Maatwerk? Achtung Maatwerk!
Maatwerk ist eine Zeitarbeitsfirma (in der Sprache des LabourNet Germany: Sklavenhändler)
und gehört zu den niederländischen Dienstleistern im Arbeitsvermittlungsmarkt,
die in den frühen 90er Jahren nach Deutschland expandierten. Nun ist Maatwerk
einer der größten Betreiber der Personal-Service-Agenturen (PSA)[1],
von denen mittlerweile bekannt ist, dass sie nicht "reibungslos" arbeiten:
"... Besonders in der Kritik steht Maatwerk, das derzeit an mehr als
zweihundert Standorten PSA betreibt mit derzeit 10.000 Leiharbeitnehmern. Die
Gesellschaft habe bisher nicht einmal die nötige regionale Infrastruktur
und vertröste die Arbeitsämter, lautet der Vorwurf. Maatwerk-Geschäftsführer
Jos Berends indes kündigte an, daß bis Ende Juli die Vorbereitungen
beendet seien, um 5000 Menschen einzustellen...." [2]
Auch uns erreichten seit dem Sommer 2003 mehrere Anfragen zum Gebahren von
Maatwerk und Bitten um helfende Auskünfte. Ausdrücklich ohne das den
Interessen der Erwerbslosen zuwiderlaufende Konzept der PSA an sich aus der
Kritik nehmen zu wollen, schien daher das Unternehmen Maatwerk genauere Betrachtung
wert zu sein. Daher fragten wir am 26. August 2003: "Wer hat welche
Erfahrungen mit der Firma Maatwerk gemacht? Wie sehen die Arbeitsbedingungen
und -verträge aus?"
Nun liegen uns bis jetzt Zuschriften von 22 betroffenen Personen aus fast allen
Ecken der Republik vor. Sie sandten Informationen mit unterschiedlichem Grad
an Details, oft auch ihre Arbeitsverträge und andere Dokumente. Die meisten
von Ihnen sind (zu Recht!) sehr vorsichtig, schreiben anonym oder bitten nicht
namentlich genannt zu werden (bis auf eine Ausnahme), was wir natürlich
gerne befolgen und uns bemühen, die unten zitierten Zuschriften z.B. durch
die Entnahme vom Datum des Arbeitsvertrages etc. nicht auf die ZusenderInnen
rückführbar zu machen.
Im Nachfolgenden erfolgt eine Zusammenfassung dieser geschilderten Erfahrungen
mit Maatwerk, illustriert durch wörtliche Zitate. Insgesamt bestätigt
diese Zusammenfassung die ursprünglichen Vorbehalte gegenüber diesem
Unternehmen, ausdrücklich ohne damit etwas über die Güte der
Konkurrenz zu sagen. Was durch die Redaktion des LabourNet Germany nicht gelöst
werden kann, ist der hohe juristische Beratungsbedarf: "Welchen Job
muß ich annehmen?", "Welche Klauseln im Arbeitsvertrag
sind zulässig?", "Wo kann ich mich über Maatwerk
beschweren, wenn das Arbeitsamt nun für nicht mehr zuständig ist?"
und sehr oft "Wie komme ich an mein Geld?". Am Beispiel PSA
wird der Bedarf an einer Rechtsberatung für Erwerbslose, die sich auch
von den Gewerkschaften im Stich gelassen fühlen, offensichtlich
Wir danken allen unseren InformantInnen und versprechen am Ball zu bleiben!
1. "Muss ich zu Maatwerk?"
"Habe ich irgendwelche rechtlichen Möglichkeiten um diese Sache
mit Maatwerk abzulehnen ohne negative Folgen durch das Arbeitsamt?????"
(Informant 4) - das ist eine nicht pauschal zu beantwortende Frage und
wir werden uns um die Erstellung eines Leitfadens bemühen (weshalb wir
alle LeserInnen, die uns dabei mit Hinweisen helfen können, um Meldung
bitten!)
Ob man diesen angebotenen Arbeitsvertrag annehmen muss, hängt
von der Dauer der Arbeitslosigkeit, der Höhe der Lohnersatzleistungen (nur
noch in diesem Jahr!) und leider immer weniger von den Qualifikationen ab.
Das Vorstellungsgespräch kann man kaum ablehnen: "Am [Tag X]
erhielt ich vom A-Amt das "Angebot" ("sollten Sie dieses Angebot
nicht annehmen, nicht antreten oder ein Zustandekommen durch ihr Verhalten verhindern,
tritt eine Sperrfrist ein"!), mich am (
) bei "Maatwerk Gesellschaft
für Arbeitsvermittlung mbH" persönlich vorzustellen
."
(Informant 15).
Manche werden aber auch gar nicht genommen, obwohl sie es möchten ... [Hier wurde ein Teil des Textes entnommen, weil ein Informant Jahre nach der Maatwerk-Pleite nicht mehr namentlich genannt werden wollte, Redaktion im November 2008]
2. Unsicherheitsfaktor Arbeitsvertrag
Die Bewerbungen bei Maatwerk finden in der Regel in Form eines Gruppengesprächs,
dem meist Einzelgespräche zur Vertragsunterzeichnung folgen. Fast alle
InformantInnen berichten, dass es schwer ist, auf ihre Fragen zu den Vertragsbedingungen
konkrete Antworten zu bekommen. Fehlende Berücksichtigung der Qualifikation,
rückdatierte Verträge, geschummelter Urlaub, ungeklärte Fahrtkosten
und Pendelbereich - das sind häufig genannte Probleme schon mit dem Arbeitsvertrag.
(Siehe als Beispiel einen Standard-Vertrag von Maatwerk) Dieser Vertrag ist
wie alle befristet auf 9 Monate[3] und sieht eine Probezeit
von 3 Monaten vor, mehrfach ist uns aber auch eine Probezeit von 6 Monaten genannt
worden.)
