"Demokratisieren statt privatisieren!"
Diese Orientierung im Kampf gegen Privatisierung ist keineswegs eine Spezialität des LabourNet Germany, wie diese Broschüre von Ende 2008 zeigt: Es kann ja kaum sein, dass der ganze Protest und Widerstand, der in Mali bereits viel Wirkung gezeigt hat, sich darauf beschränkt exakt jener Regierung wieder die Verfügung über die Eisenbahn zu übertragen, die sie privatisiert hat. Die Broschüre zur Solidarität mit Cocidirail "Demokratisieren statt privatisieren" von Ende 2008.
Zum 5. Jahrestag der Gründung von Cocidirail gesteht die Regierung ein, die Privatisierung sei gescheitert...
Am 31. August 2003 war Cocidirail gegründet worden um den Kampf gegen die Privatisierung der Mali - Senegalbahn zu koordinieren. Wenige Tage vor dem fünften Jahrestag gaben die beiden Regierungen der Nachbarstaaten Cocicirail recht: Bei einem Arbeitstreffen am 27. Juni wurde von beiden Seiten offiziell verkündet, die Konzession sei gescheitert. Was sie keineswegs zur Konsequenz führt, der Weltbank ihren Privatisierungswunsch abzuschlagen... Jetzt wird darum gestritten, ob der Personenverkehr wieder verstaatlicht werden soll - natürlich mit weiteren Zahlungen an die Gesellschaft Transrail wg Nutzung der Infrastruktur. Was bisher auch schon geschah - mit Pauschalzahlungen für den Einsatz von gerade mal 4 Loks und 60 Waggons. Cocidirail fordert in der Erklärung "L'échec avéré de la concession du chemin de fer et la lutte pour son annulation totale" vom 31. August 2008 zu diesem Stand der Dinge aus Anlaß des fünften Jahrestags seiner Gründung die Wiederherstellung der staatlichen eisenbahngesellschaft unter Volkskontrolle.
Proteste befreiten Tiecoura Traoré
Die vorübergehende Festnahme von Tiécoura Traoré am Vorabend der gepanten Proteste - die dann illegalerweise auch verboten wurden - war vielleicht doch ganz anders geplant: Es waren die Proteste der Eisenbahner, die zu seiner schnellen Freilassung führten. Das wird aus der Erklärung "Repression und Einschüchterung werden das Cocidirail nicht aufhalten" des Leitungskomitees des Cocidirail vom 9. Juni 2008 deutlich, die Willi Hayek übersetzt hat.
Cocidirail Aktionen verboten - Tiecoura Traoré festgenommen
Am 7. Juni 2008 sollte ein nationaler Aktionstag entlang der Bahnlinie Bamako-Dakar stattfinden. Die Aktion wird von der Regierung verboten - wie andere Protestaktionen zu etwa gleicher Zeit auch, wie beispielsweise ein geplanter Protest gegen die Teuerung. Nach der Pressekonferenz auf dem Weg nach Hause wurde der Sprecher von Cocidirail, Tiecoura Traoré vorübergehend festgenommen (ist inzwischen wieder frei) und mißhandelt. Der kurze aktuelle Bericht "Der Protestmarsch des Cocidirail in Mali für die Nationalisierung der Bahn verboten, Tiecoura Traore verhaftet und verletzt" von Willi Hayek vom 12. Juni 2008, inklusive seiner deutschen Zusammenfassung des Berichts "Sabotage des geplanten Protestmarsches des Cocidirail" von Baba Dembele in der Tageszeitung le republicain vom 6. Juni 2008.
Der Kampf gegen die Privatisierung der Eisenbahn - für ihre Kontrolle durch Bürgerkomitees
"Erklärte Ziele der Karawane waren die Wiedereinstellung aller entlassenen Eisenbahner, die Anerkennung der unabhängigen Gewerkschaften, die Öffnung der geschlossenen Bahnhöfe, die Rückübertragung der Bahn in die öffentlichen Hände sowie ihre demokratische Kontrolle durch Bürgerkomitees" - das ist einer der Kernsätze in dem Beitrag "Bürgerkarawane gegen Bahnprivatisierung - Teilnehmer aus Deutschland berichten" von Teilnehmern aus der BRD (Peter Bach, Nico Roth, Willi Hajek) an der Karawane in der "Sozialistischen Zeitung" Ausgabe Februar 2008. Wer für eine Bürgerbahn ist, muss sich eben konkret überlegen, wie diese zu schaffen wäre - und die Ideen, die die Bewegung in Mali entwickelt hat, sind es allemal wert, aufmerksam debattiert zu werden.
