SITEMEX: Einzige langfristig erfolgreiche unabhängige Gewerkschaft in einer mexikanischen Maquiladora bedroht!
".Im März 2001 gründete sich in Folge dieser Ereignisse mit der SITEKIM die erste unabhängige Gewerkschaft in einer Maquila. Noch im selben Jahr - 2001 - benannte sich Kukdong um in Mex Mode, die Gewerkschaft heißt seitdem SITEMEX (Sindicato Independiente de Trabajadores de la Empresa Mex Mode de México), ist von der JLCA anerkannt und hat mit der Maquiladora einen Kollektivvertrag, vergleichbar einem Tarifvertrag, ausgehandelt. Die Arbeitsbedingungen sind durch den Druck der unabhängig organisierten ArbeiterInnen spürbar besser geworden." Eine Information der FAU-Lokalförderation Münsterland vom 15.09.2008
Was alles so unabhängige Gewerkschaft heisst...
Einer der großen, auch internationalen, Debattenpunkte aus Anlaß der "Anderen Kampagne" der Zapatisten war deren heftige Kritik nicht nur an den verstaatlichten und speziell mit der PRI verwobenen Gewerkschaften, sondern auch gegenüber den unabhängigen, neuen Gewerkschaftszusammenschlüssen. Eine dieser im allgemeinen als unabhängige Gewerkschaft betrachtete Organisation ist die Sindicato Independiente de Trabajadores de la Universidad Autónoma Metropolitana (SITUAM). Ein Bericht über den Rücktritt der Gewerkschaftssekretärin Hermelinda Hurtado Guzmán am 10. März anläßlich einer Debatte im Streikkomitee zeigt nun, dass zumindest sachlich die Kritik, die Zustände in vielen dieser neuen Gewerkschaften seien nicht viel anders als in den traditionellen Organisationen, nicht erfunden ist. Anhänger des abgewählten Vorgängers scheuten auch vor Schlägen nicht zurück, und sowieso sei einer Frau in dieser Funktion kaum zu trauen - so lassen sich die "Debatten" des Streikkomitees kurz zusammenfassen. Ausführlich nachzulesen in "Discriminación y diferencias políticas en el SITUAM" von Guadalupe Cruz Jaimes am 19. März 2008 bei "Alterinfos".
10 Jahre UNT - welche Bilanz?
1997 wurde die UNT in Mexiko von einigen größeren Gewerkschaften gegründet, die schon länger in Opposition zu den - damals noch viel ungebrochener - PRI-geführten Gewerkschaftszentralen standen. Es sollte die Geburtsstunde des neuen, unabhängigen Gewerkschaftswesens werden. 10 Jahre später fällt die Bilanz sehr unterschiedlich aus. Der Zusammenschluß, der im wesentlichen getragen wurde von der oppositionellen Gewerkschaftsströmung, die sich innerhalb der alten Zentrale in den 70er Jahren herausgebildet hatte, von den Universitätsgewerkschaften und von Gewerkschaften, deren Mitgliedschaft besonders von Deregulierung und Privatisierung betroffen waren hat seinerseits die Übel der Gewerkschaftsbewegung im allgemeinen zu verzeichnen: extremer Bürokratismus, persönliche Machtnetzwerke und andere, auch hierzulande bekannte Erscheinungen. Dies waren zum Beispiel auch die Hauptgründe dafür, dass die UNT-Gewerkschaften in der "Anderen Kampagne" mit der die Zapatisten neue soziale und politische Bündnisse quer durch Mexiko suchten heftig kritisiert wurden.
- Die offizielle Bilanz der UNT auf ihrem 10. Kongress in einem Pressekommunique von Ende November 2007
"BALANCE DE LA UNT A 10 AÑOS"
- Die Sicht der US-Gewerkschaft UE International, die eine strategische Partnerschaft mit der neuen Gewerkschaftsbewegung Mexikos praktiziert in einem Beitrag von Dan LaBotz im Bulletin vom November 2007
"UNT at 10 - A Decade of Mexico's New Unionism"
Eine Bestandsaufnahme
der mexikanischen Gewerkschaftsbewegung
Die Kämpfe der Lehrergewerkschaft und der Bergarbeiter
haben in den letzten Monaten die mexikanische Gewerkschaftsbewegung
wieder zu einem zentralen Faktor der politischen Debatten und Auseinandersetzungen
gemacht - was aber nicht darüber hinwegtäuschen darf,
dass die Gewerkschaftsbewegung als solche nach wie vor fragmentiert
und geschwächt ist. Hungerlöhne im vorherrschenden informellen
Bereich, Sonderwirtschaftszonen und permanente Arbeitsmigration
in die USA sind neben internen und politischen Faktoren wesentliche
Gründe für diese komplizierte Lage. Nur ein aktuelles
Beispiel: Die Festplatten-Komponentenfabrik von Hitachi in El Salto,
in der IBM-eigenen Maquilazone gelegen, wird demnächst komplett
auf die billigeren Philippinen verlagert - 4.500 Beschäftigte
werden erwerbslos, von denen aber nur etwa 200 bei Hitachi angestellt
sind. Diese und viele andere konkrete Informationen und Einschätzungen
sind in dem (spanischen) Beitrag "México
- El sindicalismo actual"
von Román Munguía Huato enthalten, der am 15. April
2007 bei "La Fogata" erschien.
