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Updated: 18.12.2012 16:22 |
Liebe KollegInnen, vorweg zwei Fundstücke: "Im Hause des Henkers redet man nicht vom Strick" (T.W. Adorno, nicht über Schweigeminuten...); und: "Alle waren empört. Ach nein, die Deutschen haben getan, was sie am liebsten tun: Schweigen" (Oscar Wilde, auch nicht über Schweigeminuten). neu im LabourNet Germany am Freitag, 24. Februar 2012: I. Internationales / Indien / Arbeitsbedingungen und Arbeitskämpfe Ja, und wo wollen sie jetzt ihre Klamotten kaufen, wenn die Inderinnen ausgesperrt sind? S. Oliver, Tom Tailor, O'Neil und Marco Polo - das sind die Marken in der BRD, für die das Unternehmen Unitex Exports im südindischen Ambatur bei Chennai in der Sonderwirtschaftszone produziert. Produziert hat, wenn es nach den Eigentümern des Unternehmens geht: Die hatten im November 2011 das Werk kurzerhand geschlossen - und 30 Kilometer weiter ein neues aufgemacht, viel grösser: 750 statt 120 Arbeiterinnen. Der Grund für diesen plötzlichen Umzug heisst GAFWU - die Gewerkschaft, in der sich die Frauen (1 Mann arbeitet ebenfalls da) organisiert hatten, alle: Um vor allem endlich die Erhöhung der Mindeslöhne zu erhalten, die ihnen eigentlich seit 2005 zusteht - und zu dieser Zahlung war das Unternehmen gerichtlich und von den Arbeitsbehörden verurteilt worden. Die einzigen Freunde die das Unternehmen noch hat, sind ihre europäischen Geschäftspartner - und die Polizei, die die Frauen mit Gewalt am Betreten des Unternehmens gehindert hat. Die GAFWU gehört dem parteiunabhängigen Verband NTUI an, der zusammen mit allen anderen indischen Gewerkschaftsföderationen der Region mehrere große Protest- und Solidaritätsaktionen organisiert hat, die von den Polizeifreunden nicht verhindert werden konnten - und von den europäischen Partnerunternehmen nicht zur Kenntniss genommen wurden, weshalb NTUI und GAFWU jetzt zur internationalen Solidarität aufrufen. Dies ist die knappe deutsche Zusammenfassung des Aufrufs "Appeal for support and solidarity for garment workers at Unitex Exports, Chennai" Siehe dazu auch: Protestbrief an das Unitex-Management Sowie: Brief an die Landesregierung des Bundesstaates Tamil Nadu II. Internationales / Kambodscha Schüsse auf streikende Puma - Arbeiterinnen "Eine der Arbeiterinnen in dem kambodschanischen Werk sei schwer verletzt worden. Die taiwanische Firma Kaoway Sports stelle Schuhe für Puma her, berichtete die Zeitung "Phnom Penh Post". In dem kambodschanischen Werk streiken nach den Medienangaben rund 1.000 Beschäftigte. Kambodschanische Menschenrechtsgruppen hatten zuletzt beklagt, dass vermehrt Waffengewalt gegen Protestierende eingesetzt worden sei" - aus der APA-Meldung "Drei Frauen während Streiks bei Puma-Zulieferer angeschossen" Zwei der angesprochenen Menschenrechtsgruppen haben die Presseerklärung "Stop Gun Violence Impunity: Arrest and Prosecute the Svay Rieng Shooter" Siehe dazu auch: "Puma untersucht Schiesserei bei Demo von Arbeitern in Kambodscha" III. Internationales / Südafrika / Arbeitskämpfe Implat - Streik in der fünften Woche. Weder NUM noch COSATU können bisher für die Wiederaufnahme der Arbeit sorgen... Seit dem 12. Januar streiken (inzwischen alle) 17.200 Bergarbeiter von Impala Platinum in Rustenburg - zweitgrösster Platinförderer der Welt, die Unternehmensleitung hatte nach wenigen Tagen Streik die gesamte Belegschaft entlassen. Begonnen hatte der Streik mit dem Protest der Bohrleute (die sich selbst in etwa "Frontschweine" nennen), die bei einer betrieblichen