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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Die USA und Europa/Deutschland weiter in einer "Echternacher Springprozession" durch die Krise Die USA mit Obama Beginnen wir doch vor Obamas Rede zum Arbeitsmarkt (Aufwärts - wenigstens gefühlt / Kommentar in der SZ http://www.sueddeutsche.de/politik/vor-obamas-rede-zum-us-arbeitsmarkt-aufwaerts-wenigstens-gefuehlt-1.1140429 ). Wenn die Amerikaner misstrauisch sind - und schon wieder auf die Republikaner mit ihren gescheiterten Konzepten - mehrheitlich? - setzen, so trägt dafür Obama selbst die Schuld, denn seinem hoffnungsvollen "Change" ließ er zunächst doch nur die alten republikanischen Finanzmarktrezepte (mit den gleichen Leuten wie unter Bush) mit einem Kniefall vor der "Wall Street" folgen... Wer mir das jetzt nicht glauben will und für überzogen hält, der schaue sich diesen hervorragenden Film von Charles Ferguson "Inside Job" an, der zwar von Hollywood mit einem Oskar für den Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde - was er m.E. wirklich verdient hat - aber dennoch nie in einem Kino gezeigt wurde. Den Film kann jedoch jede(r) in jedem Buchladen für nur ca. 14.- Euro erwerben! (www.insidejob.com/ - mit deutschen, aber wohl auch französischen Untertiteln!) Der Oskar für diesen Film wird auch als ein politisches Zeichen gewertet, wie sich Hollywood von Obama abwandte.... Und jetzt nach Hollywood wendet sich dann wohl auch der Wähler ab, denn - ganz anders als Roosevelt in den Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts - schien die "größte Weltwirtschafts- und Finanzkrise seit 80 Jahren" bei Obama nicht vorzukommen - und so schrieb die Rundschau erst einmal zu recht: "In der Not bringt der Mittelweg den Tod" (www.fr-online.de/politik/meinung/in-der-not-bringt-der-mittlere-weg-den-tod/-/1472602/10805910/-/index.html ) Aber dann kam es doch ganz anders! - ganz anders? Jedenfalls riss der Präsident der Vereinigten Staaten das Ruder noch einmal ganz herum - zum Kampf gegen die Arbeitslosigkeit! So konnte Paul Krugman doch schreiben, wie angenehm er überrascht war durch Obamas "Job Plan" (www.nachdenkseiten.de/?p=10695#h03 ). Im Abkehr vom Spardiktat setzte die US-Regierung nun doch wieder auf einen ökonomischen Stimulus - was nicht zuletzt auch ein Eingeständnis des Scheiterns der rigorosen Sparpolitik ist (www.fr-online.de/politik/zurueck-zum-stimulus/-/1472596/10822518/-/index.html ). Dabei wurde schon zu recht angemerkt, dass Tim Geithner (seine Rolle siehe "Inside Job") sich in seinen Ausführungen gerade nur auf das "Wachstum" konzentrierte, ohne auf die Krisenursachen durch die Finanzmärkte einzugehen (www.nachdenkseiten.de/?p=10695#h02 ). So wird weiter nur die "halbe" Krise bzw. ihre "Folgen" behandelt - ohne den wesentlichen Ursacheherd, die Finanzmärkte, durch eine neuerliche Regulierung anzugehen. Ganz im Gegensatz dazu hatte dies Roosevelt - nach einem offensiven Wahlkampf gegen das unersättlich freie Tun der Finanzindustrie - schon 1933 mit seinem "Glass-Steagall-Act" in Angriff genommen, der vor allem auch das sog. "Trenn-Banken-System" brachte. Dabei ist so offensichtlich wie das ganze Geld einer Volkswirtschaft weiter so radikal zur Finanzindustrie mit ihrer Zockerei - und Vermögensverschiebung - hinwandert. (Vgl. "The Great Bank Robbery" www.nachdenkseiten.de/?p=10695#h05 ) Die Wall Street kann in den USA also weiter das Geschehen diktieren - auch wenn der Präsident zunächst alle Anstrengungen "versucht" darauf zu setzen, durch ein Wachstumsprogramm wenigstens die Arbeitslosigkeit zu verringern. Nur selbst bei diesen "versuchten" Anstrengungen muss