Home > News > Freitag, 04. August 2006
Updated: 18.12.2012 16:22
Aktuelle Meldungen im neuen LabourNet Germany

liebe KollegInnen,

Neu im LabourNet Germany am Freitag, 04. August 2006:

I.Internationales / China

Verfassungsdebatte - Fehlanzeige

Nicht nur in Deutschland werden Verfassungen nebenbei verändert. Die Explosion von Privatisierungen und ausländischen Investitionen in China verlangt nach ökonomischer Sicherheit - weswegen ein neues Eigentumsgesetz her muss. Zum Schutze des Privateigentums, versteht sich. Dass dieses Gesetz ein Verstoss gegen die immerhin noch geltende Verfassung ist (Papier ist eben in jedem Sinne geduldig) wird in dem (englischen) Beitrag "A Property Law (Draft) that violates the constitution and basic principles of socialism" externer Link des Rechtsprofessors an der Uni Beijing, Gong Xiantian vom August 2005 deutlich, den Eva Cheng für die Ausgabe Nummer 29 von "Links - an international journal of socialist renewal" vom August 2006 übersetzt und kommentiert hat, vorab gespiegelt bei der Mailingliste "Greenleft-Discussion".

II.Internationales / Irak

Feuer frei in Kurdistan

Am 27. Juli demonstrierten 700 Beschäftigte der Tasloja Zement Fabrik bei Suleiumanyia in Irakisch-Kurdistan für Lohnerhöhungen und die Wiedereinstellung von 300 entlassenen Kollegen. Polizei und eigene Sicherheitskräfte der Patriotic Union of Kurdistan eröffneten das Feuer: Drei Tote und 16 Verwundete waren das Ergebnis. Der Einsatz der PUK-Sicherheitskräfte gegen Werktätige hat Tradition, unterstreicht die Sektionb Kurdistan der Arbeiterkommunistischen Partei des Irak in ihrer (englischen) Presseerklärung "Killers of the employees of the Tasloja Cement Factory must be brought to justice" vom 27. Juli 2006.

III.Internationales / Argentinien

a) Mc Tod

Sieben Minuten haben die Ausfahrer bei Mc Donalds ("natürlich": bei einem Subunternehmen...), weil die Ware ja frisch an den Kunden kommen muss. Für Jorge Hernán Lucracio war dies am 9. Juli eine tödliche Vorgabe, weil ein Bus ihn anfuhr. Die Vereinigung Trabajadores Unidos de McDonald’s organisiert eine Reihe von Protesten und hat Forderungen zur Erhöhung der Sicherheit erhoben - bei 4,56 Pesos pro Fahrt (Tarif für "Erfahrene") , wird in dem (spanischen) Artikel "Lo que mata de McDonald’s es la velocidad" externer Link von Werner Pertot in der Ausgabe 45 des Bulletins von "Prensa de Frente" vom 31. Juli 2006 berichtet.

b) Elendslöhne

Ende 2005 hatte die Hälfte aller Beschäftigten ein monatliches Einkommen von unter 600 Pesos (zu einer Zeit, da die CTA fordert, den Mindestlohn auf etwas über 800 anzuheben) und das Durchschnittseinkommen aller Beschäftigten lag bei etwa 840 Pesos. "Working poor" wird da zu "trabajador/a pobre" aber die Segnungen der modernen Marktwirtschaft sind in Argentinien dieselben wie in den Namensgebenden USA: Viel arbeiten, wenig verdienen. Der (spansiche) Beitrag "La mitad de los trabajadores gana menos de 600 pesos" externer Link vom Nuevo Proyecto Histórico bei Prensa De Frente ist zwar schon vom 28. April 2006, aber enthält jede Menge Informationen, die zum Verständnis der sozialen Lage beitragen.

IV.Internationales / Ungarn

Langzeitwerwerbslosigkeit ein Hauptproblem

Ungarn ist eines der Länder Osteuropas, die den organisierten "Zusammenbruch" vor nunmehr bald 20 Jahren am ehesten überwunden haben - was aber keineswegs heisst, dass es nicht heftige soziale Probleme gäbe: So ist etwa die Hälfte der registrierten 300.000 Erwerbslosen dies auf lange Zeit. Dies geht aus dem (englischen) kurzen analyitischen Überblick "Hungary in 2005" externer Link pdf-Datei von Ildikó Ékes (Ecostat Institut) hervor, der am 17. Juli 2006 beim "Global Policy Network" veröffentlicht wurde.

