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Updated: 18.12.2012 16:09

Gewerkschaften in Südafrika

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Staatsgeheimnis, Teil 2: Die Meinungen der shop stewards

Wenn, wie berichtet, das Staatsgeheimnis Nummer 1 des regierenden Gewerkschaftsbundes die Zahl der übrig gebliebenen Mitglieder der Bergarbeitergewerkschaft NUM ist, so gibt es bereits ein weiteres: Während der COSATU-Vorstand auf seinem kürzlich durchgeführten Kongress wenig Mühe hatte, die Position "Wiederwahl von Jacob Zuma als ANC-Vorsitzender" auf dem nun anstehenden ANC-Kongress durchzusetzen (was auch bedeutet: Präsidentschaftskandidat) ergab eine Meinungsumfrage unter 2.000 shop stewards ein ganz anderes Bild: Ein großer Teil dieser Aktiven der Basisorganisation (von weitem am ehesten mit Vertrauensleuten zu vergleichen - aber eigentlich nur von weitem) wollen die Gründung einer eigenen Arbeiterpartei. Nun ist das Editorial "A slap in the face for union elite" externer Link am 12. Dezember 2012 im Business Day natürlich das einer Wirtschaftszeitung für Kapitalismusfans. Könnte man jetzt damit abtun, wenn nicht, ja wenn diese Erhebung nicht vom als seriös betrachteten Forum for Public Dialogue durchgeführt worden wäre: Und zwar im Auftrag - der COSATU. Und wenn diese dann anschliessend nicht mit den Ergebnissen herausrücken wollte...Aber auch der dritte Regierungskoalitionär kommt nicht gut weg: Die shop stewards waren immer eine der Hochburgen des Einflusses der KP Südafrikas. Heute antwortet die große Mehrheit von ihnen, sie hätten kein Vertrauen in die SACP...

Staatsgeheimnis Mitgliederzahl

"Vor der Untersuchungskommission zum Marikana-Massaker versucht eine NUM-Delegation dieser Tage nun fieberhaft, die Erschießung zweier Arbeiter durch NUM-Funktionäre zu widerlegen. Ein wirklich überzeugendes Ergebnis wird es dazu nach der Verhaftung etlicher Zeugen vermutlich nie geben, doch die Bergarbeiter haben ihr Urteil ohnehin längst gefällt. Die zu Jahresbeginn mit 360000 Mitgliedern stärkste Einzelgewerkschaft Südafrikas ist nach Massenaustritten während der Streiks um mehr als die Hälfte geschrumpft. Das behaupten zumindest politische Analytiker in Südafrika – die NUM selbst schweigt zu den Zahlen. Wenn sich die südafrikanische Gewerkschaftsbewegung nicht grundlegend neu orientiert, könnte sich diese Tendenz bald auch in anderen Bereichen bemerkbar machen" - so schliesst der Artikel "Am Scheideweg" externer Link von Christian Selz am 05. Dezember 2012 in der jungen welt.

Sozialismus mit NUMSA: Gewerkschaft in Südafrika fordert Verstaatlichung

"Die Metallarbeitergewerkschaft NUMSA, Südafrikas zweitgrößte Einzelgewerkschaft, hat sich auf ihrem Gewerkschaftstag für die Nationalisierung großer Teile der Wirtschaft ausgesprochen. Bislang favorisierte NUMSA lediglich eine Verstaatlichung der Bergbauwirtschaft, was die nach Mitgliedern größere Bergbaugewerkschaft NUM ablehnt. Sie tritt für höhere Steuern für Bergbauunternehmen ein, wie auch die ANC-Regierung." Artikel von Armin Osmanovic im Neues Deutschland vom 15.06.2012 externer Link

Metallgewerkschaft vertieft Kritik an Regierungskoalition

Es geht um Gebühren für öffentliche Dienstleistungen - es geht aber auch um Grundversorgung. Die zahlreichen Proteste quer durch Südafrika, vor allem gegen mangelhafte und teuerer werdende Versorgung durch Eskom reflektieren sich nun in einer Debatte unter den Regierungskoalitionären. Während einer der bekanntesten Vertreter der KP Südafrikas, Jeremy Cronin die Preispolitik - mit vielen Erläuterungen und einigen Bedingungen - verteidigt, antwortet hier der Sekretär der Metallergewerkschaft NUMSA Irvin Jim auf diese Veröffentlichung und lehnt eine klassenneutrale Preisfestsetzung rundherum ab. "The E-Tolls, Strange Bedfellows and Ideological Confusions: A Response to Cde Jeremy Cronin" pdf-Datei vom 26. März 2012 ist auch ein Dokument allmählichen Wandels: Waren die Gewerkschaften einst durchaus für die Regierung - deren Teil sie ja sind - und verdächtigten protestierende Menschen aller möglichen Dinge, so hatten sie dies seit einigen Jahren aufgegeben - und jetzt kritisieren sie selbst immer lauter...

