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Updated: 18.12.2012 16:22
Aktuelle Meldungen im neuen LabourNet Germany

liebe KollegInnen,

Neu im LabourNet Germany am Freitag, 24. Februar 2006:

I.Internationales / Niederlande

55 Jahre seit dem Amsterdamer Februarstreik gegen Judenverfolgung - ein Gedenktag mit höchstaktueller Bedeutung

Der zweitägige Generalstreik der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in Amsterdam gegen die Vernichtungspolitik der Nazis von 1941 (nur 5.000 der 140.000 Amsterdamer jüdischer Bürger überlebten) ist zum einen ein moralisch-politischer Höhepunkt (nicht nur) der niederländischen Gewerkschaftsbewegung. Seit 1946 wird das Datum als Gedenktag begangen, seit 1952 mit Kundgebungen am Monument des Hafenarbeiters. Die deutschen Besatzer - zunächst überrascht, weil ihnen "so etwas" noch nie untergekommen war - reagierten, wie man es von deutschen Besatzern gewohnt ist: mörderisch. 9 Todesopfer unter den Streikenden waren das blutigste Ergebnis einer ganzen Welle der Repression. Ein Ergebnis dieser wahrhaft ungewöhnlichen Bewegung war der Paragraph 1 der niederländischen Verfassung, der ausführlich jede Art Diskriminierung verbietet. Exakt diesen Paragraphen wollte die Bewegung, die einst Herr Fortuyn vertrat abschaffen. Und viele aktuelle Verwaltungsmaßnahmen "unterlaufen" ihn - auch in den Niederlanden trägt der moderne Kapitalismus seine rassistischen Früchte. Deswegen besonders lesenswert der ausführliche (englische, hiermit sehr kurz zusammengefasste) redaktionelle Artikel "The February strike" externer Link des Nachrichtenportals Expatica vom 22. Februar 2006

II.Internationales / Irak

Die Verantwortung liegt bei den Besatzern und ihrer Verfassung

Der Bombenanschlag auf die Goldene Moschee von Samara hat unmittelbar zu jenen Ergebnissen geführt, die bezweckt waren: die gesellschaftlichen Spannungen wurden weiter gesteigert und Glaubensbekentnisse werden immer mehr zu Gräben. Die Hauptverantwortung für diese Entwicklungen tragen die Besatzer, die dem Land eine Verfassung aufgezwungen haben, die das Land nach ethnischen und religiösen Gesichtspunkten strukturiert - und damit auch entsprechend orientierten Gruppierungen den Spielraum schafft - so besagt es die von der "Federation of Worker Councils and Unions of Iraq" verbreitete (englische, hiermit kurz argumentativ zusammengefasste) Erklärung "No to deepening the sectarian hatred policy - lets stand against the sectarian war" des "Iraq Freedom Congress" (dem die Föderation angehört) vom 22. Februar 2006.

III.Internationales / China

Eine zweite Welle des Arbeiterwiderstands?

Im Jahr 2003 wurden in China 60.000 Protestaktionen registriert, an denen sich etwa 3 Millionen Menschen beteiligten. Einen Vergleich, was die Beteiligten (in den 90ern vor allem Belegschaften der staatlichen Betriebe im Widerstand gegen die Schaffung "moderner Unternehmen", heute vor allem aus dem Bereich der 20 Millionen, die in Sonderzonen arbeiten) die Breite und den Charakter der Protest- Widerstands- und Kampfaktionen chinesischer Werktätiger in der ersten Hälfte der 90er Jahre und ein Jahrzehnt später betrifft, versucht Wong Kam Yan in seinem (englischen) Beitrag "Second wave of China Labour Unrest?" - bereits im August 2005 geschrieben, aber ausgesprochen aktuell, informativ und lesenswert.

IV.Internationales / China / Arbeitsbedingungen

Protestkampagne gegen Batteriefirma wird fortgesetzt

Über die Protestkampagne die gegen die Hongkonger Batteriefirma Golden Peak wegen der Vergiftung von Arbeitern mit Cadmium von "Global Monitor" geführt wird, hatten wir bereits berichtet (siehe "Aufruf für vergiftete chinesische ArbeiterInnen"). Diese Kampagne soll im Jahr 2006 verstärkt werden, indem der Protest auch an die Kunden von GP herangetragen wird. Der erweiterte (englische) Aufruf "Appeal to international trade unions and NGOs" von Global Monitor vom 4. Februar 2006, samt Informationen über Golden Peak und Musterbrief an Kunden.

