letzte Änderung am 8. März 2004

LabourNet Germany ARCHIV! Aktuelle Meldungen im neuen LabourNet Germany

Home -> Diskussion -> (Lohn)Arbeit -> Realpolitik -> PSA -> Unternehmen -> Maatwerk -> achtungmaat2 -> Kap10 Suchen

10. Maatwerk-PSA - Einzelfall?

Wer glaubt, Maatwerk sei als PSA ein Einzelfall, der nun "bereinigt wurde, irrt. Auch Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der BA, will uns das weis machen: „Man kann von Maatwerk nicht auf andere Betreiber schließen“[1] – man kann.

Maatwerk war keinesfalls die einzige Pleite einer PSA:

Maatwerk war sicherlich keine Ausnahme als PSA:

Mangelnde oder unqualifizierte Vermittlungsbemühungen und ausbleibende Qualifizierung in vermittlungsfreien Zeiten werden auch von anderen PSA-Betreibern berichtet - und, im Gegensatz zu Maatwerk, „christliche“ Tarife [4]. Aus diesen Gründen ist im letzten Jahr im Bundesgebiet von der Arbeitsagentur 30-40 PSA mangels ausreichenden Erfolgs gekündigt worden [5], Anfang des Jahres 2004 mit einer - nicht namentlich genannten - PSA in Bitburg [6]. Die Gründe - und der fehlende Unterschied zum Gebaren von Maatwerk - lassen sich den uns vorliegenden Berichten entnehmen:

Es kam also, wie die Frankfurter Rundschau prophezeite [9]: "15. Januar: Die neuen Personal-Service-Agenturen melden erfolge: Die PSA Delmenhorst hat die ersten zehn Langzeitarbeitslosen an die PSA Buxtehude ausgeliehen. Dort werden sie in der Bearbeitung von Förderanträgen eingesetzt."

Daher wird es der Bundesagentur für Arbeit schwer gelingen, den Schwarzen Peter Maatwerk zuzuschieben und die Struktur der PSA an sich rein zuwaschen. Denn in der Tat weisen die PSA-Verträge "schwere handwerkliche Mängel" auf [10]. Sie ermöglichten folgenden Zustand: "Arrivierte Zeitarbeitsunternehmen, die zusätzlich Personal Service Agenturen betreiben, haben zu einem erheblichen Teil ihr Personal abgebaut und durch geförderte PSA-Mitarbeiter ersetzt. Dieses ist für den Bundesverband der Personal Service Agenturen e. V. ein unhaltbarer Zustand. Die Interessenverbände der etablierten Zeitarbeit haben sich lange gegen Personal Service Agenturen gewehrt, dabei haben Teile ihrer Mitglieder das System gnadenlos ausgenutzt. Öffentliche Äußerungen und die tatsächlichen Aktivitäten ihrer Mitgliedseinrichtungen vor Ort sind in höchstem Maße widersprüchlich...." [11]. Nur möge uns bitte niemand erzählen, dass dies nicht bewusst war und nicht gewollt! Die Bereinigung der Erwerbslosenstatistik war den Regierungen schon immer viele Opfer wert - schauen wir uns also die Opfer an...

Anmerkungen

1) "PSA-Konzept nicht gescheitert". BA-Presse Info 030 vom 17/02/2004

2) " Aus: "Jobwunder Zeitarbeit floppt. Miserable Bilanz." Text der Sendung von Maja Helmer in Frontal21 (ZDF) vom 11.11.2003.

3) "Arbeitsvermittler bald arbeitslos? Personal-Service-Agentur Agens zahlungsunfähig - Trierer Niederlassung vor ungewisser Zukunft." Artikel von Rolf Seydewitz in Intrinet vom 20.02.2004

4) Zu den unterschiedlichen Tarifierungen der Leiharbeit siehe die entsprechende Sonderseite im LabourNet Germany. Bis 19. November 2003 waren 43% der PSa (auch Maatwerk) an den Randstad-Tarif angelehnt, fast 30% an den "christlichen" und 6,8 % an den Tarifvertrag der Deutschen Bahn Zeitarbeit GmbH. (Lt. "In der Fläche schon präsent. Nach nur wenigen Monaten war in jedem Arbeitsamtsbezirk eine PSA eingerichtet - Ein Überblick über Konstruktionsmerkmale und Rahmenbedingungen des neuen Instruments zur Integration von Arbeitslosen…" Personal-Service-Agenturen - Teil I. IAB Kurzbericht 1/2004 von Jahn, Elke J.; Windsheimer, Alexandra (pdf))

5) Es sind 40 PSA lt.. "BA kündigt PSA-Verträge mit Maatwerk". BA-Presse Info 029 vom 16/02/2004 und 30 lt. Teil I. IAB Kurzbericht 1/2004 (siehe Anmerkung 4). Es ist uns leider nicht gelungen zu ermitteln, welchen und ob sich Maatwerk über Stade hinaus darunter befand.

6) Vgl. "Arbeitsvermittler bald arbeitslos? Personal-Service-Agentur Agens zahlungsunfähig - Trierer Niederlassung vor ungewisser Zukunft." Artikel von Rolf Seydewitz in Intrinet vom 20.02.2004

7) "Personal- Service- Agentur der Deutschen Telekom AG entpuppt sich als reine Mogelpackung" . Pressemeldung der Kommunikationsgewerkschaft DPV vom 14.01.2003

8) Aus: "Stoppen wir die PSA-Zwangsarbeit! Bekämpfen wir die Sklavenarbeit!" Flugblatt von OG Hamburg der FAU vom Januar 2004

9) Aus: "Was passieren könnte. Wichtige Ereignisse im Jahr 2003 - ein prophetischer Ausblick", in: Frankfurter Rundschau vom 3.1.03

10) "PSA: Neue Pleiten erwartet. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) muss sich neuen Vorwürfen stellen. So weisen die Verträge mit den rund 1000 Personal-Service-Agenturen (PSA), dem Herzstück der Hartz-Reformen, offenbar schwere handwerkliche Mängel auf." Artikel in WirtschaftsWoche vom 17.02.2004

11) BPSA e.V.: Offener Brief des BPSA e. V. an Bundeskanzler Gerhard Schröder vom 24.02.2004

Zur Startseite: Maatwerk - Die Geschichte einer "Vorzeige"-PSA / zum nächsten Kapitel

LabourNet Germany Top ^