Home > News > Mittwoch, 20. Juni 2007
Updated: 18.12.2012 16:22
Aktuelle Meldungen im neuen LabourNet Germany

liebe KollegInnen,

Neu im LabourNet Germany am Mittwoch, 20. Juni 2007:

I. express - Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit - Ausgabe 5/2007 ist da!

Inhaltsverzeichnis und Bezugsquellen

Daraus im LabourNet Germany verfügbar:

II. Diskussion > Arbeitsalltag: Arbeitszeit > Ladenschlussdebatte

Rund um die Uhr: Zum Ende des Ladenschlusses - ein Rückblick

"Wer hat uns verraten! - Sozialdemokraten? Wer war dabei? - die Linkspartei! Aber wo war ver.di!?
Der 100-jährige Kampf um ein Ladenschlussgesetz in Deutschland war immer auch ein Kampf um das Arbeitsende, gegen Nacht-, Sonntags- und Feiertags- sowie gegen Ausweitung der Schichtarbeit im Einzelhandel. Gegen Vernichtungswettbewerb und weitere Konzentration durch gesetzliche Beschränkung der Wettbewerbszeiten. Ein Kampf der Innenstadt-Kaufhäuser und -Läden gegen die Einkaufszentren auf den ehemals grünen, heutigen Betonwiesen, der Fachgeschäfte mit Bedienung und Beratung gegen personalarme SB-Warenhäuser, Verbrauchermärkte und Discounter. Neben ökonomischen und sozialen Werten ging es auch um die Erhaltung gemeinsamer Zeiten für Familie und Kinder, Vereine, Parteien, Kultur und in den Betrieben des Einzelhandels z.B. für Betriebsversammlungen, um die Sicherheit des Personals vor Überfällen, um sonntägliche, religiöse Betätigungen, um Entschleunigung in der Gesellschaft durch gemeinsame Ruhezeiten und Arbeitspausen. Solange die Grünen noch grün waren und die SPD noch vor Schröder war auch der Zusammenhang von Ökologie und Ladenschluss ein Thema: mit dem ÖPNV in die Stadt oder mit dem Auto auf die »grüne Wiese«? Kosten für Energie, Licht, Heizung, Rolltreppen usw. oder für Bedienungspersonal ausgeben? In den Städten und Gemeinden wurde ernsthaft diskutiert, wie sinnvoll es ist, wegen längerer Ladenöffnungszeiten Busse und Straßenbahnen länger fahren zu lassen, Kindergärten und -tagesstätten länger offen zu halten. Es ging beim Thema Ladenschluss um für die Gesellschaft fragwürdige Kosten bzw. um deren Externalisierung durch die Handelskonzerne. Es ging auch um so banal klingende Themen wie: Gibt es weiterhin eine fußläufige Versorgung mit Lebensmitteln in den Stadtteilen, kleineren Städten und Gemeinden?..."
Artikel von Anton Kobel

III. Branchen > Dienstleistungen: Gastronomie > Gate Gourmet in Düsseldorf: Auf den Geschmack gekommen ... Sechs Monate Streik bei Gate Gourmet

Abgeschmackt - Über die Kunst, rauszufinden, was das Fortschrittlichste ist

"So viel Vergnügen es bereitete, das Buch der Flying Pickets über den Streik bei Gate Gourmet zu lesen und auch zu rezensieren, so übel war es, sich mit dem »Sozialismus«-Supplement vom April diesen Jahres auseinander zusetzen, in dem sich der NGG-Sekretär Horst Gobrecht ausschließlich mit dem gleichen Buch beschäftigt. Um das Resümee gleich vorwegzunehmen: Es handelt sich bei diesem Supplement um den verächtlichsten Kommentar zu einem Arbeitskampf und dessen Aufarbeitung, den man seit langem in der gewerkschaftsnahen Presse lesen konnte, und das beeinflusste nun leider auch die Rezension dahingehend, dass sie mehr an Verteidigungsargumenten anführt, als überhaupt nötig gewesen wäre." Artikel von Nadja Rakowitz

IV. Branchen > Gastronomie > McDonald's

Paradiesapfel-Feilschen - McDonalds willigt in höhere Bezahlung für Landarbeiter in Florida ein

"Nur wenige Tage, bevor migrantische Landarbeiter zusammen mit der Coalition of Immokalee Workers (CIW) planten, ihre Kampagne gegen McDonalds auszuweiten, gab der Fast Food-Gigant gegenüber all ihren Forderungen nach. McDonalds kündigte am 9. April an, dass sie einen Cent mehr pro Pfund Tomaten zahlen würden und dass dies an die Arbeiter in Form einer Lohnerhöhung weitergeben werden soll. Die Stückpreise für Tomaten stagnieren seit den 1970ern mit Löhnen von 40 bis 45 Cents für jeden gepflückten 32-Pfund-Eimer Tomaten. Der zusätzliche Cent pro Pfund verdoppelt die üblichen Stückpreise annähernd.
McDonalds ist das zweite große Unternehmen, dass den Landarbeitern ihre Forderungen zugesteht, nachdem die CIW nach einem vierjährigen Boykott 2005 zunächst eine Übereinkunft mit Taco Bell erreicht hatte - die ebenso eine durchgereichte Preiserhöhung von einem Cent pro Pfund, systematische Kontrolle der Arbeitsbedingungen und einen schärferen Verhaltenskodex beinhaltete. Nur zwei Jahre nachdem die CIW diesen ersten Sieg gegen Taco Bell errungen hat, ist die CIW näher denn je dabei, die Veränderungen, für die sie kämpft, branchenweit durchzusetzen."
Artikel von Tiffany Ten Eyck, aus: Labor Notes, Nr. 338, Mai 2007, in einer Übersetzung von Jörg Waschatz