Erhöhung von Prämien ausgeschlossen worden waren - danach kamen noch andere Abteilungen dazu, und als deutlich wurde, dass das Unternehmen offenbar gezielt Spaltungsversuche unternimmt, beteiligte sich die ganze Belegschaft mit der Forderung einer einheitlichen Lohnerhöhung. Bei Versuchen, den Streik zu unterdrücken, wurden zwei Menschen durch Gummigeschosse getötet. Die National Union of Mineworkers war von dieser Aktion überrascht und wollte sie als Warnstreik zum Auftakt von Verhandlungen verstanden wissen - nicht aber die Belegschaft. Inzwischen ist die NUM in einer so kritischen Situation, dass sie in der fünften Streikwoche den Generalsekretär des Gewerkschaftsbundes Zwelenzima Vavi aufbot, zu den Streikenden zu reden, was er auf dem Wohngelände der Zeche vor 3.000 Arbeitern tat. Sie sollten ihren Streik beenden, damit verhandelt werden könne, sagte Vavi. Zur NUM sagte er, sie bemühe sich weiterhin um die Wiedereinstellung aller Entlassenen, was bisher bei rund 8.000 geschehen ist, die jetzt allmählich auch die Arbeit wiederaufnehmen (sollen). Man müsse untersuchen, sagte Vavi anschliessend der Presse, was dazu geführt habe, dass die Arbeiter in Rustenberg "sich selber führen"...(Zitat: "We acknowledge that we must be present here every weekend to find out why there are organisational problems and why rock drillers are leading themselves."). In dem Bericht "Vavi: Implats' actions amount to apartheid" Siehe dazu auch: "Impala boardroom set alight" Sowie: "Armageddon at Implat's wildcat strike? Mine eruptions escalate in South Africa" IV. Internationales / Tunesien Angriffe auf die UGTT Brennende Gewerkschaftsbüros, überfallene Gewerkschafter, mediale Hetze: Das Klima ändert sich, die UGTT wird angegriffen - nicht wegen der Rolle, die der Verband unter der Diktatur des EU-Partners Ben Ali spielte, sondern wegen der Rolle, die die Masse der aktiven Gewerkschafter bei dessen Sturz und danach spielte und dabei die UGTT veränderte. Der Bericht "Tunisie : attaques contre les locaux syndicaux... A travers l’UGTT c’est tout le mouvement social qui est visé" Siehe dazu: Die UGTT organisiert den Widerstand gegen die Übergriffe, wie aus der (französischen) "10 Punkte Erklärung" Siehe dazu auch: "Solidaritätserklärung mit der UGTT" V. Internationales / Somalia Feuer (wieder) frei? Alle möglichen Militärkräfte wurden bereits eingesetzt, um die Lage in Somalia für die jeweiligen Entsender beherrschbar zu machen - und da niemand was dazu lernt, soll nun erneut auf einem Treffen in London über Militäreinsätze beraten werden. Dass auch dieser neue Anlauf einer "internationalen Lösung" scheitern wird, weil stets der ganz besonders ausgeprägte somalische Willen nach Unabhängigkeit übersehen werde ist die Argumentation in dem Beitrag "The 'scramble' for Somalia" Siehe dazu auch: "Somalia's Rich Maritime Resources Being Plundered, Report Says" VI. Internationales / Griechenland / Widerstand Theodorakis - und unendlich viele andere... "65 Jahre nach dem Sieg über Nazismus und Faschismus stehen die europäischen Völker heute einer dramatischen Bedrohung gegen über, dieses Mal nicht militärischer, sondern finanzieller, sozialer und politischer Art. Ein neues »Imperium des Geldes« hat in den letzten Monaten systematisch ein europäisches Land nach dem anderen angegriffen, ohne substantiellen Widerstand zu erfahren. Den europäischen Regierungen misslingt es nicht nur, die europäischen Völker gegen die Märkte zu verteidigen, im Gegenteil: sie versuchen, die Märkte »zu beruhigen«, in dem sie Politiken