Anklage wegen Veruntreuung von Sozialbeiträgen und Insolvenzbetrug
- Strafbare Arbeitsmarktpolitik. Betreiber der Hamburger Personal-Service-Agenturen steht bald wegen Verdacht auf Insolvenzbetrug vor Gericht
". Berends muss sich demnächst vor einem Hamburger Gericht verantworten: Die Staatsanwaltschaft hat ihn angeklagt, Sozialversicherungsbeiträge für Beschäftigte nicht abgeführt, trotz Zahlungsunfähigkeit im Januar 2004 keine Insolvenz angemeldet und erforderliche Bilanzierung unterlassen zu haben. Der Verhandlungstermin steht aber noch nicht fest.." Artikel von Elke Spanner in der taz Hamburg vom 13.2.2006
- Totes Herz. Die niederländische Firma Maatwerk galt als Perle einer modernen Arbeitsmarktpolitik. Jetzt ist der Chef wegen Insolvenzbetrugs angeklagt.
In diesem kostenpflichtigen Artikel non Michael Fröhlingsdorf in Der Spiegel vom 06. Februar 2006 heisst es dazu: ".Tatsächlich hätte Maatwerk die Aufträge überhaupt nicht bekommen dürfen. Wie einem überschuldeten Unternehmen mit einem Stammkapital von 50.000 DM die Betreuung von 9700 Arbeitslosen übertragen werden konnte, sei "schlichtweg ein Rätsel", schreibt Weiland [der Insolvenzverwalter] in einem Gutachten für das Gericht. Offensichtlich habe sich niemand die Arbeit gemacht, nach Bilanzen zu fragen. Stattdessen sei ohne "Sinn und Verstand" die Vorgabe umgesetzt worden, Aufträge für PSA zu vergeben. Sein Schluss: Nürnberg selbst habe den Schaden "überwiegend" verursacht. (.) Maatwerk dagegen ist in Deutschland wieder im Geschäft. Kurz vor dem Bankrott gründete Berends eine neue Gesellschaft, die Maatwerk Reintegrations GmbH, die prompt eine Ausschreibung der Arbeitsagentur für Reintegrationskurse gewann."
- Wir bleiben natürlich an der Sache dran! Wie wenig überraschend die Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft Hamburg sind, kann der Studie von Mag Wompel "Maatwerk - Die Geschichte einer "Vorzeige"-PSA" vom März 2004 entnommen werden. Siehe auch unser damaliges Special: Vorhersehbar: Maatwerk-Pleite
Späte Bestätigung für die Redaktion des LabourNet Germany: Arbeit bei der PSA Maatwerk war unzumutbar!
Einer der Informanten zur Studie von Mag Wompel "Maatwerk - Die Geschichte einer "Vorzeige"-PSA" klagte vor dem Sozialgericht Hamburg gegen eine dreiwöchige Sperre, weil er sich weigerte, nach Maatwerk vermittelt zu werden. Am 13. Mai 2005 schrieb er an uns: "habe heute vor dem Sozialgericht Hamburg Recht bekommen. Sperrzeit (3 Wochen) wurde aufgehoben! Beklagte (BA) nahm auf Anraten des Gerichts Abweisungsantrag zurück und bewilligte Alhi für den Sperrzeitraum. Begründung: Unzumutbarkeit !!!
Grundlage der Unzumutbarkeit: hier § 121 Abs. 2 SGB III ( Drittes Sozialgesetzbuch ) Wichtiger Grund: Maatwerk verletzte durch die bekannten Vorkommnisse - z.B. keine Lohnzahlung - nicht nur arbeitsvertragliche Bestimmungen aus dem BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) u.v.m, sondern aufgrund der Einstellungs- und Entlassungspraxis u.U. auch Bestimmungen des Strafrechts. ( z. B. Subventionsbetrug ) BA wollte mich Ende November 2003 an Maatwerk vermitteln. Zahlungsschwierigkeiten und sittenwidriges Geschäftsgebaren dieser Unternehmung waren mir, nicht zuletzt durch Eure umfänglichen Berichte und Hinweise bekannt. Übrigens Danke dafür! Das Sozialgericht Hamburg hat offenkundig sehr intensiv nachrecherchiert und kam zu der Überzeugung, dass mein Vortrag stichhaltig und richtig ist. Das Verfahren wurde durch die BA -Vertreterin als beendet erklärt, somit ist es rechtskräftig." Wir gratulieren, klein bisschen stolz.