V. Branchen > Auto Allgemein/Zulieferindustrie: TRW Automotive in Gellep-Stratum: Kündigungen - Kollegen legen Werk lahm

»Nur Regen fällt vom Himmel, sonst eigentlich wenig« - Zum erfolgreichen Streik bei TRW-Automotive Krefeld

"Am Sonntag, den 1. April, weigern sich die Arbeiter der Nachtschicht beim Autozulieferer TRW in Gellep-Stratum, einem Stadtteil von Krefeld, die Arbeit aufzunehmen. Sie bleiben einfach vor dem Tor stehen. Es gibt keinen Streikaufruf, und es brauchte keine Urabstimmung. Aus der Produktion geht niemand, auch kein Vorarbeiter oder Meister, an die Maschinen und Bänder. Am nächsten Morgen bleibt auch die Frühschicht und dann die Spätschicht vor dem Tor stehen - bis am Abend, nach Beginn der nächsten Nachtschicht, das Unternehmen die Kündigung von zehn KollegInnen zurücknimmt und auf eine angedrohte Einschränkung der Betriebsratsarbeit verzichtet. Die KollegInnen der Nachtschicht hatten schon Decken und Verpflegung mitgebracht, sie hätten weitergestreikt. Spätestens dann hätten in einigen Autofabriken die Montagebänder still gestanden.
Diese bemerkenswerte Aktion von Solidarität und selbstorganisiertem Widerstand kam nicht in die Schlagzeilen, nur ein paar regionale Tageszeitungen berichteten Tage später darüber. Dabei sind es gerade solche kleinen, auf den ersten Blick unspektakulären Keime des Widerstands, die Wege aus der Ohnmacht und Schwächung der Arbeiterbewegung weisen. Alix Arnold und Christian Frings haben sich daher mit vier Kollegen aus dem Betrieb, darunter einige Betriebsräte, ausführlicher darüber unterhalten, wie es dazu kam, dass hier eine ganze Belegschaft geschlossen die Angst vor der unternehmerischen Einschüchterungs- und Erpressungspolitik überwunden und Stärke demonstriert hat.
" Artikel von Alix Arnold und Christian Frings

VI. Branchen > Auto international

Benchmarking, andersrum - Zum Arbeitskampf bei PSA Peugeot-Citroën

"Es ist gängige Praxis (nicht nur) in allen großen Automobilkonzernen, Teile der Produktion outzusourcen bzw. an Subunternehmer zu verlagern. Die aktuelle Auseinandersetzung bei der Deutschen Telekom ist hierfür nur eines unter vielen Beispielen. Die Subunternehmen produzieren im Regelfall zu wesentlich günstigeren Konditionen, als dies im Stammunternehmen möglich wäre, v.a. weil sie ihren Beschäftigten geringere Löhne zahlen und schlechtere Arbeitsbedingungen gewähren, als das in den oft gewerkschaftlich gut organisierten Automobilkonzernen möglich wäre. Dass damit Dumpingeffekte und negative Rückwirkungen auf die Arbeitsbedingungen in den >Stammbetrieben< einhergehen, liegt auf der Hand. Kann der Chef darauf verweisen, dass dieselbe Produktion viel billiger im outgesourcten Unternehmen erledigt werden kann, dann setzt dies den zuständigen Betriebsrat bzw. die Gewerkschaft gehörig unter Druck. Diese Form des >Teile und Herrsche< gehörte zu den Lieblingsspielen der Unternehmer in den letzten 10-20 Jahren - mit dem sichtbaren Erfolg tariflicher Abwärtsspiralen in vielen Großunternehmen. Die Lust an diesem Spiel könnte ihnen allerdings in Zukunft möglicherweise vergehen. Der Streik im Peugeot-Citroën-Werk in Aulnay sous Bois (einer Pariser Banlieue) zeigt zumindest, dass die Logik des >Teile und Herrsche< auch ganz andere Wirkungen haben kann als beabsichtigt: Wenn in den outgesourcten Betriebsteilen nämlich höhere Lohnsteigerungen durchgesetzt werden können als in den Stammbetrieben, so kann dies auch eine Positivspirale in Gang setzen. Die Aufsplitterung von Produktion und Belegschaften hat offenbar manchmal nicht-intendierte Nebenwirkungen, nämlich die Unkontrollierbarkeit der Situation aus Sicht der Herrschenden." Artikel von Ingrid Artus

Und darüber hinaus im LabourNet Germany:

VII. Branchen > Medien u. IT > Telek(c)om

Kompromiss vom 20. Juni - "Gemeinsame Lösung für T-Service"?

