Liebe KollegInnen,
neu im LabourNet Germany am Montag, 28. Juni
2004:
I. Branchen: Medien und Informationstechnik
/ Siemens / Ergänzungstarifvertrag
und Rahmenvereinbarung bei Siemens
- Unzitat des Tages:
„Die Zusage, dass in Ungarn nicht weitergebaut wird,
hat eine beruhigende Wirkung auf die Mitarbeiter"
[die in Deutschland! Labournet Germany]
Weiterer Kandidat:
„Jetzt müssen wir erstmal wieder Ruhe in unsere
Mannschaft bringen“
Michael Stahl, BR-Vorsitzender im Werk Bocholt zu dem Ergänzungstarifvertrag.
Beides entnommen aus: Erleichtert und enttäuscht Zusage für
Neuinvestitionen macht den Betrieben Hoffnung. Bericht
aus Kamp-Lintfort und Bocholt vom 25.06.2004
in Siemens-Dialog
- 40 Stunden – dafür kein Weihnachts- und Urlaubsgeld.
Siemens-Lösung zu Lasten der Zeitarbeiter und der Ungarn. „In
Ungarn kostet eine Arbeitskraft ein Drittel weniger Lohn als in NRW
– und deswegen hat Siemens lange damit gedroht, einen Teil der
Handyproduktion und bestimmte Dienstleistungen dorthin zu verlagern
(ND berichtete). Aber jetzt erkennt auch die IG Metall, dass Urlaubs-
und Weihnachtsgeld gar nicht sein müssen und 40 Stunden Wochenarbeitszeit
einen Menschen erst richtig ausfüllen…“ Artikel
von Jochen Bülow in ND vom 28.06.04
- Siehe dazu auch: "Auf diese blöde Idee kommen
nur Deutsche". Interview
von Annika Joeres mit Steffen Lehndorff,
Institut für Arbeit und Technik, in taz Ruhr vom 5.4.2004. Aus
dem Text: „… Frage: In den Siemens-Werken in Kamp-Lintfort
und Bocholt sollen die festen Zeiten ausgeweitet werden. Arbeiter sollen
wieder 40 Stunden arbeiten, um ihre Jobs zu retten. Antwort: Sie
sollten sich nicht darauf einlassen - dann werden sie ihre Arbeitsplätze
verlieren. Diese Propaganda zerrt zurück in die Vergangenheit.
Frage: Was ist an der Vergangenheit, an der 40-Stunden-Woche so schlecht
gewesen? Antwort: Jede Studie zeigt: Wer seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
zwingt, länger zu arbeiten, der senkt die Produktivität. Die
Menschen entwickeln Strategien, um sich der Arbeit zu entziehen. Sie
werden langsamer, machen längere Pausen, gehen eine Viertelstunde
zum Klo….“
II. Diskussion: Arbeitsalltag / Arbeitszeit
/ Arbeitszeitverlängerung?
Pilotabschluss
Siemens
- Bei der 40-Stunden-Woche gibt es nur Gewinner. Kommentar
von Cornelia Schmergal in Welt am Sonntag vom 27. Juni 2004.
Hieraus unser Zitat der Woche:
„Auch wenn die IG Metall mit dem Vertragswerk, das sie selbst
unterschrieben hat, noch fremdelt und es als Einzelfall darstellt -
es handelt sich um einen Pilotabschluss.“
- Siemens-Einigung ebnet den Weg für "40-Stunden-Boom".
