Das Massaker vom 28. September
a) Das Blutbad von Conakry
"Zahlreiche Menschen waren zusammengeströmt, im "Stadion des 28. September" - diesen Namen trägt das große Stadion von Conakry unter Anspielung auf den 28. September 1958, also das Datum, an dem Guinea in einer Abstimmung für seine vollständige Unabhängigkeit von der bisherigen französischen Kolonialmacht (und gegen den Beitritt zu einer damals geplanten ,Communauté française', den Plänen für die Bildung einer Art französischen Commonwealth' folgend) votierte. Es geschah auch an einem 28. September - diesem Montag -, also am guineeischen Nationalfeiertrag. Dann eröffneten Soldaten das Feuer auf diese gemeinsame Großveranstaltung der Oppositionsparteien, die am Vorabend in letzter Minute verboten worden war" - so beginnt der aktuelle überarbeitete Artikel "Guinea: Blutbad in Conakry - Die Zeit der Hoffnungen ist (vorläufig) vorbei: Ein neuer Wandel tut not!" von Bernard Schmid vom 2. Oktober 2009.
b) Erklärung von Gewerkschaften und sozialen Organisationen
Wieviele Menschen am Montag ihr Leben lassen mussten ist "umstritten" (ob 80 oder 150), aber unwichtig: Es waren Viele, die aus Anlaß einer friedlichen Demonstration kaltblütig ermordet wurden. Gewerkschaftsföderationen, Soziale Bewegung und sogar ein Unternehmerverband veröffentlichten am 30. September 2009 die "Deklaration" mit der der Massenmord verurteilt wird.
Militärputsch
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Guinea nach dem putschförmigen Machtwechsel vom 23. Dezember 2008: Gewerkschaften, Militärregierung und Hoffnung auf Neuanfang nach den Jahren des Stillstands und der "zum System gewordenen Korruption"
Artikel von Bernard Schmid vom 15.1.09. Es handelt sich bei diesem Text um die (am gestrigen Donnerstag überarbeitete) Langfassung eines Artikels, der am selben Tag unter der Überschrift "Der Oberst, der aus dem Wald kam" in der Berliner Wochenzeitung ,Jungle World' erschien - auf dem Stand von Anfang der Woche.
- Guinea: Teile der sozialen Bewegungen begrüßen den Militärputsch
"Anders als seine westafrikanischen Nachbarländer Sierra Leone und Liberia blieb Guinea bisher vom Bürgerkrieg verschont. Der Militärputsch vom 23.12.08, der auf Jahrzehnte der autoritären Herrschaft folgte, ging unblutig und ohne bemerkenswerten Widerstand über die Bühne. Während der Staatsstreich zumindest verbal auf internationale Ablehnung stieß, melden sich nun VertreterInnen der sozialen Bewegungen Guineas zu Wort. Und was vielleicht überraschen mag: Sie können dem Putsch durchaus positive Seiten abgewinnen wie etwa der angekündigte Kampf gegen die Korruption." Beitrag bearbeitet von Alexander Stoff vom 6.1.2009 bei OneWorld.at
- Militärputsch folgt dem Tod des Diktators
"Die Menschen im westafrikanischen Guinea geraten vom Regen in die Traufe: Nur wenige Stunden, nachdem der Jahrzehnte lang regierende Diktator Lansana Conté am Montag (22.12.08) verstarb, putschte das Militär. Die Verfassung wurde außer Kraft gesetzt und die Aktivitäten von Parteien und Gewerkschaften verboten. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt. Die Frage ist nun, wie die starken sozialen Bewegungen und die Gewerkschaften Guineas sowie die "internationale Gemeinschaft" reagieren werden." Ein Beitrag bearbeitet von Alexander Stoff, erschienen bei OneWorld - Süd News am 23.12.2008
Wahre Freundschaft?