  • T-Service: ver.di und Telekom nach Verhandlungsmarathon einig
    "In den Verhandlungen zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und der Deutschen Telekom über einen Schutz vor den Folgen der Auslagerung von 50.000 Beschäftigten in die geplanten T-Service-Gesellschaften haben sich beide Seiten auf ein umfassendes Paket verständigt. "Die Beschäftigten haben dem Unternehmen mit ihrem Streik weitreichende Zugeständnisse abringen können. Die Einkommen sind auf dem bisherigen Niveau gesichert, ein verlängerter Kündigungsschutz sorgt für Perspektive. Gleichzeitig sollen mehr als 4.000 Auszubildende eingestellt werden. Mit diesem Kompromiss können wir leben", sagte ver.di-Verhandlungsführer Lothar Schröder." ver.di-Pressemitteilung vom 20.06.2007 externer Link
  • Gemeinsame Lösung für T-Service. Telekom und ver.di verständigen sich auf ein Paket zur Lösung des Tarifkonflikts.
    Pressemitteilung der Telekom vom 20.06.2007 externer Link. Aus dem Text: ".Zur serviceorientierten Flexibilisierung der Arbeitszeit gehört künftig auch die Einbeziehung des Samstags als Regelarbeitstag. Durch die flexiblere Arbeitszeit und die 38-Stunden-Regelung wird der Konzern Kosten im dreistelligen Millionen Bereich einsparen, da die Vergabe von Aufträgen an externe Dienstleister deutlich reduziert werden kann.
    Das Gehalt der Service-Mitarbeiter wird um 6,5 Prozent auf ein wettbewerbsfähigeres Niveau gesenkt. Die Reduzierung der Gehälter wird aus Mitteln eines dafür gebildeten Topfes, ähnlich einem Sozialplan, über einen Zeitraum von 42 Monaten stufenweise sozialverträglich abgefedert. Für die ersten 18 Monate beträgt die Ausgleichszahlung 100 Prozent, für die nächsten zwölf Monate 66 Prozent und für die folgenden zwölf Monate 33 Prozent. Die Ausgleichszahlungen enden am 31. Dezember 2010."


    In Köln tritt heute ver.dis Große Tarifkommission zusammen, um über den in Ahrweiler erreichten Kompromiss mit der Deutschen Telekom zu entscheiden. Nächste Woche sind die Mitglieder zur Urabstimmung aufgerufen. Wir empfehlen hierfür die Lektüre von:
  • Unverständnis gegenüber stufenweiser Reduzierung der Streiks
    " Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    die Ankündigung im Tarifinfo 20 vom 12.06.2007 unsere Streiks "stufenweise deutlich zu reduzieren" hat bei den Betroffenen größtenteils Unverständnis ausgelöst. Die Erwartung nach dem in den Medien verbreiteten Erklärungen des Telekom-
    Vorstandes war eher die Streiks auszuweiten - im Konzern selbst und unter Einbeziehung der Beamtinnen und Beamten. (.) 1. Die Mehrheit der Kollegen ist nur im äußersten Notfall bereit eine Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich mit zu tragen, um die Absenkung der Löhne zu verhindern. Es stellt sich die Frage welche Gegenleistung wir dafür bekommen. Wir erwarten daher klare Perspektiven wie zukünftig positive Lohnrunden, einen Auslagerungs- bzw. Verkaufs- und Kündigungsschutz bis 2013 und den Verzicht auf weiteren Personalabbau. 2. Anteile des Lohnes zu variabilisieren lehnen wir ab, da wir nach bisherigen Modellen keinen Einfluss auf die Festlegung der Richtwerte von Unternehmenszielen haben. Die Erfahrungen, die zum Beispiel in den Kundenniederlassungen zu diesem Thema gemacht wurden, zeigen dies deutlich. In einigen Bereichen hätten Teams Rückzahlungen leisten müssen. Erfolgsprämien, Bonuszahlungen und andere Gewinnbeteiligungsmodelle lehnen wir aus den selben Gründen ab. 3. Langjährig erkämpfte Tarifleistungen wie bezahlte Pausenzeiten, bezahlte Weiterbildung, Pensionsvorsorgeleistungen müssen erhalten werden und sind nicht disponabel. Arbeitszeiterhöhung für Qualifizierung ist für uns nur ein durchschaubarer Trick des Vorstandes. Schon jetzt werden diese Budgets nicht verausgabt und Qualifizierung beschränkt sich auf "Learning by doing" (.) Bitte bleibt auch Ihr in der Sache hart, schließlich hat sich am Gesamtkonzept des Arbeitgebers nichts verändert."
    Schreiben der Vertrauensleute der T-COM Darmstadt an die ver.di Tarifkommision pdf-Datei zum Zurückfahren der Streiks und den Annäherungen bei den Verhandlungen vom 18.6.07

Lieber Gruss, Mag und Ralf

LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils aient ou non un emploi


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