Folgendes schilderten uns unsere InformantInnen:
- So z.B. Informant 13: "
Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt
halte ich noch keinen Arbeitsvertrag in den Händen. Laut der Mitarbeiter
der Firma Maatwerk würde es sich um einen Arbeitsplatz im Tagespendlerbereich
(TPA) handeln, nach Aussagen anderer Bewerber wird aber im Arbeitsvertrag
bundesweit festgehalten. In den weiteren Gesprächen verweist der Mitarbeiter
von Maatwerk immer auf regional bzw. überregional. Von TPA war schon
nicht mehr die Rede. Da ich davon ausgehe, dass der Arbeitsplatz in [X] sein
wird, ist bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt überhaupt nicht geklärt,
wer für die Fahrtkosten aufkommt. (
) Eine weitere Ungereimtheit
stellt sich folgendermaßen dar: ich soll einen Arbeitsvertrag erhalten,
der 3 Tage zurückdatiert ist! ..."
- "... bisher noch keine konkreten erfahrungen, habe heute vom arbeitsamt
bremen eine "vermittlung" an maatwerk bekommen. bin zu meiner überraschung
dann schon heute nachmittag von maatwerk angerufen und für den [Tax X]
"hinbeordert" worden. in diesem telefonat - wo es nicht viele auskünfte
gab (das klären wir später) war die antwort auf die frage (stand
im vermittlungsangebot vom arbeitsamt bremen (nach tarif) nach welchem tarif
gezahlt würde -"nach dem zeitarbeitstarifvertrag" nach meinem
einwand, dass es diesen gar nicht gäbe - bekam ich zur antwort "angelehnt
an den randstadt tarif" - kann mir da jemand weiterhelften - wie ist
der und vor allen dingen, ist es erlaubt unter dem jeweiligen branchentarif
zu zahlen?" Und 3 Wochen später: "habe heute mein vorstellungsgespräch
gehabt. viel infos waren nicht zu bekommen z. thema fahrkosten/porto für
bewerbungen z.b. nicht. (
) Die max. Vertragsdauer ist 9 monate - die
Probezeit immer 6 Monate - ist das eigentlich rechtens? (...) frage nach vwl
und betriebsrat wurde verneint, Aufsichtsrat sitzt wohl in holland, AR-Vorsitzender
ist den Damen nicht bekannt. (...) Frage: Probezeit 6 Monate für max
9 Monate Arbeitsvertrag! Ist das überhaupt ein richtiger Arbeitsvertrag,
wenn die BFA zahlt und die Arbeitslosenzeit nur unterbrochen wird? Ist das
korrekt, das dieser "Randstadttarifvertrag" ab 1.1.2004 für
alle Zeitarbeitsfirmen gültig ist?" (Informant 12)
- "Am [Tag X] wurde ich bei der Maatwerk GmbH Jena eingestellt. Schon
bei der Einstellung ist einiges schief gegangen. Eigentlich sollte ich bereits
im August eingestellt werden. Später wurde der Termin auf den [Tag X
+ 1] verschoben aus Gründen von Seiten der Maatwerk GmbH. Beim Arbeitsamt
wurde ich aber von der Maatwerk GmbH Jena bereits zum [Tag X - 2] abgemeldet.
Selber hatte ich mich beim Arbeitsamt noch nicht abgemeldet, da ich noch keine
unterschriebenen Arbeitsvertrag hatte. Als ich am [Tag X + 1] zur Unterzeichnung
meines Arbeitsvertrages zur Maatwerk GmbH kam, wurde mir mitgeteilt, dass
mich Maatwerk erst zum [Tag X + 29] einstellen kann. Ich könnte mich
ja problemlos wieder beim Arbeitsamt anmelden (ich war vorher in der Arbeitslosenhilfe).
So ganz problemlos ging es jedoch beim Arbeitsamt Jena nicht. Schließlich
habe ich es beim Arbeitsamt Jena dann mit viel Aufwand und Aufregung doch
geschafft, mich wieder für die Arbeitslosenhilfe anzumelden. Damit dachte
ich, es wäre erst einmal alles erledigt. Nach ein paar Tagen bekam ich
vom Arbeitsamt Jena ein Schreiben, in dem stand, dass Maatwerk beim Arbeitsamt
abgegeben hätte, dass ich einen mit dem Arbeitsamt Jena abgestimmten
und angemeldeten Urlaub antreten würde (was natürlich nicht stimmte)
und deshalb der Arbeitsvertrag mit mir erst zum [Tag X + 29] abgeschlossen
werden kann. Damit könnte ich vom Arbeitsamt keine Arbeitslosenhilfe
erhalten. Ich soll mich bitte auch privat kranken versichern. Ich hätte
ja keinen Urlaub angemeldet und außerdem die Arbeitstelle bei Maatwerk
nicht angenommen." (Informant 1)
3. Unsicherheitsfaktor "Beratung"
Es kann an dieser Stelle nur spekuliert werden, ob die Schwierigkeiten, konkrete
Informationen zu dem zu erwartenden Arbeitsvertrag bei Maatwerk System haben,
oder mit der mangelnden Qualifikation der "Betreuer" zusammen hängen.