"Fass meinen Kumpel nicht an": So lautete die Devise des Staatspräsidenten der Republik Guinea, Lansana Conté, im zurückliegenden Monat. Der Kumpel, um den es geht, heißt Mamadou Sylla und genießt seinen öffentlichen Ruhm, umgeben von seinen drei Ehefrauen, in seiner prächtigen Villa. Er ist der einflussreichste Privatunternehmer des Landes. Seine Karriere fing damit an, dass Präsident Conté 1986 ihm und anderen Geschäftsmännern ein Guthaben in die Hand drückte, um eine private Unternehmerklasse zu schaffen - er hat es aber als einziger nie zurückgezahlt..." so beginnt der Artikel "REGIERUNG KAPUTT, ALTE MÄCHTE BESTÄTIGT. SOLDATEN MEUTERN GEGEN NAHRUNGSMITTELPREISE" von Bernard Schmid vom 6. Juni 2008.
Ende der Ruhesaison
Fünf Monate nach Beendigung des Volksaufstandes regt sich wieder Aufstandsstimmung: Die mächtigen Gewerkschaften des Landes setzen die Regierung unter Druck. Artikel von Hakeem Jimo in der taz vom 20.07.2007
Nach dem erfolgreichen Generalstreik vom Januar/Februar: Die Regierung wird tatsächlich alle Rohstoffverträge neu verhandeln
"Nach dem Generalstreik vom Januar/Februar 2007, der einen Regierungswechsel erzwungen und die Ernennung des früheren Diplomaten Lansana Kouyaté zum Premierminister herbeigeführt hat, hatten viele es sich erhofft: Um ihrer Bevölkerung von neun Millionen Einwohnern endlich halbwegs vernünftige Lebensbedingungen bieten zu können, möge die Republik Guinea die Rohstoffverträge mit internationalen Bergbaukonzernen neu aushandeln." Artikel von Bernard Schmid, Paris, vom 13.04.2007
Guinea: Neuer Premierminister ernannt - Nachgereicht: Solidaritätserklärungen aus der französischen Linken
"Möglicherweise beruhigt sich ab dem heutigen Tag die Lage in der Republik Guinea, nach sechs Wochen Generalstreik und mindestens 115 Toten. Am Montag abend hat der Präsident der Republik Guinea, Lansana Conté, wie von ihm gefordert worden war, einen neuen Premierminister ernannt und ihn mit wesentlichen Machtbefugnissen ausgestattet. Er wählte ihn unter den Namen von vier "integren Persönlichkeiten" aus, die ihm durch die Gewerkschaften und die "Zivilgesellschaft" vorgelegt worden waren. Am Sonntag hatten Verhandlungen unter der Schirmherrschaft der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (CEDEAO) stattgefunden, bei denen die Gewerkschaften drei Namen und die Vereinigungen der "Zivilgesellschaften" zwei Namen für den gewünschten Regierungschef präsentiert hatten. Da es dabei eine Überschneidung gibt, handelte es sich also um vier Personenvorschläge (und nicht fünf, wie gestern gemeldet)." Artikel von Bernard Schmid mit den Solidaritätserklärungen aus der französischen Linken vom 27.02.2007 versehen mit
einer kleinen Korrektur und einigen Ergänzungen und Stand vom 28.02.2007
Generalstreik in Guinea: (Ansätze zur) Solidarität in Frankreich - Lösung vor Ort in Sicht?