Vor/an/gegen die Wand! Maatwerk – Die Geschichte einer fast typischen PSA Artikel von Mag Wompel (als Zusammenfassung der Studie), erschienen im express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 3/04
Personal-Service-Agenturen: Maatwerk ist pleite — was nun?
Artikel von Gerhard Klas in SoZ - Sozialistische Zeitung, April 2004
Eier sortieren, Hagebutten pflücken. Maatwerk: Arbeitsvermittler vermittelten keine oder schlecht bezahlte Jobs und kassierten Prämien ab
„Maatwerk, die niederländische Personal Service Agentur, ist nicht nur Pleite gegangen. Sie hat auch die Arbeitssuchenden schlecht oder gar nicht vermittelt und bei der Bundesagentur für Arbeit ordentlich abgesahnt….“ Artikel von Gerhard Klas in ND vom 23.03.04 Übrigens: Nach Angaben einer niederländischen Zeitung will Maatwerk von den 160 Niederlassungen 20 PSA im Westen weiterführen….
„Zu viel kassiert und trotzdem pleite? Das seltsame Abrechnungssystem des Arbeitsvermittlers Maatwerk“
Manuskript von Olaf Jahn und Susanne Opalka der Kontraste-Sendung vom 11.3.04
Wer hat welche Erfahrungen mit der Firma Maatwerk gemacht? Wie sehen die Arbeitsbedingungen und -verträge aus?
Diese Zeitarbeitsfirma gehört zu den niederländischen Dienstleistern im Arbeitsvermittlungsmarkt, die in den frühen 90er Jahren nach Deutschland expandierten. Nun ist Maatwerk einer der größten Betreiber der PSA: "... Besonders in der Kritik steht Maatwerk, das derzeit an mehr als hundert Standorten PSA betreibt. Die Gesellschaft habe bisher nicht einmal die nötige regionale Infrastruktur und vertröste die Arbeitsämter, lautet der Vorwurf. Maatwerk-Geschäftsführer Jos Berends indes kündigte an, daß bis Ende Juli die Vorbereitungen beendet seien, um 5000 Menschen einzustellen...." (Entnommen aus: Arbeitsämter sehen in PSA einen Flop. Wenige Plätze bisher besetzt / Kritik an Auswahl der Träger. Artikel aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.07.2003, Nr. 168 / Seite 11 ). Uns erreichten mehrere Anfragen zum Gebahren von Maatwerk (fehlende Berücksichtigung der Qualifikation, rückdatierte Verträge, geschummelter Urlaub, ungeklärte Fahrtkosten und Pendelbereich und nicht zuletzt die Aufforderung zu Eigenbemühungen bei horrenden Vermittlungsgebühren des Unternehmens...). Ausdrücklich ohne das den Interessen der Erwerbslosen zuwiderlaufende Konzept der PSA an sich aus der Kritik nehmen zu wollen, scheint das Unternehmen Maatwerk genauere Betrachtung wert zu sein. Daher: Wer hat welche Erfahrungen mit der Firma Maatwerk gemacht? Wie sehen die Arbeitsbedingungen und -verträge aus?
Zum Hintergrund siehe 2 ältere Beiträge zu Maatwerk:
Stadtluft macht Arbeit. Kommunaler Arbeitszwang als ein Baustein des Niedriglohnsektors.
Artikel aus Wildcat-Zirkular Nr. 46/47 - Februar 1999 - S. 5-15
Drückeberger - was tun die Sozialämter?
Text der SWR-Sendung Report Mainz vom 3. September 2001 21.00 Uhr im Ersten |