Liebe KollegInnen,
neu im LabourNet Germany am Montag, 5. Juli
2004:
I. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Praxis der
Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik / "Zusammenführung"
von Arbeitslosen- und Sozialhilfe
a) Zitate
zum Thema:
- Zitat des Tages:
„Wenn uns Ungereimtheiten auffallen, gleichen wir
die Daten mit anderen Ämtern ab. Im Extremfall behalten wir uns
auch Hausbesuche vor. Wir haben den Ehrgeiz, den Missbrauch von Sozialleistungen
so gering wie möglich zu halten – aber eine gewisse Quote
wird es immer geben.“
Vize-Chef der Bundesagentur für Arbeit, Heinrich Alt, im Interview
mit Bild am Sonntag vom 03.07.2004
Darin auch: „… Frage: Was machen Sie, wenn Ihre Computer
streiken? Bekommen die Leute ihr Geld dann trotzdem am 1. Januar? Antwort
Alt: Wir sind auch auf diesen schlimmsten Fall vorbereitet. Dann
bekommen die Menschen von der Agentur für Arbeit und vom Sozialamt
ihre bisherige Leistung weiter ausgezahlt….“ Bringt
es niemanden auf „französische“ Ideen?
- „Hartz IV
Nürnberg: Die „Bundesagentur ohne Arbeit“ gibt voller
Sorge zu bedenken, dass
nach jüngsten Berechnungen für die Umsetzung von „Hartz
IV“ auf Grund des
erhöhten Verwaltungsaufwandes der Personalbedarf so hoch sein wird,
dass keine
Arbeitslosen mehr übrig bleiben.
Aus diesem Grund wird stattdessen der Einfachheit halber vorgeschlagen,
mit
Inkrafttreten von „Hartz V“ die „Bundesagentur ohne
Arbeit“ durch die Arbeitslosen
verwalten zu lassen.“
Aus: Der Deutsche Einheit(z)-Textdienst, Satire-Rundbrief
von Werner Lutz, 6-04
b) Informationen
Antrag auf Gewährung von Leistungen zur Sicherung
des Lebensunterhaltes nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II).
Endfassung
des ALG II Antrages und Schulungsunterlagen der BA
für ihre Mitarbeiter zum Ausfüllen der Anträge bei Tacheles
c) Proteste
- Antragsformular verstößt gegen Datenschutz.
Tacheles e.V. kritisiert Formular zum Arbeitslosengeld II. Der Sozialhilfe-
und Arbeitslosenverein Tacheles e.V. hat das Antragsformular für
das Arbeitslosengeld II kritisiert. Erhebliche Verstöße gegen
den Datenschutz würden die Rechte der Leistungsberechtigten aushebeln.
Im Zentrum der Kritik steht eine geplante Verdienstbescheinigung des
Arbeitgebers. Die Vorlage einer Gehaltsabrechnung durch den Arbeitnehmer
müsse ausreichend sein - so der Verein. Die Bundesagentur für
Arbeit müsse das Formular zurückziehen. Der Verein Tacheles
fordert mit heutigem Tage die BA per Medien und Schreiben dazu auf dieses
Formular zurückzuziehen und ruft ansonsten zum Boykott des Formulars
auf. Tacheles-Pressemitteilung
vom 02.07.2004. Siehe auch das
kritisierte Formular
- Boykott der ALG II-Anträge ! Ein Vorschlag
bei Chefduzen.de :
„Die Regierung will es nicht anders. Jetzt heißt es:
Kräftig Sand ins Getriebe schmeißen. Auch wenn die Anträge
schon jetzt verschickt werden. Und die Ämter sich wünschen,
dass man die Anträge schnell zurückschickt. Alles ist freiwillig,
jedenfalls zur Zeit noch. Es reicht ja vollkommen wenn man die Anträge
erst ein paar Tage vor dem 01.01.2005 abgibt. Soll man freiwillig selbst
zur Schlachtbank gehen und der Regierung bei der Umsetzung Ihrer Raubzüge
unterstützen?...“
- Hartz IV verpflichtet zu Arbeitsdiensten. Pressemitteilung
der Bundesarbeitsgemeinschaft der Sozialhilfeinitiativen
vom 02.07.2004
- „Gehaltspause für Schröder und Sommer
und Engelen-Kefer!“ Vorschlag
von Antje Grabenhorst, ver.di, stellvertretende Geschäftsführerin
des Fachbereichs Medien, Kunst und Industrie im Bezirk Berlin.
d) Bewertungen
- SAK: Verarmung durch Hartz IV nicht widerspruchslos
hinnehmen! Armutskonferenz bezweifelt Verfassungsmäßigkeit
der Kürzungen. Stellungnahme
von Saarländische Armutskonferenz (SAK)
vom 02.07.2004
- Verelendungsprogramm. Massenverarmung und Entmündigung
der Erwerbslosen sind die absehbaren Folgen von Hartz IV. Über
die Auswirkungen der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe.
