Arbeitsausschuss der Initiative zur Vernetzung der bundesweiten Gewerkschaftslinken: Bewertung des Tarifabschlusses der IG-Metall Entgelttarifrunde 2008
Stellungnahme zum Abschluss der IG-Metall, von Christiaan Boissevain im Auftrag des Arbeitsausschusses der Gewerkschaftslinken
Aufruf zur Veröffentlichung aller Protest-Resolutionen und Erklärungen zum IG-Metall-Abschluss Entgelttarifrunde 2008 im Labournet
"wir sind der Meinung das besagter Abschluss ein Schlag ins Gesicht aller Kolleginnen und Kollegen ist, die an der beispielhaften Warnstreikwelle in dieser Tarifrunde teilgenommen haben! Deshalb bitten wir euch dringend um die Weiterleitung aller Protestresolutionen und Erklärungen zum Metallabschluss der Entgelttarifrunde 2008, zur Veröffentlichung an prominenter Stelle im Labournet!
Noch ist die Tarifrunde nicht ganz vorbei!
Von Seite der IG-Metallführung erwarten wir dass sie unter Anderem mit dem Argument, "ihr steht doch mit eure ablehnende Haltung ganz alleine da" solche schriftliche Äußerungen verschiedener Gremien zu unterbinden versuchen wird.
Um die Diskussion innerhalb der IG-Metall zu diesem Abschluss anzuregen und zu verstärken, bzw. die weit verbreitete Ablehnung und Enttäuschung in der Mitgliedschaft, aber auch bei vielen nicht organisierten Kolleginnen und Kollegen, zu einer gemeinsamen Ablehnungshaltung zu bündeln, halten wir es für sinnvoll alle VKLs, VKs, BRs und sonstige IG-Metall Gliederungen die sich noch geäußert haben, zu zeigen das wenn sie sich ablehnend äußern wollen, sie eben nicht alleine dastehen!..." Aufruf vom Arbeitsausschuss der bundesweite Initiative zur Netzwerkes der Gewerkschaftslinken .
Siehe die ersten Proteste unter Diskussion > Gewerkschaftsstrategien > Tarifrunden > IGM 2008 > Proteste
Für die volle Durchsetzung der 8% - Für eine 12 monatige Laufzeit!
"Vor dem Hintergrund der Finanzkrise, in der einerseits schon Tausende von Milliarden Dollar verbrannt wurden, in der andererseits die Regierungen der kapitalistischen Staaten mit ebenfalls Tausenden von Milliarden den "notleidenden" Banken und Finanzinstituten auf Kosten der LohnsteuerzahlerInnen unter die Armen greifen, glauben die Metall- und Elektroindustrie-Unternehmer uns Angst einjagen zu können! Natürlich, die Finanzkrise hat jetzt schon Auswirkungen auf die Konjunktur und wird sie sicherlich abwürgen. Aber sind wir ArbeiterInnen dafür verantwortlich?..." Flugblatt der Münchner Gewerkschaftslinken zum aktuellen Tarifkampf
Wir brauchen eine kräftige Erhöhung der Einkommen!
Ab Oktober läuft die nächste Tarifrunde zu Löhnen und Gehältern, im Juli beginnt die Diskussion zur Forderungshöhe. Wenn bis Herbst keine Einigung bei der Altersteilzeit erreicht ist, werden sich beide Verhandlungen überlagern. Eines muss heute schon klar sein: Unabhängig von der Altersteilzeit muss bei den Löhnen richtig was rauskommen.
Die offizielle Inflation liegt bei 3,1%, also deutlich über den 1,7 %, die wir im Juni erhalten sollen. Die Lebenshaltungskosten steigen aber deutlich höher: Strom soll knapp 7% im Juli zulegen, Die Gaspreise sind seit 2005 im Schnitt um 31 Prozent gestiegen, weitere 40% drohen im Herbst. Das Statistische Bundesamt meldet einen Preisanstieg bei Kohle und Öl um 20,7 Prozent. Preisschübe auch bei Getreide (+ 33 %), Kaffee (+ 12%) und Milch (+7,5 %) und Diesel (+26,4 %).
Es ist kein Wunder, dass viele angesichts dieser Zahlen verlangen, dass die IG Metall mit einer zweistelligen Forderung in die Verhandlungen geht. Die heftigen Steigerungen bei Lebensmitteln und Energie treffen aber diejenigen am heftigsten, bei denen das Einkommen nur für die Grundbedürfnisse draufgeht. Das schreit nach einer sozial gestalteten Forderung, z. B. einen Festgeldbetrag für alle Entgeltgruppen gleich. Eine Festgeld-Erhöhung von beispielsweise 300 € würde folgendermaßen wirken:
EG1 |
16,97% |
EG2 |
16,52% |
EG3 |
15,69% |
EG4 |
14,95% |
EG5 |
14,11% |
EG6 |
13,36% |
EG7 |
12,56% |
EG8 |
11,73% |
EG9 |
11,02% |
EG10 |
10,33% |
Es wird nicht leicht sein, entsprechende Forderungen in der IG Metall durchzusetzen. So wie bei der Altersteilzeit ständig betont wird, dass "man eine Lösung am Verhandlungstisch suche", wird die IG Metall-Führung alles tun, damit keine Forderung zustande kommt, die nur mit Streik zu erreichen wäre. Dagegen muss klar gesagt werden: Die Gewerkschaft hat die Bedürfnisse der Beschäftigten, der Mitglieder, zu vertreten! Wichtig ist deshalb auch, im Vorfeld die Mitglieder zu befragen und eine breite Debatte um die Forderung zu führen. Auch hier gilt, wie bei der Altersteilzeit: Es darf keinen schnellen Abschluss ohne Urabstimmung oder Mitgliederbefragung geben.
Siehe auch: Warum Festgeldforderung. Präsentation als Argumentationshilfe als pdf-Datei und als selbstlaufende Präsentation (PowerPoint)
Siehe als Hintergrund:
Kostengünstig altern
"Das Chemietarifpaket 2008 wurde als besonders innovativ bezeichnet. Und auch als gute Vorlage für die Verhandlungen um die Verlängerung des Altersteilzeit-Tarifvertrages, in die die IG Metall jetzt eintreten wird. Was ist innovativ an diesem Tarifpaket?..." Artikel von Friedrich Wöhler zum »innovativen« Chemie-Abschluss, erschienen im express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 5/08.
Siehe dazu auch: Branchen > Chemische Industrie > Allgemein: Tarifrunde Chemie 2008
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