Letztere scheint gesichert, auch wenn hierzu die verhältnismäßig
wenigsten Informationen vorliegen:
- "Soweit ich aus dem Gespräch heraus hören konnte, handelt
es sich bei den Sachbearbeitern zum Teil auch um ehemalige Arbeitslose, die
jetzt bei Maatwerk für viel weniger als vorher arbeiten, sie schienen
mir nicht geschult, Vorstellungsgespräche zu führen. Ich hatte schon
nach meinem ersten Eindruck, den die Mitarbeiter dieser Firma auf mich machten,
kein gutes Gefühl
" (Informant 11)
- "... die beiden damen (bremen besteht aus 3 mitarbeitern) waren
bemüht; haben - wie sich später herausstellte jedoch selbst nur
einen 2 tägigen vorbereitungskurs (was meines erachtens zu wenig ist)
gemacht..." (Informant 12)
Leider nur eine Zuschrift kam aus diesem Kreise der Maatwerk-Beschäftigten
selbst:
- "ich bin ehemaliger Maatwerk-Mitarbeiter und enttäuscht von
diesem Unternehmen. (
) Ich wünsche dem dicken Holländer, dass
die PSA-Verträge gekündigt werden." (Informant 3) Genauere
Angaben sind trotz Nachfrage leider bisher nicht eingegangen
.
4. Vermittelt zu Maatwerk - unvermittelt in Arbeit. Oder: "psa = ich
muss aus der arbeitslosenstatistik" (Informant 2)
Personal-Service-Agenturen sind das Herzstück der Hartz-Reform und sollten
zehntausende Erwerbslose vermitteln. Nach den neuesten Zahlen sind 31.000 Menschen
bei einer der bundesweit 671 PSA angestellt und damit aus der Erwerbslosenstatistik
verschwunden - nur knapp 2800 sind in eine Festanstellung vermittelt worden
[4] (andere Quellen sprechen sogar von nur 117! [5]
Aber auch die übrigen werden nur in den wenigsten Fällen - aktenkundig
für Maatwerk ist eine Verleihquote von 5% [6] - verliehen
und wenn, muß man die Angebote selbst suchen, während Maatwerk die
Vermittlungsgebühren kassiert. Dies bestätigen unsere InformantInnen:
- "In Sachen Arbeitsvermittlung wurden bis jetzt nur Gespräche
geführt und ich habe mich dann selbst beworben, da ich ja im Moment noch
zu Hause bin und man mir bisher keine Arbeit vermitteln konnte..."
(Informant 1)
- ".. Es werden keinerlei Versuche unternommen, die von MAATWERK
abhängigen Mitarbeiter in bessere Arbeit zu bringen. Auf meine Aufforderung
hin in dieser Hinsicht etwas zu unternehmen, bekam ich lediglich ein Fax mit
einer Stellenanzeige aus einer Zeitung mit der Aufforderung mich dort zu bewerben.
Als Leumund sollte ich in der Bewerbung MAATWERK angeben. Mein "Vermittler"
(Allein die Bezeichnung spottet jeder Beschreibung) sah mich bis dahin 3 mal
! Bei MAATWERK versprach man sich in der Hinsicht, dass man mir sagte: "Sie
sind ja jetzt untergebracht" , da ich an eine andere Firma zur Arbeit
ausgeliehen bin. Desweiteren sind die Mitarbeiter mit internen Problemen so
beschäftigt, dass sie nach eigenen Aussagen zu wenig Zeit haben nach
Arbeit zu suchen, was ja eigentlich der Sinn einer PSA - Agentur darstellen
sollte
." (Informant 5)
- "Ich bin seit August diesen Jahres bei Maatwerk beschäftigt,
und kann sagen ich bin nicht zufrieden. Ich habe bei Maatwerk einen Arbeitsvertrag
unterschrieben im Glauben, dadurch schneller in eine Festeinstellung zu kommen
als über das Arbeitsamt. Ich habe Bewerbungen über Bewerbungen geschrieben,
von Seiten Maatwerks aus wurde sich sofort an meine Bewerbungen angehangen,
von Maatwerk selber habe ich noch nichts an Arbeit bekommen
."
(Informant 6)
- "ich habe zum August einen Anstellungsvertrag bei Maatwerk in Berlin
unterzeichnet. Der größte Fehler in diesem Jahr. Seit dem September
habe ich dann eine Festanstellung in einer anderen Firma bekommen. Also schloss
ich einen Auflösungsvertrag zum [Tag X]). Dafür wollte Maatwerk
von meiner neuen Firma, die ich durch Eigeninitiative fand, eine Unterschrift
auf einen Vermittlungsbogen haben, die die Firma selbstverständlich nicht
gab..." (Informant 8)
- "Von Weiterbildung oder Vermittlung kann auch keine Rede sein,
nur dass mir alle 2 Tage ein Zettel gegeben wird für eine persönliche
Vorstellung bei einem Betrieb, von dem ich eh schon eine Absage erhalten habe..."
(Informant 10)
- "... es sind noch keine jobs aquiriert - sondern es wird zusammen
mit maatwerk VERSUCHT eine neue stelle zu finden. noch besser allerdings finde
ich, dass man 4 wochen Kündigungsfrist zum monatsende hat, denn das bedeutet,
dass man ggf. einen wirklichen neuen job nicht antreten kann (wenn es schnell
gehen muss) (...) wirklich interessant ist ja dabei, dass die firma maatwerk
nicht einen einzigen job hatte (in unserer 10 runde und dem anschliessenden
einzelgespräch) und - dies wurde auch vom vermittler bestätigt (murr)
es sich hier eindeutig um versteckte ABM's handelt - denn in den ersten 6
monaten wird einfach alles (was in einem std-lohn für 10,80 geht) vom
arbeitsamt übernommen
" (Informant 12)
- "
Die ersten Tage soll ich mittels sog. Pendelbögen,
da ich zu Hause über die entsprechende Technik und Internetzugang verfüge,
sog. Hausaufgaben erhalten. Diese bestehen darin, dass man entsprechende Recherche
(!!!) nach Arbeitsangeboten betreibt und der Firma Maatwerk in Form dieser
Pendelbögen mit den entsprechenden Daten (Firma, Anschrift, Ansprechpartner
und Telefonnumer) nachweist (!!!) (übergibt). Lt. Aussagen anderer Bewerber
werden diese Tage als Urlaub (klammheimlich) angerechnet
."
