Das Meer. Soll jetzt den Lachsfabriken gehören...
Lachsfarmen - besser: Lachsfabriken - waren einmal einer der wirtschaftlichen Schlager Chiles (im übrigen lange Zeit von der Journaille als ein tolles Beispiel wirtschaftlichen Aufschwungs gefeiert, mit einem paar kleinen Wermutstropfen durch Pinochets Blutbäder). Vorbei. Und was nun kommt, ist keineswegs typisch chilenisch: Unternehmer und Regierung wollen etwas für die vielen Tausend erwerbslosen ArbeiterInnen tun, die einst in diesen Fabriken gearbeitet haben. Und wenn das so gesagt wird, ist höchste Wachsamkeit angebracht. So auch hier: Zwar gibt es ein Fischereigesetz von 1991, das die Gewässer lediglich zur Pacht (an "Handwerksbetriebe") zuläßt - aber genau das soll jetzt geändert werden, die Lachsfirmen endlich Herren des Meeres werden. Die Red de Prensa de los Pueblos de Chile hat nun eine Gegenkampagne gestartet, die sich vor allem die konkreten Betreiber dieses Gesetzesprojekts "vor die Brust" nimmt und darauf zielt, die regionalen Kooperativen zu stärken. Dazu der Bericht "Denuncian privatización del mar" in der linken Zeitschrift Correo Semanal vom 04. Juni 2009.
Die Verkehrskatastrophe Transantiago
In der BRD wird gegenwärtig gefeiert, dass erstmals in einem Jahr weniger als 5.000 Menschen von der Verkehrswirtschaft getötet wurden. Wo dermaßen viel verdient wird, dermaßen viele Arbeitsplätze daran hängen und die bürgerliche Ideologie so tief in den Individuen verankert ist, wird eben über Leichen gegangen. Kollateralschäden der Autoindustrie. Es gibt aber auch bewusst angerichtete Schäden: die Abschaffung der Eisenbahn- und Nahverkehrsnetze in ganz Südamerika beispielsweise ist dem kombinierten politischen Einfluss der (oft genug auch aus der BRD kommenden) Autokonzerne und den Ölmultis zu "verdanken". Da liegt es weltweit nahe, weiter nach privaten Profitmöglichkeiten im (Nah) Verkehr zu suchen. Eines der katastrophalsten Beispiele dieser Politik ist der Transantiago in der chilenischen Hauptstadt: Anstelle vieler Kleinunternehmen (mit oft nur einem oder ein paar Bussen, deren Fahrer oftmals nach Passagierzahlen bezahlt wurden - die Ergebnisse sind leicht auszumalen) sollte ein integriertes System von größeren Unternehmen mit der Metro als Kern entstehen - ein typischer Plan, insofern er ohne auch nur eine "Publikumsbefragung" geschweige denn Mitwirkung gemacht wurde. Das Chaos war total und ist bis heute wenig besser geworden. In zahlreichen Stadtteilen haben die dortigen Anwohnervereinigungen protestiert und Widerstand geleistet. Und andere Nahverkehrssysteme gefordert - unter anderem: billigere. Und wenn Sozialdemokraten ihre Planspielchen machen, ohne Entscheidungskraft der Betroffenen, so sind sie doch in einem immer noch genau so bürgernah wie die Konservativen. Wo protestiert wird, ist die Polizei ganz nah.
a) Ein kurzer Bericht über eine damalige Protestaktion: "Grupo opositor al Transantiago llamó a movilizarse durante la semana" vom Februar 2007 bei Radio Cooperativa
b) Ein knapper Überblick über die Problemlage: "Mit dem Transantiago vom Regen in die Traufe" von Johannes Ullrich vom 17. März 2007 beim sozialismus.info
Markt falscher Versprechungen. Chiles neoliberale Gesundheitsreform
Artikel von Jens Holst in ila 253
Rentenprivatisierung - Erfahrungen in Chile
- Die Krise der Renten-Fonds in Chile. Übersetzung von Claudia Höchst, Barbara Imholz und Olaf Kaltmeier des Beitrags von Claudio Lara und Cristián Candia (Cilas Chile)(s.u.), aus: SOLIDARIDAD Berichte und Analysen aus Chile. 21.Jg., Nr.212, Jan-Feb. 2001
- La Otra Cara De Un Paradigma Previsional: La Crisis De Los Fondos De Pensiones En Chile. Für das LabourNet Germany erstellte (spanische) Zusammenfassung einer Studie von Claudio Lara und Cristián Candia (Centro de Investigación y Asesoría Laboral - CILAS-Chile (Zentrum für Arbeitsforschung und Gewerkschaftsberatung) über die Folgen der Privatisierung der Rentenversicherung in Chile - wir bemühen uns um schnellst mögliche Übersetzung! Doch wir glauben, daß genügend unserer LeserInnen Spanisch können und dieses Beispiel aus Chile zeigt zu deutlich, was uns demnächst erwarten könnte...
Chile - Diskussionen um die Arbeitslosenversicherung. CILAS kritisiert den Regierungsentwurf
Artikel aus Punto Final 475, Juli 2000 (Übersetzung: Barbara Imholz), in deutsch erschienen in: SOLIDARIDAD Berichte und Analysen aus Chile. 21.Jg, Nr. 210, September-Oktober 2000
Von Modell zu Modell. Von Krise zu Krise...
Seit 15 Monaten regiert die Sozialdemokratin Michelet an der Spitze der Sozialdemokratich-christdemokratischen Koalition. Die Schülerbewegung, die Proteste um Wohnverhältnisse in ärmeren Vierteln vor allem Santiagos, Streiks im "Rückgrat der chilenischen Wirtschaft" dem Kupferbergbau und folgender Kapitalabzug, der Polizeimord an einem streikenden Waldarbeiter, sowie die aktuelle Auseinandersetzung um die katastrophale Privatisierung des Transports in der Hauptstadt - viele sprechen bereits von einer Krise des Modells Chile. Das Faß des Unmuts zum Überlaufen brachte nun der nicht eben kluge Beschluss, die öffentliche Metro für die Verluste der privaten Busbetreiber aufkommen zu lassen. Die aktuelle Lage analysiert in dem (spanischen) Beitrag "Crisis en el paraíso neoliberal" vom 18. Mai 2007 bei "argenpress" Raúl Zibechi. |