Arbeiter_innen protestieren gegen Privatisierung
Kairo 2012 - Die ehemals staatliche Fernseherfabrik Telemisr wurde privatisiert. Nun will der Investor will sie schließen und die Beschäftigten entlassen, um mit dem Grundstück, auf dem die Fabrik steht, ein Immobiliengeschäft zu machen. "Das ist keine Investition, das ist Kolonialismus", sagt eine der Arbeiter_innen. Sie fordern den Premierminister auf, die Fabrikschließung zu verbieten. Weitere Forderungen sind die Wiederverstaatlichung und Bestrafung der im Zusammenhang mit der Privatisierung stattgefundenen Korruption. Das Video bei labournet.tv (arabisch | 7 min | 2012 | untertitel: dt)
Nahrungsmittelkrise in Ägypten. Teures Brot aus privatisierten Bäckereien
Ägypten ist der weltweit grösste Weizenimporteur. Wenn wie jetzt der Weizenpreis auf dem Weltmarkt dramatisch steigt, spürt das die Bevölkerung sofort. Der Geografieprofessor Jörg Gertel hat die Zusammenhänge untersucht. Interview von Daniel Stern in der WOZ vom 07.04.2011
Der Kampf zur Verteidigung der Landreform als Lebensaufgabe
Shahinda Maqlad ist 70 Jahre alt und hat gerade ihre Autobiographie in mehreren Medien dskutiert: ein Verteidigerin jener Landreform aus Nassers Zeiten, die von den Regierungen Sadat und Mubarak nach und nach ausgehöhlt wurde und - wenn es nach den Wünschen der Reichen des Landes geht - bald endgültig ad acta gelegt werden soll. War sie 1958 als einzige Frau ihrer Region zum Kongreß der Landunion delegiert worden und wurde dort zu einer landesweiten Berühmtheit durch ihre Rede, in der sie die Obstruktionskampagne reicher Landbesitzer und lokaler Behörden gegen die Landreform zum Thema machte, so wurde sie im Zuge von Sadats "Korrekturkampagne" 1971 aus ihrem Geburtsbezirk verbannt. Breiteste Solidarität brachte die Verbannung einige Jahre später zu Fall. In Zeiten der Regierung Mubarak gehen solcherart Angriffe anders: Zivilklagen einer Familie von Landlords (die in enger Verbindung mit der Regierungspartei stehen) sollen sie an weiterer Aktivität hindern,was bisher nicht gelang - aber weiterhin versucht wird. Der (französische) Bericht "Portrait d'une militante paysanne égyptienne" von Beshir Sakr vom 3. Oktober 2007 im Alafouk-Net.
Der Kampf ums Land
Seit 1997 wird in Ägypten schrittweise die Landreform der 60er Jahre rückgängig gemacht. Längst kann beispielsweise wieder unbegrenzt Pacht erhoben werden. Und in den letzten Jahren werden es immer mehr ehemalige Grossgrundbesitzer, die "ihr" Land wiederhaben wollen. Was oft genug vor Ort in einer Koalition mit Poliziekräften gegen die "Neufarmer" durchgesetzt wird, denen die Behörden immer öfter die Dokumentation faktisch verweigern. Am 18. Juni 2006 wird es zu einem Prozess gegen die Farmer von Sarando kommen, die Anfang 2005 der Polizei und ihren Bulldozern erfolgreich Widerstand geleistet haben. Der aktuelle Solidaritätsaufruf (aus Anlass des Athener Sozialforums) "Urgent action to stop expulsion of Egyptian Farmers" des Egyptian Popular Committee with Land Reform Peasants von Anfang Mai 2006. |