Regionalkongreß der NUMSA: Harsche Kritik an Regierungsparteien

Während Präsident Zuma vor protestierenden Menschenmengen geschützt werden muss, wird die Auseinandersetzung um die Politik der Regierung in den sie tragenden Reihen immer öffentlicher - und heftiger. Die Metallarbeitergewerkschaft NUMSA hat vom 16. bis 18. März 2012 ihren Regionalkongress der Provinz Kwazulu-Natal in Durban durchgeführt und dabei eine Erklärung verabschiedet, die sowohl den ANC als auch die KP Südafrikas grundsätzlich kritisiert. Vor dem Hintergrund der Massenaktionen gegen Leiharbeit, die von den COSATU-Gewerkschaften erfolgreich organisiert worden waren, unterstrichen die 500 Delegierten (die 49.000 Mitglieder in der Provinz vertreten) dass die Grundlage des Kampfes gegen Leiharbeit die entsprechende Passage in der Freiheitscharta sei, die Kinderarbeit, Zwangsarbeit und Leiharbeit grundsätzlich ablehne. Vor diesem Hintergrund sei es befremdlich, dass die KP Südafrikas in ihrer Zeitung die COSATU polemischerweise mit der Demokratischen Allianz (Oppositionspartei) auf eine Stufe stelle - die KP solle sich darauf konzentrieren, ihre Rolle als Vorhutpartei im Kampf gegen den Kapitalismus wieder auszuüben - das ist die ganz kurze deutsche Zusammenfassung der "NUMSA Regional Congress Declaration" pdf-Datei vom 18. März 2012.

Metallgewerkschaft kritisiert Klimagipfel

Das Zentralkomitee der südafrikanischen Metallgewerkschaft NUMSA hat am 14. Dezember 2011 eine Erklärung zum Klimagipfel in Durban veröffentlicht, die sich schon im Titel von diversen Stellungnahmen europäischer Gewerkschaften unterscheidet: "COP 17 and class struggle" pdf-Datei heisst das Dokument, Ergebnis gewerkschaftsinterner Debatten, die auf einem landesweiten Seminar bilanziert wurden...

Druck auf Südafrikas Gewerkschaften wächst: Unzufriedenheit an der Basis und in der ANC-Regierung

"Die Arbeitslosenrate in Südafrika beträgt 25 Prozent. Vor allem Junge und schlecht Ausgebildete finden keinen Job. Die ANC-Regierung unter Präsident Jacob Zuma und die Unternehmensverbände machen dafür auch die hohen Lohnforderungen der Arbeitnehmervertreter verantwortlich. In den letzten Jahren lag die Lohnentwicklung in Südafrika deutlich über der Inflation von vier bis fünf Prozent. Angesichts einer schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in Folge der globalen Krise reagieren die Unternehmen auf die steigenden Lohnkosten mit Entlassungen und dem Abbau von Normalarbeitsverhältnissen zu Gunsten von Leiharbeit und Zeitverträgen." Artikel von Armin Osmanovic im Neues Deutschland vom 11.11.2011 externer Link

"The battle for COSATU"

