liebe KollegInnen,
Neu im LabourNet Germany am Mittwoch, 15.
Dezember 2004:
I. Diskussion: Gewerkschaften / Tarifpolitische
Debatte
a) Tarifrunde
Öffentlicher Dienst 04/05
- Öffentlicher Dienst: Tarifkommission will Nachfrist bis
Ende Januar. „Arbeitgeber verzögern Verhandlungen“
„Die erweiterte Tarifkommission der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft
(ver.di) in Nordrhein-Westfalen hat der Bundestarifkommission soeben
empfohlen, eine Nachfrist für die Kündigung der Tarifverträge
mit den Kommunalen Arbeitgebern und dem Bund zu setzen. Falls bis Ende
Januar 2005 das neue Tarifrecht für den öffentlichen Dienst
in seinen Kernbereichen nicht ausverhandelt ist, soll der Tarifvertrag
zum 28. Februar 2005 gekündigt werden….“ Pressemitteilung
von ver.di NRW vom 9. Dezember 2004
- „Werter Kollege Frank Bsirske , werte KollegInnen des
verdi Bundesvorstandes...
... Mit Unverständnis nehme ich die letzten Äußerungen
aus der Presse , und das agieren der BTK ( Bundestarifkommission ) wahr.
Was ist am neuen Tarifvertrag ein „ Jahrhundertwerk“ ( der
übrigens in ca. 2 Jahren eiligst zusammengebastelt worden ist ),
wenn dort eine Niedriglohngruppe verankert ist , die „unter dem
Lohnexistenzminimum von €1442.-„ ( aus: verdi 2.9.2004 )
liegt ?...“ Offener
Brief von Alexander Brandner
- Siehe auch: "Wir kriegen was zusammen hin".
Interview
von Eva Roth mit Verdi-Chef Frank Bsirske
über die Reformpläne für den öffentlichen Dienst
und die anstehende Tarifrunde in Frankfurter Rundschau vom 14.12.2004
b) Tarifrecht
im Öffentlichen Dienst
- Murren an der Basis. Ver.di-Gewerkschafter unzufrieden
mit bisherigen Ergebnissen der »Tarifreform«. »Leistungsentgelt«,
Arbeitszeitflexibilisierung und Niedriglöhne stoßen auf massive
Kritik. Artikel
von Daniel Behruzi in junge Welt vom 14.12.2004
- »Die Botschaft ist, daß ver.di erpreßbar
ist und nachgibt«. Neues Tarifrecht im öffentlichen
Dienst bedeutet Verschlechterungen und die Aufgabe gewerkschaftlicher
Prinzipien. Ein Gespräch
mit Thomas Böhm, Bezirksvorsitzender von ver.di in Stuttgart
,
von Daniel Behruzi in junge Welt vom 14.12.2004
- Kritik an »selbstmörderischem Kurs«.
Oppositionelle ver.di-Mitglieder befürchten weitere Schwächung
der Kampfkraft durch »Tarifreform«
„Für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes
bahnt sich eine »katastrophale Entwicklung« an. Dies befürchten
die im »Netzwerk für eine kämpferische und demokratische
ver.di« zusammengeschlossenen Gewerkschaftsoppositionellen, die
sich am Samstag in Kassel zu ihrem 17. bundesweiten Treffen versammelten.
Im Vordergrund standen die derzeit zwischen ver.di und Staatsvertretern
verhandelte Neugestaltung des Tarifrechts im öffentlichen Dienst,
sowie die anstehende Tarifrunde…:“ Artikel
von Herbert Wulff in junge Welt vom 13.12.2004
II. Branchen:
Auto
a) Opel allgemein: Standort“sicherung“
oder Standortpoker 2004?
- Trau´ keinem über dir – zur Opel-Betriebsvereinbarung
Betriebsrat und Gewerkschaft stellen die neueste Vereinbarung als „Erfolg“
dar. Zum Erfolg kann diese Vereinbarung tatsächlich werden –
nämlich für die Pläne der Geschäftsleitung. Bewertung
von Armin Kammrad vom 14.12.2004. Aus dem Text: „…Ein
wesentlicher Punkt an dieser vereinbarten freien Unfreiheit ist jedoch:
Entscheiden sich zu wenig für einen Auflösungsvertrag, liegt
der Schwarze Peter bei den Arbeitenden. Wird dann entlassen, sind die
„uneinsichtigen“ Arbeitenden Schuld. Wer nicht geht, ist
dann „unsolidarisch“ mit den anderen, die bleiben könnten.