V.Internationales / Brasilien

Jetzt auch "Quilombolas" gegen Zellulosefabriken

Seit der Aktion landloser Frauen gegen Aracruz Zellulose im Süden des Landes gewinnt die "Bewegung gegen die grüne Wüste" im ganzen Land immer mehr an Kraft. Trotz einer landesweiten Hetzkampagne in den Medien und einer Kampfansage der Regierung an die Bewegung haben nicht nur mehrere Aktionsgruppen Landloser und AnwohnerInnen in verschiedenen Orten Aktionen gegen die grössten Zellulosewerke organisiert - indigene Gruppen folgten und jetzt auch Quilombolas (Quilombos hiessen die selbstorganisierten Orte entflohener Sklaven, von denen einige, teilweise auch innerhalb von Städten, weiter bestehen und die bestimmte Rechte haben - und mehr einfordern). Im Bundesstaat Espirito Santo haben Ende Juli 300 Menschen Eukalyptusbäume ausgerissen, die auf einem ehemaligen Quilombo-Friedhof gepflanzt worden waren und beschlossen anschliessend, das Gelände besetzt zu halten. In der Region von São Mateus (einst der fünftgrösste Sklavenhandels-Hafen des Landes) gab es bis in die 70 Jahre - als Aracruz anfing, in der Region zu investieren - noch rund 100 Quilombos, heute sind zwei Drittel von ihnen verschwunden, es gibt noch knapp über 30, in denen etwa 1200 Familien leben. Der Zusammenschluss der regionalen Quilombos will diese Vertreibungspolitik nicht nur beenden, sondern auch das Land wiederhaben. So wird es in der (portugiesischen, hiermit kurz zusammengefassten) Pressemitteilung "Quilombolas retomam área ancestral invadida pela Aracruz Celulose" der REDE ALERTA CONTRA O DESERTO vom 31. Juli 2006 berichtet.

VI.Internationales / USA / Gewerkschaften

Ein schwarzes Jubiläum - nicht nur für die US-Gewerkschaftsbewegung: Fluglotsenstreik zerschlagen

Am 3. August 1981 beschlossen 12.000 Fluglotsen der Professional Air Traffic Controllers Organization (PATCO), Beschäftigte der Bundesbehörde Federal Aviation Administration trotz gesetzlichen Verbots, in den Streik zu treten. Präsident Reagan stellte ihnen ein 48-stündiges Ultimatum: Alle würden entlassen, die nicht in dieser Frist die Arbeit wieder aufnehmen würden. Über 90 Prozent der Streikenden machten weiter - und wurden alle entlassen. Ein Modell, dem in den folgenden Jahren auch eine Reihe von Privatunternehmen folgten. Statistischer (und politischer) Reflex: während es im Zeitraum 1950 - 1980 jährlich etwa 300 Streiks mit über 1.000 Beteiligten gab, ist in dem Zeitraum 1982 bis 2000 diese Zahl auf 46 gefallen, im neuen Jahrhundert gar auf unter 30. Weniger Streiks als Hurrikane, schreibt Joseph A. McCartin in seinem (englischen) Beitrag "Remembering the day the strike died" externer Link vom 1. August 2006 in der "Chicago Tribune".

VII.Internationales / Südafrika / Arbeitskämpfe

Bergwerke, Nahrungsmittelfabriken, PutzerInnen: Streikwelle in Südafrika

Die nachlassende Mobiloisierungskraft der COSATU ist ebenso ein gesellschaftliches Thema, wie ihre zunehmende Veralterung: In diesen Tagen jedoch ist davon wenig zu sehen. Streiks in verschiedenen Branchen - inklusive der Versuche, etwa in den Bergwerken die migrantischen Beschäftigten der zahlreichen Drittfirmen einzubeziehen - und auch in Bereichen, in denen geringe Organisationsgrade bestehen scheinen einiges in Bewegung zu bringen. Die kleine aktuelle Materialsammlung "Streikwelle 2006" von Anfang August 2006.

...bis bald, Helmut

LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils aient ou non un emploi


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