In der vergangenen Woche tagte das Zentralkomitee des Gewerkschaftsbundes COSATU - und unterliess es, die von vielen erwarteten Positionierungen in bezug auf die Parteiwahlen im ANC im Jahr 2012 vorzunehmen. Zuma wiederwählen oder nicht, das ist ganz kurz gefasst die Differenz, die offensichtlich in den Reihen des Gewerkschaftsvorstandes tiefe Spaltungslinien erzeugt. Dabei gibt es eine Fraktion um Generalsekretär Vavi, die für die Wahl einer neuen Führung des ANC eintritt und eine andere, im wesentlichen mit den Funktionären der KP Südafrikas als Kern, die für die Wiederwahl Zumas eintritt, weil sonst der Sieg der Linken von Polokwane 2009 (als Thabo Mbeki den Machtkampf gegen Jacob Zuma verlor) verschenkt werde. Wobei die meisten Einzelgewerkschaften keineswegs in sich geschlossen sind. Inhaltlich haben die Differenzen vor allem damit zu tun, dass sich auch mit der neuen ANC Führung und der durch sie gebildeten neuen Regierung nichts an der sozialen Lage breiter Bevölkerungsteile verbessert hat. Ob die Verstaatlichung des Bergbaus ein Schritt in die richtige richtung sei, ist dabei eine der aktuellen Auseinandersetzungen, die allerdings durch diverse Korrutpionsvorwürfe gegen die Initiatoren der Verstaatlichungskampagne aus den Reihen der ANC Jugend nicht klarer wird - zumal es auch über die Art und Weise dieser Verstaatlichung und das Ausmaß möglicher Volkskontrolle dabei Auseinandersetzungen gibt. Das ZK äußerte sich weder zur ANC-Vorstandswahl, noch wurde ein eigentlich geplantes Manifest zur nationaldemokratischen Revolution verabschiedet. Das ist kurz zusammengefasst der Inhalt des Berichts "The battle for COSATU" externer Link von MATUMA LETSOALO, MANDY ROSSOUW und RAPULE TABANE am 01. Juli 2011 im Mail and Guardian, einer Zeitung, die nicht unbedingt zu den Freunden der Gewerkschaften gerechnet werden kann... Siehe dazu auch: Die ausführliche Dokumentation aller Medienberichte über die Tagung des ZK externer Link bei den COSATU Daily News vom 01. Juli 2011

Pech und Schwefel

Südafrikanischer Gewerkschaftsbund COSATU kritisiert regierenden ANC heftig – und bleibt ihm mangels Alternativen doch eng verbunden. Artikel von Christian Selz in der jungen Welt vom 10.05.2011 externer Link. Aus dem Text: „(…) Der südafrikanische Gewerkschaftsbund steht im Jahr seines 25jährigen Jubiläums vor einer ausweglosen Situation. Die Differenzen mit dem regierenden ANC scheinen unüberwindbar, ein alternativer Bündnispartner ist aber weit und breit nicht in Sicht. Die Gewerkschafter klammern sich daher an eine Reform des ANC von innen, die allerdings mit jedem internen Kampf um Posten, Macht und zweifelhaften Reichtum unwahrscheinlicher wird. In den Querelen um die verschiedenen Listen-Streitigkeiten ist kaum noch zu erkennen, wer in welchem Maße die viel zitierten Ideale des Freiheitskampfes verteidigt und wer den Kampf um eigene finanzielle Freiheiten zum persönlichen Ideal erklärt hat. Verläßt COSATU jetzt die Allianz, hilft das aber der offen gewerkschaftsfeindlichen Democratic Alliance (DA). Die regiert im Westkap bereits seit Jahren und hat gute Chancen, dem ANC in weiteren Provinzen empfindliche Niederlagen zuzufügen. Bleibt der Gewerkschaftsbund in der Allianz, macht er sich selbst unglaubwürdig…

Die Fußball-Arbeiter

Südafrikas Profikicker organisieren sich in ihrer eigenen Gewerkschaft. Es geht um rechtmäßige Verträge, ordentliche und regelmäßige Gehaltszahlungen. Artikel von Christian Selz in der jungen Welt vom 29.06.2010 externer Link. Aus dem Text: "...Um sich zur Wehr zu setzen, brauchen die Profis ihre Gewerkschaft. Die 1997 gegründete South African Football Player Union ist Mitglied im Dachverband COSATU und eine Organisation von Spielern für Spieler; Gewerkschaftspräsident Brian Baloyi ist aktiver Torwart des Spitzenclubs Mamelodi Sundowns. Sie setzen sich für rechtmäßige Verträge, ordentliche und regelmäßige Gehaltszahlungen und gute Arbeitsbedingungen ein..." Siehe dazu