"Nach sechswöchiger Konfrontation und mutmaßlich 113 Toten nehmen die Ereignisse in Guinea möglicherweise in den nächsten 48 Stunden eine wichtige, ja entscheidende Wendung. Am Sonntag hat der amtierende Präsident Lansana Conté akzeptiert, den von ihm am 9. Februar ernannten Premierminister Eugène Camara abzusetzen und einen Regierungschef "im Konsens" zu ernennen. Konkret wird Conté demnach den neuen Premierminister unter den fünf Bewerber(inne?)n auswählen, die ihm durch "die Gewerkschaften und die Zivilgesellschaft" vorgeschlagen worden sind. Dies kündigte am Sonntag in Conakry ein Gewerkschaftsführer gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP an (Meldung von 14.35 Uhr). Am Sonntag um 15.06 Uhr konnte AFP vermelden, die Gewerkschaften würden ihren Generalstreik ab Dienstag "aussetzen", in Erwartung dieser Auswechselung der Regierung und ihrer Ergebnisse." Artikel von Bernard Schmid vom 26.02.2007
Streik geht
weiter, Solidarität wächst
Der Ausnahmezustand wurde bereits reduziert und sollte
(?) jetzt auslaufen. Währenddessen haben zahlreiche afrikanische
und französische Gewerkschaften Solidarität bekundet und
mobilisiert - in Frankreich wird es eine Demonstration geben. Einen
aktuellen Überblick über die wachsende Solidarität
mit dem Kampf und dem andauernden Generalstreik in Guinea gibt der
Bericht "Die internationale
Solidarität nimmt Gestalt an" von Bernard Schmid vom
23. Februar 2007.
Jetzt oder nie: Solidarität mit den Gewerkschaften
und den Massenkämpfen in der Republik Guinea
Frankreich lässt Kriegsschiff auslaufen - Aufständische Bewegung fordert Einfrieren von Exporten, die der Bevölkerung keinen Nutzen bringen - Brutale Repression folgt auf den Generalstreik. Artikel von Bernard Schmid vom 21.02.2007
Guinea : New ITUC Video, Call for Solidarity
"The Republic of Guinea is in deep crisis with the declaration of Martial Law by the President and the killing by his army of some 100 supporters of a general strike launched by the ITUC affiliates. This new video documents an urgent ITUC solidarity mission to Guinea at the end of January, and includes a call for solidarity by ITUC General Secretary Guy Ryder." Das (englische) Video der ITUC vom 16.02.2006
Mit Notstand
und Gewehren gegen neuen Generalstreik
Es herrscht Ausnahmezustand in Guinea - die Menschen
dürfen ihre Häuser nur noch zwischen 16 und 20 Uhr verlassen.
Berichte über bewaffneten Terror uniformierter Banden häufen
sich. Die breite Demokratiebewegung und der Generalstreik aller
Gewerkschaftszentralen sollen gebrochen werden. In Europa werden
die dramatischen Ereignisse in den kommerziellen Medien kaum erwähnt
- und der Grund dafür ist ein Wort: Bauxit. Die Compagnie des
Bauxites de Guinée (CBG) macht täglich 1 Million US-Dollar
Verluste, weil die 2.500 Arbeiter ihrer Mine in Sangarédi
im Streik sind - oder wegen des Ausnahmezustands nicht kommen. Die
CBG hat drei Hauptaktionäre: Neben Guinea heissen sie Alcan
und Alcoa, die grössten Aluminiumkonzerne der Welt. So wird
in dem (französischen) Bericht "La
CBG perd 1 million par jour– L’industrie minière
s’inquiète – Les prix de l’alumine s’envolent"
von Boubacar Caba Bah vom 14. Februar 2007 bei Guinee News über
die Sorgen des Kapitals berichtet.