Call
for Justice in Mexiko - 11. Dezember 2006
"The IMF has launched a complaint with the ILO against the Mexican government citing violations of ILO convention 87. The Mexican government has yet to properly investigate the circumstances surrounding the devastating mine explosion that left 65 workers dead..." Die Sonderseite zur Kampagne beim IMB , dem Internationalen Metallgewerkschaftsbund. Siehe dazu auch:
- Hintergrundinformationen
"Am 11. Dezember werden IMB-Mitgliedsorganisationen auf der ganzen Welt ihre Solidarität für die Bergarbeiter in Mexiko, Napoleon Gomez und Arbeitnehmer weltweit bekunden, die für die Verteidigung der Gewerkschaftsautonomie kämpfen ." Aus dem Flugblatt mit Hintergrundinformationen zur Kampagne
- Probleme gewerkschaftlicher Organisierung in Mexiko - Bestandsaufnahme von 3 Problemfeldern
Bericht des Internationalen Metallgewerkschaftsbundes basiert auf einem von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Gutachten sowie auf Einzelstudien, unterstützt von der Friedrich-Ebert-Stiftung vom Juni 2006
- Bericht der Internationalen Metallgewerkschaftsbund-Mexiko-Delegation
Vom 25. Juni bis 1. Juli 2006 hielt sich eine Delegation des Internationalen Metallgewerkschaftsbundes (IMB) in Mexiko auf, um aktuelle Informationen über die Vorgänge zu sammeln, in die die mexikanische Mitgliedsorganisation "Sindicato Nacional de Trabajadores Mineros, Metalúrgicos y Similares de la República Mexicana - SNTMMSRM" involviert ist. Zu diesem Zweck wurden eine Reihe von Gesprächen in Mexico D.F. geführt. Darüber hinaus besuchte die Delegation die Region, in der sich die im Besitz von "Grupo Mexico" befindliche Mine "Pasta de Conchos" befindet. Im Februar 2006 ereignete sich in der Mine ein schweres Unglück, bei dem 65 Bergarbeiter ihr Leben verloren. Der Bericht auf der Seite des IMB
- Leading in exile
(Englisches) Interview mit Napoleón Gómez Urrutia , Generalsekretär der Sindicato Nacional de Trabajadores Mineros, Metalúrgicos y Similares de la República Mexicana - SNTMMSRM in der Metal-World 3/2006
Im Exil
Die United Steelworkers haben den Voritzenden der
mexikanischen Sindicato de Trabajadores Mineros y Metalurgicos de
la Republica Mexicana (die grösste mexikanische Industriegewerkschaft)
Napoleon Gomez erst nach Arizona, dann nach Kanada geschafft - er
wird wegen angeblicher Unterschlagung von der Regierung Fox gesucht.
Der Grund für die Solidarität der USW ist die Tatsache
dass, seitdem er (seit 2001, in Nachfolge des eigenen Vaters...)
Vorsitzender der Gewerkschaft ist, diese zahlreiche Solidaritätsstreiks
mit US-Bergarbeitern organisiert hatte und Streikbruchaufträge
verhindert. Hintergrund der Affäre ist die Auseinandersetzung
der Gewerkschaft mit Grupo Mexico, die unter anderem zu Streiks
über nachträgliche Abfindungen geführt hatte, eine
Auseinandersetzung, die mit der voraussehbaren Bergwerkskatastrophe
im Frühjahr bei der 65 Kumpel starben, extrem verschärft
wurde - Unternehmen und Regierung riefen daraufhin einen neuen Vorsitzenden
aus. Einen aktuellen Einblick in die Entwicklung gibt der (englische)
Bericht "Labor
turmoil following disaster draws in USW"
vom 10. September 2006 von Jerome L. Sherman in der Pittsburgh Post-Gazette.