Wer nicht geht, „gefährdet den Standort“. So macht
man Opfer zu Tätern und die wirklichen Arbeitsplatzvernichter werden,
dank Betriebsrat, aus der Schusslinie genommen. (… ) Das Problem
bei Beschäftigungsgesellschaften ist, dass sie rechtlich nicht
vollständig auf die Kurzarbeiterregelungen zurückgeführt
werden können. Sie bilden eine gesetzlich nicht eindeutig geklärte
Art Sonderregelung, die auch besondere Anforderungen an die Betroffenen
rechtfertigen kann. Ruhe für ein Jahr von den Arbeitsagenturen
ist folglich nicht gewährleistet. Gewährleistet wird allerdings
durch die freiwillige Unterschrift ein Verzicht auf Rechte aus dem bisherigem
Vertragsverhältnis (der Anspruch auf Arbeitslosengeld danach ist
allerdings nach den gegenwärtigen Gesetzen garantiert, ein Jahr
danach wird jede Abfindung mehr oder weniger angerechnet). (…)
Dadurch, dass die IG Metall nur personell als Betriebsrat auftritt,
verzichtet sie freiwillig auf ihre Möglichkeiten der Durchsetzung
von Forderungen auf Grundlage des Tarif- und Streikrechts. (…)
Ein Sozialplan drückt die Absicht betriebsbedingter Kündigungen
aus und damit auch ein Recht auf gewerkschaftlichen Widerstand. Schaffen
hier die verantwortlichen IG-Metall-Vertreter nichts, warum dann nicht
eine eigene Gewerkschaft gründen? Widerstand aufgrund drohender
Existenzvernichtung ist verfassungskonform. Und 6500 Beschäftigte
werden allein schon durch deren geplante Entlassungen zwangsvereinigt….“
- Wild verloren. Einigung bei Opel. Kommentar
von Felix Baum in Jungle World vom 15. Dezember 2004 .
Aus dem Text: „….Als militantere Kampfform zur Durchsetzung
gewerkschaftlicher Ansprüche stoßen in der gegenwärtigen
Krise auch wilde Streiks rasch an ihre Grenzen. Weiten sie sich aus
und finden mit anderen sozialen Kämpfen zusammen, kann die Aufhebung
des Arbeitsalltags und die Abschüttelung gewerkschaftlicher Kontrolle
aber auch die Chance bieten, über begrenzte Forderungen hinauszugehen
und den sozialen Frieden tatsächlich aufzukündigen. Dann könnte
vielleicht auch der Widerspruch, dass die steigende Produktivität
nur zu mehr Elend führt, aufgelöst werden…“
b) Ford
UK
Jaguar workers vote against strike
55 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder bei Jaguar haben
einen Streik abgelehnt. Die Gewerkschaften T&G, Amicus und GMB schreiben
dies der Angst vor dem Verlust von versprochenen Abfindungen zu. Ein (englischer)
Bericht
von Pan Kwan Yuk in der "Financial Times" vom 14. Dezember 2004
III. Internationales: Israel
Israelische Behörden wollen WACMAAN auflösen
- Swindon TUC responds to Workers Advice Centres in Israel
(Englischer) Bericht
von Martin Wicks vom 7.Dezember 2004
im LabourNet UK über die Aktivitäten des TUC Swindon (dessen
Vorsitzender Wicks ist) zur Solidarität mit dem WAC. In seinem
Beitrag hebt Martin Wicks besonders hervor, dass er bei seinem Besuch
beim WAC 2002 davon beeindruckt war, wie selbstverständlich dort
Araber und Juden - israelische Staatsbürger - zusammengearbeitet
haben. Der TUC Swindon hat auch ein Flugblatt zu Solidaritätsaktionen
herausgegeben.
