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Updated: 18.12.2012 15:51
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Nach Pisa neuer Schock: Deutschen Schülern und Schülerinnen droht im Fach Mathematik der Absturz ins Bodenlose

(mdb, 06.09.04) Nach den alarmierenden Ergebnissen der Pisa-Studie droht das Land der Dichter und Denker im europäischen Vergleich noch weiter zurück zu fallen. Diesmal sind dafür nicht Defizite im Schulsystem verantwortlich, sondern die unverantwortlichen Äußerungen deutscher PolitikerInnen, die die Kompetenz der SchülerInnen im Fach Mathematik bedrohen.

MathematikerInnen warnen, dass SchülerInnen bald keinen Dreisatz mehr berechnen können. Eine ganz einfache Beispielaufgabe mag dies illustrieren: In einen Betrieb fallen wöchentlich 280 Arbeitsstunden an. Ein Arbeiter/eine Arbeiterin arbeitet 35 Stunden in der Woche. Wie viele ArbeiterInnen braucht der Betrieb, um die die anfallende Wochenarbeit zu bewältigen. Die richtige Antwort, die die große Mehrheit der Zwölfjährigen bisher auch berechnen konnte, lautet: Acht ArbeiterInnen. Wird die Frage dergestalt abgewandelt, dass ein Arbeiter/eine Arbeiterin 40 Stunden pro Woche arbeitet, waren die Zwölfjährigen bisher auch in der Lage, drauf nach kurzer Zeit eine Lösung zu finden: bei einer 40-Stunden-Woche werden für die 280 Arbeitsstunden sieben ArbeiterInnen gebraucht.

Jetzt aber wiederholen deutsche Politiker von SPDCDUFDPGrünen seit Monaten gebetsmühlenartig, dass bei längerer Wochenarbeitszeit mehr Arbeiter beschäftigt würden. „Ich finde das unverantwortlich“, meinte dazu eine Mathematiklehrerin, „gerade nach der Pisa-Studie hätte man erwarten können, dass sich deutsche PolitikerInnen bemühen, das Bildungsniveau zu erhöhen. Aber das genaue Gegenteil ist der Fall. Wenn deutsche SchülerInnen bald keinen Dreisatz mehr berechnen können, mache ich dafür die Herren Stoiber, Schröder und Westerwelle direkt verantwortlich.“ Ein Mathematikprofessor ergänzte: „Das Schlimme ist, dass derartige fatale Rechenfehler nicht nur von PolitikerInnen gemacht werden. Das könnte man noch verschmerzen, denn welches normal entwickelte Kind denkt schon, dass PolitikerInnen etwas Vernünftigen sagen. Viel gravierender ist, dass die von den Medien permanent in den Zeugenstand gehobenen Politik- und Wirtschaftswissenschaftler auch nicht in der Lage sind, eine Dreisatzaufgabe zu lösen. Sie reden genauso dumm daher wie die Politiker. Das Problem des deutschen Bildungswesen, mindestens im Mathematikunterricht, liegt offensichtlich nicht in schlecht ausgestatteten Grundschulen, sondern in der Elite der deutschen Geisteswissenschaftler“ Wörtlich fügte er hinzu: „Der Fisch stinkt vom Kopf her“.

Die Duden-Redaktion reagiert indessen auf ihre Weise, wie einer ihrer Sprecher erklärte: „Wir haben nach einer Alternative gesucht. Natürlich weiß jeder, dass die deutschen PolitikerInnen maßgeblich zur Verblödung der SchülerInnen beitragen. Aber „Verblödung“ ist kein schönes Wort. Deshalb wird die Dudenredaktion in die nächste Auflage ihres beliebten Wörterbuches den Begriff „Entklugung“ aufnehmen. Und er fügte zu: „Wir gehen davon aus, dass der Begriff den PolitikerInnen aus Regierung und Opposition gefällt. Sie können sich dann in einem Atemzug für „Verschlankung“, „Flexibilisierung“ und „Entklugung“ stark machen und sich dabei unheimlich modern vorkommen.“

mdb steht nicht etwa für „Mitglied des Bundestags“ sondern für „Montagsdemonstration Bonn“, wo am 06.09. der Kollege Andreas Buderus von ver.di die Probleme deutscher PolitikerInnen mit dem Dreisatz sehr anschaulich darlegte.


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