Die mexikanische Gewerkschaftsbewegung heute
In ausführlichen Gesprächen mit der Tageszeitung
La Jornada nehmen die Gewerkschaftsforscherin Graciela Bensusán
Areous von der Universidad Autonoma de Mexico und Enrique de la
Garza, Professor der UAM Iztapalapa kein Blatt vor den Mund: sowohl
die traditionellen, der langjährigen Regierungspartei PRI zugehörigen
Gewerkschaften, als auch die unabhängigen Gewerkschaftsorganisationen
und - strömungen (wie etwa, um die grössten zu nennen:
Sindicato de Telefonistas de la República Mexicana (STRM),
Sindicato Nacional de Trabajadores del Seguro Social, Sindicato
de Trabajadores de la UNAM und die Sindicato Mexicano de Electricistas
- die, beispielsweise die STRM seit 30 Jahren keinen streik mehr
organisiert hätten, aber dafür im selben langen Zeitraum
stets denselben Vorsitzenden hat) hätten es, im Gegensatz zu
jenen in anderen lateinamerikanischen Staaten, versäumt, sich
den neuen Bedingungen anzupassen - und das bedeute die Gefahr, dass
jene Art Gewerkschaftspolitik die Oberhand behalte, die die Regierung
wünscht: im Interesse des jeweiligen Unternehmens. Auf der
anderen Seite habe die Entwicklung der beiden letzten Jahrzehnte
und insbesondere der letzten Jahre dazu geführt, dass Spielraum
und Möglichkeiten autonomer Gewerkschaftspolitik und -organisation
deutlich angewachsen seien. Zu Wort kommt hierzu beispielsweise
auch Andrónico Martínez, Koordinator des Gewerkschaftsoppositionellen
Movimiento Alternativo Telefonista. Der ausführliche redaktionelle
(spanische) Beitrag "Se
resquebrajan sindicatos oficialistas mexicanos, crecen posibilidades
del sindicalismo autónomo"
vom 23. August 2006 bei "La Jornada", gespiegelt bei "Clajadep-LaHaine".
Verschiedene Maidemonstrationen in der Hauptstadt
- Polizeiterror in der Provinz eskaliert
Drei Maidemonstrationen gab es in Ciudad de Mexico: Die kleinste und unauffälligste jene der beiden traditionellen parteinahen Gewerkschaftszentralen CTM und CT, die wie Berichterstatter schrieben, "niemandem etwas zu sagen hatte". Aber selbst dieser "Marsch der Dinosauriere" musste die Losungen der Gewerkschaftsfreiheit, bzw Nichteinmischung der Regierung in innere Gewerkschaftsangelegenheiten aufgreifen. Und selbst auf der Kundgebung dieser "Gewerkschafter mit kurzem Draht" (es soll ja Gegenden geben, in denen bestimmte Typen von Gewerkschaftern auf solcherart Verhältnisse stolz sind - hrw) kam es zu heftigen Mißfallenskundgebungen gegen den vom Arbeitsministerium eingesetzten "neuen" Vorsitzenden der Bergarbeitergewerkschaft, Elias Morales, der niemand vertritt als den Arbeitsminister. Die grösste Demonstration mexikanischer ArbeiterInnen innerhalb des Landes (die grösste überhaupt fand in den USA statt) war jene des Zusammenschlusses unabhängiger Gewerkschaften, die den Kampf der Berg- und Stahlarbeiter repräsentieren, sowie den Kampf gegen die Versuche der Regierung, die Gewerkschaften zu redomestizieren. Denn dass genau das gegenwärtig in Mexiko passiert: dass die jahrzehntelange Dominanz der diversen politischen Parteien und Klüngel über die Gewerkschaften einem möglichen Ende entgegen geht, zeigte auch die zweitgrösste Maidemonstration der "anderen Kampagne", die mit über 10.000 TeilnehmerInnen in der Hauptstadt deutlich grösser war als die der "Traditionsgewerkschaften": Neben den Zapatisten waren dort auch wichtige Gewerkschaften und Gewerkschaftsoppositionen vertreten, wie etwa die organisierte Opposition der Lehrergewerkschaft, die "Sindicato de Trabajadores de Uniroyal", die Gewerkschaft der Beschäftigten der Sozialversicherung, viele TelefongewerkschafterInnen und andere, die in jüngster Zeit durch ihre Kämpfe Aufmerksamkeit erregten. Dass erstmals die Mobilisierungskraft der "Offiziellen Gewerkschaften" öffentlich als schwach wahrgenommen wurde, kann einen Prozess der dringend nötigen Neuformierung nur beschleunigen - wird sie doch zumindest auch einen Teil jener Opposition in Bewegung setzen, die immer noch ihre Kraft daran vergeuden, völlig bürokratisierte Gebilde zu demokratisieren... Diese Gewerkschaftszentralen werden nur durch die Regierung am Atmen gehalten - während es für die illoyale Opposition die Polizei gibt, wie es faktisch paralell zu den Maidemonstrationen Blumenverkäufer in San Salvador de Atenco, in der Nähe der Hauptstadt erfahren mussten, die tagelang von der Polizei gejagt wurden, wobei ein 14-jähriger Junge ermordet wurde.