Neuer Premier sorgt für Volksaufstand in Guinea
"Die Ernennung eines neuen Premierministers in Guinea hat einen beispiellosen Volksaufstand ausgelöst. Reihenweise zerstörten Demonstranten in allen wichtigen Städten des westafrikanischen Landes am Wochenende öffentliche Gebäude und Residenzen hochrangiger Politiker. Gestern begann ein neuer landesweiter Generalstreik, den die Gewerkschaften Guineas bis zum Rücktritt des ungeliebten Präsidenten Lansana Conté fortsetzen wollen." Artikel von Dominic Johnson in der taz vom 13.2.2007: Siehe dazu:
- Guineenews
Aktuelle (französischsprachige) Informationen direkt aus Guinea finden sich bei Guineews . Dort auch der Link zum Dekret "Le décret D/2007/011/PRG/SGG du 12 février 07 portant état de siège en Guinée"
- Guinea leader declares emergency
"Guinea 's President Lansana Conte has declared a "state of siege" and told the army to restore public order, after three days of violent protests." Meldung auf BBC vom 13.02.2007
Generalstreik in Guinea-Conakry: Massenausstand vorläufig beendet. Gewerkschaften erreichten erhebliche Zugeständnisse, deren konkrete Auswirkung abzuwarten bleibt
"An diesem Wochenende wurde auf den Straßen von Conakry, und anderer Städe der westafrikanischen Republik Guinea, ausgiebig gefeiert. Freudenschreie, Singen und Tanzen waren angesagt. Nach 17 Tagen Generalstreik scheinen die wesentlichen Forderungen der Streikfront erfüllt worden zu sein, und der alternde Präsident Lansanca Conté sich auf dem Weg des politischen Rückzugs zu befinden. Noch gilt es den weiteren Fortgang der Ereignisse konkret abzuwarten. Die Fortführung des Generalstreiks wurde vorerst ausgesetzt, wobei einer der beiden wichtigsten Gewerkschaftsführer, Ibrahimina Fofana, am Wochenende betonte, er sei nur "unterbrochen"." Artikel von Bernard Schmid vom 29.01.2007. Siehe dazu:
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Alltag nach dem großen Streik
Der Überlebenskampf in Conakry geht weiter - die Hoffnung auf bessere Zeiten wächst. Fotoreportage von Schalk van Zuydam und Artikel von Raoul Wilsterer in der jungen Welt vom 03.02.2007
- 2 Wochen Generalstreik
- 45 Tote
Zwei Wochen dauert nun schon der Generalstreik der
beiden grossen Gewerkschaftsföderationen Guineas der USTG und
der CNTG - und diverse Quellen sprechen von mindestens 45 Todesopfern
bei den Zusammenstössen zwischen der Armee und Streikenden,
vor allem in der Hauptstadt Conakry. Aber auch in der im Osten des
Landes liegenden Stadt Kankan eröffnete die Armee das Feuer
auf einen Demonstrationszug von etwa 20.000 Menschen. Der (englische)
Bericht "More
trouble in Guinea could shake region" beim UN-Nachrichtennetz IRIN vom 23. Januar 2007 befasst sich auch
mit Befürchtungen um regionale Auswirkungen.
Streiks schaffen Bewegung
Bereits 2006 fanden zwei landesweite Generalstreiks
statt, nun zu Beginn 2007 ein dritter - wie manche sagen, der erste
echte Generalstreik. Wie sich um die erstarkende Streikbewegung
herum zahlreiche soziale und politische Bewegungen zusammenschliessen
und somit sowohl sich als auch die Streikbewegung stärken wird
in dem (englischen) Bericht "Civil
society crystallising around unions"
beim UN-Nachrichtennetz IRIN vom 11. Januar 2007 deutlich, bei dem
auch ausführlich und aktuell über den Verlauf der Auseinandersetzung
berichtet wird, inklusive der zunehmend heftigeren Auseinandersetzungen
vor allem in der Hauptstadt Conakry.
Generalstreik bringt das Land zum Stillstand - und
heftige Auseinandersetzungen mit der "Ordnungsmacht"
Eher am Rande kamen die Nachrichten über die
heftigen Auseinandersetzungen im Zuge des massiv befolgten Generalstreiks
auch in den Mainstreammedien vor. Dass Polizei und Armee mehrfach
das Feuer auf Streikende eröffneten, wurde dann gerade noch
eben erwähnt. Guinea, einst als (in heutigen Worten) Mitglied
der "Achse des Bösen" ständig (negativ) in den
Schlagzeilen seitdem die Volksabstimmung von 1958 ergab, dass die
Mehrheit kein Bestandteil der "französischen Gemeinschaft"
sein wollte, ist seit dem proneoliberalen Militärputsch von
1984 weitgehend unbemerkt trotz gesellschaftlichen Reichtums zu
einem Land geworden, in dem die Menschen Not leiden. Was auch die
Hauptursache der Heftigkeit der Auseinandersetzungen war. Die Materialsammlung
"Generalstreik
in Guinea" vom 26. Juni 2006. |