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Updated: 18.12.2012 16:09

Neues »Tarifinstrument« Sprengung

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"Zaster oder bumm!", mal wieder: Lohnabhängige drohen in zwei Fabriken mit Sprengung - und holen im ersten Falle (Sodimatex) die geforderten Abfindungszahlungen heraus

Artikel von Bernard Schmid vom 14.04.2010

Abfindung statt Sprengung

Die Entlassenen von New Fabris bekommen 12.000 Euro und lassen die Fabrik stehen. Die Bevölkerung steht hinter den Aktionen von Belegschaften bedrohter Betriebe. Artikel von Dorothea Hahn in der Taz vom 01.08.2009 externer Link. Aus dem Text: „Die 366 ehemaligen Arbeiter des Autoteile-Herstellers New Fabris in Châtellerault in Westfrankreich haben ihre Fabrik nicht in die Luft gejagt. Stattdessen entscheiden sie sich in einer geheimen Abstimmung dafür, die angebotene Abfindung von 12.000 Euro anzunehmen. "Wir können erhobenen Hauptes nach Hause gehen", sagte der ehemalige Betriebsratschef von New Fabris und Sprecher der Entlassenen Guy Eyermann seinen KollegInnen zum Abschluss. Zugleich fand er böse Worte für Regierung, die nur ein "erbärmliches" Angebot gemacht habe, und die größte Gewerkschaft Frankreichs. "Der Platz von CGT-Chef Bernard Thibault wäre in unserer Demonstration gewesen…"

Vom Bossnapping zur Bummdrohung: Explosive Konsequenzen

Ausführliche und leicht überarbeitete Fassung eines Kommentars von Bernard Schmid, der am heutigen Mittwoch [22.7.09] (redaktionell leicht gekürzt) in der taz erschienen ist

New Fabris-Betriebsrat über den Arbeitskampf: "Nicht wegwerfen lassen wie Dreck"

Renault und Peugot Citroen sollen zu den Abfindungen beitragen, der Staat auf Einnahmen verzichten, fordert Betriebsrat Guy Eyermann. Passiert dies nicht, dann gilt die Drohung der Fabriksprengung wieder. Interview von Dorothea Hahn mit Guy Eyermann in der Taz vom 22.07.2009 externer Link. Guy Eyermann, 50, Ex-Logistikagent und Betriebsratsvorsitzender bei New Fabris, leitet die Delegation, die zum Gespräch mit Industrieminister Christian Estrosi nach Paris fährt. Aus dem Text: ".[Frage] Wie reagieren die Gewerkschaftszentralen auf Ihre Drohung? [Antwort] Nicht sehr gut. Normalerweise ist das nicht unsere Philosophie. Wir sind nicht dafür da, mit Gasflaschen zu drohen. Aber die gewerkschaftlichen Organisationen sind überfordert. [Frage] Was meinen Sie mit: Die Gewerkschaften reagieren "nicht sehr gut"? [Antwort] Meine Gewerkschaft, die CGT, ist gegen solche Aktionen. Wir haben mehrfach darüber gesprochen. Sie haben ihre Arbeit, sitzen in ihren Büros. Aber wir hier haben keine Arbeit mehr. Wir sind entlassen. Wir sind nichts mehr. Wir stehen vor dem Elend. Man kann einfach nicht vergleichen, was nicht vergleichbar ist. [Frage] Glauben Sie, dass solche Aktionen in Frankreich Schule machen? [Antwort] Wir hoffen es. Nicht nur in Frankreich, sondern auch in Europa. Wir sollten uns nicht wegwerfen lassen wie Dreck. Wir müssen gegen all diese Entlassungen in Frankreich und in anderen europäischen Ländern kämpfen. Wir lehnen Entlassungen ab. Und wir lehnen die Arbeitslosigkeit ab."

Militanz zahlt sich aus

Französische Arbeiter erreichen mit Sprengdrohungen höhere Abfindungen. Bürgerliches Lager schäumt vor Wut, Gewerkschaftsführer sind ratlos. Artikel von Raoul Rigault in junge Welt vom 21.07.2009 externer Link. Aus dem Text: ".Tief beunruhigt über die Entwicklung sind die Gewerkschaftsapparate, die befürchten, daß ihnen auf der betrieblichen Ebene die Kontrolle entgleitet. Nach Ansicht der FAZ haben sie »in ihrer Rolle als verantwortungsbewußte Sozialpartner« bereits jetzt »völlig versagt«. Tatsächlich haben sie der ebenso militanten wie pragmatischen und erfolgreichen Taktik des »Manager-Kidnappings«, der Betriebsbesetzungen, Blockaden und Sprengdrohungen nichts Adäquates entgegenzusetzen. Verantwortlich dafür sind sowohl das Desinteresse der Kapitalseite am »sozialen Dialog« als auch die zum Teil dem französischen Individualismus geschuldete, organisatorische Schwäche der Gewerkschaften. Dazu kommt, daß »Beschäftigungssicherungsabkommen« und »Produktionsumstellungspläne« sich nicht nur in Deutschland als für die Betroffenen in der Regel sehr teure Farce erwiesen haben. Interessant und ermutigend ist der Wandel im Bewußtsein der Beschäftigten."