schon wieder Wasser in den Wein geschüttet werden, wie Paul Krugman in einer Kolumne "USA in Fesseln" feststellt: Obama hat einige richtige Ideen, um etwas gegen die Arbeitslosigkeit zu tun. Doch die Republikaner (mit ihrer Mehrheit) werden sie verhindern (www.fr-online.de/politik/meinung/usa-in-fesseln/-/1472602/10827060/-/index.html ). Aber es bleibt vorerst weiter spannend - denn nun werden wir doch von Obama ein weiteres Mal überrascht, - er hat nämlich die Idee - um seinem Plan doch zur Realisierung zu verhelfen - diesen durch die Reichen (wo das viele Geld jetzt inzwischen liegt) finanzieren zu lassen (www.sueddeutsche.de/politik/us-arbeitsmarkt-initiative-reiche-sollen-obamas-job-plaene-finanzieren-1.1142201 )- und damit könnte er doch noch die so destruktiven Republikaner deutlich in Schwierigkeiten bringen. Wenn wir also bei unserem Bild der "Echternacher Springprozession" bleiben wollen, dann kann man dieses - durchaus lobenswerte - Vorhaben des US-Präsidenten erst einmal als einen Schritt nach vorne sehen, das wahrscheinlich sogar seine gesunkenen Wieder-Wahlchancen erhöhen könnte. Europa und Deutschland beim weiteren "Durchwursteln" auch ohne Lösung - Zur "marktkonformen" Demokratie mit Verbriefungshype Nur wer sich wieder einbilden möchte, wir in Europa und Deutschland seien bei uns auch nur ein wenig besser dran, der muss eines "Schlechteren" belehrt werden - ja, im Gegenteil ein Konjunkturprogramm aus Deutschland - wie es z.B. die Chefin des IWF Lagarde Deutschland nahe gelegt hatte (www.nachdenkseiten.de/?p=10626#h06 ), um als "Lokomotive" Europa aus der Krise zu führen, muss weiter reiner Wunschtraum bleiben angesichts der strikten Weigerung der Bundeskanzlerin, obwohl Deutschland nach der OECD bereits das "Schlusslicht" bildet ( www.nachdenkseiten.de/?p=10681#h07 ). Es sei darauf hingewiesen, dass bei allen "Millimeter-Erfolgen" auf europäischer Ebene die geistige "Entscheidungsschlacht" über den angemessenen Weg aus der Krise noch aussteht (www.labournet.de/diskussion/wipo/allg/schlacht.html). Denn in Europa will wohl kaum einer die Krise von ihrem Grunde her lösen, sondern allenfalls immer wieder den Euro "retten" - und damit die Europäische Union. Und man kann schon sagen "spiegelbildlich" zu den USA bleiben die Finanzmärkte bei allen in den Blick genommenen Maßnahmen - auf dem Weg von einer Währungsunion zu einer Wirtschaftsunion - in der EU einfach weiter außen vor - es geht eben bei den anzupeilenden Maßnahmen immer nur um eine "Beruhigung" dieser Märkte - wie Guy Verhofstadt noch einmal betont (www.taz.de/EU-Politiker-ueber-Wirtschaftspolitik/!77869 ) - diese Herrschaft der Finanzmärkte will dann jedoch wenigstens Erhard Eppler - altersweise - aus seiner politikfernen Position in der SPD heraus angehen (www.sueddeutsche.de/politik/maerkte-und-politik-in-der-finanzkrise-durch-versagen-zur-macht-1.1139378 ). Er sieht diese Herrschaft der Finanzmärkte zwar erst durch die Finanzkrise - und nicht schon durch die ganzen Finanzmarktderegulierungen der Rot-Grünen Bundesregierung - heraufziehen, aber sei`s drum, diese "Erkenntnis" könnte für die SPD doch schon ganz nützlich werden. Aber vielleicht hat Eppler einmal doch die jüngsten Studien des DIW zu den Banken gelesen - wie den DIW-Wochenbericht 32 / 2011 "Die Banken drehen wieder ein großes Rad - und: Banken werden immer größer" - mit dem Ergebnis die bisherigen Regulierungen "sind für die Katz" (das DIW drückt das natürlich wissenschaftlicher aus) ( www.nachdenkseiten.de/?p=10416#h06 sowie www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.377260.de/11-32.pdf und dann noch anschließend die Studie des DIW zu den