(Informant 13)
- "Ihr sollte vielleicht mal mit den Mitarbeitern sprechen, die von
Maatwerk eingestellt worden sind und zwar als Leiharbeitnehmer. Denn diese
MA wurden in den ersten drei Monaten ohne Rücksicht auf Verluste eingestellt
damit die Zahlen erreicht wurden und das Geld vom Arbeitsamt kommt. Und vor
allen Dingen fragt mal bei Maatwerk, wer in dieser Fa. Überhaupt Ahnung
von Zeitarbeit hat. Überprüft mal die so genannten Vermittlungen,
denn als Vermittlungen zählen auch solche, die nicht von Maatwerk getätigt
wurden, sondern auch diese wo sich der MA selber vermittelt hat..."
(Informant 7)
Weil die Vermittlung mangels Arbeits"angebote" in der Tat ein Problem
darstellt, versucht nicht nur Maatwerk, auch andere Sklavenhändler [7]
zu verhindern, dass ihre "Mitarbeiter" bezahlt werden müssen,
obwohl sie nicht verliehen werden können.[8] Dies geschieht
einerseits durch das Verschieben der Einstellung nach hinten:
- "
Arbeitsbeginn sollte der [Tag X] werden. Am [Tag X - 2]
wurde der Arbeitsbeginn im Vertrag auf Freitag, den [Tag X + 11] geändert.
Auf Nachfrage erhielt ich die Antwort, dass Maatwerk keinen Einsatz/Entleiher,
sprich keine Arbeit für mich hatte
" (Informant 15).
Andererseits wird gern gekündigt, wenn jemand nicht vermittelt werden
kann, Gründe finden sich schon:
- "
als Grund der Kündigung hat Maatwerk einer Mitarbeiterin
vom A-Amt telefonisch in meinem Beisein verraten, dass ich nicht vermittelbar
bin, da ich einen zu hohen Stundenlohn habe. Das hat mir auch Frau [XY] im
Maatwerk-Büro persönlich gesagt, als ich dort meine Arbeitsbescheinigung
abgeben musste. Heute habe ich von einer Mitarbeiterin des A-Amtes erfahren,
dass in dieser Arbeitsbescheinigung als Kündigungsgrund genannt wird,
dass ich zwei Arbeitsstellen abgelehnt hätte, die mir von Maatwerk angeboten
worden sein sollen und dass ich hierzu noch einen Brief von der Leistungsabteilung
erhalten werde, dass ich mich dazu rechtfertigen muss!" (Informant
15)
Wer aber von Maatwerk gekündigt wird, weil er nicht vermittelt werden
kann, ist dennoch erst mal seinen Vermittlungsgutschein los!
- ".. Nun bin ich erneut arbeitslos, habe wieder die Rennerei mit
den Anträgen, muss mich überall wegen einer weiteren Kündigung
rechtfertigen und was am Schlimmsten ist: um einen Vermittlungsgutschein zu
erhalten, muss man hierzulande zuvor 3 Monate arbeitslos gewesen sein, das
ist das Gesetz. Also kann ich frühestens im neuen Jahr so weit gelangen,
wie ich bereits im Sommer 2003 vor meiner Gastrolle bei Maatwer war
"
(ebenfalls Informant 15)
Informant 16 faßt die Erfahrungen wie folgt zusammen:
- "´Ich arbeite bis das Schiff untergeht´, so die Originalworte
von Frau [XY], Fa. Maatwerk, in der 38. Kalenderwoche dieses Jahres
Nicht direkt an mich gerichtet, sondern zufällig aufgefangen von meinen
Ohren, die seit Beginn meiner ´Tätigkeit´ bei Maatwerk besonders
sensibel
´Maatwerk arbeitet reaktiv´; auch dies Worte von
Frau [XY], persönlich an mich, als ich bei den ersten Begegnungen meiner
Vertragszeit die Vorgehensweise von "Maatwerk" hinterfragen wollte.
´Reaktiv sein´ - identisch mit ´aushungern/mürbe machen´
bis sichtbar wird, welche Kapazität in der ´Ware Mensch´
noch vorhanden?!
und wenn dann doch noch Energie vorhanden, wird innerhalb
der Probezeit gekündigt. Sehr einfach!"
5. Vermittelt, aber unter "Wert" - fachlich wie finanziell
Seit der Sozialarbeiter Jos Berends 1991 im holländischen Nordbrabant
Maatwerk gründete, rühmt sich das Unternehmen mit seiner Philosophie
der individuellen Betreuung und Förderung von Langzeitarbeitslosen. Nachgesagt
werden ihm besondere Erfolge bei "Problematischen Bevölkerunggruppen",
sprich schwer vermittelbaren Menschen. "Maatwerk bildet vor Ort einheimische
Betreuer aus, analysiert die Fähigkeiten und Neigungen der Arbeitslosen
und sucht speziell auch nach verborgenen Kompetenzen. (
) Diese genaue
Abstimmung von individuellen Fähigkeiten zum möglichen Arbeitsplatz
halten die Eingliederungskosten und Enttäuschungen gering."[9]
Das Konzept wird auch als "Betreuungsintensität" oder "Betreuung
vom Mentor"[10]. Und was sagen unsere InformantInnen
dazu?