V.Internationales / USA / Arbeits- und Lebensbedingungen / Katrina

Nach Katrina ist alles noch zynischer - auch die HANO-Bürokraten

Die "Folgen von Katrina" sind weiterhin höchst aktuell. Vor allem, versteht sich, für die Betroffenen - aber keineswegs nur für sie, sondern für alle, die anstelle der Marktwirtschaft eine humane Gesellschaft haben möchten. Und für alle, für die Repression gegen Erwerbslose und Rassismus Themen sind, bei denen Widerstand angesagt ist. Die "Housing Authority New Orleans" (HANO) - sozusagen das Gegenstück zum Wohnungsamt - hat nun öffentlich erklärt, in die neu zu bauenden Strassenzüge sollten keine Erwerbslose einziehen, auch wenn sie da früher gewohnt haben...Und wie etwa in deutschen Arbeitsagenturen, finden sich auch dort hemmungslose Beschäftigte, die im Vollzug solcher Unmenschlichkeiten ja nur ihre Pflicht sehen. Eine neue Folge der aktuellen "Nach-Katrina-Bestandsaufnahmen" - "HANO-Zynismus" vom 22. Februar 2006.

VI.Internationales / Thailand

Das grosse Erwachen ?

In den ersten Februartagen diesen Jahres kam es in fast allen Universitäten Thailands zu massenhaft besuchten Kundgebungen. Zugleich wurden nicht nur rund um die Hauptstadt Streiks organisiert, sondern auch im Landesinneren. Auch die "Armenorganisationen" (die sich unter diesem Namen zusammengeschlossen haben) verzeichneten einen geradezu plötzlichen Aktivitätszuwachs. Und: Alle drei Bewegungen versuchten bewusst, kontakte und Zusammenarbeit zu organisieren. Universitätsdozenten und Journalisten haben sich in öffentlichen Erklärungen den Forderungen der drei Bewegungen angeschlossen, deren zentrale lautet: Rücktritt des Premierministers Thaksin. Der Schatten jener Erhebungen von StudentInnen und Arbeitern, die 1973 die thailändische Militärdiktatur gestürzt hatten, wird von allen Seiten beschworen. Thaksin - Grossunternehmer der Telekombranche und seit 2001 Ministerpräsident - wird von Kritikern auch der "Berlusconi vom Mekong" genannt. Er hatte zwar 2005 mit grossem Vorsprung seine Wiederwahl erreicht, aber im Laufe des Jahres - nicht zuletzt wegen immer lauter und konkreter werdenden Vorwürfen der Korruption betreffs "Tsunami-Gelder". Die zahlreichen Widerstände gegen Privatisierungspolitik in den letzten Jahren haben sich in jüngster Zeit - aus Anlass der bilateralen (Geheim)Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit den USA vervielfacht und auf die ganze Gesellschaft ausgebreitet. Nicht nur in Bangkok und anderen Zentren in denen vielfach auch StudentInnen zeitweise als armselig bezahlte Diener europäischer Touristen arbeiten müssen, sondern auch in den armen Provinzen des Südens (wo der britische Imperialismus 1909 die Landesgrenzen zog, und malayische Muslims Thailand "zuschlug") und Nordostens breitet sich Widerstand aus. Einen aktuellen Lagebericht gibt Noknoi Daeng in seinem (englischen, hiermit kurz deutsch zusammengefassten) Beitrag "Mass Upsurge in Thailand: Students and Workers on the March" externer Link vom 14. Februar 2006 im "Monthly Review Magazine".

VII.Internationales / Katar

Der Widerstand asiatischer Bauarbeiter

In den sechs Staaten des Golfrates (Oman, Katar, Bahrain, Kuwait, Saudi Arabien und die vereinigten Arabischen Emirate) leben rund 35 Millionen Menschen - 13 Millionen von ihnen sind "ausländische Arbeitskräfte" (in den Emiraten sind nahezu alle Beschäftigte der Privatindustrie keine "Staatsbürger"). Meist aus Pakistan, Indien, Bangladesh, Ägypten, den Philippinen und aus Nepal. Agenturen kassieren hohe Gebühren, Unternehmen zahlen Löhne in der Regel zumindest nur verspätet aus und die Wohnbedingungen sind ebenso schlimm, wie die Arbeitsbedingungen. Was zu einer erstmaligen und grösseren regelrechten Streikbewegung in verschiedenen dieser Länder geführt hat - und zu einigen Maßnahmen der "Besänftigung" der einen oder anderen Regierung. Einen Überblick über diese Entwicklung, nicht nur, aber vor allem in Katar, gibt der (englische) Beitrag "Struggles of Asian Workers in the Middle East and Oil-Producing Countries" externer Link in der Ausgabe Nummer 5 von Anfang 2006 des Newsletters von "Prol-Position".

...bis bald, Helmut

LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils aient ou non un emploi


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