Verbriefungen "Aus der Krise nichts gelernt" www.nachdenkseiten.de/?p=10597#h01 ) - so bleibt dann eben "nach der Krise ist gleich vor der Krise"! (Zur Entstehung und Entwicklung dieser "Verbriefungspest" siehe noch einmal "Inside Job") Vielleicht sind da auch einem Erhard Eppler ein paar "Bogenleuchten aufgegangen"? Bei den Grünen kann man ja Sven Giegold mit "Finance Watch" - dem "Greenpeace für die Finanzmärkte" zu den Vorkämpfer zählen - aber wenn die Sprache auch auf die Finanzmarktregulierung kommt, dann sieht er die Möglichkeiten dafür erst einmal ganz weit hinten auf der politischen Agenda (vgl. sein Interview auf "Kontext-TV" www.nachdenkseiten.de/?p=10695#h08 ). Und selbst für die Eurobonds sieht er politisch noch nicht so schnell einen Durchbruch kommen. Diese Unfähigkeit zu gemeinsamen Eurobonds veranlasst dann Rudolf Hickel in einem weiteren großen "Rundumschlag" zu den Entwicklungsmöglichkeiten in Europa nach dem Gipfelbeschluss vom 21. Juli 2011 (siehe "Europa in einem gemeinsamen Lernprozess nach vorne" www.labournet.de/diskussion/eu/wipo/krise_bahl8.html) hin zu einer europäischen Wirtschaftsregierung einfach doch noch den "Haircut" genannten Schuldenschnitt - sozusagen aus ganz pragmatischen Gründen - auf den Schild zu heben (www.iaw.uni-bremen.de/rhickel/pdf_dateien/euro_ezb_blazzrt_2011-07-21.pdf ). Denn Griechenland bleibt weiter in der "Todesspirale", wie Niels Kadritzke diagnostiziert (www.nachdenkseiten.de/?p=10692 ) - nur trotz allen Mediengezeters war das keineswegs immer so vorgezeichnet, wie Jens Berger mit den Zahlen der OECD sauber vorrechnet. Ja, im Gegenteil diese jetzigen Problemkinder der Eurozone galten vordem sogar als Musterschüler - und haben ihren so schrecklichen "Abstieg" auch wieder vor allem den Finanzmärkten zu verdanken (www.nachdenkseiten.de/?p=10585 ). Das populäre Vorurteil, nachdem Deutschland aufgrund der Schuldenproblematik keinen Spielraum mehr hätte, um haushaltspolitisch gegen die massiven Folgen der Finanzindustrie anzukämpfen, ist bei näherer Betrachtung nicht mehr haltbar. Doch anstatt mittels antizyklischer Finanz- und Wirtschaftspolitik die Krisenfolgen einzudämmen, die Binnennachfrage zu stärken und damit als stärkste europäische Volkswirtschaft die dringend benötigte Rolle einer Wachstumslokomotve (siehe oben die Aufforderung von Lagarde vom IWF für ein deutsches Konjunkturpaket) zu übernehmen, verfolgt die deutsche Regierung eine prozyklische Wachstumspolitik und nutzt ihren (ökonomisch) gewonnenen Einfluss darüber hinaus auch noch dazu , ihre neoliberale Schock-Strategie auf die gesamte Eurozone auszudehnen. (Jens Berger: www.nachdenkseiten.de/?p=10641 ) Aber wo das Sparen zur "ultima ratio" des gesamten politischen Handels wird, kann man nur mit Wolfgang Lieb ausrufen "Hurra, wir sparen uns kaputt" (www.nachdenkseiten.de/?p=10469 ). Dabei hatte gerade der IWF in einer jüngsten Studie, in der in 17 Industrieländern 173 Konsolidierungsprogramme untersucht werden, herausgefunden, dass die in ökonomischen Kreisen noch immer so verbreitete Mär vom Gesundsparen einfach absurd ist. Dort wird das Kaputtsparen der Gesamtwirtschaft ausführlich belegt - und das Fazit lautet: Jeder Prozentpunkt, um den der Staat die Fiskalpolitik straffte, hat innerhalb von zwei Jahren beim Wirtschaftswachstum 0,6 Prozentpunkte und beim privaten Konsum 0,75 Prozentpunkte gekostet. Wieder einmal bedurfte es der Gewalt der Krise, um die Doktrin vom Einsparstaat (als Wachstumsmotor!) durch Ansätze zur Stärkung der Wirtschaft wegzuräumen (Rudolf Hickel)( www.zeit.de/wirtschaft/2011-08/schulden-konjunktur - und zur Studie selbst: www.imf.org/external/pubs/ft/wp/2011/wp11158.pdf ). Nur Deutschland als der "absolute Hort" dieser Lehre wird doch langsam in Europa auch zum Rückzug gezwungen. So hat ein Fanatiker dieses Stabilitäts- (sprich Spar-) Kurses bei der EZB, der Chefvolkswirt Jürgen Stark das Handtuch geworfen, als die "anderen" mehrheitlich nicht mehr so wollten wie er - und mit ihm die Bundesbank - es so will (www.fr-online.de/wirtschaft/eklat-bei-der-ezb/-/1472780/10822960/-/index.html ). Dies rührt dann den Hort des Neoliberalismus in der Wirtschaftsredaktion der SZ fast zu Tränen "Schwarzer Freitag für den Euro" (www.sueddeutsche.de/geld/ezb-chefvolkswirt-stark-tritt-zurueck-schwarzer-freitag-fuer-den-euro-1.1141290 ) was dann Robert von Heusinger in der FR verleitet eine Gegenposition einzunehmen - es wird doch glatt wieder im Wirtschaftsteil (wenn auch nicht der gleichen Zeitung) diskutiert: "Scheidender EZB-Chefvolkswirt Stark taugt nicht zum Mythos" (www.fr-online.de/wirtschaft/stark-taugt-nicht-zum-mythos/-/1472780/10831096/-/index.html ). Na ja, dafür kann dann der designierte Nachfolger Jörg Asmussen die SZ dann wieder jauchzen lassen, denn einen "profiliteren" Finanzmarktfetischisten - dieses Symbol sozialdemokratischer Finanzmarkthörigkeit - hätte man ja kaum finden können (www.nachdenkseiten.de/?p=3127 , www.nachdenkseiten.de/?p=3121 sowie zuletzt www.nachdenkseiten.de/?p=10706 ). Man kann also Jörg Asmussen durchaus bei seinem ganzen Einsatz für die Verbriefungen in Deutschland als so etwas wie den "Verbriefungspapst" für Deutschland bezeichnen. Wozu Jens Berger dann vor erschreckendem Erstaunen nur noch meint: "Der Bankenlobbyist als Chefvolkswirt der EZB ist doch so ziemlich das Letzte, was die Eurozone gebrauchen kann." Aber die Versuche Deutschlands ökonomisch Europa - ganz unsolidarisch nur im eigenen Interesse - zu beherrschen, werden immer stärker wahrgenommen (www.nachdenkseiten.de/?p=10614#h13 ). Dabei hatte auch schon EU-Präsident Barroso erstmals ansatzweise in einem Brief an die siebzehn Mitgliedsländer der Eurozone darauf hingewiesen, dass es sich um eine Systemkrise des Euroregimes handele und eben schon längst nicht mehr um eine auf wenige Länder (des Südens) konzentrierte Staatsschuldenkrise, indem er feststellte: "Es ist klar, dass wir es nicht mehr nur mit einer Krise an der Peripherie der Eurozone zu tun haben". Die durch die Konstruktion der Währungsunion (ohne Wirtschaftsunion) und damit einer einheitlichen Geldpolitik ausgelöste Spaltung in der Eurozone wird heute durch eine viel zu stark nationalstaatliche Politik, die den Kern der Krise nicht wahrnehmen will, verschärft (siehe Hickel,a.a.o. S.3). Dabei hat die EZB selbst auch wieder die Probleme bei den Zinsen nur halbherzig wahrnehmen wollen - und eine Kehrtwende in der Krise gescheut (www.fr-online.de/wirtschaft/krise/ezb-scheut-die-kehrtwende/-/1471908/10818460/-/index.html ). Nun steht - anders als in den USA - für Europa nicht einmal ein Konjunkturprogramm gegen die Arbeitslosigkeit zur Diskussion noch wird auch nur im entferntesten an eine wirksame Bankenregulierung gedacht, um den Weg zur "Plutokratie" (www.nachdenkseiten.de/?p=10626#h03 ) noch ein wenig - jetzt am Schluss - des gewaltigen Reichtumskonzentrationsmechanismus durch die fortwährende Spekulation ein wenig aufzuhalten. Stattdessen gibt es erst noch einmal weitere Geldgeschenke an die Finanzindustrie (www.nachdenkseiten.de/?p=10681#h03 ). So gewinnt immer weiter noch "am Ende die Bank" (www.nachdenkseiten.de/?p=10681#h03 ). Ja, und politisch ist dieser Weg ja genauso von unserer Kanzlerin gewollt, denn statt wie Eppler endlich doch aus den "Krisenfängen" der Finanzindustrie auszusteigen, besitzt unsere