Meinungsfreiheit auch für befristete Kollegen! Für Wiedereinstellung
von Anatole Braungart
Befristet eingestellte Kollegen werden durch ihre prekäre Situation rechtlos
gemacht: Für sie gibt es keinen Kündigungsschutz - ihr Arbeitsverhältnis
endet durch Fristablauf. Sie dürfen nie krank werden und sie müssen
immer pünktlich sein - sonst fallen sie durch das Raster und werden nicht
übernommen. Sie müssen immer Bestleistungen erbringen - denn nur die
Fittesten werden überleben und Streikrecht können sie sowieso vergessen.
Und sie müssen immer die Schnauze halten - das Recht auf freie Meinungsäußerung
z.B. auf Betriebsversammlungen gibt es für sie nicht! Aber das ist ja alles
längst bekannt.
Ein Berliner Kollege, befristet im BMW Motorradwerk eingestellt, wollte es
dann doch mal genauer wissen. Auf einer Betriebsversammlungen im Juni thematisierte
er die Situation der Befristeten, forderte deren Übernahme und die übrigen
Kollegen zur Solidarität auf. Er erhielt dafür großen Beifall.
Kein Wunder, weil ein großer Teil der Belegschaft diese Erfahrung ja selbst
gemacht hat. Seit Anfang der neunziger Jahre wird fast nur noch befristet eingestellt.
Auf der Betriebsversammlung im Oktober berichtete er, dass Kollegen ihn gewarnt
hätten: wer so redete wie er, würde vorgemerkt. Der Werkleiter antwortete
auf dies Frage, dass das ja absoluter Quatsch wäre: Das Unternehmen sei
für sachliche Kritik immer dankbar. Und es dankte dem Kollegen denn im
Dezember mit einem "blauen Brief". Als einziger von 10 Kollegen, deren
Befristung Ende Dezember endete, wurde er nicht übernommen, obwohl Leistung
und Verhalten des Kollegen als gut beurteilt wurden und der Meister die Übernahme
in seine Abteilung vorschlug. In der gleichen Abteilung wurden gleichzeitig
über ein Dutzend Leiharbeiter eingestellt - kein Grund also auch im Arbeitsmangel.
Vertrauensleute üben nun Solidarität und sammeln Unterschriften für
Anatol damit er und weitere 14 Kollegen aus anderen Abteilungen, deren Vertrag
ebenfalls auslaufen soll, ihr Arbeitsverhältnis fortsetzen können.
Solidaritätsschreiben, Infos und Kontakte erstmal über redaktion@labournet.de.
Siehe dazu:
Informationen:
- Ein Jahr Kampf gegen politisch motivierte Nichtübernahme, Ein Jahr
Solidaritätskreis, Zwei Prozesse: Wir haben für die Zukunft viel
gelernt! Info des Solidaritätskreises vom Dezember
03 (pdf), auch vor dem Berliner BMW-Werk verteilt, als Auswertung des
Kampfes nach dem Berufungsprozess Braungart gegen BMW vor dem Landesarbeitsgericht
(LAG) am 29.10.03
- Personalpolitik bei BMW: Kein Schutz für befristete Mitarbeiter? Anatole
Braungart war bis Ende vergangenen Jahres im BMW-Werk in Berlin-Spandau befristet
beschäftigt. Link
zum Interview von Leif Allendorf in junge Welt vom 01.11.2003
- Der Fall ist noch nicht abgeschlossen, Anatole ist mit Unterstützung
der Berliner IG Metall in die Berufung gegangen. Auch die Öffentlichkeitsarbeit
ist wieder aufgenommen und ein Faltblatt am 17.9.
