Liebe KollegInnen,
neu im LabourNet Germany am Dienstag, 7.
September 2004:
I. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Praxis der
Sozialpolitik / Arbeitsamt
und Arbeitszwang
a) Arbeitszwang
die x-te
"Der Zwang zur Selbstunterwerfung. Fordern und Fördern
im aktivierenden Staat"
Artikel
von Frank Rentschler ,
erschienen in der Nummer 1 der Zeitschrift EXIT. Der Artikel versucht
herauszuarbeiten, was mit Fördern und Forden gemeint ist und zu zeigen,
dass an diesen Grundsatz in keinster Weise irgendwie positiv angeknüpft
werden kann. Das heißt aber auch, dass eine Kritik an den derzeitigen
Reformen, die z.B. moniert, es würde nur gefordert aber nicht gefördert,
vollkommen ins Leere zielt und zwangsläufig (teilweise gegen die
kritische Intentionen derer, die so argumentieren) zur Legitimierung eines
völlig repressiven Staates beigetragen wird.
b) Trainingsmaßnahmen
und andere Umschulungen
Einmal Ausbildung - Kein Zurück. Erlebnisbericht
von Veit Lichtner
c) Bundesanstalt für Arbeit - Agentur
wofür? / Arbeitsverwaltungen
wehren sich
Keinen Bock auf Sündenbock. InTeam
Mitteilungen
der ver.di -Fraktionen im BPR und der BJAV in der Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen;
sowie der ver.di Landesfachgruppe Arbeitsverwaltung vom August/September
2004
Aus dem Text: „…Realität ist: Unsere
Kunden haben Angst - Existenzangst - und wer so tut, als gäbe es
dafür keinen Grund, ist ein Ignorant oder sagt bewusst die Unwahrheit.
Unsere KollegInnen haben auch Angst, denn sie sind es, die den Menschen
vor dem Schreibtisch vermitteln müssen, dass sie weniger Geld oder
gar keines mehr ab Januar bekommen. (…) Ein Punkt, der bisher noch
nie Beachtung in der BA fand, ist die Belastung der MitarbeiterInnen,
die jeden Tag mit der Existenzangst und den Sorgen der Kunden konfrontiert
werden, die vor ihnen sitzen und nicht mehr wissen, wie sie ihr Leben
gestalten können. Die wenigsten MitarbeiterInnen können sich
dieser emotionalen Belastung einfach entziehen und das hat nichts mit
unprofessioneller Sozialduselei zu tun, ein gern gemachter Vorwurf. (…)
Macht eine andere Sozialpolitik, eine Politik, die nicht Millionen von
Menschen ausgrenzt und an die Armutsgrenze treibt, sondern eine Politik,
die integriert, die Arbeit und angemessene Entlohnung als ein Menschenrecht
betrachtet…“
Siehe dazu auch die Debatte
um die Aktion "AgenturSchluss" am 3.1.2005
II. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Praxis der
Sozialpolitik / Leiharbeit: PSA und andere Sklavenhändler / Unternehmen
a) Mikro-Partner
4094 Arbeitslose in Norderstedt. Arbeitsamts-Partner verhöhnt
Beschäftigte: "Von diesen Mitarbeitern hätten sie sich
vor Jahren trennen sollen !"
„Holger Jung (58), neuer Leiter des Norderstedter
Arbeitsamtes ist Optimist. In einem Interview mit der "Norderstedter
Zeitung" verpricht er, dass "wir für jeden Jugendlichen
in Norderstedt ein Angebot machen können". Ansonsten freut sich
Jung, dass "wir nach wie vor die niedrigste Arbeitslosenquote im
Bezirk des Arbeitsamtes Elmshorn haben" und arbeitet fröhlich
mit der Firma "Mikro-Partner" zusammen, dem Arbeitsamtspartner
in Sachen Billig- und Dumpinglöhne gemäß Hartz-Konzept…“
Artikel
von Olaf Harning im Infoarchiv Norderstedt
b) Konflikt bei Manpower Erkner
- Heftiger Konflikt bei Manpower Erkner. “Ein heftiger Konflikt
ist bei der Zeitarbeits-Firma Manpower Erkner zwischen Betriebsrat und
Geschäftsleitung ausgebrochen. Der Vorsitzende des Betriebsrats
fürchtet, dass der Betrieb - die einstige Niederlassung wurde in
eine rechtlich selbständige GmbH umgewandelt - geschlossen wird
und fordert eine Regelung für die derzeit 31 Beschäftigten.
