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Updated: 18.12.2012 15:51
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MEHRARBEIT FRANKREICH & DEUTSCHLAND: "Modell Bosch"

"Halt Die‘ Gosch, Du schaffscht beim Bosch" hieß es früher bei dem Stuttgarter Unternehmen, das längst als weltweit agierender Konzern auftritt.

Ähnlich hat man sich das anscheinend bei der Bosch-Niederlassung in Vénissieux bei Lyon gedacht, die Diesel-Einspritzmotoren herstellt und mit deren Auslagerung in die Tschechische Republik die Konzernleitung drohte – wenn nicht die Lohnkosten gesenkt würden.

Mit zwei Gewerkschaften, der rechtssozialdemokratischen CFDT und der Angestelltenorganisation CGC, wurde ein Abkommen ausgehandelt: Jede Woche sollen die Beschäftigten eine Stunde unbezahlter Mehrarbeit leisten, also offiziell 36 Stunden zum Preis von 35 arbeiten, abgesehen von sonstigen Überstunden. Die postkommunistische CGT-Gewerkschaft war dagegen.

Da der Inhalt des Abkommens nicht dem (noch) geltenden Gesetz entspricht, wurden die einzelnen Beschäftigten zur Stellungnahme aufgefordert. In namentlicher Abstimmung sollten die Lohanbhängigen sich bereit erklären, ihren individuellen Arbeitsvertrag entsprechend abgeändert zu sehen. Wenn mehr als 10 Prozent dagegen stimmen würden, dann drohte die Abwanderung der Arbeitsplätze. Die knapp 1.000 Beschäftigten hatten bis zum Dienstag voriger Woche (dem 13. Juli) Zeit. Nach vorläufigen Ergebnissen stimmten 70 Prozent für die Vereinbarung, nur 2 Prozent dagegen, die übrigen enthielten sich. Enthaltungen werden vom Unternehmen als Akzeptanz gewertet.

In einem Interview mit "Le Monde" vom 10. Juli 2004 hatte Wirtschaftsminister Nicolas Sarkozy noch über die unbezahlte Verlängerung der Arbeitszeit bei Siemens behauptet: "Eine solche Erpressung wäre bei uns nicht hinnehmbar." Darüber wiederum zeigte sich der "Genosse der Bosse" erzürnt. Gegen die "kleinen Tricksereien", die etwa darin bestünden, "die deutschen Unternehmen zu diskreditieren", die doch nur nach Lösungen in Sachen Arbeitszeit suchten, verwahrte Kanzler Gerhard Schröder sich am Dienstag letzter Woche.

Bernhard Schmid (Paris)


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