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Updated: 18.12.2012 15:51
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Einmal Ausbildung - Kein Zurück

27. Aug 2004

Seit meinem heutigen Besuch bei meiner zweiten Heimat, dem Arbeitsamt der Stadt Witten, weiß ich nun, da ich damals einen Fehler gemacht habe, als ich dachte: "Du nimmst jetzt, was Du an Ausbildung bekommen kannst..."
 
Genau dieser Gedanke führte damals, vor etwa 8 Jahren, dazu, dass ich eine Ausbildung zum Bürokaufmann in einem Kurierbetrieb mit bestenfalls als "fragwürdig" zu bezeichnenden Geschäftspraktiken begann. "Da mußt Du durch." dachte ich mir und beendete die Ausbildung nach flotten 2 Jahren, ungeachtet der Tatsache, dass der gesamte Tätigkeitszweig "Verwaltung" mir in etwa so zusagt, wie einem Biber das Wohnen in einem Vogelnest.
 
Im Anschluß an meine, in der Praxis sehr lückenhafte Ausbildung wurde mein Ausbildungsbetrieb auch prompt von einem Mitbewerber aufgekauft, der Kundenstamm und Fuhrpark übernommen und die Verwaltung geschlossen. Schwupps! Stand ich auf der Straße...
 
Da der Tatendrang des Arbeitsamtes ja keine Grenzen kannte, bekam ich in dem knappen Jahr meiner Erwerbslosigkeit gewagte 8 Stellenvorschlge zugeschickt, die, alles in allem, so wertvoll waren, wie eine Tagesration Hausmüll. Nach langem Suchen und Bewerben schaffte ich es schließlich, eine "hochqualifizierte Arbeitsstelle" zu ergattern: Ich wurde Briefträger, was auch soweit ganz nett war...
 
...allerdings nur für ein Jahr, weil ein Unternehmen ja Verträge nicht länger befristen kann und natürlich den Teufel tun wird und irgend jemandem einen unbefristeten Vertrag zu geben. Also wieder auf in die Erwerbslosigkeit...
 
Diesmal bertraf der Eifer der "Agentur für Armut" alle Erwartungen: 5 Stellenangebote in einem ganzen Jahr haben sie geschafft mir zukommen zu lassen. Mein Antrag auf eine Umschulung zum IT-Systemkaufmann wurde in dieser Zeit natürlich abgelehnt, mit der Begründung: "Der Arbeitsmarkt sieht doch so gut aus und Bürokaufleute werden doch überall gesucht..."
 
Die Frage ist nur: Wo ist "überall"???
 
Zu "guter" Letzt kam ich in einer, auch bestenfalls als "windig" zu bezeichnenden, Zeitarbeitsfirma unter, bei der ich für ein Taschengeld ( etwa 5€/ Std.) vier Monate tätig war, um von dort direkt als Bürohilfskraft mit 1000 € netto in die Büros einer Wittener Spedition zu wechseln.
 
Aus diesem netten Hause flog ich nach einem dreiviertel Jahr, mit der Begründung, dass mein Arbeitseinsatz ( im Schnitt 11-12 h / Werktag) in der Woche zu wünschen übrig ließe und man mich ja nie, bitte festhalten, "am Wochenende im Büro sehen würde"...
Entschuldigen Sie bitte, aber ICH habe ein Privatleben...
 
Dieses "freudige Ereignis" ist nun 1,5 Jahre her und ich bin, wer hätte das gedacht, immer noch erwerbslos... Das Arbeitsamt hat sich in seiner Leistung weiter gesteigert und mir in diesem Zeitraum drei Stellenangebote zugeschickt, super... Und mich hat man mal wegen mangelndem Arbeitseinsatz gefeuert...
 
In 1,5 Jahren hat man viel Zeit nachzudenken und ich kam zu den Schlüssen:

  • Bürokaufmann ist eine Sackgasse
  • Meine Ausbildung ist wertlos, weil unvollständig
  • Ich will das auch gar nicht machen, weil stinkenlangweilig

Die Lösung, wie ich dachte: Eine Umschulung, oder zweite Ausbildung...
Der Bereich meiner Wahl: Friseur
 
Nun habe ich eine Ausbildungsstelle zum Friseur in Aussicht, werde diese aber wohl nicht antreten können, aus dem simplen Grunde, weil ich es mir nicht leisten kann. Denn:
Für eine zweite Ausbildung bekommt man keinerlei Unterstützung, weder vom Arbeits- noch vom Sozialamt...
Die Ausbildungsvergütung eines Friseurlehrlings beträgt um die 365 und davon Miete, Nahrung, Kleidung etc. zu bezahlen ist schlichtweg nicht möglich...
 
So sitze ich hier nun, schreibe mir mal eben den Frust von der Seele und bin dem Arbeitsamt und seinen "freundlichen, einsatzbereiten Mitarbeitern" dankbar für die Menge an "Unterstützung, Hoffnung und Perspektive", die sie mir so selbstlos geben... Beim Thema "geben": Ich geh mich jetzt ÜBERgeben...
 
Die Moral von der Geschicht: Lieber ein paar Jährchen warten, bis man eine Ausbildungsstelle bekommt, die man auch wirklich haben will. Weil: Eine zweite Ausbildung kann man sich nur als Kind reicher Eltern, wie z.B. Politikern, leisten.

Mit freundlichen Grüßen aus NRW
Veit Lichtner


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