Andere Töne. Andere Politik? Der COSATU-Rechenschaftsbericht

Seit kurzem ist er online, der (englische) "Politische Bericht an den 10. Kongress der COSATU" externer Link vom 17. September 2009. Und noch mehr als der (später gehaltene aber früher veröffentlichte) Bericht der Kommunalarbeitergewerkschaft (nach den Streiks) wurde auch dieser Bericht in der Öffentlichkeit mit einiger Spannung erwartet: Die Welle von Protesten wegen schlechter öffentlicher Grundversorgung hat sich ja im Laufe des Jahres 2009 - also faktisch seitdem Jacob Zuma, auch von COSATU massiv unterstützt, Präsident ist - weiter verstärkt. Bereits auf dem 9. Kongress 2006 hatte der Gewerkschaftsbund seinen Ton gegenüber diesen sozialen Protesten verändert, als Bestandteil der Regierung nicht mehr Front gegen diese Proteste gemacht. Nun immerhin tauchen in dem Bericht Abschnitte auf wie "Polizeibrutalität" und ähnliches - Zeichen für eine wirkliche Veränderung oder bloße Taktik angesichts der breiten Bewegungen?

SAMWU: "Als Gewerkschaft kämpfen wir für ein sozialistisches Südafrika"

Der 9. Kongress der Gewerkschaft der städtischen Bediensteten SAMWU war in Südafrika mit einer doch überraschend großen Spannung erwartet worden: Erst in jüngster Zeit hatte der Streik der SAMWU zu einer heftigen gesellschaftlichen Debatte geführt, und selbst der Präsident hatte sich gegen die "Müllwerfer" ausgesprochen - die Kampfformen der Gewerkschaft lagen teilweise außerhalb des ausgetretenen Pfades. Die Rede des Gewerkschaftsvorsitzenden Petrus Mashishi wurde in den Medien ausführlich zitiert und kommentiert. Wir dokumentieren die Rede "The Context We Are In" pdf-Datei die am 3. November 2009 als Pressemitteilung der SAMWU veröffentlicht wurde.

Metallgewerkschaft: Keine Hilfen für Autofirmen ohne Jobgarantie

Eine dreitägige nationale Sonderkonferenz zur Situation in der Metallindustrie hat die COSATU-Metallgewerkschaft NUMSA vom 12.-14.März 2009 organisiert. Hierbei geht es naheliegenderweise vor allem um die aktuelle kapitalistische Krise - und das "Blutbad an Arbeitsplätzen" das in der Metallbranche, speziell bei den Autofirmen stattfindet. Die Gewerkschaft wendet sich gegen unbezahlte Kurzarbeit - und gegen Regierungshilfen, die ohne soziale Bedingungen geleistet werden. Wir dokumentieren die Eröffnungsrede "NUMSA PERSPECTIVES ON THE GLOBAL CAPITALIST FINANCIAL AND JOBS CRISIS AND ITS NEGATIVE IMPACT ON JOBS AND JOB CREATION IN SOUTH AFRICA" pdf-Datei vom Generalsekretär Irvin Jim vom 12. März 2009.

Südafrikas Gewerkschaften vor einer Eruption

"Die Spaltung des ANC und die Enttäuschung über die Regierungspolitik der ehemaligen Befreiungsbewegung in weiten Teilen der Arbeiterklasse und der Elendsviertelbewohner bringen den mitregierenden, größten Gewerkschaftsbund COSATU in eine heikle Lage. In einem nur über seine Mailingliste verbreiteten Artikel vom 12.11.2008 zieht der in der Nähe von Kapstadt lebende Anti-Apartheid-"Veteran", sozialistische Journalist, Buchautor und Gewerkschaftsexperte Terry Bell eine Zwischenbilanz der südafrikanischen Gewerkschaftsbewegung vor einem - aller Wahrscheinlichkeit nach - sehr bewegten Jahr 2009. Da der Text keinen Titel hatte, haben wir uns erlaubt, selbst einen zu wählen, der die Kernaussage zusammenfasst.." Zusammengestellt mit einer Vorbemerkung, Titel, Übersetzung und Einfügungen in doppelten Klammern vom Gewerkschaftsforum Hannover auf Indymedia vom 02.12.2008 externer Link