Kanzlerin doch glatt die Chuzpe unsere ganze Demokratie den Finanzmärkten unter ordnen zu wollen - durch eine "marktkonforme Demokratie" (www.nachdenkseiten.de/?p=10611 ). So beginnt sich doch auf der politischen Ebene (siehe Eppler versus Merkel) eine Kontroverse über die Herrschaft der Finanzmärkte langsam herauszuschälen - und damit wird jetzt so langsam doch nicht mehr der "ganz großen Koalition" für die Finanzmärkte "allseitig" die Stange gehalten und zum absoluten "Muss" für die Politik erklärt. Wenn auch im Moment die notwendige "Neue Gesamtkonstellation" mit regulierten Finanzmärkten, wie sie im Bundestag schon zur Diskussion stand, noch "in den Sternen" steht. (Siehe www.labournet.de/diskussion/wipo/finanz/bahl3.html in Verbindung mit www.nachdenkseiten.de/?p=10011#h05 ) Die Krise weiter als Lehrmeisterin für ökonomische Analphabeten Nur es könnte sein, dass dann auch hier wieder die Krise selbst den so "tumben" politischen Eliten - wie bisher meist - "mores" lehrt. Und der nächste Krisenschub könnte kurz bevor stehen, wenn einer, der es eigentlich immer genau wußte, der Chef der Deutschen Bank Josef Ackermann, anfängt vor der nächsten Finanz-Krise zu warnen (www.nachdenkseiten.de/?p=10634#h02 ). Aber auch einigen Managern der Werte schöpfenden Wirtschaft geht das immer weitere Gezocke auf den Wecker und sie können darin einfach auch nicht mehr einen wirklichen ökonomischen Sinn erkennen, so dass sie sich doch jetzt auch schon gegen die Spekulation zu Wort melden (www.nachdenkseiten.de/?p=10663 ). Und wenn der nächste Finanzmarkt-Absturz kommt, trifft er Deutschland nicht mehr in guter wirtschaftlicher Position , sondern auch volkswirtschaftlich schon vor dem "Absturz" ( www.sueddeutsche.de/wirtschaft/deutsches-wirtschaftswachstum-die-weiteren-aussichten-absturz-1.1140660 oder www.nachdenkseiten.de/?p=10681#h07 ). Die so enorm und ganz einseitig gewachsenen Vermögen mit dem starken Hang zur "Polarisierung" jetzt - wie Obama es ja versucht - heranzuziehen, erscheint da auch das Gebot der Stunde. So schlägt Stephan Schulmeister jetzt "Vermögensteuern als ein Teil des New Deal" vor (www.nachdenkseiten.de/?p=10681#h01 (siehe ders. auch "Lernschwäche der Ökonomen" www.nachdenkseiten.de/?p=10626#h04 )). Wenn man zusätzlich noch bedenkt, dass die "Armut der öffentlichen Hand" nicht nur durch die gewaltigen Bankenrettungskosten veranlasst wurden, sondern auch noch durch die ganzen Steuersenkungen - meist auch zugunsten der Reichen (www.nachdenkseiten.de/?p=10681#h02 ) -erreicht wurde, dann erscheint einem das nur doppelt billig. Während die SPD noch streitet, bezieht die Linke Position "Millionäre besteuern" (www.michael-schlecht-mdb.de/millionare-besteuern-.html#more-2391 ). Und noch eine Stützung durch das Bundesverfassungsgericht vor dem Untergang des Euro . aber mit der "marktkonformen" Demokratie, die wohl angemessener "spekulationskonforme Demokratie, auf dem Weg zu einer Plutokratie" heißen sollte. Genau an dem Tag, an dem Obama seine "große Rede" für ein Job-Programm in den USA hielt, wurde auch die Bundeskanzlerin - gestärkt durch das Bundesverfassungsgericht - noch einmal kämpferisch für Europa und für den Euro (www.fr-online.de/meinung/letzte-hilfe,1472602,10805916.html ). Dabei hatte das Bundesverfassungsgericht - gegen notorische Euro-Gegner - weiter den schmalen Grad beschritten zwischen einer europäischen Verfassung, die die Marktradikalität - mit "Märkte, Märkte über alles"... - auf der einen Seite stärkt, und auf der anderen Seite auf diesem Wege "marktkonform" die EU nicht untergehen lassen will. So hat es just jetzt auch die Maastricht-Regeln (zu deren einseitigen ökonomischen