- "Zu Tränen rühren mich all die fantastischen Geschichten
um diese wundervolle Firma. Die Frau, die nach 10 Jahren Arbeitslosigkeit
nur aufschreiben sollte, wie sie sich ihre zukünftige Arbeit vorstellt,
und schon war der passende Job gefunden. Oder der selbstlose Maatwerk-Geschäftsführer,
der den Analphabeten drei Mal auf dem Weg zur neuen Arbeit begleitete, da
der ja in die falsche Straßenbahn eingestiegen wäre, weil er die
Schilder nicht lesen kann. Was habe ich geweint, als ich das gelesen habe!
Meine eigene Maatwerk-Erfahrung war kurz und schmerzvoll! (...) Mein erster
Einsatz begann am [Tag X] und endete am [Tag X + 24]. In der Umgebung meines
Wohnortes habe ich Hagebutten gepflückt. Nebenbei, wie aus dem Arbeitsvertrag
zu ersehen ist, bin ich Handwerksmeister. (
) Die Gespräche am Arbeitsplatz
hatten zum Inhalt, dass noch niemand bisher entsprechend seinem Lehrberuf
eingesetzt wurde. Im Gegenteil, für die meisten Mitarbeiter war dies
der erste Einsatz und die Magdeburger hatten in der Regel die ersten 4-6 Wochen
ihres Arbeitsverhältnisses zu Hause in der Wohnung verbracht und darauf
gewartet, dass das Telefon klingelt. Der zweite Einsatz begann am [Tag X +
25] und endete am [Tag X + 45] mit der Zustellung meiner Kündigung. Ich
war einer von sechs Hilfskräften von Maatwerk, die in einer Tiefbaufirma
die körperlich schweren Arbeiten beim Pflastern verrichteten. Wir (2
Elektriker, 3 Schlosser und ein Koch) waren somit mehr Helfer als unser Entleiher
Angestellte hatte. Uns wurde gesagt, wir sollten uns anstrengen, der Arbeitgeber
wünscht einen Mitarbeiter fest einzustellen. Vielleicht den Koch (??),
ist eigentlich egal, neimand von uns ist jemals Radlader gefahren, hatte eine
Rüttelplatte oder eine der unzähligen anderen Maschinen bedient
und hatte sein gesamtes Berufsleben nicht mit halb so viel frischen Beton
zu tun, wie dort in einer einzigen Woche beim Borde setzen. Von uns wollte
auch niemand eine Einstellung: die Beschäftigten des Entleihers hatten
bereits wiederholt längere Zeit keinen Lohn erhalten und gehen demnächst,
wie jeden Winter, den Weg zum A-Amt. Da kommen wir gerade her
"
(Informant 15)
- "
"Wir werden Sie in Ihrem Arbeitsgebiet einsetzen usw.
bla bla bla..." (Randbemerkung: ich bin gelernter Industriekaufmann).
Okay, es klang alles recht gut und man konnte sich dagegen auch nicht beschweren,
weil man ja arbeiten möchte. Also unterschreibt man einen Arbeitsvertrag
(beigemerkt mit ca. 100 mehr als das bisherige Arbeitslosengeld). Ich habe
mir gedacht okay, da machen wir und dabei wird schon was rauskommen. Nach
ca. 2 Wochen kam dann auch ein Anruf, ich möchte doch zum Probearbeiten
vorbeikommen -> man habe einen "supertollen Job" im CALL-CENTER.
Da hab ich mir auch gedacht "danke schön, super...". Okay,
ich war einen Tag da und habe anschließend klargestellt, da dies kein
Job für mich ist. Ich finde, da dies unterhalb meiner Qualifikation ist
und ich es persönlich nicht befürworten kann, andere Leute via Telefon
zu nerven und diesen bescheuerte Fragen zu stellen... Man sagte mir darauf
hin, da dies doch auch eine kaufmännische Tätigkeit sei - lassen
wir das aber dahingestellt. Im Moment darf ich als Zählhilfe bei einer
Inventurfirma arbeiten, 3x die Woche so von zw. 3-6 Uhr morgens bis 18-21
Uhr abends. Begründet wird dies damit, da es sich ja schließlich
auch um eine kaufmännische Tätigkeit handle
." (Informant
2)
- Aus Frankfurt/M.: "Dass Maatwerk nicht nach Qualifikationen fragt,
hab ich selbst erlebt. Ich wurde vom Arbeitsamt dorthin geschickt und hatte
mich am [Tag X] bei Maatwerk , Zeil 5-7, vorgestellt. Das Vorstellungsgespräch
lief völlig unprofessionell im Vergleich zu den üblichen Zeitarbeitsfirmen
ab. Ich wurde nur gefragt, ob ich auf 10 Fingern blind schreiben könnte
und für 8,50 € eingruppiert. Es wurde nicht mal nach der Bewerbungsmappe
gefragt. Da ich schon 30 Jahre als Sekretärin gearbeitet habe u. die
nötigen Qualifikationen habe, habe ich gefragt, warum so wenig, die Lohnspannweite
beträgt dort für kaufmännische Berufe 8,50 - 9,50 €. Der
Sachbearbeiter konnte mir nicht sagen, warum er mich nicht für 9,50 einstellt.