Von Aktivisten der Initiative »Anders arbeiten«. Artikel
von Anne Seeck und Dieter Hoch in junge Welt
vom 02.07.2004. Aus dem Text: „… Wenn ab 19.7.04 die
Anträge für das ALG II mit 17 Seiten Formularen und Hinweisen
rausgeschickt werden, wird sich so mancher Erwerbslose in diesem Land
wundern, in welch »freiheitlicher Demokratie« er lebt…“
- (Lohn-)Nachzahlung und Arbeitslosengeld II. „Mit
der Abschaffung der Arbeitslosenhilfe und der Versozialhilferisierung
(Arbeitslosengeld II) der „Arbeitsfähigen“ zwischen
15 und 65 Jahren sind ab 1. Januar 2005 alle Einnahmen in Geld oder
Geldeswert, bis auf die in § 11 Abs. 1 und Abs. 3 SGB II genannten
Ausnahmen, als Einkommen anzurechnen. Damit gerät ein Grundsatzurteil
des Bundesverwaltungsgerichtes (BVerwG) vom April 2004 in den Blickpunkt
des Interesses, wird doch die Frage aufgeworfen, ob diese Entscheidung
zum bisherigen Sozialhilferecht auch auf das Arbeitslosengeld II übertragbar
ist…“ Artikel
von Herbert Masslau vom 26. Juni 2004
- Arbeitslosengeld II und – kein Urlaub. „Mit
der Abschaffung der Arbeitslosenhilfe zum 1. Januar 2005 und der damit
verbundenen Versozialhilferisierung der Betroffenen stellt sich berechtigt
die Frage: Wie steht es denn in Zukunft mit dem Familienurlaub?..“
Artikel
von Herbert Masslau vom 24. Juni 2004
- SGB II – Was ist eine Bedarfsgemeinschaft ? „Mit
der Abschaffung der bisherigen Arbeitslosenhilfe zum 1. Januar 2005
und der Versozialhilferisierung der bisherigen Arbeitslosenhilfe beziehenden
Personen geht auch eine neue Begrifflichkeit einher. Dabei wird ein
Begriff aus der Mottenkiste gezogen, der früher einmal im Sozialhilferecht
für die Einsatzgemeinschaft (§ 11 BSHG) benutzt wurde: die
Bedarfsgemeinschaft…“ Artikel
von Herbert Masslau vom 17. Juni 2004
- Widerstand tut not. Überlegungen für eine Kampagne
gegen Hartz IV. Artikel
von Angelika Wernick in junge Welt
vom 02.07.2004. Aus dem Text: „… Auch wenn mehr dafür
spricht, daß wir erfolglos bleiben, gibt es triftige Gründe,
diesen menschenverachtenden Planungen zu widerstehen: Den Herrschenden
Steine in den Weg legen, um nicht zu willfährigen Schafen zu werden.
Durch widerständiges Handeln wird die eigene Würde gewahrt.
Nicht zuletzt, weil die Folgen der Hartz-Gesetze kaum gesehen werden,
gibt es offenbar eine große Zahl von Mitläufern, welche die
Hartz-»Reformen« für notwendig halten. Sie sollen nicht
sagen können, sie hätten nichts gewußt…“
- Hartz-IV-Gesetz. Reform verfassungswidrig? Sozialrechtlerin
Prof. Dr. Ursula Rust kritisiert Hartz-IV-Gesetz. Interview
von Jörg Staude in ND vom
02.07.04
II. Branchen: Medien und Informationstechnik
/ Siemens / Ergänzungstarifvertrag
und Rahmenvereinbarung bei Siemens
Erste
Erläuterungen zum Ergänzungstarifvertrag Siemens AG
Bocholt/Kamp-Lintfort vom
22./23./24.06.2004 der IG Metall Bezirksleitung NRW
III. Diskussion: Arbeitsalltag / Arbeitszeit
/ Arbeitszeitverlängerung? / Pilotabschluss
Siemens
a) Proteste
b) Bewertungen
- "Dieses Beispiel macht Schule". Interview
von Thomas H. Wendel mit Steffen Lehndorff
in Berliner Zeitung vom 25. Juni 2004. Aus dem Text: "... Wendel:
Nun sichert aber diese Einigung tausende Arbeitsplätze ... Lehndorff:
Auf kurze Sicht vielleicht. Mittelfristig aber führt das Beschäftigte
und auch die Unternehmen in eine Sackgasse. Wer die internationale Konkurrenzfähigkeit
deutscher Betriebe durch Lohnsenkungen und unentgeltliche Mehrarbeit
lösen will, wird in ein bis zwei Jahren erneut vor dem gleichen
Problem stehen. Nur, dass es dann um die Einführung der 45-Stunden-Woche
geht. Das ist eine Spirale, die sich nur weiter nach unten drehen kann.
Wendel: Aber es hilft den deutschen Unternehmen. Lehndorff: Nein.
Es wird so nur die Entwicklung zu höheren Löhnen in Ländern
wie Tschechien oder Ungarn gestoppt….“
c) Arbeitszeitverlängerung
allgemein
- Arbeitgeber fordern jetzt Urlaubskürzung. “In
der Debatte über die Sicherung von Arbeitsplätzen in Deutschland
sehen die Arbeitgeber offensichtlich die Chance, das Rad kräftig
zurückzudrehen. Zunächst waren es nur Forderungen nach Arbeitszeitverlängerung
und Lohnkürzung - jetzt steht die Streichung von Urlaubstagen auf
dem Programm….“ Artikel
in Spiegel online vom 03. Juli 2004
- Die 40-Stunden-Wöchnerin. Ein Kommentar
von Egon W. Kreutzer
zu Angela Merkels Bemühen, Deutschland zur 40-Stunden-Woche und
noch weiter zurück zu führen, vom
29. Juni 2004
- Das deutsche Lied vom Aufschwung. Gedicht
von Fritz Eckenga
Aus dem Text: „…Blühe auf im Glanz der Dummheit,
blühe, deutscher Arbeitsmarkt. Dafür lasst uns alles geben,
brüderlich zum Herzinfarkt.“
Lieber Gruss, Mag
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils
aient ou non un emploi
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