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Updated: 18.12.2012 15:51
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Antwort eines Metallers auf die "Information der GL" vom 06.10. 2005

Am 27.09. 2005 legte die IGM Tarifkommission in einem Schreiben an die GL ihren Standpunkt zur gegenwärtigen Lage im Tarifkonflikt dar. Dabei bekundete sie nochmals ihre Bereitschaft, einem Einsparvolumen von 12 Prozent im Bereich der Personalkosten zuzustimmen.

Vorraussetzung aus Sicht der IGM, um zu einer Lösung des Konfliktes zu kommen ist, daß es gelingt, im Verlaufe von Verhandlungen die vielen noch strittigen Punkte einvernehmlich zu regeln. Eine Unterzeichnung des sogenannten "Memorandums" der GL lehnt die Mehrheit der Mitglieder der IGM entschieden ab. Denn was sind das für Verhandlungen, in denen der IGM (und damit allen Arbeitnehmern) schon vorher der Preis diktiert wird, den sie zu zahlen hat, ohne zu wissen, was sie am Ende dafür bekommt!?

Der eigenständige Tarifvertrag für Hamburg, den die GL unbedingt verhindern will, bringt dieser keinen Euro Kostenersparnis. Warum also will sie an diesem Punkt die Verhandlungen scheitern lassen und Millionenverluste riskieren? Doch wohl nur, weil man sich schon auf die nächsten Kostensenkungsprogramme vorbereitet, die in der Presse bereits angekündigt wurden. Dann wird man die Standorte wie gewohnt gegeneinander ausspielen und mit Personalabbau und Standortschließung erpressen. Genau wie man mit der BV von 2002 den Grundstein für unsere heutige Erpressbarkeit gelegt hat (Wegfall der Nachwirkung bei Kündigung der Schichtzulagen), versucht die GL sich durch die Verhinderung des eigenständigen Tarifvertrags für Hamburg in eine günstige Ausgangspositionen für zukünftige Schweinereien zu bringen.

Die GL hat aus meiner Sicht den gemeinsamen Tarifvertrag mit Böblingen, durch den separaten Ergänzungs- TV in Böblingen und die Kündigung der Schichtzulagen in Hamburg aufgekündigt. In beiden Fällen wurde die Belegschaft erpresst, um bestehende Verträge zugunsten der GL zu verändern, in Böblingen mit der Drohung der Standortschließung und in HH mit Kündigung der Schichtzulagen. Um in Zukunft zu verhindern, daß man uns gegeneinander ausspielt und erpresst, bin ich dafür, daß die GL die geforderten 12% nur bekommt, wenn die GL den eigenständigen IGM-TV-Entwurf für HH akzeptiert !

Mit ihrer Bereitschaft, einem Einsparvolumen von 12 Prozent im Bereich der Personalkosten zuzustimmen, hat die IGM bereits die eine Hälfte des "Memorandums" akzeptiert. Es ist nun aber nicht so, wie vor kurzem noch von einem Mitglied der TK behauptet, daß wenn die IGM auch noch auf den eigenständigen Tarifvertrag verzichtet, alle anderen Forderungen von uns erfüllt werden. Denn dann brauchte man ja nicht mehr zu verhandeln, sondern nur den Tarifvertragsentwurf der IGM zu unterschreiben! Die GL hätte ihre 12% und (fast) alle wären zufrieden.

Am 06.10. 2005 schildert die Geschäftsleitung in einem innerbetrieblichen Aushang ihre Sicht der Dinge zur gegenwärtigen Tarifsituation. Und hier schreibt die GL:" Viele andere Punkte müssen natürlich noch geklärt werden." Also ist doch das von der GL geforderte "Memorandum" nichts anderes, als der Versuch, uns scheibchenweise "über den Tisch zu ziehen".

Abgesehen von einigen aus meiner Sicht falschen und polemischen Darstellungen (Abbruch der Verhandlungen durch die IGM, IGM Aktionen waren weder sinnvoll noch hilfreich J ) ist der Ton dieses Schreibens im Vergleich zu vorangegangenen Schreiben etwas moderater. Beide Seiten sind sichtlich bemüht aufeinander zuzugehen, ohne ihr Gesicht zu verlieren (.keine Schuldzuweisungen, nach vorne blicken.).

Der relativ freundliche Ton verschleiert aber den teilweise unerfreulichen Inhalt. Die GL schreibt in ihrem Aushang vom 07.10. "Zieloffene Verhandlungen kann es angesichts der deutlich gestiegenen Bedrohung für unseren Standort .nicht mehr geben. Vielmehr muß eine Zielvereinbarung für neue Verhandlungen vorher verbindlich formuliert werden." Mit Verlaub mein Herr Kuckhermann, aber das halte ich für ausgesprochenen Blödsinn. Sie versuchen jetzt das "Memorandum" als "Zielvereinbarung" umzuetikettieren.