Da das Angebot unter meinem Arbeitslosengeld lag, lehnte ich es ab. Ich habe
mich danach beim Arbeitsamt beschwert und auch noch mal bei einer anderen
Sachbearbeiterin bei Maatwerk, die mir sagte, dass die Einstufung innerhalb
einer Lohngruppe im Ermessen des Sachbearbeiters liegt
" (Informant
11)
- "
Obwohl ich mehrere Abschlüsse im Bereich kaufmännischer
Büroarbeiten nachweisen kann, mit befristeten Arbeitsverträgen auch
den praktischen Nachweis erbracht habe, will mich Maatwerk (entsprechend Tarifvertrag
Randstad) mit einem Stundenlohn für unqualifizierte Arbeitskräfte
von 6,84 € einstellen
" (Informant 13)
- "
Die Bezahlung ist miserabel. 6.20 € Brutto, vor 2Wochen
machte ich ein Praktikum in einem Hotel mit Reitbetrieb als Pferdepfleger
eine Woche lang. Arbeitsbeginn morgens um 6 Uhr bis 17 Uhr, laut Arbeitsvertrag
von Maatwerk habe ich 7-Std.-Tag. Ich habe also jeden Tag da 11 Std. gearbeitet,
meine Wegstrecke zur Arbeit betrug 48 km (einfach). Auf meine Anfrage, was
denn mit denn Überstunden und mit Fahrtkostenzuschuß sei, bekam
ich zur Antwort, das würde im Praktikums Zeiten nicht bezahlt, erst wenn
ein richtiger Verleih zustande käme. Fazit ich wurde nicht eingestellt
und habe am Ende des Monats weniger, als wenn ich mich nicht da beworben hätte,
beziehungsweise für die Woche Fahrerei musste ich mir das Geld noch leihen
"
(Informant 6)
- "
der niedrigste std.- lohn sind 6,xx € und der höchste
std-lohn sind 11,80 €. gehälter gibt es nicht - also alles auf std-basis.
bezahlt wird das hier in bremen alles vom arbeitsamt. das hat auch zur folge,
dass die arbeitslosenzeit nur "unterbrochen" wird (also keine neue
erworben. (..) der TV wird von randstad übernommen (bis zum 1.1.2004)
dann soll ja wohl dieser Tarivertrag von ALLEN Zeitarbeitsfirmen übernommen
werden" (Informant 12)
6. "Wo bleibt mein Geld?"
Die Arbeitsämter zahlen bundesweit monatlich fast zehn Millionen Euro
an Maatwerk.[11] Mit der Auszahlung hapert es aber
- "
Als ich die 1. Gehaltsabrechnung erhalten habe, habe ich
nicht schlecht gestaunt. Nach 6 Wochen Wartezeit erhielt ich einen Gehaltszettel
mit ca. der Hälfte des Bruttogehaltes, dass im Arbeitsvertrag vereinbart
war. Ich kann nur sagen, es ist weniger als der Sozialhilfesatz, den ich hier
erhalten habe. Jedem Sozialhilfeempfänger geht es wahrscheinlich besser,
denn der bekommt wenigstens am Monatsende sein Geld. Bereits 2mal habe ich
bei der Maatwerk GmbH Jena vorgesprochen, um dies korrigieren zu lassen. Bis
jetzt jedoch erfolglos. Jedes Mal wurde mit versprochen, mein Gehalt zu ändern
und mir das restliche Gehalt nachzuzahlen. Bis jetzt ist nichts passiert.
Lediglich hat man mir einen Vorschuss über 200,00 € bar ausgezahlt."
(Informant 1)
- "leider bin ich seit ca. 4 Monaten bei MAATWERK beschäftigt.
(
) Bis heute ist der Lohn falsch. Mittlerweile beträgt die Höhe
der Forderungen meinerseits fast ein Monatsgehalt, der eh nicht hohen Zahlung.
(Bei Kollegen wurde sogar über 3 Monate gar kein Lohn gezahlt). Mein
Vorgehen diesbezüglich: Ich setzte MAATWERK eine Frist um ausstehende
Zahlungen zu veranlassen, nach Ablauf dieser Frist werde ich den Betrag nebst
Zinsen und Nebenkosten einklagen. Die Korrektur der Zahlung wird fast Wöchentlich
zugesagt
" (Informant 5)
- "
Das Größte kam dann am [Tag X], als dann Zahltag
war. Ich bekam bis dato keine Gehaltsbescheinigung. Da sich mein neuer Arbeitgeber
mit [Herrn XY], dem Regionalleiter in Berlin in Verbindung setzte und ihm
mit der Öffentlichkeit u. a. drohte, kam [Tag X + 6] ein Angestellter
der Firma Maatwerk bei meiner neuen Firma vorbei und brachte mir dann 200,00
€ "Vorschuss". Mehr bekam ich bis dato nicht mehr. Für
mich ist das das letzte. Die meisten Angestellten in dieser Filiale bekamen
bis dato kein Geld. Es herrscht dort eine Bombenstimmung. (..) Das ist meine
negative Erfahrung mit Maatwerk. Es wird sicherlich auf ein gerichtliches
Verfahren hinauslaufen. Im Laufe dieser Woche werde ich dann auch noch die
Polizei einschalten. Einen Rechtsanwalt habe ich bereits mit der Wahrnehmung
meiner Interessen beauftragt. Darüber hinaus schalte ich das Landesarbeitsgericht
Kiel und Berlin ein." (Informant 8)
Der "Fall Hannover" wird so bezeichnet, weil zu Maatwerk in Hannover
und dessen Zahlungssäumnis mehrere Zuschriften bei uns eingingen sind:
- "Habe am [im Juni 03] einen Arbeitsvertrag bei Maatwerk Hannover
unterschrieben. Seitdem sehen versprochene Ausbildung und/oder Vermittlungshilfen
aus. Auch ist mein Gehalt seit mehreren Wochen überfällig. Auf Nachfrage
werde ich immer auf den nächsten Tag verwiesen. Verlegte Tel-Nr. oder
Vorgesetzte, die nicht genannt werden dürfen, sollen die Gründe
sein. (
) Von Kollegen habe ich erfahren, dass es denen genauso geht,
und dass eigene Mitarbeiter wohl auch betroffen sind. (
) Finanziell
ist bei mir jetzt alles zusammengebrochen. Durch Kontoüberzug hat man
mir nahegelgt die Bank zu wechseln..." (Informant 10)
- Informant 16 hat Mitte August 2003 bei Maatwerk in Hannover begonnen und
wartet immer noch auf sein Geld: "
Es erfolgten bis jetzt keine
Zahlungen - intensive Nachfragen führten zur Kündigung. Mir sind
bis jetzt mehrere Menschen begegnet, die auf ihr Geld warten
Die Informationspolitik
von "Maatwerk" ist mehr als dürftig
! Hinhaltetaktik pur!