- Solidaritätsbrief der FIOM-CGIL mit dem WAC
Am 3.Dezember 2004 hat die Sekretärin der Internationalen Abteilung
der Metallarbeitergewerkschaft FIOM (im Gewerkschaftsbund CGIL) einen
Proestbrief an die Staatsanwaltschaft und den zuständigen Juristen
für die Registrierung von Vereinen geschrieben, in dem es - unter
anderem - heisst: "We have been informed by our colleagues
of WAC/MA’AN about the intention of the Registrar of NPAs in Israel
to close down the Workers Advisory Center. We are very surprised, because
we know our colleagues of WAC as people seriously committed in defending
israeli and palestinians workers rights. As a Trade Union we feel really
offended by this behaviour: workers rights are human rights and are
universally recognised, since the universal declaration of human rights
by the United Nations in 1948 and then by the international Conventions
of ILO, about freedom of association."
IV. Internationales: Nicaragua
"Nicaraguan Health Worker Strike Begins"
Redaktioneller (englischer) Kurzbericht
der "Prensa Latina" vom 13.Dezember 2004
über den Beginn eines dreitägigen Streik von 20.000 Beschäftigten
im Gesundheitswesen. Der Streik war im November nach - unverbindlichen
- Zusagen von Seiten der Regierung ausgesetzt worden, und wurde jetzt
organisiert, da es bei Zusagen blieb und keine Schritte folgten. Neben
der Gehaltserhöhung geht es den Beschäftigten vor allem auch
um eine bessere finanzielle Ausstattung des Gesundheitssystems im Staatshaushalt.
FESTSALUD Vorsitzender Gustavo Porras betonte, der Notdienst bleibe intakt.
Dies ist der erste grössere Streik in Nicaragua seit längerer
Zeit und entwickelt sich auch vor dem Hintergrund der "Gerüchte"
über eine geplante Privatisierung des Gesundheitswesens - Porras
hatte im November gesagt, der Staatshaushalt diene dazu, das öffentliche
Gesundheitswesen zu demontieren, um leichter privatisieren zu können.
V. Diskussion: (Lohn)Arbeit / sozialpolitische
Aktionen und Proteste / Agenturschluss
dezentral
- Aachen: Auch in Aachen werden sich Vertreter linker
Gruppe am Aktionstag beteiligen und gegen Mittag mit Infotischen an
der Roermonder Straße präsent sein.
- Bremen: 9 bis 13 Uhr Aktionen beim Arbeitsamt (Doventorsteinweg)
– anschließend Demonstration zum Marktplatz. Siehe Aufruf
von Agenturschluss Bremen
und Aufruf
vom Bremer Bündnis gegen Sozialkahlschlag .
Aus dem Text: „…Wir protestieren vor der „Agentur
für Arbeit“, nicht weil wir die Beschäftigten für
die Schuldigen halten: Sie werden genau so wenig gefragt wie andere,
ob sie den wachsenden Druck auf sie selbst oder die oben beschlossenen
Maßnahmen gegen die Erwerbslosen gutheißen. Wir sind hier,
um die SachbearbeiterInnen daran zu erinnern, dass jede und jeder von
ihnen jeden Tag die Entscheidung treffen kann und muss: Nutze ich meinen
Ermessensspielraum, um Menschen zu schikanieren oder mich mit ihnen
zu solidarisieren? Die Gesetze werden wir nur zu Fall bringen, wenn
sich Beschäftigte und Erwerbslose zusammentun!...“
- Tübingen: Am 03. 01. 2005 um 07:30 Uhr in Tübingen,
Arbeitsamt, veranstaltet von: Agenturschluss
- Kassel: hier wird es im Arbeitsamt am 3.1.05 ein
Frühstück geben – Details folgen
- Mainz: 3.1.2005 von 7.15 Uhr bis 11.30 Uhr vor und
in der Arbeitsagentur in der Unteren Zahlbacher Straße 27. Mit
Redebeiträgen, Agit – Prop –Aktionen, einer Wand des
Offenen Wortes und vielfältigen anderen Aktionen
- auch dabei: Göttingen, Eberswalde,
Leipzig, Wittenberg und Zeitz
– Details folgen
Lieber Gruss, Mag
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils
aient ou non un emploi
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