Druck-Tarifeinigung: Flächentarif und Arbeitszeit gegen materielle Einbussen und doch ein politischer Erfolg
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Von Kröten und Leuchttürmen
"Der Tarifabschluss für die Druckindustrie, meinte ein Spötter, sei von der Schönheit einer klassischen Tragödie: »Die Helden bluten fürs allgemeine Klassenwohl...« Zwar bluten die Drucker, Helfer und ArbeiterInnen der Weiterverarbeitung nicht im buchstäblichen Sinne, doch ist der Preis für diesen Tarifabschluss unstrittig hoch. Das unmittelbar materielle Ergebnis hinkt weit hinter dem politischen Ergebnis zurück. Eine miserable Lohnerhöhung, dazu noch etliche andere »Kröten«, wie man üble Zugeständnisse im Gewerkschaftsjargon nennt. Dennoch überwiegt die Bedeutung des politischen Erfolges: die Fortwirkung der 35-Stundenwoche ohne Öffnungsklauseln. Bei allen Branchenbesonderheiten ist die Tarifauseinandersetzung in der Druckindustrie auch exemplarisch für die Chancen und Grenzen von Tarifpolitik heute.." Artikel von Martin Dieckmann zum Tarifabschluss in der Druckindustrie, erschienen im express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 6-7/05
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Ein neues Wir-Gefühl. Gute Stimmung nach dem Druckerstreik.
Mehrere Wochen standen die Beschäftigten der Frankfurter Societätsdruckerei in vorderster Front des Streiks in der Druckindustrie. Auch wenn sie mit dem Abschluss nicht voll zufrieden sind, konnten sie doch die »35« verteidigen. Ein Gespräch mit FSD-Vertrauensleuten über die Effekte auf das Betriebsklima, die ein erfolgreicher Streik haben kann von Hans-Gerd Öfinger in ND vom 24.06.05
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Tarifkommission stimmt Druckabschluss zu
""Mit überwältigender Mehrheit" hat die ver.di-Tarifkommission am Donnerstagmittag in Wiesbaden der in der Nacht erzielten Einigung im Tarifkonflikt in der Druckindustrie zugestimmt.." Ver.di-Meldung vom 16. Juni 2005
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»Streik, notfalls bis zur Fußball-WM«. Durch große Kampfbereitschaft von Belegschaften in der Druckindustrie konnte beim Tarifabschluß 35-Stunden-Woche erhalten werden, Gewerkschaft gewinnt neue Mitglieder. Artikel von Hans-Gerd Öfinger in junge Welt vom 18.06.2005
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Gute Abwehrarbeit
"Gemessen an anderen Tarifabschlüssen der vergangenen Jahre ist der Abschluss für die Druckindustrie ein Lichtblick. Zwar mussten Kröten geschluckt werden, doch unterm Strich kann ver.di zufrieden sein. Dank eines hohen Organisationsgrades und kämpferischer Belegschaften gibt es in der Druckindustrie ohnehin vorbildliche Tarifverträge - bei Löhnen, Zuschlägen, Arbeitszeitregelungen und Besetzungsvorschriften für Maschinen. Das wurde hart erkämpft." Kommentar von Günter Frech in ND vom 17.06.05
- Druckindustrie: 35-Stunden-Woche bleibt ohne Wenn und Aber erhalten. Ver.di-Meldung vom 16. Juni 2005
- 35-Stunden-Woche und Flächentarif erhalten!
"Es gibt einen Abschluss für die Druckindustrie, der in den nächsten Stunden von der Verhandlungskommission unterzeichnet werden wird. Dieser wird heute der, ab 11.30 h tagenden, Tarifkommission vorgelegt. Wichtigste Punkte sind:." Erste ausführliche Info bei Gegendruck vom 16.06.2005 um 09:29 Aus dem Text: ".Es ist uns gelungen den Flächentarifvertrag für die Druckindustrie zu erhalten! Dies ist seit einigen Jahren der erste Tarifabschluss bei dem keine Verlängerung der Wochenarbeitszeit hingenommen werden musste. Dies ist der durchschlagendste Erfolg dieses Abschlusses! (.) In der Abwägung Flächentarifvertrag für mehrere Jahre - oder - Häuserkampf um Tarifverträge - viele Betriebe, in denen wir es möglicherweise nicht schaffen würden einen Tarifvertrag zu erstreiken haben wir uns heute früh nach rund 24-stündiger Verhandlung für diesen Tarifabschluss entschieden."
- Siehe auch das Diskussionsforum über das Tarifergebnis in der Druckindustrie
Demo am 15. Juni Die KollegInnen der Papier- und Druckindustrie planen eine Demonstration am Mittwoch dem 15.6. um 12:00 vor das Tarifverhandlungs-Hotel "Nassauer Hof" in Wiesbaden. Die Demonstration mit anschließender Kundgebung beginnt am Dienstag um 11.00 Uhr am Hauptbahnhof Wiesbaden und führt dann über Bahnhofstraße, Rheinstraße und Wilhelmstraße zum Kundgebungsort Kaiser-Friedrich-Platz. Hierzu gibt es einen Verdi-Demoaufruf und einen Solidaritätsaufruf
Unzitat zum Thema:
"Wir können uns vorstellen, im Rahmen von betrieblichen Beschäftigungsabkommen befristet die Jahresleistung zu senken oder ganz zu streichen, aber nur mit Beteiligung der Tarifparteien."