- Über die Demonstration von Gewerkschaften und der "andere Kampagne" der (spanische) Bericht "Encabeza Marcos el "otro primero de mayo" en el Zocalo" von Rodrigo Vera in der Zeitung "El Proceso" vom 2. Mai 2006, gespiegelt beim Archiv "Chiapas 95".
- Die redaktionelle (spanische) Meldung des Nachrichtendienstes apro über den Polizeimord und den Alarmzustand der EZLN "Se declara el EZLN en alerta roja - Se solidariza con los habitantes de San Salvador Atenco" vom 3. Mai 2006, ebenfalls bei "Chiapas 95"
"Wer stets sofort die Frage des Faschismus
aufwirft, irrt: Und tut so, als ob die bürgerliche Demokratie
nicht mörderisch wäre..."
Nach den Polizeimorden an streikenden Stahlarbeitern
in der letzten Woche haben sich die Fronten zwischen einer Reihe
von Gewerkschaften und der Regierung in Mexiko weiter verhärtet,
wie es sich schon seit dem Tod von 65 Bergarbeitern vor einigen
Wochen abzeichnete und mit der gerichtlichen Absetzung eines Gewerkschaftsvorsitzenden
zuspitzte. Derweil wächst die Zahl gewerkschaftlicher BasisaktivistInnen,
die in die inhaltliche Auseinandersetzung mit der "Anderen
Kampagne" suchen - auch und gerade, um der permanent krisengeschüttelten
mexikanischen Gewerkschaftsbewegung neue Perspektiven zu schaffen.
Eine kleine Telefonkonferenz "quo
vadis, Gewerkschaft?" von Ende April 2006 zur aktuellen
Lage, auch vor den Präsidentschaftswahlen im Juli.
Eine konservativ-liberale Front gegen Lopez Obrador, die Rolle der Gewerkschaften und die Frage der Selbstorganisation
Ein Gespenst verfolgt die bürgerlichen Kräfte Mexicos: Die (potentiell erfolgreiche) Kandidatur des Bürgermeisters von Ciudad de Mexico, Lopez Obrador (PRD) bei der Präsidentschaftswahl 2006. Die PRI und die PAN - die traditionelle und die neuere Partei der Reaktion in Mexico - haben deswegen eine vielschichtige Kampagne gegen Obrador instrumentiert und durch ihre Medien versucht, den MexikanerInnen einzuhämmern: Zunächst war es "Mexiko-Stadt - die Explosion der Kriminalität"; danach (als dieser Versuch trotz alles Medienpomps weitgehend gescheitert war) die juristische Aufhebung der Immunität wegen "Amtsanmaßung" anlässlich einer Geländeenteignung. Unter den Millionen MexikanerInnen, die gegen den Versuch der (illegalen) Amtsenthebung demonstriert haben, waren auch Hunderttausende von GewerkschafterInnen. Selten in den letzten Jahren so gut zu sehen, wie bei der Demonstration in Mexico-Stadt, an der über 1 Million Menschen teilnahmen. Nach dem triumphalen Wiederantritt des Dienstes ist die Zustimmungsrate zu Lopez Obrador, die schon vorher Rekordhöhen erreicht hatte, auf 84 Prozent gestiegen. Eine Darstellung der Ereignisse aus Dokumenten, Telefonaten und Netzrecherche vom 2.Mai 2005
"Die spontane Kritik siehst Du in der Kontinuität der klandestinen Migration"
Ein Interview mit Angel Lazaro Moreda, Aktivist der Elektrizitätsgewerkschaft SME aus Ciudad de Mexico, über den Zustand und die Chancen des Landes, der Bevölkerung und der Gewerkschaftsbewegung in Mexico, ihre "Beziehung" zu den rund 30 Millionen ArbeiterInnen des informellen Sektors, geführt in Porto Alegre Ende Januar 2005.
Solidarität mit der unabhängigen Gewerkschaft bei Alcoa
In mehreren Werken, die in Mexico für Alcoa produzieren, gibt es inzwischen unabhängige Gewerkschaften - und gegen die startet das Weltunternehmen seit einiger Zeit eine Repressionsoffensive. Per e-mail kam die Bitte um Solidarität (spanisch, mit deutscher Zusammenfassung)
Hausangestellte organisieren sich zur Durchsetzung ihrer Rechte
Schätzungsweise 1,3 Millionen Frauen arbeiten in Mexiko als Dienstmädchen (Für etwas mehr als 1 Dollar pro Tag). Und beginnen sich zu organisieren. CACEH ist eine dieser - meist noch kleinen - Organisationen. Artikel von Conrad Fox in der deutschen Übersetzung von Susanne Froboese (danke!) und im (englischen) Original "Mexico: Domestic workers organize to defend their rights" für den newsletter "The New Mexico" vom 3.5.02 |