Arbeitskampf in Frankreich: Ein heißer Herbst ist in Sicht

Die Protestkultur ist in Frankreich etwas konfliktorientierter: Mit der Androhung, ihre Fabrik zu sprengen, kämpft die entlassene Belegschaft von New Fabris für Abfindungen. Artikel von Dorothea Hahn mit Guy Eyermann in der Taz vom 2.07.2009 externer Link. Aus dem Text: ". Die Drohung mit der Sprengung ist eine neue Intensität in der sozialen Radikalisierung in Frankreich. Die Vorstufe waren drei nationale Streik- und Aktionstage am Anfang dieses Jahres. Doch die von den Gewerkschaften erhofften politischen Reaktionen von der Spitze blieben aus. Seither hat sich die soziale Krise an einzelne Brennpunkte verlagert. Ausschließlich Unternehmen in der Privatwirtschaft sind betroffen. Und vielfach solche, in denen der gewerkschaftliche Organisationsgrad niedrig ist. Es rächt sich, dass die Patrons jahrzehntelang den Aufbau gewerkschaftlicher Strukturen und eine Gesprächskultur behindert haben. (.) Soziologen, die seit langem die französischen sozialen Konflikte beobachten, betrachten die Zerstörung des Arbeitswerkzeugs als neue Qualität. Viele vermuten darin Vorzeichen eines "heißen Herbstes". Und niemand mag ausschließen, dass es weitere Nachahmer solcher Aktionen geben wird. Zugleich wissen alle, dass sie eher ein Zeichen von Verzweiflung sind als eine neue soziale Strategie."

Abfindungen durchgesetzt

„Die Drohung mit der Sprengung ihres Werks hat den Beschäftigten des Hebebühnenbauers JLG in Tonneins (Südfrankreich) zum Erfolg verholfen. JLG akzeptierte am Freitag die Forderung, 53 Mitarbeitern bei ihrer Entlassung im September jeweils 30.000 Euro Abfindung zu zahlen. Die Mitarbeiter bekommen damit eine Prämie von 14.000 Euro auf die fällige Abfindung von 16.000 Euro. Das berichtete der Nachrichtensender France Info am Freitag. „Wir haben uns durchgesetzt“, zitierte das Nachrichtenmagazin „Nouvelle Observateur“ Betriebsratschef Christian Amadio…Artikel in der FAZ vom 17. Juli 2009 externer Link.

Frankreich: Wütende New Fabris-Arbeiter drohen mit Fabrik-Sprengung Französische Arbeiter drohen: "Wir jagen alles in die Luft!"

"Bürgerliche deutsche Medien sind entsetzt: "Der Chef in Geiselhaft, die Fabrik in Schutt und Asche - entlassene Franzosen greifen zu immer drastischeren Mitteln", warnt der "Focus". In Frankreich greife man zu "unerlaubten Mitteln" im Arbeitskampf. Der sei bereits zur "rechtsfreien Zone der Republik Frankreich" verkommen." Artikel von Richard Grove in Linke Zeitung vom 13.07.2009 externer Link

Arbeitskampf: Druck machen mit angedrohter Sprengung?

"Die Vertretung von Angestellten eines französischen Autozuliefererbetriebs, der gerade abgewickelt wird, droht mit der Sprengung des Werkes, falls sich die Großkunden Peugeot-Citroen und Renault zu keiner Abschlagszahlung bereit erklären.." Artikel von Thomas Pany in telepolis vom 13.07.2009 externer Link. Aus dem Text: ". Die massive Drohung der Angestellten trifft, wie schon zuvor die "vorübergehenden Gefangennahmen von Managern" (siehe Revolution liegt in der Luft) , nicht auf ein unbeugsames Nein auf Seiten der Konfliktpartei, sondern auf Zeichen des Entgegenkommens: Die Chefetage von Renault reagiert laut jüngsten Nachrichten mit einer Einladung zu Verhandlungen am kommenden Donnerstag. Renault und PSA orderten 90 Prozent der Aufträge für New Fabris. Bisher unbekannt ist jedoch, ob und wieviel Versicherungen im Fall einer Sprengung für die aufgegebene Fabrik erstatten würden: Bei Automobilen zahlen die Halter älterer Modelle teilweise sogar für deren Zerstörung, um so noch ein Geschäft zu machen.."

Explosive Argumente in Frankreich

Bilderserie von Martin Richter und Vanessa Wormer in der FDT externer Link

Frankreich: Wütende Arbeiter drohen mit Fabrik-Sprengung

"In Frankreich drohen entlassene Arbeiter eines Zulieferers der Autokonzerne Renault und PSA Peugeot Citroën mit der Sprengung ihrer Fabrik. Sie fordern jeweils 30.000 Euro Abfindung. Andernfalls würden sie die Maschinenhallen in die Luft jagen. Gasflaschen hätten sie schon in die Fabrik gebracht. Die 366 Beschäftigten des Werkes New Fabris im westfranzösischen Châtellerault stellten ihrem Management ein Ultimatum bis zum 31. Juli, um jeweils 30.000 Euro Abfindung zu erhalten. "Wir haben Gasflaschen in die Fabrik gebracht", sagte Gewerkschaftsvertreter Guy Eyermann der Nachrichtenagentur AFP. "Alles ist bereit, damit sie explodieren." "Wir werden nicht August oder September abwarten, bis PSA und Renault gelagerte Teile und Maschinen aus der Fabrik holen", sagte Eyermann. "Wenn wir nichts bekommen, werden sie auch nichts bekommen."." afp-Meldung in Die Welt online vom 13. Juli 2009 externer Link

Neues »Tarifinstrument«: Sprengung
siehe auch

Neue Protestform: Manager festsetzen

Diskussion > Gewerkschaftsstrategien > (Internationale) Erfahrungen der Gewerkschaftsbewegung > neue Kampfformen der Gewerkschaftsbewegung

Automobilindustrie international / Herstellerübergreifend

siehe auch

Gewerkschaften

Soziale Konflikte und Bewegungen

Politik und Wirtschaft


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