Vier Jahre Kampf gegen die Privatisierung der Eisenbahn - die Volkskarawane
Durch 10 Städte entlang der Senegal-Mali Linie soll die Karawane ziehen, die Cocidirail im November 2007 organisiert - womit der nunmehr vierjährige Kampf zahlreicher Organisationen und großer Mengen Bürger beider Länder gegen die Privatisierung der Eisenbahn fortgesetzt werden soll. Die Losung der "Wiederherstellung der Malischen Eisenbahngesellschaft unter Volkskontrolle" ist dabei die zentrale Richtschnur, wie es auch in dem (französischen) Kommunique zum 4. Jahrestag des Kampagnenbeginns "Pourquoi la lutte pour renationaliser le chemin de fer est plus que jamais vital ?" vom 1. September 2007 unterstrichen wird. Die Karawane ist zugleich eine Erinnerung an den großen afrikanischen Eisenbahnerstreik von 1947, der vom Senegal bis Sudan reichte - und gerade in diesem Bereich wurden auch Erfolge erzielt, wie etwa Wiedereinstellungen entlassener gewerkschaftlicher Aktivisten. Neben einer ausführlichen Dokumentation der diversen Besitzerwechsel seit der Privatisierung und damit einhergehender Korruptionstaktiken, orientiert das Kommunique zum Jahrestag vor allem auf die Karawane, die im November 2007 zum einen deutlich machen soll, wie breit der Protest im ganzen Land ist, zum anderen in zahlreichen Debatten konkretisieren muß, was unter Volkskontrolle gemeint ist, wenn es nicht um die bloße Wiederherstellung des vorherigen Zustandes geht - eine Grundfrage in jedem Kampf gegen Privatisierung, denn auch die staatliche Eisenbahn Malis war keine Bürgerbahn...
- Bericht von der Karawane für öffentliche Eisenbahn
Die Karawane des Volkes gegen die Privatisierung der Eisenbahn bzw für ihre Rücknahme und Fortführung unter Volkskontrolle war nicht nur eine breite Massenaktion - sie bewies auch die Wichtigkeit einer Bahn für die Menschen des Landes. Der etwas andere Kampf gegen Privatisierung von Cocidirail und anderen gesellschaftlichen Gruppen wird in dem (ersten) Bericht über die Karawane "Bürgerkarawane gegen die Privatisierung" von Peter Bach vom 13. Dezember 2007 geschildert.
Rendez-Vous Manque
Vierteilige Video-Dokumentation von M. Saidou Arji über die Bahnprivatisierung in Mali (französisch mit dt. Untertiteln von globale-Filmfestival) bei LaborB. Rendez-vous manqué beschreibt die Folgen der Privatisierung der Eisenbahnlinie Dhakar-Niger. Die Linie wurde 2001 von Senegal und Mali an das franko-kanadische Unternehmen Transrail verkauft. Das Unternehmen schränkte den Personenverkehr stark ein. Da die Bahnlinie der Hauptumschlagplatz für die von den Bauern in der Umgebung produzierten Waren war, verloren dadurch viele ihre Existenz. Der Kampf für die Rücknahme der Privatisierung wird von mehreren afrikanischen Eisenbahngewerkschaften, Verbänden von pensionierten Eisenbahnern, Bauern und Bäuerinnen gemeinsam geführt, die in der NGO Cocidirail zusammengeschlossen sind. International wird Cocidirail von dem europäischen Netzwerk der Eisenbahnergewerkschaften, der französischen SUDRail und T.I.E. unterstützt.
"Abhängigkeit ist kein Schicksal". Bürgerbewegung in Mali macht gegen die Eisenbahn-Privatisierung mobil
Artikel von Mona Grosche aus Neues Deutschland, 14. August 2007, dokumentiert beim Friedenspolitischen Ratschlag
Cocidirail - der Kampf gegen die Privatisierung
der Eisenbahn geht weiter
Seit Mitte Mai hielt sich Tiécoura Traoré
in der BRD auf und nahm an zahlreichen Veranstaltungen teil. Der
wegen seines Widerstands entlassene Eisenbahningenieur und Mitbegründer
der Initiative Cocidirail gab einen aktuellen Überblick über
den Stand der Auseinandersetzungen und ordnete die Auseinandersetzung
um die Eisenbahn in die gesamte gesellschaftliche Auseinandersetzung
Malis ein. Der aktuelle Überblick "Cocidirail
in der BRD" vom 23. Mai 2007
Abhängigkeit ist kein Schicksal
Der Gewerkschafter Tiècoura Traoré über die desaströse Privatisierung der Bahn in Mali, sein unverhofftes Debüt als Schauspieler und die Chancen solidarischer Ökonomie in Afrika. Das von reflect! leicht gekürzte Interview erschien zuerst in der Wochenzeitung Freitag vom 18.05.2007
Das Gericht erklärt sich für nicht zuständig...