Der Verhandlungsführer der Gewerkschaft, Verdi-Vizechef Frank Werneke, im Interview mit Nico Fickinger in der FAZ vom 11.06.05: ""Ein Abschluß zwischen 1,5 und 2,5 Prozent ist denkbar". Um die Beschäftigung in der Druckindustrie zu sichern, ist Verdi zu Lohneinbußen bereit". Siehe dazu auch:
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»Wir wollen keine faulen Kompromisse«
"Tarifverhandlungen in der Druckindustrie gehen heute weiter. Unmut an der Basis über Kompromißbereitschaft des Verhandlungsführers. Ein Gespräch mit Jörg Tenholtern , ver.di-Vertrauensleutesprecher bei der Frankfurter Societätsdruckerei (FSD), die die Frankfurter Allgemeine und andere Zeitungen herstellt. Wie andere Druckereien auch wird die FSD seit sechs Wochen bestreikt. Am heutigen Dienstag beginnt eine neue Verhandlungsrunde zwischen der Gewerkschaft ver.di und dem Bundesverband Druck und Medien (bvdm). Viele Gewerkschafter befürchten »faule Kompromisse« .." Interview von Hans-Gerd Öfinger in junge Welt vom 14.06.2005
- Keine faulen Kompromisse! Arbeitskampf in der Druckindustrie ging in die siebte Woche.
"In die siebte Woche ging der Arbeitskampf in der Druckindustrie am Wochenende. Ein Schwerpunkt war wieder die Frankfurter Societätsdruckerei (FSD), in der die großbürgerliche Frankfurter Allgemeine (FAZ) und andere namhafte Blätter hergestellt werden. Wiederum erschienen mit Hilfe von Streikbrechern zusammengebastelte Notzeitungen in deutlich verringertem Umfang. Rund um die Uhr standen auch am Wochenende Streikposten vor dem Betrieb.." Artikel von Hans-Gerd Öfinger in junge Welt vom 13.06.2005
24 Stunden Warnstreik beim "Darmstädter Echo" am 27.05.2005 und Demonstration in Frankfurt gegen die Zerschlagung der Tarife am 25.05.2005
"Mehr als 300 streikende Kolleginnen und Kollegen mehrerer Druckbetriebe beteiligten sich am 24. Mai 2005 unter dem Motto "Gegen die Zerschlagung der Tarife" an einer Demonstration in Neu-Isenburg. Vertreter der Belegschaften des Druck- und Verlagshauses Frankfurt, der Frankfurter Societäts-Druckerei und von Field Boxmore versicherten, dass die Kampfbereitschaft zum Erhalt des Manteltarifvertrags ungebrochen sei." Siehe Berichte und Bilder im Newsticker von verdi Hessen
Kapitalismuskritik konkret: Arbeitgeber fordern Lizenz zur Unterschreitung der Tarifverträge
"Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit versuchen die Unternehmen der Druckindustrie und Papierverarbeitung seit Monaten eine Wiederbelebung der kapitalistischen Gewohnheiten des 19. Jahrhunderts. Sie wollen unter anderem freie Hand für Arbeitszeitverlängerungen ohne Lohnausgleich erhalten, Einmalzahlungen wie das Urlaubsgeld von der Kassenlage abhängig machen und den Samstag wieder als regulären Arbeitstag einführen. Betroffen sind mehr als 400.000 Beschäftigte, für die teilweise seit Monaten ein tarifloser Zustand herrscht." Erklärung der PDS AG betrieb & gewerkschaft zur aktuellen Tarifrunde vom 26.5.05
Heißes Frühjahr?
Mit Ablauf der Friedenspflicht steht der Druck- und Verpackungsindustrie ein möglicherweise heftiger Arbeitskampf bevor. Unternehmer wollen zurück zur 40-Stunden-Woche. Artikel von Hans-Gerd Öfinger in junge Welt vom 02.05.2005
»Wir wollen erreichten Standard halten«
Im Tarifkampf der Druck- und Papierindustrie wehrt sich ver.di gegen Arbeitszeitverlängerung und Öffnungsklauseln. Gespräch mit Andreas Fröhlich, Tarifsekretär der Gewerkschaft ver.di für den Bereich Druckindustrie, Papierverarbeitung und Verlage. Interview von Daniel Behruzi in junge Welt vom 03.05.2005
Vor harter
Auseinandersetzung
"In der Tarifrunde 2005 für die Druckindsutrie
steht eine harte Auseinandersetzung bevor, weil die Arbeitgeber
das Rad der Geschichte zurückdrehen wollen. Die Drucker gehörten
in der Gewerkschaftsbewegung immer zur Speerspitze. Sie haben als
erstes im 19. Jahrhundert einen Tarifvertrag erkämpft. 1952
war die IG Druck und Papier die einzige Gewerkschaft die einen politischen
Streik gegen die Verabschiedung des eingeschränkten Betriebsverfassungsgesetzes
organisierte. 2 Tage lang erschienen damals keine Zeitungen. Auch
im Kampf für Arbeitszeitverkürzung standen die Drucker
immer in der vordersten Front. 1891 streikten 10.000 Drucker 11
Wochen lang für den 9-Stunden-Tag. 1984 streikten 46.000 Drucker
Seite an der Seite mit den Metallern 13 Wochen lang für die
35-Stunden-Woche."Interview
von Ursel Beck für die Zeitung "Solidarität"
vom 13. April 2005 mit Ralf Fenske, Betriebsratsvorsitzender der
Pressehaus Stuttgart Druck GmbH und Konzernbetriebsratsvorsitzender
der Südwestdeutschen Medienholding GmbH.
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