Unsinn vgl. auch noch einmal Hickel,a.a.o.) in den Verfassungsrang erhoben (www.nachdenkseiten.de/?p=10675 ). Die frühere Ausgewogenheit unserer Verfassung zwischen sozialen Rechten und Wirtschaftsrechten hatte es ja früher in seinem "Lissabon"-Urteil schon beseitigt durch die gnadenlose Aufhebung der Tarifautonomie gegenüber einer schrankenlosen Unternehmensfreiheit (www.nachdenkseiten.de/?p=4043#h21 ). So könnte das Bundesverfassungsgericht mit seiner europäischen Verfassungsinterpretation direkt der Stichwortgeber für Merkels "marktkonforme Demokratie" sein - endlich auf dem Durchbruch zu einer Herrschaft der Reichen - einer reinen "Plutokratie" - mit Deutschland gegen "Rest"-Europa. Während auf der einen Seite immer mehr Leute in den politisch gewollten Niedriglohnsektor absinken (www.fr-online.de/home/jeder-fuenfte-vollzeitbeschaeftigte-lebt-vom-niedriglohn/-/1472778/10819676/-/view/asTicker/-/index.html ), kämpfen die Gewerkschaften mühsam gegen die Mär der Arbeitgeber, dass doch dieses "Unten" soviel Möglichkeit zum Aufstieg böte (www.nachdenkseiten.de/?p=10572#h12 ). Die Löhne stagnieren oder schrumpfen seit ca. 10 Jahren in Deutschland - und die politisch so viel gepriesene "Mittelschicht" schrumpft einfach immer weiter vor sich hin - mit der "guten Chance" zum sozialen Abstieg. (vgl. Ziff. 11 und 10 www.nachdenkseiten.de/?p=3617#h11 und auch www.nachdenkseiten.de/?p=3617#h10 zusamen mit dem DIW "Die Mittelschicht schrumpft" www.nachdenkseiten.de/?p=5906#h01 sowie www.nachdenkseiten.de/?p=6602#h05 ). Mal schauen, ob dagegen auch die "große Wut der immer mehr Überzähligen" - wie in England - einmal zunehmen könnte. Nur vorerst scheinen die Deutschen noch die Angst vor dieser Zukunft einfach hinter sich zu lassen: "Goodbye German Angst" (www.fr-online.de/panorama/goodbye-german-angst,1472782,10818324.html ) - irgendwie scheint ihnen das "wurscht" zu sein (oder sie stecken den Kopf in den Sand - und eines Tages gibt es ein übles Erwachen...). Und was die Kosten für die Euro-Krise anbelangt, rechnet Ulrike Herrmann in der TAZ sauber vor, wie verquere diese Analyse mit ihren so nationalistisch-bornierten Untertönen ist - die FDP-Chef Rösler mit dem "Pleite-Gehen-Lassen" von Griechenland aufgemacht hatte: Ein Konkurs Griechenlands würde gerade die Bundesrepublik - und eben ihren Steuerzahler! Milliarden kosten - ja, wenn die EU weiter so hartnäckig dank Deutschland nicht zu den Eurobonds finden kann, die wenigstens doch noch die Finanzierungslast zuungunsten der Banken von den deutschen Steuerzahlern genommen hätte (www.taz.de/!77993 ). So werden eben die Deutschen - trotz oder gerade durch ihre "Angst" vor den Kosten der Krise diese Zeche doch einfach zu zahlen haben. Aber das ist wohl schon wieder für die einfache Rechnung "einer schwäbischen Hausfrau" zu kompliziert. Ein Nachtrag noch: Angesichts der geringen Gemeinsamkeit für eine Lösung der Krise ging die Runde der G8 am letzten Wochenende in Paris ohne Ergebnis auseinander. Das ist nur insoweit anders als in der letzten Krise vor 80 Jahren, als sich dort die Industrieländer - voran die USA mit Roosevelt - einfach weigerten nach gemeinsamen Lösungen in der Krise zu suchen. Dies sollte nur nationalstaatlich möglich sein. Heute reden sie wenigstens miteinander darüber - nur ohne Ergebnis (nur, was ist jetzt da der "große" Unterschied?). P.S.: Wer noch genauer wissen möchte, wie es um eine "Echternacher Springprozssion" steht, der kann doch einfach noch einmal - sozusagen zurück - in dem Beitrag "Zangenbewegung..." nachschauen (www.labournet.de/diskussion/eu/wipo/krise_bahl10.html). Kommentierte Presseschau von Volker Bahl vom 14.9.2011 |