Seit ein paar Tagen liegt der Vorgang bei meiner Rechtsanwältin. (
)
Am vergangenen Dienstag sind mir bei Maatwerk ca. 10-12 Menschen mit den gleichen
Problemen begegnet
"
Dieses Problem von Maatwerk in Hannover - oder besser gesagt, das Problem der
bei Maatwerk in Hannover angestellten Menschen - wurde auch in der regionalen
Presse behandelt:
- "
Den Fehlstart belegt ein aktueller Fall: Brigitte S. aus
Hannover, arbeitslose Mutter von zwei Kindern, ist seit dem 31. Juli bei der
PSA Maatwerk angestellt. Seitdem wartet sie auf Vermittlungsgespräche
und Fortbildungen. Was noch schwerer wiegt: Seit Mitte August steht das erste
Gehalt von 636 Euro aus. "Ich kann dringende Rechnungen nicht bezahlen.
Bei Maatwerk werde ich nur vertröstet"
." (Neue Presse
Hannover vom 10.9.2003)
- "Eigentlich sollte mit der Anstellung in der neuen Personalserviceagentur
(PSA) des niederländischen Arbeitsvermittlers Maatwerk für die Empelderin
Cornelia Lewin der Weg zurück in den Arbeitsmarkt geebnet werden. Doch
statt in eine neue Stelle schlitterte die 46-jährige Arbeitslose erst
einmal in finanzielle Probleme. Denn seit sie Ende August bei Maatwerk eingestellt
wurde, hat sie noch kein volles Gehalt bezogen. Nur nach dem Hinweis, dass
sie nicht mehr ihre Miete bezahlen könne, wurde ihr schließlich
ein Abschlag von 200 Euro gezahlt. (
) Zuletzt hatten sich bereits mehrfach
Maatwerk-Beschäftigte über ausbleibende Zahlungen beschwert. (
)
Da die PSA-Beschäftigten ihr Geld erst im Folgemonat erhalten, muss sie
einen Monat zwischen Arbeitslosengeld und PSA-Gehalt überbrücken
."
(Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 7.10.2003)
- "Enttäuschte Hoffnung: Liliane Killian ist in finanzielle
Bedrängnis geraten - die Personal-Service-Agentur, bei der sie angestellt
war, hat nicht gezahlt. Inzwischen hat sie gekündigt." (Artikelüberschrift
in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 10.10.2003)
Weitere Beiträge zu dem Thema erschienen in Hannoversche Allgemeine Zeitung
vom 11.10.2003 (Agentur ohne Service. Zahlungsweise bei Maatwerk in der Kritik")
sowie vom 17.10.2003 ("Wieder kein Geld von Maatwerk"). In dieser
Zeitung gab es übrigens allein im Jahr 1998 ca. 24 Artikel über Maatwerk
in Hannover, damals im Vertrag mit der Stadt bzw. Sozialamt
Und der drastischste der uns zugesandten Fälle (nicht aus Hannover) zum
Schluß:
- "Ich arbeite zu Zeit bei der Firma Maatwerk, diese Arbeitsstelle
habe ich vom Arbeitsamt bekommen und das Arbeitsamt kann mir bei den Problem
mit der Firma Maatwerk nicht helfen, deshalb schreibe ich Ihnen diese Zeilen.
Ich bin ein Familienvater und laufe der Firma Maatwerk hinter meinen Lohn
her. Ich konnte diesen Monat noch nicht mal die Miete, Strom, Telefon und
andere Sachen bezahlen, ich bin die ganze Woche nur hingehalten worden und
belogen worden, dann habe ich das Arbeitsamt angerufen und die haben zu mir
gesagt, dass sie damit nichts zu tun haben, sie sind nicht mehr für mich
zuständig, da ich nicht mehr beim Arbeitsamt bin. Was kann ich jetzt
tun um an mein Geld zu kommen? Und die Firma Maatwerk hat mir auch noch versprochen,
eine Arbeit im Sauerland zu bekommen, deshalb habe ich einen Mietvertrag im
Sauerland gemacht, denn wo ich jetzt wohne, konnte die Firma mich nicht vermitteln,
wir brauchen den Lohn auch wegen dem Umzug, denn wir haben die alte Wohnung
schon gekündigt, nicht dass wir bald auf der Straße liegen
"
(Informant 9)
Fazit: Nix Maatwerk!
"Ich denke, mit denn PSA werden eh nur die Zahlen vom Arbeitsamt beschönigt."
(Informant 6). Diese Einschätzung teilen auch andere:
- "Ich fühle mich gehörig unter Druck gesetzt, sicher will
ich eine Arbeit finden aber dann aus Eigeninitiative heraus und das ich da
auch noch ein Wort mitspreche und nicht einfach über mich verfügt
wird." Und "
Das Formular was jeder ausfüllen sollte,
habe ich aus Versehen! nicht unterschrieben weil ich das Gefühl nicht
losgeworden bin, daß die Leute hier vom Arbeitsamt verbuddelt werden
als Leiharbeiter im völlig unterbezahlten Lohnbereich und ein berufliches
Vorankommen kaum noch möglich ist wenn man den Pakt geschlossen hat mit
dieser Personal-Service-Agentur
" (Informant 4)
Das Geld für die PSA wäre offensichtlich zumindest bei den meisten
ABMs besser eingesetzt gewesen - aus gesellschaftspolitischer wie individueller
Perspektive:
- "maatwerk stellt allerhöchstens für 9 mon ein - und das
bei einer 6 monate probezeit !!! ich finde das alleine skandalös !!!!!!!!!!!!!!!