Die Firma bestreitet alle Schließungs-Pläne…“
Artikel
von Joachim Eggers aus der Märkischen Oderzeitung vom 19.8.2004
,
dokumentiert bei Chefduzen
- Konflikt bei Manpower Erkner eskaliert.
„Der Konflikt bei dem Zeitarbeitsunternehmen Manpower Erkner
eskaliert. Das Unternehmen hat allen drei Betriebsrats-Mitgliedern die
Kündigung ausgesprochen. Grund seien die "Beleidigungen",
die der Betriebsratsvorsitzende, Axel Triebull, in seiner Presseerklärung
verbreitet habe, so Reinhold Christ, Unternehmenssprecher für Betriebsräte,
gegenüber der MOZ. "Der Bogen ist überspannt worden."
Wie berichtet, hatte Triebull dem Unternehmen skandalöse und unsoziale
Praktiken vorgeworfen…“ Artikel
von Joachim Eggers in Märkische Oderzeitung vom 01. September 2004
- „Den Mitgliedern des Betriebsrates der Manpower Erkner GmbH
droht die Kündigung. Die Geschäftsführung will auf diese
Weise den unbequemen Betriebsrat loswerden, weil dieser zusammen mit
der IG Metall konsequent für die Einhaltung der geltenden Tarifverträge
und der Betriebsverfassung im Bereich der Zeitarbeit eintritt. Der Betriebsrat
fordert zudem die Wiedereingliederung der Manpower Erkner GmbH in den
Mutter-Konzern. Der Betrieb in Erkner war erst Anfang diesen Jahres
aus dem Mutter-Unternehmen ausgegliedert worden.
„Hier soll offensichtlich ein Exempel statuiert werden, um aktive
Betriebsräte im Bereich der Zeitarbeit einzuschüchtern“,
sagte der zuständige Gewerkschaftssekretär Wolfgang Berger.
„Für den Fall, das die Geschäftsführung der Manpower
Erkner GmbH ihre Kündigungsdrohung nicht zurückzieht, werden
wir mit Unterstützung der Betriebsräte und des IG Metall-Arbeitskreises
„Menschen in Zeitarbeit“ in den Kundenbetrieben auf dieses
empörende Verhalten aufmerksam machen“, so Berger weiter.“
So der Text der Pressemitteilung der IG Metall Berlin Brandenburg vom
27. August 2004
III. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Praxis der
Sozialpolitik / Alg
II: "Zusammenführung" von Arbeitslosen- und Sozialhilfe
a) Leistungen
und Auswirkungen
- Sozialhilfebeziehende bessergestellt? Eine weitere rot-grüne
Nebelkerze zu Hartz IV. Medieninformation
vom 6.9.04 zur Kampagne
„Vorsicht!Arbeitslosengeld II“
- Ab Januar droht Absturz ins Arbeitslosengeld II: Mit Scheinselbständigkeit
»Hartz IV« sabotieren? jW fragte Martin Künkler, Mitarbeiter
der Koordinierungsstelle gewerkschaftlicher Arbeitslosengruppen. Interview
von Niels Holger Schmidt in junge Welt vom 01.09.2004
b) Hartz
IV und Niedrigstlohn
- Einsatz für Zusatzjobs im sozialen Sektor. Bundesministerinnen
Ulla Schmidt und Renate Schmidt heben gemeinsam mit Wohlfahrtsverbänden
Chance für Arbeitsuchende und soziale Dienste hervor. Pressemitteilungen
des Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung vom
6.9.2004
- Kaum Ein-Euro-Jobs. „Für Langzeitarbeitslose werden im
Zuge der Hartz-IV-Reform anfangs offenbar erst wenige Ein-Euro-Jobs
entstehen. Die Wohlfahrtsverbände kündigten am Montag an,
im nächsten Jahr zunächst nur 15.000 solcher Tätigkeiten
in Pflege- und Betreuungseinrichtungen anzubieten…“ Artikel
von Andreas Hoffmann in SZ vom 7.9.2004
- Langzeitarbeitslose sollen Zivis ersetzen. Zwei Ministerinnen auf
der Suche nach sinnvollen Ein-Euro-Jobs / Differenzierte Bezahlung geplant.
„Die Wohlfahrtsverbände wollen in der Startphase des Arbeitslosengeldes
II rund 15 000 Ein-Euro-Jobs in sozialen Feldern zur Verfügung
stellen. Familienministerin Renate Schmidt will 60 000 freie Zivildienststellen
mit Langzeitarbeitslosen besetzen…“ Artikel
von Thomas Maron in FR vom07.09.2004
- Mehraufwands"stellen" schon ab Oktober? Es bestehen Planungen,
bereits ab dem Oktober 2004 für Arbeitslosenhilfebezieher/innen
sogen. Arbeitsgelegenheiten anzubieten (für gewöhnlich 1-EUR-Jobs,
hier jedoch Mehraufwands"stellen" genannt). Da der einschlägige
Paragraph des SGB II (§ 16 Abs. 3) erst ab dem Januar 2005 in Kraft
ist, muss dabei auf Freiwilligkeit gesetzt werden. Es kann befürchtet
werden, dass in dem einen oder anderen Fall, auf die eine oder andere
Weise die Freiwilligkeit ins Hintertreffen geraten könnte….
Siehe dazu die „Kalkulation
Anzahl zu schaffender Beschäftigungsmöglichkeiten für
Alhibeziehende“
am Beispiel NRW von Initiative der BA Nürnberg v. 9.8.2004
IV. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Sozialpolitische
Aktionen und Proteste
a) Heisser
Herbst?
- 2.Oktober – europäischer Protesttag?
Die Vorbereitungsgruppe für die Versammlung der sozialen Bewegungen,
die im Rahmen der ESF-Vorbereitungen vom 3.bis 5.September in Brüssel
getagt hat, hat einen Aufruf verabschiedet, die sozialen Proteste in
Deutschland und in den Niederlanden mit Aktionen auch in anderen europäischen
Ländern zu unterstützen. Während in Deutschland für
eine Großdemonstration am 2.Oktober in Berlin mobilisiert wird,
läuft in den Niederlanden eine Großmobilisierung aller Gewerkschaften
und des Bündnisses Ker het Tij für denselben 2.10. Denn die
niederländische Regierung will die Altersgrenze auf 65 Jahre heraufsetzen,
das Arbeitslosengeld kürzen, den Zugang dazu einschränken,
den Mindestlohn senken und die Arbeitszeit auf 40 Stunden in der Woche
verlängern. Siehe
den Aufruf
- 3.
Inforundbrief des Nürnberger Sozialforum zur Grossdemo am 6.11.04
zur Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg
b) Montagsdemos
und Nazis
Aufruf
gegen die Beteiligung von Rechtsradikalen auf Montagsdemonstrationen
von Sascha Kimpel (Berliner Sozialbündnis) und Tim Herudek (Antifaschistische
Linke Berlin). Unterstützungsunterschrift mit Name, Stadt und Organisation/Bündnis
an cyberguerilla@gmx.de
V. In eigener Sache
Der Hilferuf vom Freitag wirk immer noch – heute freue
ich mich, vier
(!!!) neue Fördermitglieder begrüßen zu können!
Allerdings ist das dringend benötigte Geld damit noch
lange nicht beisammen…. Dennoch geht der Relaunch weiter: Ab heute
erscheint die wichtige „Existenzgelddebatte“
im neuen Design!
Lieber Gruss, Mag
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and
unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes,
qu`ils aient ou non un emploi
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