„Der Elektronikkonzern war nur der Anfang. Auch andere Arbeitgeber
wollen jetzt über längere Arbeitszeiten verhandeln. Bei dem
Arbeitgeberverband der Metallbranche Gesamtmetall stellt man sich daher
schon einmal auf einen "40-Stunden-Boom" ein. "Es wird
eine ganze Reihe von Firmen geben, die über die Rückkehr zur
40-Stunden-Woche nachdenken", sagt Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer
Hans Werner Busch. Es sei erfreulich, dass der Tarifabschluss "den
Unternehmen die Möglichkeit bietet, Beschäftigung in Deutschland
zu halten"…“ Artikel
von Ulrich Reitz in Welt am Sonntag vom 27. Juni 2004
- Siemens findet Nachahmer. „Die Einigung von Siemens-Management
und IG Metall auf die 40-Stunden-Woche hat Modellcharakter für
weite Teile der deutschen Wirtschaft. Nach Informationen der "Welt"
haben bislang rund 100 Unternehmen konkrete Pläne für eine
Ausweitung der Arbeitszeit angemeldet. Viele weitere befänden sich
noch in internen Abstimmungsprozessen mit den Betriebsräten. ..“
Bericht
in Welt am Sonntag vom 27. Juni 2004
- Hundt sieht Siemens als Tarif-Beispiel. “Arbeitgeberpräsident
Dieter Hundt hat die Einigung zwischen Siemens und der IG Metall auf
die Wiedereinführung der 40-Stunden-Woche an zwei Standorten als
beispielhaft bezeichnet. "Ich erkenne darin die Chance, dass
sich aus solchen Beispielen eine neue Kultur der Tarifpartnerschaft
entwickelt", sagte Hundt der FTD…“ Artikel
von Peter Ehrlich und Ulrike Sosalla in FTD vom 28.6.2004
- Erpressung rechnet sich. Arbeitszeitverlängerung
bei Siemens: Weiterer Durchbruch in Richtung 40 Stunden plus X. „Als
»Bomben mit Zeitzündereffekt« hatte der Stuttgarter
Daimler-Betriebsrat Tom Adler vor Monaten im jW-Interview die im Metall-Tarifvertrag
vom Februar enthaltenen Möglichkeiten zur Arbeitszeitverlängerung
bezeichnet. Eine dieser Bomben ist jetzt hochgegangen….“
Artikel
von Daniel Behruzi in junge Welt vom 26.06.2004
Wir erinnern bei dieser Gelegenheit an frühere Beiträge:
III. Über uns / LabourNet Germany tagt
/ Die
Kosten rebellieren
a) Die
Kosten rebellieren – erste Ergebnisse und Bilder
Neben einigen Bildern aus der Konferenz mit ca. 220 TeilnehmerInnen
und vielen entstandenen Kontakten und „Knoten“, gibt es drei
handfeste Ergebnisse, die uns in der nächsten Zeit beschäftigen
werden:
1) Dortmunder Aufruf
Der Workshop „„Gebt uns Räume“ –
wie man sich gegen Entwürdigung zur Wehr setzt und welche Perspektiven
das hat. Erfahrungsaustausch über Widerständiges zu Hartz“
mit vielen TeilnehmerInnen aus dem Vormittagsworkshop „Perspektiven
des alltäglichen Widerstandes gegen die neuen Zumutungen und dessen
Unterstützung“ ruft auf zur bundesweiten Aktion „AgenturSchluss“
(Arbeitstitel) – Protesten in und um die örtlichen Agenturen
für Arbeit am Montag, dem 3.1.2005. Im Herbst soll u.a. die demnächst
hier zu veröffentlichende Informationskampagne der BAGSHI zum Alg
II sowie die verschiedenen bereits feststehenden Termine zur Mobilisierung
und evtl. weiteren Aktionen genutzt werden.
Alle regionalen Erwerbslosen- und Anti-Hartz- sowie Betriebsgruppen
etc. werden gebeten, diesen Vorschlag zu diskutieren und feed-back zur
Beteiligung, Aufrufentwürfe sowie Ideen für einen Aktionstitel
rückzumelden. Am 14.8. wird es hierfür ein Arbeitstreffen in
Wuppertal geben – Details demnächst.
2) Faty Mayant gekündigt!
Eine der kämpferischen Putzfrauen, Faty Mayant, die
bei der Hotelkette Accor in Paris über ein Jahr und mit Erfolg streikte,
ist vor zwei Wochen entlassen worden! Wir werden demnächst ein Flugblatt
zu einem internationalen, dezentralen Aktionstag am 23.7. veröffentlichen
und bitten jetzt schon alle regionalen Gruppen um Rückmeldung, die
sich an entsprechenden Aktionen vor den Hotels Ibis, Novotel oder Etap,
die es in fast allen Städten gibt, beteiligen wollen. Und: Wer hat
Kontakte zu den Putzkräften in diesen Hotels? Zu den Hintergründen
siehe unser Special „Prekäre
im Putzgewerbe en lutte“ unter International/Frankreich
3) Solidarität mit BIS
Die türkische Gewerkschaft BIS, eine kleine neue Gewerkschaft,
die den Streik der Leiharbeiter bei der türkischen PTT organisiert
und die bei der Konferenz vertreten war, soll verboten werden –
die Konferenz hat eine Solidaritätserklärung beschlossen, die
in den nächsten Tagen veröffentlicht wird… zu den Hintergründen
siehe dazu den früheren Bericht
unter International/Türkei
Zum Kongress siehe auch:
- Der Anfang ist gemacht. Dortmund: Gemeinsame Konferenz
von Gewerkschaftern und antirassistischen Gruppen. Bericht
von Andreas Bodden in junge Welt vom 28.06.2004
- Wenn Betrug am Lohn die Regel ist. Konferenz in Dortmund
zu prekärer und illegaler Beschäftigung. Bericht
von Hannes Heine in ND vom 28.06.2004
Allerdings: „… »Die bundesdeutschen Gewerkschaften
sind noch weit von einer angemessenen Interessenvertretung aller Beschäftigten
entfernt«, bilanzierte Mag Wompel“ – die sich
nicht daran erinnern kann, eine so platte Analyse von sich gegeben zu
haben….
Lieber Gruss, Mag
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and
unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes,
qu`ils aient ou non un emploi
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