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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Bergwerke, Nahrungsmittelfabriken, PutzerInnen: Streikwelle in Südafrika Die nachlassende Mobilisierungskraft der COSATU ist ebenso ein gesellschaftliches Thema, wie ihre zunehmende Veralterung: In diesen Tagen jedoch ist davon wenig zu sehen. Streiks in verschiedenen Branchen - inklusive der Versuche, etwa in den Bergwerken die migrantischen Beschäftigten der zahlreichen Drittfirmen einzubeziehen - und auch in Bereichen, in denen geringe Organisationsgrade bestehen, scheinen einiges in Bewegung zu bringen. Die kleine aktuelle Materialsammlung "Streikwelle 2006" von Anfang August 2006. Streikwelle 2006 Streik der Bergarbeiter: NUM zieht andere mit... Seit Sonntag, den 30. Juli streiken die 4.000 Mitglieder der National Union of Mineworkers (NUM, Bestandteil der COSATU) im Kumbabergwerk im Nordkap (6.000 Beschäftigte, gehört zum Anglo-American Konzern und ist der viertgrösste Förderer von Eisenerz der Welt). Seit Montag haben sich auch die beiden anderen Gewerkschaften im Betrieb diesem Streik angeschlossen, die Trade Union Solidarity (1.500 Mitglieder, die sich gerade dem CONSAWU-Verband angeschlossen hat) und die Black Allied Mining and Construction Workers' Union, auch die COSATU-Metaller sind beteiligt. Beide Gewerkschaften, die nicht der COSATU angehören, hatten ihren Mitgliedern bereits Vorschläge für einen Tarifvertrag vorgelegt, den diese jedoch ablehnten, so dass sie faktisch gezwungen waren, sich am (bis dato) NUM-Streik zu beteiligen. Die Auseinandersetzung geht um Lohnerhöhungen, wobei der NUM-Forderungskatalog eine stärkere Anhebung unterer Lohngruppen enthält. Die Gesellschaft bot nach einigen Streiktagen am Mittwoch 7,75% und 8,75% Lohnerhöhung an (je 0,75% mehr als das erste Angebot) - die NUM fordert 9% und 10% - das wird in dem (englischen) redaktionellen Bericht "NUM prepared to continue talks with Kumba" von Radio SABC vom 3. August 2006 wiedergegeben - ein Bericht, der auch zahlreiche Links zur Vorgeschichte dieser Auseinandersetzung enthält. Keine Toblerone... Seit nunmehr 10 Wochen streiken die knapp 400 Beschäftigten von Krafts (zweitgrösster Lebensmittelkonzern der Welt aus den USA) in Johannesburg, weil die Geschäftsleitung ein eigentlich bereits unterzeichnetes Abkommen über Lohnerhöhungen wieder aufkündigte. Das Unternehmen reagierte sofort mit Aussperrung - und der Anheuerung unorganisierter KontraktarbeiterInnen. Die IUF, Internationale der NahrungsmittelarbeiterInnen hat am 31. Juli 2006 den weltweiten Solidaritätsappell (inklusive Muster-Protestbrief) "Help FAWU defend jobs in its fight against Kraft's insatiable appetite for profit" veröffentlicht, in dem das Vorgehen der südafrikanischen Geschäftsleitung in die in diesem Jahr erfolgte weltweite Schliessung von sieben Produktionsstätten eingeordnet wird. Die COSATU hat in ihrem wöchentlichen Newsletter vom 28. Juli 2006 unter dem Titel "Kraft foods strike enters second month" ebenfalls einen Solidaritätsaufruf, inklusive eines Aufrufes zum Konsumentenboykott publiziert. Kein Dreck weg... Seit Monatsbeginn streiken auch bis zu 8.000 Reinigungskräfte quer durchs Land, da die Tarifverhandlungen zwischen 16 beteiligten Gewerkschaften und dem Verband festgefahren sind. Die Forderungen der Gewerkschaften betragen eine Lohnerhöhung von 1,20 Rand die stunde gegenüber einem Angebot des Unternehmerverbandes von 50 Cent - bei einem Monatseinkommen von 1300 Rand in den Städten und nur etwa 600 Rand auf dem Lande ein Witz (1 Euro ist aktuell mehr als 8 Rand wert), wird in dem (englischen) Bericht "Workers demand employers clean up their act" von Hila Bouzaglou im "Mail and Guardian" vom 1. August 2006 dargestellt, in dem auch einige Betroffene zu Wort kommen. In Johannesburg und Pretoria gab es Demonstrationen, an denen sich rund 7.000 Menschen beteiligten, wird in dem (englischen) redaktionellen Bericht "Protest by striking cleaners ends peacefully" erläutert. Darin auch Statements, sowohl der South African Transport and Allied Workers' Union (Satawu), die mit 15.000 Mitgliedern landesweit grösste der beteiligten Gewerkschaften, als auch der zweitgrössten The Hotel, Liquor, Catering, Commercial and Allied Workers' Union's, die etwa 5.000 Mitglieder in diesem bereich hat über ihre Forderungen (10% mehr in den Städten, 15% mehr auf dem Land). Sit-Ins von Krankenschwestern, Warnstreiks von Busfahrern und die gesellschaftliche Nachdebatte um den streik des Wachpersonals runden ein Bild ab, in dem die Möglichkeit aufscheint, die bisher durch enorme Erwerbslosigkeit und tiefgreifende Prekarisierung geprägte Lage zu verändern. (Zusammengestellt von hrw) |