herausgegeben und 590 Stück vor dem Berliner BMW-Werk verteilt worden
- Kundgebungen am 21.2.03 gegen die politisch motivierte Nichtübernahme
von Anatole Braungart durch BMW-Berlin. Der Solidaritätskreis "Anatole
Braungart" wird am 21.2.03 zwei Kundgebungen durchführen. Eine Kundgebung
wird von 14:00 - 15:00 Uhr stattfinden vor dem Berliner BMW-Werk, am Tor 1,
Am Juliusturm 14-38, 13599 Berlin. Dabei ist eine "Ausstellung"
geplant zum bisherigen Stand der Solidaritätsbewegung mit Kopien von
Solidaritätserklärungen aus verschiedenen Betrieben, aus der IG
Metall, von Gruppen, Organisationen und Einzelpersonen. Siehe Presseerklärung
des Solidaritätskreis "Anatole Braungart" vom 18.2.03
- Solidaritätskreis Anatole Braungart: Politisch brisante
Klage gegen BMW-Berlin beim Arbeitsgericht Berlin eingereicht
- Rede von Anatole Braungart bei der Belegschaftsversammlung
am 10.06.02
- Rede von Anatole Braungart bei der Belegschaftsversammlung
am 10.10.02
- Rede von Anatole Braungart bei der Belegschaftsversammlung
am 3.12.02
- BMW-Motorradwerk: Meinungsfreiheit oder Weiterbeschäftigung? Link
zur Pressemitteilung vom 19. Dezember 2002 bei der IG Metall Verwaltungsstelle
Berlin
Soli und Proteste
- Solidarität mit Anatole Braungart. "Die BMW AG wird aufgefordert,
die politisch motivierte Nichtübernahme des Kollegen Anatole Braungart
zurückzunehmen und ihn unbefristet weiter zu beschäftigen. Der Ortsvorstand
wird gebeten, die ihm möglichen Schritte zur Durchsetzung dieses Zieles
zu tun. Vertrauensleute, Betriebsräte und Jugend- und Auszubildendenvertretungen
werden gebeten, durch Aktivitäten wie Solidaritätsadressen, Protestschreiben
und Unterschriftensammlungen ihre Unterstützung zu dokumentieren."
So der Text des Antrags, der auf der Delegiertenversammlung der Berliner IG
Metall am 29.3.03 beschlossen wurde
- Solierklärung des Ausländerausschuss der
IG Metall Berlin vom 18.02.2003 (pdf-Datei)
- Solidaritätserklärung der Partei des Demokratischen
Sozialismus, Bezirksvorstand Spandau
- Solidaritätserklärung von Manuel Ludwig,
Kreisvorsitzender der MLPD in Berlin
- Absetzen des Beitrags vom FAB
- "Mit großer Verwunderung mussten wir am 17.1.03 feststellen, dass
der Beitrag zu dem Fall der politischen Nichtübernahme von Anatole Braungart
nicht, wie mündlich zugesagt, am 17.1. im Magazin ab 21.00 Uhr gesendet
wurde. Auf Nachfrage wurde uns erklärt, dass der Beitrag durch die Redaktion
fertig vorlag, kurzfristig von der Geschäftsführung bzw. Herrn Roth abgesetzt
worden sei. Auf telefonische Nachfrage erklärte Herr Roth, dass es in
der Frage der Arbeitsplatzschaffung interessantere Fälle gäbe. Wir müssen
feststellen, dass am 17.1. kein entsprechender alternativer Beitrag gesendet
worden ist." Protestbrief des Solidaritätskreis
an den Regionalsender FAB
- Auf den Protestbrief des Solidaritätskreis an den Regionalsender
FAB liegt nun eine Antwort vor - wir dokumentieren die Antwort
des Geschäftsführers des FAB an den Solidaritätskreis verbunden
mit einem kleinen Kommentar von Anatole Braungart (pdf-Datei)
- Nicht-Übernahme des Kollegen Anatole Braungart. Offener
Brief von Peter Vollmer an den Berliner Werkleiter der BMW AG (pdf-Datei)
- Zukunft und Arbeit für alle Befristeten im BMW-Werk - auch und gerade
dann, wenn sie ihre Meinung äußern! IG Metall
Berlin-Flugblatt, in zwei Schichten verteilt worden am 18.12.02 (pdf-Datei).
Die Zahl der Unterschriften ist zu dem Zeitpunkt auf weit über 300 gestiegen.
- Meinungsfreiheit auch für befristete Kollegen! Wir Kolleginnen und
Kollegen erwarten, dass der Kollege Anatole Braungart seinen Arbeitsplatz
bei BMW behält. Unterschriftenliste als pdf-Datei
- Protestschreiben von IG-Metall-Vertrauensleuten
bei BMW München an die Werksleitung des BMW Motorradwerk vom 17.12.2002
- Solidaritätserklärung des IG Metall Vertrauensleutekörper
von Infineon Dresden vom 17.12.2002
- Das Kreuz mit den befristeten Arbeitsverträgen. Solidaritätserklärung
von Peter Vollmer vom 12. Dezember 2002 (pdf-Datei)