Wie der SACP-Schwanz mit dem Gewerkschaftshund wedeltnew

Beitrag von Terry Bell zum Kongress und Führungswechsel der COSATU-Metallarbeitergewerkschaft NUMSA pdf-Datei erschien im "Business-Report" vom 23.10.2008 im Rahmen seiner regelmäßigen Kolumne "Inside Labour". Vorbemerkung, Übersetzung, Hervorhebungen und Einfügung in eckigen Klammern: Gewerkschaftsforum Hannover

Solidaritätsfonds Demokratische Medien in der Welt e.V.: "Information ist Voraussetzung für unseren Kampf"

"Seit zwanzig Jahren dokumentiert Labour Research Service (LRS), eine gewerkschaftsnahe NRO aus Kapstadt/Südafrika, Analysen und Diskussionen zu aktuellen politischen und gewerkschaftlichen Themen. Die Zeitschrift "Bargaining Monitor" hat sich im Laufe der Jahre als ein unverzichtbares Instrument für aktive Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen entwickelt. Sie erscheint in  einer Auflage von 350 Exemplaren." Artikel von Paul Hell in der NRhZ-Online externer Link - Neue Rheinische Zeitung vom 02.01.2008

Gewerkschaft für Migranten aus Zimbabwe gegründet

Sie haben selten Papiere und noch seltener Jobs, von denen mensch leben kann: Die Abertausende aus Zimbabwe, deren Bewegung nach Südafrika sich nach den diversen "Säuberungsaktionen" der Regierung in Harare ständig verstärkt hat. Gar nicht so selten werden sie in Südafrika ganz ähnlich behandelt, wie es mit SchicksalsgenossInnen in Europa passiert. Konservative Teile der Gewerkschaftsbewegung gehören, de facto oder ausdrücklich, ebenfalls zur Ablehnungsfront. Umso wichtiger, dass jetzt in Johannesburg ein erster - kleiner - Schritt gemacht wurde, die "Illegalen" zu organisieren. Dazu der (englische) Bericht "Zimbabwe union formed for hotel and catering workers" externer Link von Ntandoyenkosi Ncube im "African Path" vom 23. Mai 2007.

20 Jahre COSATU - und jetzt eine Konkurrenzföderation

Während die COSATU ihr 20 jähriges Bestehen feiert, schliessen sich drei andere Förderationen zu einem konkurrierenden Verband zusammen, der mit ca 1 Million Mitglieder etwa halb so gross wie COSATU ist. Die "Federation of Unions of SA" (Fedusa), der "National Council of Trade Unions" (Nactu) und die "Confederation of South African Workers Unions" (Consawu) haben sich nach langen Verhandlungen (die NACTU auch mit der COSATU geführt hatte) zu einem Verband zusammengeschlossen, der in den Medien als "gemässigter" beurteilt wird, sich selbst als "politisch unabhängig" definiert. Der (englische) Bericht "Trade unions announce merger deal" externer Link von Sapa vom 30. November 2005 bei "IAfrica".

