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Updated: 18.12.2012 16:22 |
Liebe KollegInnen, neu im LabourNet Germany am Freitag, 30. September 2005: I.Internationales / Frankreich / Arbeitskämpfe / Streiks im Transportwesen Villepin macht es selbst: "Ordnung wiederherstellen" - und (faulen) Kompromiss anbieten Nach dem maskierten Überfall eines Kommandos der "Groupe
d’intervention de la gendarmerie nationale" (GIGN) auf die
Pascal Paoli am Mittwoch war das vollzogen, was die französischen
bürgerlichen Medien "die Ordnung wiederherstellen" nannten.
Der Transportminister wurde "kaltgestellt", Premier Villepin
sagte öffentlich - als Kompromissangebot - zu, der Staat werde einen
Minderheitenanteil behalten und traf sich mit dem CGT-Vorsitzenden Thibault
um über den 4.Oktober und die SNCM zu reden. Die seit fast 30 Jahren
bestehende staatliche Fährgesellschaft mit ihren 10 Fähren war
nicht zuletzt dadurch in betriebswirtschaftliche Schwierigkeiten geraten,
dass es seit über 10 Jahren mit "Corsica Ferries" einen
Billiganbieter als Konkurrenten gibt - natürlich mit Regierungslizenz.
Dass ausgerechnet ein langjähriger Bekannter von Villepin, Walter
Butler derjenige ist, dessen Gesellschaft Mehrheitsaktionär bei SNCM
werden soll, ruft unterdessen wachsende Kritik hervor, zumal dessen erste
Ankündigung darin bestand, zu betonen mindestens 400 der 2.400 Stellen
müssten gestrichen werden. II.Internationales / Taiwan Solidarität mit Migrantenwiderstand Am 21. August protestierten etwa 170 thailändische Migranten in ihren Schlafsälen im süden Taiwans gegen ihre Arbeits- und Lebensbedingungen als kontraktierte Kräfte der Hua Pan Manpower Corporation. Da dieser und andere Proteste bisher nichts genutzt haben - das Unternehmen leitet die Wohnlager mit "militärischer Disziplin" und die taiwanesische Migrantionspolitik ohnehin daruf ausgerichtet ist, eine dauerhafte Ansiedlung zu verhindern, ist jetzt eine Internetpetition gestartet worden. In einer kurzen Begründung für die Petition ist auch die entsprechende Internetadresse angegeben. Der Aufruf "Please Sign" von der Taiwan International Workers Association vom 15. September 2005. III.Internationales / Iran a) UNO-Delegation soll Vorfälle in Iranisch-Kurdistan untersuchen Etwa 20 Todesopfer, 300 Verletzte und 1300 Verhaftete sind
das Ergebnis der Auseinandersetzungen, die seit Juli in Mahdabad stattfanden
und -finden. Internationale Beauftragte sollen die Vorkommnisse untersuchen
- das ist die Forderung, wie sie in der (englischen) Ausgabe Nummer 7
vom 2.September 2005 von "Workers
in Iran" b) Internationale Solidaritätswoche Vom 3. - 9. Oktober soll eine internationale Aktionswoche
die Solidarität mit den iranischen Arbeiter stärken - dazu rufen
eine Reihe gewerkschaftlicher und linker Gruppierungen auf. Neben Gewerkschafts-
und Streikrechten werden auch die Freilassung aller politischen Gefangenen
und ein Ende der politischen Verfolgung gefordert. Seihe den aufruf "The
Iranian workers are not alone!" IV.Internationales / Katar Bauarbeiterstreik macht Geschichte In der letzten Augustwoche begannen die rund 600 Bauerbeiter
der Al Khatri Building Contracting - eines von fünf Vertragsunternehmen,
die von den Bauträgern der "Schulstadt" von Doha subkontraktiert
wurden. Es war zum wiederholten Male zu Verpätungen bei der Lohnauszahlung
gekommen. Über die Hälfte der 600 setzte den Streik bis in den
September hinein fort. Dieser Bauarbeiterstreik in der katarischen Hauptstadt
ist in zweifachem Sinne geschichtsträchtig: Erstens gibt es in Qatar
erst seit 2004 (wie auch in anderen Golfstaaten) ein Arbeitsgesetz, das
Streiks und Gewerkschaften erlaubt. Und dies war eben der erste legale
Streik des Landes. Und zweitens waren die Streikenden durch die Bank Migranten
(die ohnehin fast alle Bauarbeiter des Landes stellen): aus Indien, Pakistan
und Nepal. Und erste Erfolge gab es auch schon nach 2 Tagen, wird in dem
(englischen, hiermit kurz zusammengefassten) Bericht "Construction
workers stage strike in Qatar" V.Internationales / Vereinigte Arabische Emirate Erfolgreiche Streiks machen Schule Nachdem im Sommer die Belegschaft der Al Hamed Company erfolgreich
gegen die zu späte Auszahlung der Löhne gestreikt hatten, scheint
das Beipsiel Schule zu machen - zumindestens gab es danach noch mehrere
weitere Streiks von Migranten vor allem, die mit Erfolg ihre versprochenen
Löhne und zum richtigen Zeitpunkt erkämpften. So berichtet es
im (englischen) Beitrag "Workers
on strike" VI.Internationales / Indonesien Die willkommenen Investitionen von Freeport Die indonesische Regierung - wie so viele andere - sucht
Investoren, in diesem Falle mit Präferenz ausländische. Unter
den vielen, die schon länger willkommen sind, ragt unter anderem
die (Gold)Bergbau-Gesellschaft Freeport (Firmensitz New Orleans) heraus
- im wahrsten Sinne des Wortes, denn selbst auf Sateliten-Fotos sind die
Zerstörungen zu sehen, die diese Bergbauunternehmungen in Indonesien
- in diesem Falle die Grasberg Mine in Westpapua, zusammen mit Rio Tinto
betrieben - anrichten. Willkommen dürften die Investitionen auch
jenen Offizieren der Armee Indonesiens sein, die zumindest bis 2003 etwa
eine viertel Million Dollar erhielten - und von denen einige in Verdacht
stehen, mit dem "Ende" politischer Aktivisten in Papua zu tun
zu haben. Eine sehr ausführliche und kritische Darstellung der Freeport-Geschäfte
vor allem in Indonesien samt vielen weiterführenden Infoquellen enthält
der (englische) Artikel "Written
in Stone" VII.Internationales / DR Congo Streikende LehrerInnen lehnen Abkommen ab Vom 12. - 24. September hatte eine Verhandlungskomission
von Regierung und den beiden grössten Gewerkschaften im Erziehungsbereich
über die Forderungen der streikenden LehrerInnen des Landes (vor
allem in der Hauptstadt Kinshasa) verhandelt - und am 26. September wurde
in einem Mitgliederplenum im Gemeindesaal der "Notre Dame du Congo)
(die Privatschulen des Landes sind fest in der Hand der katholischen Kirche)
darüber beraten. Da die Forderungen im wesentlichen die Umsetzung
des sogenannten Abkommens von Mbudi erreichen wollten, das zur "Verbesserung
der sozialen Situation im Land" geschlossen worden war, rief insbesondere
die Feststellung der Regeirungsvertreter, die Zeit sei ungünstig
für eben diese Umsetzung des Abkommens besonders heftigen Protest
hervor, der sich dann in der mit grosser Mehrheit erfolgten Ablehnung
des ausgehandelten Kompromisses deutlich machte. Der redaktionelle (französische)
Bericht "Gouvernement-Enseignants
: la grève se durcit" VIII.Internationales / Brasilien Leben im Müll. Leben vom Müll Mindestens eines viertel Million Menschen in Brasilien arbeiten
als "catadores", Müllsammler für Recyclingfähiges
- Papier, Coladosen, Plastikflaschen (kaum Glasflaschen). "Was früher
ein eigentlicher Beruf war, ist bei der heutigen Massenarbeitslosigkeit
für Tausende zu einer Form des Überlebens geworden: der Verkauf
von aus dem Müll gefischten Altstoffen. In Kooperativen organisiert,
könnten die Catadores ihre Stellung in der Recycling-Industrie stärken
- theoretisch. Die Praxis sieht anders aus." - so beginnt der lesenswerte
Bericht "Auf
der Jagd nach der Coladose" IX.Internationales / Lateinamerika Rohstoffe und Energie nationalisieren Vom 12. - 14. August fand in La Paz das kontinentale Treffen
zur Wiedererlangung der Rohstoffvorkommen statt. Einberufen im wesentlichen
vom bolivianischen Gewerkschaftsbund COB und der dortigen "Gasbewegung"
wurde über die Nationalisierung von Bergbau, Wasser, Gas und Öl
etc diskutiert und ein entsprechender Aufruf verfasst. Resolutionen zu
damit zusammenhängenden Fragen aus allen südamerikanischen Ländern
wurden ebenso gefasst, wie Beschlüsse über die Weiterführung
der Kampagne. Eine ausführliche (spanische) Dokumentation "TRABAJO
DE MESAS Y RESOLUCIONES" X.Internationales / Ägypten / Arbeitskämpfe 600 Arbeiter der Nubariya Engineering seit 3. September im Sit-In Ein (englischer, mit kurzer deutscher Zusammenfassung) Solidaritätsaufruf des Center for Trade Union and Workers Services (CTUWS) vom 26. September 2005, aus Anlass einer Demonstration der Streikenden in Alexandria. ...bis bald, Helmut LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |