letzte Änderung am 8. März 2004

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11. Nebenwirkungen eines PSA-Jobs

"Maatwerk ist ein sozial verantwortungsbewusstes Unternehmen: Die Mitarbeiter und das Management schöpfen ihre Motivation und Inspiration nicht alleine aus ihrem finanziellen Erfolg, sondern genauso aus den dauerhaften Wiedereingliederungsresultaten. Es ist das Bestreben von Maatwerk, Menschen, die nicht aus eigener Kraft einen Platz auf dem (regulären) Arbeitsmarkt finden können, den Rücken zu stärken." [1]

In den vorangegangenen Kapiteln haben wir gesehen, wie das mit der Motivation, Inspiration etc. bei Maatwerk aussah. Das Problem für die ehemaligen "Beschäftigten" - besser gesagt Opfer - von Maatwerk und anderen PSA mit der Kündigung oder Insolvenz keinesfalls besteht aber auch darin, dass die "Zwangsdeportation zu MATWERK" (Frank Adler, Magdeburg) oder zu einer anderen PSA auch im Nachhinein keinesfalls den Rücken stärkt.

In Kapitel 6 bereits war davon die Rede, dass der erfolgslose "Ausflug" zur PSA nach der Kündigung fatale Folgen haben kann. Sie alle kulminieren in der Aussage "Wäre ich lieber arbeitslos geblieben":

Die Wahl hat man leider in den seltensten Fällen (siehe Kapitel 2) und die Folgen sind vielfältig. Dies können erstens drohende Sperrfristen sein:

Dies können aber auch - wie von Informant 15 angesprochen - verwaltungstechnische Probleme und finanzielle Probleme sein:

Wer aber von Maatwerk gekündigt wird, weil sie/er nicht vermittelt werden kann, ist dennoch erst mal seinen Vermittlungsgutschein los!

Auf jeden Fall bedeutet ein vermittlungsloser Ausflug zur PSA den Verlust an Lohn und Lohnersatzleistungen:

PSA sind für das Arbeitsamt einfach nur ein Verschiebebahnhof, um Langzeitarbeitslose aus der Statistik zu drängen und die ALG-/Alhi-Leistungen abzusenken , denn nach drei Monaten in einer PSA wird das ALG auf der Grundlage des PSA-Lohnes neu berechnet.[3] Dies wissen auch die Gewerkschaftsfunktionäre, geben es aber erst nach der Maatwerk-Pleite zu, wie der ver.di-Bezirksvorsitzende aus Gelsenkirchen: "Für die davon betroffenen Arbeitslosen sei dies "eine absolute Katastrophe". Obwohl sie in den PS-Agenturen "weit unter Tarif und weitgehend ohne die üblichen sozialen Arbeitnehmerrechte" beschäftigt waren, stünden sie nun erneut vor dem Aus und erhielten anschließend weniger Geld als zuvor. "Diese Art der Demotivierung ist kaum wieder gutzumachen", sagte Gottschalk." [4]

Die erfolgslose Zwangsarbeit bei einer PSA bedeutet aber auch einen irreparablen Schaden im Lebenslauf

Eine Pleite wie die von Maatwerk kumuliert die "Nebenwirkungen" der Unfähigkeit von PSA und Arbeitsamt:

"... Nachdem man nun diesen Job nehmen mußte (denn was hätte man denn für eine Wahl gehabt)..." (Informant 27) ... steht man ganz schön beschissen da. Der Begriff paßt, denn das war und ist ein organisierter Beschiss zu Gunsten der Statistik auf Kosten nicht nur der betroffenen Menschen! Welche Schlüsse ziehen wir daraus?

Anmerkungen

1) Entnommen der Unternehmenshomepage http://www.maatwerk.com

2) "Maatwerk in Insolvenz. Rückschlag für Hartz-Reform". Text der Sendung in Frontal21 von Maja Helmer und Marcus Lindemann am 17.02.2004

3) Vgl. "Call a Leiharbeiter. Mithilfe der neuen Personal-Service-Agenturen (PSA) werden geregelte Beschäftigungsverhältnisse durch Leiharbeit ersetzt". Artikel von Harald Rein in Jungle World vom 27. November 2002 sowie "Verarmung und Repression." Artikel von Harald Rein und Christa Sonnenfeld über Hintergründe und Auswirkungen erzwungener Leiharbeit, erschienen im express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 2/03

4) "Wolfgang Gottschalk: Maatwerk-Insolvenz "übertrifft unsere schlimmsten Befürchtungen"" Ver.di-Melldung vom 17.02.04

5) "Krisengipfel bei Maatwerk. Leiharbeiter bekommen ihre Unterlagen nicht ausgehändigt." Artikel in Berliner Morgenpost vom 19.02.2004

6) "MAATWERK-PLEITE: Insolvenzverwalter kritisiert Bundesagentur für Arbeit." Artikel in Spiegel Online vom 19.2.04

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