Kommunal-Gewerkschaft und soziale Bewegung in Kapstadt

Die südafrikanische Gewerkschaft der Kommunalarbeiter (South African Municipal Workers Union - SAMWU) mit ihren rund 120.000 Mitgliedern ist eine der grossen Gewerkschaften in der COSATU. Und eine derjenigen, die auf die Regierung der dreiseitigen Allianz auch als Unternehmer trifft. So war sie immer wieder gezwungen, Widerstand gegen Privatisierungsmaßnahmen zu organisieren und gleichzeitig keinen Bruch mit der Regierung zuzulassen. In diesem problematischen Seiltanz hat sich die Gewerkschaft immerhin nicht darauf beschränkt, der Öffentlichkeit die Vorzüge des öffentlichen Dienstes nahezubringen und zur gemeinsamen Verteidigung aufzurufen, wie es das "normale" Vorgehen von Gewerkschaften in diesem Bereich geworden ist. Die SAMWU hat im Jahr 2000 - als es die ersten grösseren Proteste gegen die Wirtschafts- und Sozialpolitik der ANC/KP/COSATU-Regierung gab - das Kapstädter Anti-Privatisierungsforum gegründet, in dem sich im Laufe kurzer Zeit 15 soziale Organisationen zusammenfanden. Die wichtigste dieser Organisationen ist die "Western Cape Anti-Eviction Campaign" (AEC), die Kampagne gegen Vertreibungen aus Häusern in der Kap-Provinz. Privatisierung von Strom und Wasser mit logischer Verteuerung, steigende Mieten und Stadtplanung haben Vertreibungen zum bitteren Alltag für Tausende und zur drohenden Realität für Hunderttausende werden lassen, weswegen AEC auch zu einer wirklichen Massenorganisation geworden ist - die als eines ihrer Prinzipien die militante Verteidigung des Wohnraumes hat. Was unter anderem auch immer wieder zu Konfrontationen zwischen AEC-AktivistInnen bzw von ihnen mobilisierten Menschen und (oft gewerkschaftlich organisierten) städtischen Vertreibungstrupps führt. In dieser komplexen Situation helfen weder gemeinsame Erklärungen besonders viel, noch gar Schlagworte wie "Einheitsgewerkschaft". In den letzten beiden Jahren wurde deswegen die Tendenz immer stärker, dass AEC sich aus dem Anti-Privatisierungsforum zurückzieht, mit AEC auch noch befreundete Gruppierungen - und das Forum so seine Massenbasis verliert. Zu diesem Prozeß und all seinen komplexen Widersprüchlichkeiten hat David Christoffer Lier von der Universität Oslo in Zusammenarbeit mit dem "Civil Society Center" der Universität Kwazulu Natal auf deren Homepage eine ausführliche (englische) Studie (als Diplomarbeit) veröffentlicht "Maximum working class unity?" externer Link, die materialreich und mit vielen Interviews einiges zur internationalen Debatte um "social movement unionism" beitragen kann.

Gewerkschaftskrise akut

Die Regierungsbeteiligung der Gewerkschaften in Südafrika hat, speziell in den letzten Monaten, dazu geführt, dass die generelle weltweite Gewerkschaftskrise in diesem Land besonders heftige Entwicklungen zeugt: Die Communication Workers Union (CWU), 1996 bei der Telecom (und der Post) gegründet, hatte 1999 noch 68.000 Mitglieder. Ende 2004 war diese Zahl halbiert: 35.000, und da der Apparat gross ist, beudetet dies Millionenschulden (laut CWU-Angaben 1 Million Rand im Monat). Wie weit das "eigene Schuld" ist - schliesslich hatte die Gewerkschaft den laufenden Personalreduzierungen immer wieder zugestimmt - sei an dieser Stelle (zunächst einmal) dahingestellt, die internationale UNI-Föderation allerdings hatte noch im März 2005 ein Abkommen bejubelt, das die Zahl des weiteren Stellenabbaus reduzierte... Der COSATU-Generalsekretär Zwelinzima Vavi gab bekannt, das Exekutivkomitee des Gewerkschaftsbundes werde auf seiner nächsten Sitzung über die Auflösung der CWU entscheiden (seit dem Kongress 2003 kann die COSATU Einzelgewerkschaften sowohl auflösen als auch "zwangsverschmelzen"). Der (englische) Artikel "Telecoms Union to Disband" von Matuma Letsoalo in der südafrikanischen Zeitung "Mail and Guardian" externer Link vom 22.April 2005 im Portal "Allafrica":

COSATU macht Kehrtwende im Verhältnis zu sozialen Bewegungen

Auf dem 8.Gewerkschaftstag 2003 lautete der COSATU Beschluss, die Gewerkschaften Südafrikas würden mit jenen sozialen Bewegungen zusammenarbeiten, mit denen "gemeinsame politische Zielsetzungen" bestünden. Was praktisch hiess, Front gegen die sozialen Bewegungen zu machen, die ja zumeist eben gerade aus Ablehnung von Regierungspolitik der ANC/COSATU/KPSA-Koalition entstanden sind - wie etwa Strompreiserhöhungen, Wasser-Privatisierung - und vom ANC in schlechtester Tradition als "Ultralinke" bekämpft werden. Auf der Konferenz "10 Jahre Demokratie" wurde nun eine Resolution verabschiedet, die prinzipiell die Zusammenarbeit mit sozialen Bewegungen festlegt, um die Arbeiterbewegung zu stärken. Nichts wird in der Resolution darüber gesagt, was diese Kehrtwende a) mit der Schwächung der Gewerkschaftsbewegung durch Privatisierung, Flexibilisierung und Regierungsbeteiligung und b) mit dem eindeutigen Anwachsen dieser meist autonomen sozialen Bewegungen zu tun hat. Da selbstkritisches Herangehen auch in Südafrika nicht zu den Stärken der Gewerkschaftsbewegung gehört, bilanzierte COSATU-Generalsekretär Vavi gleich 230 Initiativen, die der Gewerkschaftsbund in den 10 Jahren für "die Armen" ergriffen habe - dass kaum eine davon aufgegriffen wurde, mag ein Hinweis auf die Stärke der Gewerkschaften in Südafrika sein. Konferenzdokumente wiesen daraufhin, dass von der jährlich halben Million neuer Menschen auf dem Arbeitsmarkt etwa 20 Prozent im formellen Sektor Beschäftigung finden - der grosse "Rest" im informellen, zu dem die sozialen Bewegungen wesentlich besseren "Zugang" hätten, als die Gewerkschaften. Der (englische) Bericht "Union smooches social movements" externer Link von Vicki Robinson in der Tageszeitung "Mail and Guardian" vom 11.März 2005, den wir hiermit kurz zusammengefasst haben.

Der COSATU-Kongress 2003: Zwischen Regierung und Gewerkschaft

In der Woche vom 16. bis 19.September 2003 fand der Kongress des Gewerkschaftsbundes COSATU, Mitglied der Regierungsallianz des Präsidenten Thabo Mbeki statt. Eine kurze Zusammenschau von Ergebnissen und Verlauf...

Verteidigt die Arbeiterkontrolle und Demokratie in der CEPPWAWU

In der Region Wits wurden die Funktionäre suspendiert. Dagegen protestieren die Vertrauensleute und werden am 14. Mai 2003 zur Zentrale marschieren. Hintergründe und Forderungen der Vertrauensleute: Defend Workers' Control And Democracy In CEPPWAWU!!

Die Finanzkrise der COSATU

Seit 2002 ist die Zahl der Mitglieder der COSATU Gewerkschaften von 1,8 auf 1,7 Millionen gesunken - etwas über 112.000 Verluste. Nun sind 6 der 19 Mitgliedsgewerkschaften mit ihren Zahlen an die Zentrale in Rückstand - 5 Millionen Rand fehlen. Ein (englischer) Bericht von Sapa für Cosatu plagued by massive debt and falling numbers - "Business Report" vom 16.April 2003

COSATU bleibt bei Generalstreik

Gewerkschaften kündigen Proteste gegen Wirtschaftspolitik an. Generalstreik geplant. "Südafrikas Gewerkschaftsverband COSATU bleibt bei dem angekündigten zweitägigen Generalstreik gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung. Am 1. und 2.Oktober wollen mehr als zwei Millionen Gewerkschafter die Arbeit niederlegen und für eine sofortige Beendigung der Privatisierung von Staatsbetrieben und sozialen Diensten demonstrieren...." Artikel von Roswitha Reich, Johannesburg, in junge Welt vom 21.09.2002 externer Link

Re-inventing the South African Labour Movement: Making the Desirable Possible

In diesem Papier vom Peter Waterman geht es darum, wie es mit der südafrikanischen Arbeiterbewegung weitergehen sollte. Es ist ein Kommentar über eine Schwerpunktausgabe des South African Labour Bulletin (SALB) , die den Titel 'Challenges Facing Labour' hat (SALB,Vol. 25, No. 3, June 2001). Diese Ausgabe beschäftigte sich mit einer Werkstatt, die von diesem Bulletin, von der Friedrich-Ebert-Stiftung und von der Abteilung "Soziologie der Arbeit" der Universität Witwatersrand organisiert wurde. Re-inventing the South African Labour Movement: Making the Desirable Possible (Peter Waterman, 17. August 2001)

Analyse der Krise in der südafrikanischen Arbeiterbewegung

Peter Rachleff, Geschichtsprofessor bei Macalester College, Minesota, USA, präsentierte im Oktober 2000 für die North American Labor History Conference, Detroit, ein Papier, das hauptsächlich um die Auseinandersetzung bei VW Südafrika ging. Dieses Papier wird in der Zeitschrtift Labour/Le Travail (Canada) in der Ausgabe Mai 2001 erscheinen.

siehe auch

Arbeitskämpfe

Armut und Umwelt

Kämpfe gegen Privatisierung

Fußball- Weltmeisterschaft 2010


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