Home > News > Freitag, 28. August 2009
Updated: 18.12.2012 16:22
Aktuelle Meldungen im neuen LabourNet Germany

Liebe KollegInnen,

Neu im LabourNet Germany am Freitag, 28. August 2009:

I.Internationales / Tunesien

Der Massenprotest einer Region - und: Warum kann er sich nicht in Wahlen widerspiegeln..?

Das Jahr 2008 in Tunesien war politisch geprägt von den enormen Protesten im Gafsa-Revier: die größten sozialen Protesten seit den Brotunruhen, die 1984 auch in diesem nordafrikanischen Land zu Erschütterungen führten. War damals das Ende der Ära Bourgiba besiegelt, so kann dies von dem Regime des ehrenwerten Herrn Ali leider nicht gesagt werden - im Wahljahr 2009 gibt es keine Indizien, die darauf verweisen, dass der Gafsaprotest sich auswirken würden. Die Atomisierung der politischen Opposition durch permanente Repression, die Rolle der staatstragenden Gewerkschaften - das sind zwei Faktoren, die diesen Unterschied ausmachen. Die Selbstorganisation der Bevölkerung, abseits der Parteien ein dritter - aber eventuell einer mit Perspektive. Der (französische) Beitrag "La Tunisie entre la « révolte du bassin minier de Gafsa » et l'échéance électorale de 2009" externer Link von Larbi Chouikha und Eric Gobe in "Année du Maghreb" Nummer 5 von 2009 analysiert diese Konstellation, die auch innerhalb der sozialen Bewegungen des Landes diskutiert wird.

II.Internationales / Frankreich / Politik und Wirtschaft

Die "personenbezogenen Dienstleistungen" produzieren vor allem: Armut.

Von 2003 bis 2006 nahm in Frankreich die Zahl derjenigen, die trotz Erwerbsarbeit arm waren rapide zu - es handelt sich also nicht um eine deutsche Sololeistung, sondern um eine Erscheinung des modernen Kapitalismus. Insgesamt lebten 7,8 Millionen Menschen mit einem Einkommen, das unter 60% des Durchschnittseinkommens lag - die europäische Armutsdefinition. Das waren 800.000 mehr als drei Jahre zuvor. Aber beinahe schon die Hälfte all dieser Menschen, nämlich rund 3,6 Millionen - oder 500.000 Menschen mehr als 2003 - leben weder in Rente, noch erwerbslos, noch in Einelternfamilien: Sie haben Arbeitseinkommen, die zu gering sind, um damit leben zu können (offiziell: weniger als 1800 Euros für eine vierköpfige Familie). Zwei Branchen ragen dabei heraus, was den Anteil der Hungerlöhne betrifft: Die Gastronomie und eben die personenbezogenen Dienstleistungen. Mögen die Kriterien auch extrem fragwürdig sein, ein Bild ergibt sich dennoch. In beiden Branchen ist es inzwischen nahezu jeder fünfte Beschäftigte, der trotz Arbeit arm ist: und dass dies eine neuere Entwicklung ist, zeigt sich auch daran, dass 49% der arbeitenden Armen unter 30 Jahre alt ist. Ausführlicher dazu in dem Beitrag "Quand le travail rend pauvre" externer Link von Denis Clerc in Alternatives Economiques Ausgabe Juli 2009.

III.Internationales / Russische Föderation / Gewerkschaften

Neue Gewerkschaften: Eine Zwischenbilanz

Zwanzig Jahre ist es her: 1989 wurde, noch in der Sowjetunion, die erste unabhängige Gewerkschaft organisiert, die der Bergarbeiter. Die "erste Hälfte" dieses Zeitraumes, die mit der Massenbewegung der Zugblockaden im Kampf um ausstehende Lohnzahlungen 1998 Höhepunkt und auch ihr Ende fand, und die allmähliche Wiederbelebung nach Jahren des Rückgangs, die "zweite Hälfte" gekennzeichnet durch die Gründung der überregionalen unabhängigen Automobilarbeitergewerkschaft 2007. Diese Entwicklung wird in die gesamtpolitische Entwicklung des Landes eingeordnet in dem Beitrag "The Class Struggle in Post-Soviet Russia" externer Link von Boris Kagarlitsky in der Ausgabe Sommer 2009 von "New Politics".

IV.Internationales / Marokko

Phosphat-Arbeiter im Widerstand

Marokko war 2008 der größte Phosphatexporteur der Welt - unter anderem in Form von Dünger, den die marokkanischen Bauern mangels Zahlungskraft nie bekommen. Die Phosphatminen südlich von Casablanca beschäftigen nahezu ausschließlich Zeitarbeiter: 850 von ihnen haben jüngst erneut protestiert. Wie man unter diesen Bedingungen einer Solidaritätsbewgeung organisieren kann, überlegt Ali Fikr in dem Beitrag "La solidarité nous interpelle" pdf-Datei vom 26. August 2009.

V.Internationales / Venezuela

Konfliktkomitees entstehen in den Auseinandersetzungen der Aluminiumwerke

Nach den - längst noch nicht abgeschlossenen - Auseinandersetzungen beim verstaatlichten Stahlwerk SIDOR, wo in der Frage der Übernahme der Belegschaften der Subunternehmen ein Konfliktkomitee entstanden war, das an den Gewerkschaften vorbei die Organisierung der Betroffenen gewährleistete, zeichnet sich eine in etwa vergleichbare Entwicklung au der Grundlage der sich verschärfenden Auseinandersetzungen in den Aluminiumwerken ab. In dem Beitrag "Lucha obrera de las empresas básicas" pdf-Datei vom 21. August 2009 zeichnet Ricardo Galíndez kurz die Entwicklung hin zu solchen Komitees nach.

VI.Internationales / Honduras

Zwei Monate nach dem Putsch: Widerstand nicht nur wegen Zelaya

Die Ziele der nach wie vor starken Widerstandsbewegung gegen die Putschisten in Honduras erschöpfen sich keineswegs in der Wiedereinsetzung des rechtmäßigen Präsidenten Zelaya: Es geht auch darum seine Politik nicht nur fortzusetzen, sondern erst recht: zu vertiefen, schreibt in "Aufruhr gegen den Putsch" externer Link Sabine Masson in der schweizerischen WoZ vom 27. August 2009.

...bis bald, Helmut


Faksimile-Reprint von MEW 23 (Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band: Der Produktionsprozess des Kapitals) zum „Roten Preis“ von 10 € beim Verlag Olga Benario und Herbert Baum – siehe jenseits der "Arbeitsgesellschaft" im LabourNet Germany


LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils aient ou non un emploi


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