denn wenn man mal weiterdenkt - 6 monate zahlt die BFA alles, wenn du dann
nicht von maatwerk "vermittelt" wurdest - und bei den qualifikationen
- für mich könnten die nichts machen - schmeissen die dich raus
wenn dann wirklich nichts geht - 9 monate darfst du arbeiten wenn du profit
abwirftst (so sehe ich dass) und - das ist der grösste skandal - (war
bei abm anders - tägliche kündigungsfrist und so) wenn ich das richtig
denke (aussage klar - nur mit kündigung 4 wochen zum monatsende) dann
wollen die auch noch ne ablöse, wenn man einen wirklichen arbeitsplatz
gefunden hat !!!" (Informant 12)
Was könnte die Konsequenz sein?
- "Ich kann nur jedem raten eher weiterhin arbeitslos zu bleiben,
als sich bei einer PSA anstellen zu lassen. Da ich meiner Meinung nach nur
ausgebeutet werde, und auf deutsch gesagt für n Appel und n Ei oder weniger
Scheißarbeit machen muß, die mit meiner Qualifikation rein gar
nichts zu tun hat. Und das alles nur damit man aus der Arbeitslosenstatistik
raus ist!" (Informant 2)
Das ist allerdings nicht so einfach umzusetzen, nicht ohne eine Änderung
der gesetzlichen Zumutbarkeiten, die natürlich sowieso wichtig wäre
Ein anderer Vorschlag:
- "Solch Agenturen gehören stärker überwacht und ggf.
die Erlaubnis entzogen." (Informant 5)
Vielleicht wird sich in diese Richtung etwas tun: "Anfang Juni erhielten
die Maatwerker, die sich auch hier zu Lande einen Namen gemacht haben mit der
Vermittlung von Sozialhilfeempfängern und Langzeitarbeitslosen, einen Brief
aus Nürnberg. Darin diagnostiziert die BA "organisatorische Schwierigkeiten
bei Maatwerk" und zieht daraus streng den Schluß, "dass sich
Maatwerk mindestens bis Emde 2003 nicht mehr an PSA-Vergabeverfahren beteiligt
und bei den Vergabeverfahren, bei denen noch keine abschließende Vergabeentscheidung
durch das zuständige Arbeitsamt getroffen wurde, das jeweilige PSA-Angebot
zurückzieht"
."[12]
Ich finde aber, das geht nicht weit genug: ob eine PSA oder "einfache"
Sklavenhändler - sie gehören bekämpft, denn der Begriff der "Schmuddelecke",
aus der die Gewerkschaften sie rausholen wollten, ist die Untertreibung des
Jahres!
Mag Wompel
Anmerkungen
1) Siehe zu PSA Allgemein: Einrichtung und Betrieb von Personal-Service-Agenturen
(PSA)
https://www.arbeitsagentur.de/vam/?content=/content/supertemplates/Content.jsp&docId=25934
2) Entnommen aus: Arbeitsämter sehen in PSA einen Flop.
Wenige Plätze bisher besetzt / Kritik an Auswahl der Träger. Artikel
aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.07.2003, Nr. 168 / Seite 11
3) Der Grund für die 9-Monate-Befristung könnte
sein: "Die PSA finanzieren sich aus den Entleihgebühren und der Förderung
der Bundesanstalt für Arbeit. Das von den Arbeitsämtern für die
PSA-Tätigkeit gezahlte Honorar besteht aus einer Fallpauschale während
der ersten neun Monate der PSA-Beschäftigung sowie einer Erfolgsprämie
im Fall der Vermittlung. Beide Honorarbestandteile sinken mit der Dauer der
Beschäftigung in der PSA." Zur Quelle siehe Fußnote 1)
4) Jobwunder Zeitarbeit floppt. Miserable Bilanz. Text der
Sendung von Maja Helmer in Frontal21 (ZDF) vom 11.11.2003
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/31/0,1872,2080735,00.html
5) Raubritter. Die Personal-Service-Agenturen fungieren
als Vorreiter für flächendeckendes Lohndumping. Artikel von Dago Langhan
in junge Welt vom 9.12.2003
http://www.jungewelt.de/2003/12-09/012.php
6) Siehe Fußnote 4
7) Vgl. Dumpinglöhne für Leiharbeiter. Ausbeutung
durch Zeitarbeitsfirmen. Text der Sendung von Maja Helmer in Frontal21 (ZDF)
vom 27.05.2003
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/30/0,1872,2047966,00.html
8) Eigentlich gilt: "Die verleihfreien Zeiten sind
von der PSA für arbeitsmarktliche Integrationsbemühungen und in diesem
Zusammenhang sinnvolle Kurzzeitqualifizierungen zu nutzen." (Quelle Fußnote
1) - das ist aber bekanntlich zu teuer
9) Maatwerk - ein Weg aus der Arbeitslosigkeit. Artikel
ohne Datum auf der Homepage der FDP Ladenburg
http://www.fdp-ladenburg.de/maatwerk.htm
10) Der Arbeitslose wird zum Kunden. Die Erfolge privater
Arbeitsvermittler. Artikel von Jeannette Goddar in Das Parlament 18/2002 vom
3.5.2002
http://www.das-parlament.de/2002/18/Panorama/037.html
11) Jobwunder Zeitarbeit floppt. Miserable Bilanz. Text
der Sendung von Maja Helmer in Frontal21 (ZDF) vom 11.11.2003, Teil 2
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/26/0,1872,2080826,00.html
12) "Private Vermittler mit Vermittlungsproblemen.
Frankfurter Rundschau vom 27.6.2003