Updated: 18.12.2012 16:22 |
Liebe KollegInnen, neu im LabourNet Germany am Donnerstag, 20. Oktober 2005 I.Internationales / Tunesien Der Vorsitzende der Journalistengewerkschaft und mehrere demokratische Parteivertreter im Hungerstreik für demokratische Rechte In Tunesien findet demnächst der Weltgipfel der Information statt - in einem Land, dessen Regierung für ihre allgemeine Zensur berüchtigt ist und in dem mehrere junge Leute wegen ihrer Internet-Publikationen im Gefängnis sitzen. Parteien und Vereinigungen sind zwar prinzipiell erlaubt, aber faktisch nicht geduldet. Aus diesem Grund haben sieben Vertreter der demokratischen Opposition, darunter der Vorsitzende der tunesischen Journalistengewerkschaft Lotfi Haji in Tunis am 18. Oktober einen Hungerstreik begonnen. Die Hungerstreikenden vertreten drei grundlegende Forderungen: Vereinigungsfreiheit (wobei insbesondere auf die Unterdrückung und Behinderung der Arbeit der - legalen - tunesischen Magistratsvereinigung, der tunesischen Menschenrechtsliga und der Journalistengewerkschaft verwiesen wird), Medienfreiheit (wobei auf die permanente Pressezensur, die Verfolgung von Betreibern von Internetseiten und die Nichtzulassung von neuen Zeitungen verwiesen wird, und dabei die Abschaffung des letzteren Verfahrens gefordert wird und die Einrichtung eines regierungsunabhängigen Komitees) und die sofortige Freilassung aller politischen Gefangenen. Der (ins englische übersetzte, hiermit kurz deutsch zusammengefasste) Aufruf "CALL TO THE PUBLIC OPINION" vom 18. Oktober 2005. II.Internationales / Iran / Arbeitskämpfe In den Teheraner Bussen wurden keine Tickets verkauft Die gewerkschaftlich organisierten Busfahrer der staatlichen Vahed-Transportgesellschaft in der iranischen Hauptstadt Teheran haben am 17. Oktober den ganzen Tag lang keine Tickets verkauft und nicht kontrolliert. Damit protestierten sie gegen andauernde Weigerung der Behörden ihren Forderungen nach Neueinstellungen wegen Arbeitsanfall, Lohnangleichung an die Privatwirtschaft und Wiedereinstellung entlassener Kollegen zu erfüllen. Eine Form des Kampfes die die solidarische Aktion ebenso beinhaltet, wie den wirtschaftlichen Schaden für das Unternehmen - also die Grunderfordernisse eines Streiks. Und die zusätzlich für breite Sympathie in der Öffentlichkeit sorgt und somit Stärke schafft, sowie gesellschaftliche Debatten anstösst. Der kurze (englische, hiermit kurz zusammengefasst) Bericht "Tehran bus drivers begin a 'no-ticket' protest today" vom 17. Oktober 2005 im "API-Rundbrief". III.Internationales / Pakistan Erschüttert und empört Der Augenzeugenbericht einer Gruppe von Aktivisten (aus Lahore) der Trade Union Rights Campaign aus dem Erdbebengebiet Pakistans macht deutlich, dass - wie in New Orleans oder Guatemala. Mexico und Salvador - auch in Pakistan die Armen unter Katastrophen leiden - und dass das Ausmass der Verluste dieser Menschen Ergebnis von Politik ist. Der (englische, mit ganz kurzer deutscher Zusammenfassung) Bericht "Shattered by the tragedy...dismayed by the inadequacies of the authorities" vom 19. Oktober 2005 Und: Achtung! Spendenkonto-Nummer korrigiert! IV.Internationales / Bangladesh / Spectrum 6 Monate später...Spectrum-Shahriyar Die Bilanz einer Bestandsaufnahme zum 11.Oktober - 6 Monate nach dem Tod von 64 Beschäftigten der "Weltmarktfabrik". Einiges ist passiert, aber längst nicht genug - so der Tenor der Aussagen, die (ehemalige) Beschäftigte von Spectrum gegenüber einer Delegation der "Clean Clothes Campaign" machten. Der (englische) Bericht aus "SPECTRUM-SHAHRIYAR UPDATE 8" vom 5. Oktober 2005. V.Internationales / Brasilien / Gewerkschaften und Arbeitskämpfe Auf einen Grob(en) Klotz... Die Auseinandersetzung um Entlassungen bei der deutschen Firma Grob im Paulistaner ABC Gebiet geht weiter nicht zuletzt auch um die (illegale) Entlassung eines Gewerkschaftsfunktionärs. In der (englischsprachigen) Monatsinformation der Nationalen Metallarbeiterkonföderation in der CUT (CNM-CUT) wird unter anderem von mehreren Solidaritätsstreikaktionen, etwa im (für brasilianische Verhältnisse) nahegelegenen Taubaté ober bei DaimlerChysler im ABC berichtet. Der Bericht "Unjust Dismissal of Union Director, B. Grob" (und einige weitere Infos) in der Ausgabe vom Oktober 2005 "CNM-CUT International" . VI.Internationales / Irland SIPTU Aktion - mit lettischer Unterstützung Das Unternehmen Doyle/Concrete in Kildare möchte ein betriebliches Tarifabkommen, das prinzipiell niedrigere Bezahlung für nichtirische ArbeiterInnen vorsieht - ganz so, wie es etwa auch die "Irish Ferries" für ihre Fährschiffe anstreben, ein allgemeiner Trend im "irischen Wirtschaftswunder". Und "Fremdarbeiter" in Irland sind meist aus den baltischen Staaten. Deswegen ist es von besonderer Bedeutung, dass bei einer grossen Streik- und Protestaktion der Dienstleistungsgewerkschaft SIPTU (im irischen Gewerkschaftsbund ICTU) in Kildare am 14. Oktober eine grosse Delegation lettischer GewerkschafterInnen teilnahm, die sowohl den lettischen Gewerkschaftsbund "Konföderation freier Gewerkschaften" als auch die unabhängige Arbeitergewerkschaft Lettlands vertrat. Der (englische) Bericht "Latvian trade unionists support SIPTU workers on picket line" von Adrian Kane vom 14. Oktober 2005 bei der SIPTU. VII.Internationales / Armenien Stadtplanung, Menschen, Widerstand Seit fast zwei Monaten ist die kleine Pavstos Byuzand Strasse im Zentrum Eriwans an beiden Enden von Steinen und Metallteilen blockiert. Hundert Häuser hatte die kleine Strasse einst, 80 sind schon leer geräumt, aber die restlichen 20 - zusammen etwa 70 Menschen - wollen einfach nicht weg, wollen nicht opfer einer Welteinheits-Stadtplanung werden, die noch jeden Flecken zu Konsumbereich oder Eventzone machen will und soll. Die Polizei hat abgeräumt, aber die Barrikaden wurden neu gebaut. Sie sollen gegen - deutlich unter den Appartment-Marktpreisen liegende Entschädigungen - "an den Stadtrand umgesiedelt" werden, wie vor ihnen schon die BewohnerInnen anderer Strassen im Stadtzentrum, von denen heute viele beim Widerstand helfen. Bürgermeister Zakharyan und seine Leute und die armenischen Richter sehen in der Zurichtung Eriwans auf die Marktwirtschaft - das "Stadterneuerungsprojekt" mit hoher offizieller Dringlichkeit ist eine sogenannte Public-Privat-Partnership Unternehmung - eine vordringliche Aufgabe und geben kund, ihrer Meinung nach wollten die Protestierenden nur höhere Abfindungen. Der (englische) Bericht "Homeowners Protest Demolition Plan" von Gegham Vardanian vom 30. September 2005 beim Kaukasus-Dienst des "Institute for war and peace reporting". ...bis bald, Helmut LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |