängerung und Lohnkürzung zuzustimmen." Artikel auf de.internet.com vom 29.08.2005. Siehe dazu auch:
- Filipsworld - Aktuelles Forum zum Tarifkonflikt bei Philips
In diesem Forum die Einschätzung der Betroffenen zur Demo. Unter anderem: "(.) Wir waren stark, weil wir unseren Protest abgestimmt und organisiert hatten! Die Botschaft kam an! So etwas habe ich solange ich in dieser Firma bin noch nicht erlebt. Und das, obwohl viele aus der "A-Mannschaft" nicht dabei waren, wir "nur" mit unserer "B-Mannschaft" gespielt haben. Das soll heißen, daß viele Kollegen die ansonsten immer in der ersten Reihe stehen, diesmal nicht dabei waren, da sie heute Nachtschicht hatten. Wir lernen bei solchen Aktionen und werden immer besser! Und nach Berlin fahren wir mit dem ganzen Kader. Das gibt `ne Schlagzeile, auf die ich mich freue." Siehe dazu den ganzen Thread im Forum.
- Weitere Termine:
Am Dienstag , dem 06.09.2005 geht's zur IFA nach Berlin. Abfahrt ist um 7.19 Uhr vom Hauptbahnhof. Welche Aktionen genau geplant sind wird im Zug bekannt gegeben.
In der Kalenderwoche 38 (19.09.- 25.09.) geht's nach Nimwegen fahren. Das genaue Datum wird noch mit unseren holländischen Kollegen abgestimmt.
Die TK hat heute weiter beschlossen, alle weiteren Sitzungen, auf denen weitere Aktionen geplant werden, öffentlich abzuhalten. Jede(r) Interessierte kann sich einbringen. Der nächste Termin ist der 08.09.2005 um 18.00 Uhr im Eimsbüttler Hof.
Gewerkschafter gehen aufeinander los
"IG Metall: Krach bei Philips. Betriebsrat in Hamburg fühlt sich diffamiert. Austritt aus Tarifkommisson. Belegschaft zerstritten. Seit mehr als einem Jahr streiten sich die Gewerkschaft IG Metall und die Geschäftsführung der Chipfabrik von Philips in Hamburg um Arbeitszeiten und Gehälter. Ohne Ergebnis. Nun hat die Hängepartie für eine massive Auseinandersetzung unter den Gewerkschaftern gesorgt. Klaus Otte, Mitglied der 20köpfigen, von IG-Metall-Mitgliedern gewählten Tarifkommission, die mit der Philips-Geschäftsleitung über Kostensenkungen und deren Folgen verhandeln soll, hat mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt aus der Kommission erklärt." Artikel von Mathias Eberenz im Hamburger Abendblatt vom 24.08.2005
Am Montag, den 29.08.2005 wird es eine Mahnwache vor dem Betriebsgelände geben und am Dienstag, den 06.09. werden Belegschaftsmitglieder die Internationale Funkausstellung in Berlin, speziell den Philipsstand, "besuchen", um gegen den Lohnraub zu protestieren.
Philips streicht die Schichtzulagen
"Chipfabrik: Streit zwischen Gewerkschaft und Geschäftsleitung eskaliert. Im Schnitt 350 Euro weniger Nettolohn für 800 Mitarbeiter in der Produktion. Konzern will die 40-Stunden-Woche. Die Fronten sind verhärtet: Seit dem Sommer 2004 streiten sich Firmenleitung und Gewerkschaft um die Lohnkostensenkung für die 2300 Beschäftigten in der Halbleiterfabrik von Philips in Hamburg-Lokstedt. Philips will 17 Prozent erreichen, die Gewerkschaft bietet zwölf Prozent an. Doch die Tarifverhandlungen scheiterten, zu unterschiedlich waren die Vorstellungen. Jetzt hat der Konzern den 800 Beschäftigten in der Produktion - wie zuvor angedroht - die außertariflichen Zulagen gekürzt." Artikel von Mathias Eberenz im Hamburger Abendblatt vom 19.08.2005
Streit um Mehrarbeit:
Philips droht Hamburger Werk mit Investitionsstopp
Philips-Chef Hans-Joachim Kamp will in der Auseinandersetzung
um Mehrarbeit in der Chipfertigung hart bleiben. Sollte sich die
Belegschaft im Hamburger Werk in dieser Frage nicht bewegen, könnten
Modernisierungsmaßnahmen ausbleiben. Artikel
auf Spiegel-Online
vom 21. März 2005. |