Bereits am 12. Oktober hat sich der Oberste Gerichtshof
Malis für "nicht zuständig" erklärt - bezüglich
der Klage des Cocidirail-Vorsitzenden Dr Tiécoura Traoré
gegen seine Entlassung, die wegen seines Widerstands gegen die Pivatisierung
der Eisenbahn ausgesprochen worden war. Vom 28. November 2006 ist
die (französische) Pressemitteilung "La
Cour suprême dénie la justice" des Antiprivatisierungsbündnisses
Cocidirail, in der gefordert wird alle 21 Gewerkschafter, die 2004
entlassen worden waren, wieder einzustellen - verbunden mit heftiger
Kritik am Gericht.
Drei Jahre Cocidirail gegen Bahnprivatisierung
Am Wochenende vom 8. bis 10. September 2006 organisiert
Cocidirail - das Bürgernetzwerk für integrierte Entwicklung
und gegen Bahnprivatisierung eine ganze Reihe von Aktivitäten,
um den dritten Jahrestag der Netzwerkgründung zu begehen. Die
beiden Streiks der Eisenbahner in Mali und im Senegal in diesem
Jahr haben, so die Pressemitteilung von Cocidirail aus diesem Anlass,
nochmals nachdrücklich gezeigt, dass die kritiken an der privatisierten
Bahn zutreffend sind, und den Kampf für die Rücknahme
dieser Privatisierung verstärkt, weil sie die verschiedenen
Argumente von Regierung und Aktiengesellschaften widerlegt haben.
Aus Anlass des dreijährigen Kampfes wird auch eine Bilanz über
einzelne Schritte und insgesamt gezogen - in der (französischen,
mit kurzer deutscher Zusammenfassung) Pressemitteilung "Le
Cocidirail fête ses trois ans en saluant le combat patriotique
des cheminots maliens et sénégalais" vom
31. August 2006.
Streik bei Transrail
Die private Eisenbahngesellschaft, die die Bahnlinie
von der Hauptstadt Bamako nach Dakar (Senegal) betreibt, wurde am
17. und 18. Juni zwei Tage bestreikt - am zweiten Tag beiderseits
der Grenze. Es geht bei der eskalierenden Auseinandersetzung konkret
vor allem um die Wiedereinstellung von 11 entlassenen Bahnbeschäftigten
- im Hintergrund steht die Auseinandersetzung um die Privatisierung.
Der (französische) Bericht "GREVE
A LA TRANSRAIL : Arrêt collectif sur l’axe Dakar-Bamako"
von Mbaye Ba vom 16. Juni 2006 in und bei der senegalesischen Tageszeitung
"Le Soleil".
Anlässlich des Weltsozialforums in Bamako:
Widerstand gegen Privatisierung und Zerschlagung der Eisenbahn in
Mali
Artikel und Bilder von Bernhard Schmid (Bamako) vom 24.1.06
Solidaritätsbewegung mit entlassenem Eisenbahner
Der Eisenbahningenieur Tiécura Traoré
- Sekretär der neuen Eisenbahnergewerkschaft SYTRAIL - ist
von der französisch-kanadischen Eisenbahngesellschaft Transrail
(die im Oktober 2003 die malischen Eisenbahnen aufkaufte) entlassen
worden, mit der Begründung "mangelnder Loyalität"
und "eindeutiger Schadensabsicht" (LabourNet Germany hat
darüber unter "Solidarität
gefragt" bereits berichtet und auch seine Solidarität
ausgedrückt). Der Grund war seine Mitarbeit in COCIDIRAIL,
einer Initiative zur Wiederaneignung der Eisenbahnen durch die öffentliche
Hand. Seit der Privatisierung sind 26 der 36 Bahnhöfe des Landes
geschlossen worden - Güterverkehr ist profitabel. Am 9.Mai
2005 ist der Arbeitsgerichtsprozeß an die erste Instanz zurückverwiesen
worden, was für Traoré zumindest bedeutet, auf weitere
Monate hinaus ohne irgendwelche Bezüge leben zu müssen.
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