letzte Änderung am 23. Dez. 2002 | |
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Ich freue mich, das Volker bereits auf die Situation von uns Befristeten eingegangen ist
Ich bin jetzt im zweiten Jahr meiner Befristung. Trotzdem habe ich mich entschieden, hier heute zu sprechen.
Im Mitarbeiterleitbild von BMW steht ja ausdrücklich "positive Konfliktkultur" aber ist das wirklich so, Herr von Maltzan? Oder muss ein Befristeter fürchten, vorgemerkt zu werden, wenn er hier den Mund auf macht?
Wird uns nicht durch die Blume ständig vermittelt, dass wir Befristete 2 Jahre besser zu allem "Ja und amen" zu sagen haben, um dann vielleicht fest übernommen zu werden? Und wird damit nicht auch ein Druck auf die gesamte Belegschaft aufgebaut, weil ein Fünftel der Belegschaft besonders erpressbar scheint?
Meine Erfahrungen der letzten 1 ½ Jahre zeigen mir, dass das einfache Stillhalten für uns ein Irrweg ist. Deshalb war ich auch bei unserem Streik um Lohn dabei. In meiner Abteilung sind befristete Kollegen noch übernommen worden, aber bis eine Woche vor Ablauf der Befristung hat BMW sie darüber im Unklaren gelassen. Was ist das für ein Umgang mit den Menschen? Wie ist das bei den nächsten Kollegen und in den anderen Abteilungen?
Mit der Schließungsentscheidung im Bereich Längslenker, Produktionsverlagerungen in der Bremmsscheibe und vielleicht noch anderen Plänen in der Schublade werden im Werk massiv Arbeitsplätze in Frage gestellt. Sie sagen uns, die "Stammbelegschaft ist sicher". Heißt das nicht:
Ein Fünftel der Belegschaft, nämlich wir Befristeten sitzen auf einem Schleudersitz? Für mich ist das der Versuch, die Belegschaft aufzuspalten. Ich bin jedenfalls der Meinung, das wir als Belegschaft dann stark sind, wenn wir unsere Interessen gemeinsam vertreten. Geben wir dagegen unseren "Nachbarn" auf, dann geben wir auch uns selber auf. Ich bin ich dafür, das keiner von uns seinen Arbeitsplatz verliert. Das gilt für die Festeingestellten und die Befristeten. Und es ist genug Arbeit da!
Jetzt sagen Sie sicher:
"Das tut uns leid. Das sind notwendige Entscheidungen, die der Markt von uns verlangt."
Aber genau an diesem Punkt unterscheiden wir uns: Aus der Sicht der Aktionäre, der BMW-Eigner mag das logisch und "notwendig" sein, um die Gewinne noch weiter zu steigern. Aber für uns besteht eine andere Notwendigkeit, nämlich mit unserer Arbeit uns und unsere Familien zu ernähren.
Ich bin der Meinung, dass wir als Belegschaft unsere eigene Rechnung aufmachen müssen.
Um 78,8 % auf 59 Millionen € wurde der offizielle Gewinn aus der Motorradproduktion im letzen Jahr gesteigert. Allein im ersten Quartal 2002 stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 19,8 %. Wo kommt den dieser ganze Reichtum her, wenn nicht aus unserer Arbeit?
Wir werden immer produktiver und warum sollen nicht wir selbst einmal der Nutznießer dieser Entwicklung sein?
Deshalb bin ich der Meinung, wir sollten für alle unsere Arbeitsplätze eintreten und zwar auf Kosten der Gewinne, die BWM aus unserer Arbeit erzielt hat. Wie wäre es zum Beispiel, wenn die wöchentliche Arbeitszeit ohne Flexibilisierung abgesenkt und der notwendige Lohnausgleich aus den Gewinnen bezahlt wird. Das bedeutet Arbeit in der Motorradproduktion für die Kollegen aus dem Bereich Autoteile und für die Befristeten.
Wir sind eine Belegschaft und ich denke wir sollten auch gemeinsam für unsere Interessen einstehen. Deshalb habe ich mir hier heute ein Herz gefasst und mich gemeldet. Ich denke, wir Befristen brauchen Courage - das ist das eine. Aber genauso werbe ich dafür, dass auch die ganze Belegschaft die Forderung nach Übernahme aller befristeten Kollegen nach Entfristung unserer Verträge - zu ihrer Sache macht. Ich möchte vorschlagen, das in den Abteilungen untereinander zu besprechen und mit den Vertrauensleuten. Die Vorgesetzten sollen ruhig merken, dass sich hier etwas tut in der Belegschaft. Dazu wollte ich heute beitragen.
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