"Zieloffene" Verhandlungen gibt es niemals! Nur sind Ihre Ziele nicht unsere Ziele! Sie wollen verhandeln, um auf unsere Kosten den Profit zu steigern. Ziel der IGM und der Belegschaft kann es nicht sein, im Interesse der Profitmaximierung die Arbeitsbedingungen zu verschlechtern. Nicht "Hauptsache Arbeit" ist unsere Devise, sondern "Arbeit muß sich lohnen". Daher ist es niemals unser Ziel als Gewerkschafter Ihnen 12% geben zu dürfen. Unser Ziel sind genau wie Sie schreiben die " anderen Punkte" , die natürlich noch geklärt werden müssen . Ich werde Ihnen noch mal zur Erinnerung unsere Ziele aufzählen:

  • der eigenständige TV für Hamburg
  • maximale Leiharbeiterquote von 15% pro Abteilung
  • Reihenfolge der Maßnahmen im Downturn: vollständiger Abbau der Leiharbeit im Downturn, Flexikonto, Versetzungen, Kurzarbeit, TV-Beschäftigungssicherung
  • die tarifliche Absicherung des Schichtsystems und aller Zulagen mit Nachwirkung
  • Wahlrecht für alle AN zwischen "Arbeit oder Entgeltverzicht"
  • Verzicht auf Streichung der bezahlten Pausen in 3-Schicht
  • Verzicht auf die Anordnung von zusätzlichen unbezahlten 50 Pflichtstunden pro Jahr
  • Nachzahlung der ab Juli gekündigten Schichtzulagen
  • gleichmäßige und gerechte Beteiligung aller Beschäftigten (auch der ATs!) an der Absenkung der Stundenlöhne

Falls Sie jedoch weiter ein Problem mit "zieloffenen" Verhandlungen haben, können wir diese unsere Ziele gern auch in einem Memorandum vorher festlegen.

Konstruktiv und lösungsorientiert sind übrigens auch nicht die Repressionen, denen einige Gewerkschafter, besonders bei ICFH, im Moment ausgesetzt sind. Wozu all die teuren Seminare für Führungskräfte über Mitarbeiterführung und Motivation, wenn man, sobald es schwierig wird, nur zu den Methoden von vorgestern greift. Da werden anständige Vorgesetzte, die es wagen an IGM-Protestveranstaltungen teilzunehmen, unter Druck gesetzt. Auf der anderen Seite versuchen unfähige, grob strukturierte Vorgesetzte, ohne psychologisches Gespür, mit alten Standardrezepten, unbequeme Kollegen "weichzukochen", indem man sie mit Abmahnungen für Lappalien überzieht und durch Aussperrung und Schadenersatzforderungen in finanzielle Notlagen treibt. Mit Drohung, Erpressung, willkürlichen Abmahnungen und Schadensersatzforderungen gegen unbequeme Gewerkschafter sorgt die GL zuerst dafür, daß Arbeitsverhältnisse zerrüttet werden und spekuliert dann darauf, sich anschließend vor dem Arbeitsgericht mit Abfindungsangeboten freikaufen zu können. Allerdings wird das bei den Summen, die bisher im Gespräch waren (maximal 40.000 Euro bei über 20 Jahren Betriebszugehörigkeit) garantiert nicht funktionieren.

Mir ist bekannt, daß es unter meinen Kollegen immer mehr Stimmen gibt, die fordern, nicht mehr mit der GL zu verhandeln und die TK aufzulösen. Ich bin nicht grundsätzlich gegen Verhandlungen, wenn man durch sie eine Verbesserung der bestehenden Verhältnisse erreichen kann. Aber auf der anderen Seite sage ich auch, lieber keinen Abschluß als einen schlechten Vertrag (Beispiel BV von 2002 - durch Wegfall der Nachwirkung sind wir heute erpressbar!)

In ca. vier Wochen sind bereits die ersten Kammertermine für unsere Individualklagen. Außerdem wird wahrscheinlich auch im November die Klage der IGM über die 6%ige Erschwerniszulage entschieden. Falls es auch nur in einem der Verfahren für uns zu einem positiven Urteil kommt, sinkt meine Verhandlungsbereitschaft und die der meisten meiner Kollegen auf NULL. Die Drohung mit der Standortgefährdung zieht bei uns Leichtlohngruppen nicht. Wir haben eben nicht so viel zu verlieren wie die so zahlreichen Herren ATs, die beim Kostenreduzieren natürlich immer sich selbst "vergessen".

Noch sind wir zu Verhandlungen bereit, werden aber gleichzeitig den Druck auf die GL verstärken und mit "allen Mitteln und an allen Fronten" kämpfen, um zu einer für uns akzeptablen Lösung zu kommen.


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