einführen, die uns an die Art und Weise erinnern, wie Regierungen versucht haben, dem Nazismus in den 30ern zu begegnen. Sie organisieren »Schuldenkriege« zwischen den Völkern Europas, genauso wie damals, als sie von der 'belle époque' zum Ersten Weltkrieg getrieben wurden.Die Marktoffensive begann einen Krieg gegen Griechenland, einen EU-Mitgliedsstaat, dessen Bevölkerung eine entscheidende Rolle im Widerstand gegen Barbarei und in der Befreiung Europas im Zweiten Weltkrieg gespielt hat. Zu Anfang war dieser Krieg ein Kommunikationskrieg, der uns an die Kampagnen gegen feindliche, ausgestoßene Länder, wie Irak und Jugoslawien, erinnerte. Diese Kampagne präsentierte Griechenland als ein Land fauler und korrupter Bürgerinnen und Bürger, während sie versucht, die »PIIGS« Europas und nicht die internationalen Banken für die Schuldenkrise verantwortlich zu machen" - so heisst es in "Gemeinsamer Aufruf von Mikis Theodorakis und Manolis Glezos" Und: "AN DIE INTERNATIONALE ÖFFENTLICHE MEINUNG" Siehe dazu auch: "Save the Greeks from their Saviors!" VII. Internationales / Spanien / Spanien in der Krise Franco reloaded? Prügelorgie uniformierter Banden in Valencia "Los gehts!" - so etwa der Spruch des Kommandoführer zum Start der Prügelorgie gegen protestierende SchülerInnen in Valencia. Das komprimierte Zukunftsangebot des EU-Regimes der Notverordnungen an die Jugend: kuschen, oder es setzt was...In dem Überblick "Spain: Crackdown Against Students Continues in Valencia" Siehe dazu auch: "La represión no nos detendrá en nuestra defensa de la educación pública" VIII. Internationales / Türkei Wirtschaftswunder, Todesopfer: Stillschweigen verordnet Während Unternehmen, Anleger und Banken über das türkische Wirtschaftswachstum schwärmen und insbesondere die Bauwirtschaft Wachstumsraten von über 10% verzeichnet, soll über die Kehrseite möglichst nicht gesprochen werden: 62 Todesopfer verzeichnet der "Index der Opfer der Berufsausübung" des Istanbul Health& Safety Labor Watch für den Januar 2012. Die Zahl der Todesopfer war dabei eben im Bausektor am größten - aber auch die berüchtigten Privatwerften von Tuzla tauchen in dieser mörderischen Statistik auf - ebenso wie immer wieder Brände in Massenunterkünften migrantischer Arbeiter Opfer fordern. Ein knapper Überblick über die Entwicklung mehrerer Prozeße, die von Hinterbliebenen früherer Opfer angestrengt wurden wird in der Januar-Zusammenfassung ebenso gegeben, wie darüber berichtet wird, was passiert, wenn jemand das vielgepriesene Wirtschaftswunder hinterfragt: Prof. Dr. Onur Hamzaoğlu hat eine wissenschaftliche Studie über die Auswirkungen von Industrieabfällen in Dilovasi publiziert - jetzt wird er mit einem Prozeß wegen "Schürung öffentlicher Unruhe" bedroht... Die kurze englische Zusammenfassung der Ausgabe Februar 2012 des "Istanbul Health and Safety Labor Watch" IX. Internationales / Argentinien Zugunglück in Once: Opfer der Privatisierung 50 Tote und etwa 600 Verletzte hat das Zugunglück in Once bedeutet: Und während in der üblichen Berichtewelle die Tragik des Geschehens und die Schuld des Lokführers beschworen werden, hat Pablo Micheli, Generalsekretär des Gewerkschaftsbundes CTA in einer Pressekonferenz unterstrichen, es sei die Triade aus Regierung, Privatunternehmen und Gewerkschaftsbürokratie, die diesen "tödlichen Cocktail" ergäben. In der CTA Meldung "Micheli embistió contra el Gobierno y pidió la reestatización de los ferrocarriles" ...bis zum nächsten Mal, Helmut LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |