Klare Regeln für Gespräche – reichen nicht. Presseerklärung des vdää zu IGeLeistungen in der Kassenpraxis
Presseerklärung des vdää vom 14. November 2012 . Aus dem Text: „… Der vdää kann das Anliegen des BÄK-KBV-Ratgebers, „die Diskussion zu versachlichen, die Argumente zu differenzieren und offen, ausgewogen zu informieren“, deshalb nur bedingt teilen. Klare Regeln für Gespräche über Leistungen, für die es keine Evidenz gibt, sind nutzlos, weil diese Leistungen gar nicht erbracht werden dürften. Eine klare Regel für ein solches Gespräch kann nach unserem Medizinverständnis allenfalls darin bestehen, den PatientInnen davon abzuraten und die Leistung entsprechend nicht zu erbringen. Genau diesen Rat findet man aber leider nirgends in dem Ratgeber. Der Arzt würde dann allerdings mit seiner anderen Rolle als Kaufmann in Konflikt geraten…“
Gastärzte – ein weiteres Symptom der Krankheit namens Privatisierung
„Nach aktuellen Zahlen der Bundesärztekammer haben im letzten Jahr 3.039 ausländische Ärzte ihren Job in Deutschland aufgenommen – die meisten davon waren Krankenhausärzte. Nach Angaben des Deutschen Krankenhausinstituts sind momentan rund 5.500 Stellen für Krankenhausärzte nicht besetzt. Schuld daran sei der Fachkräftemangel, so raunt es aus dem Blätterwald. Doch wie so oft springen die Kommentatoren hier zu kurz. Im letzten Jahr verließen nämlich auch 3.410 Ärzte Deutschland. Alleine mit dem negativen Wanderungssaldo der letzten vier Jahr hätte man jede offene Stelle besetzen können. Grund für die Ärzteknappheit ist nicht der Fachkräftemangel, sondern die mangelnde Bereitschaft des Gesundheitssystems, seine Mitarbeiter ordentlich zu bezahlen und für angemessene Arbeitsbedingungen zu sorgen. Leidtragende dieser Entwicklung sind nicht nur die Patienten, sondern vor allem auch die ausländischen Ärzte selbst, die oftmals schlechter bezahlt werden als die bereits outgesourcten Krankenhaus-Putzfrauen…“ Artikel von Jens Berger vom 14. November 2012 bei den Nachdenkseiten
Praxisgebühr jetzt abschaffen!
„sie hat sich zum bürokratischen Monster entwickelt, das sein Ziel verfehlt: statt Ausgaben für unnötige Behandlungen zu senken, hält die Praxisgebühr Menschen mit niedrigem Einkommen von notwendigen Arztbesuchen ab - und gefährdet so ihre Gesundheit. Jetzt gibt es die Chance zur Veränderung: Angesichts eines Überschusses von 21 Milliarden Euro bei den gesetzlichen Krankenkassen will neben der Opposition auch die FDP die Praxisgebühr abschaffen. Beim nächsten Koalitionsausschuss am 4. November wird entschieden, ob die "Praxis-Maut" bleibt oder fällt. Die Union beharrt immer noch auf der Gebühr, aber auch bei ihr wachsen die Zweifel. Unmittelbar vor dem Treffen wollen wir den Parteivorsitzenden mindestens 50.000 Unterschriften unter unserem Appell überreichen. Unterzeichnen Sie jetzt unseren Appell gegen die Praxisgebühr!“ Campact-Aktion . Siehe auch die 5-Minuten-Info zu den Hintergründen
Versicherungspflicht und Beitragsschulden
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Beitragsschulden bei Krankenkassen: „60 Prozent im Jahr, das ist Wucher“
„Die gesetzlichen Kassen haben Rückstände von 571 Millionen Euro. CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn will die hohen Zinsen für Beitragsschulden abschaffen…“ epd-Beitrag in der taz online vom 21.10.2012
- Orientierungshilfe für die Beraterinnen und Berater im Deutschen Caritasverband und seinen Fachverbänden zum Krankenversicherungsschutz für Personen ohne ausreichende Absicherung im Krankheitsfall
Orientierungshilfe von Caritas Verband vom September 2012 bei Harald Thomé
- Gesetzliche Krankenkassen: Immer mehr Versicherte können Beiträge nicht zahlen
„Die Zahl derer, die ihre Krankenversicherung nicht bezahlen können, steigt drastisch. Schon jetzt schulden gesetzlich Versicherte in Deutschland ihren Krankenkassen 1,67 Milliarden Euro…“ Artikel von Rainer Woratschka im Tagesspiegel vom 21.08.2012 . Aus dem Text: „… Wer nicht zahlt oder nicht zahlen kann, hat ein finanzielles Problem, das sich exponenziell vergrößert. Denn die Kassen sind verpflichtet, ab dem zweiten Monat des Rückstands monatlich fünf Prozent Säumniszuschlag zu erheben. Mit der Frage, ob diese fünf Prozent angemessen sind, beschäftigt sich derzeit das Bundessozialgericht – deshalb will sich der GKV- Spitzenverband dazu nicht äußern. Hinter vorgehaltener Hand spricht aber auch mancher Kassenfunktionär von verordnetem Wucher, durch den man die Betroffenen noch tiefer in die Schuldenspirale treibe. Und die Logik, dass säumige Unternehmen nur einen Zuschlag von einem Prozent zahlen müssen, erschließt sich auch nicht allen. Doch immerhin: Medizinisch versorgt werden auch Beitragsschuldner. Das Niveau der ihnen zugestandenen Notfallversorgung freilich ist niedrig, es orientiert sich am Ayslbewerberleistungsgesetz. Vorgesehen ist nur eine medizinische Versorgung in Notfällen, bei Schmerzen und in allen Fällen rund um Schwangerschaft und Geburt. (…)
Auf Betreiben des Verbandes prüft das Gesundheitsministerium daher schon seit geraumer Zeit, ob man nicht einen sogenannten Nichtzahlertarif anbieten sollte. Darunter ist nicht etwa die Einladung zu verstehen, künftig fürs Versichertsein gar nichts mehr zu bezahlen. Vielmehr geht es um die möglichst günstige Absicherung einer Notversorgung für besonders klamme Versicherte. Zur Debatte steht ein Monatsbeitrag von rund 100 Euro. (…) Regelungsbedarf sehen Politiker allerdings auch in der GKV. Es sei „nicht in unserem Interesse, dass man Kioskbesitzer und andere Kleinunternehmer in Zahlungsprobleme treibt“, sagt der CDU-Sozialpolitiker Jens Spahn. Er fordert, den Mindestbeitrag für gering verdienende Selbständige zu senken. Derzeit beträgt dieser, basierend auf einem unterstellten Einkommen von 1969 Euro, 293 Euro im Monat. Da viele, zumindest zeitweise, weniger verdienten, sei diese fiktive Bemessung zu hoch angesetzt, meint Spahn…“ Siehe dazu auch:
- Krankes deutsches Krankenversicherungssystem oder: Der Grund, warum viele Selbständige in Zahlungsnot geraten
' „Diese Art Mitteilung ist in letzter Zeit häufiger zu lesen, Grund genug, ihr einmal auf den Grund zu gehen: “Immer mehr Deutsche schulden Kassenbeiträge“, heißt es in einer Überschrift des Spiegel heute. Und: “Oftmals zahlen jedoch Selbständige, Arbeitslose und verarmte Personen ihre Beiträge nicht.”…“ Artikel von und bei Thorsten Hild vom 21. August 2012 . Aus dem Text: „… Dass gerade Selbständige – ich rede hier von “kleinen Selbständigen” – oftmals ihre Kassenbeiträge nicht zahlen liegt in meinen Augen an der so genannten Mindestbeitragsbemessungsgrenze, die neben ihrer wirklichkeitsfernen Höhe noch dazu auf eine generell schreiende Ungerechtigkeit bzw. Ungleichbehandlung im Gesundheitswesen verweist. (…) Für Selbständige gilt wiederum eine gesetzlich festgelegte Mindestbeitragsbemessungsgrenze. Sie beträgt aktuell (2012) monatlich 1968,75 Euro. Der Gesetzgeber geht also tatsächlich davon aus, dass jeder Selbständige jeden Monat ein Einkommen von nicht weniger als 1968,75 Euro verdient. Das ist natürlich völlig irre! Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) verdienen rund 30 Prozent der Selbständigen weniger als 1100 Euro…“
- Privatproblem. Wenn Geld für die Krankenversicherung fehlt
„Für ihre private Krankenversicherung muss Pia T. (Name geändert) Schulden machen. Nach dem Studium hat die 27-Jährige noch keinen Job. Sie hat Hartz IV beantragt. Früher hätte sie als Hilfsbedürftige in eine gesetzliche Krankenkasse wechseln können. Seit dem 1. Januar geht das nicht mehr. Pia T. kommt aus der privaten Versicherung nicht heraus - und kann sie nicht bezahlen. "Ich habe jetzt einen Privatkredit aufgenommen", sagt sie. Die Regelung, die Pia T. zu schaffen macht, ist Teil der Gesundheitsreform: Seit dem Jahreswechsel herrscht allgemeine Krankenversicherungspflicht - auch für Menschen, die nur Zugang zur privaten Krankenversicherung (PKV) haben. Seitdem gibt es auch den Basistarif, in den die Privaten jeden möglichen Kunden aufnehmen müssen. Zeitgleich wurde neuen Hartz-IV-Empfängern der Weg in die gesetzlichen Kassen versperrt. Eine Entscheidung für die private Versicherung sei eine "Lebensentscheidung", erklärte das Bundesgesundheitsministerium dazu…“ Artikel von Katja Schmidt in Frankfurter Rundschau vom 24.02.2009
Armut senkt die Lebenserwartung. Die Gründe sind psychischer Stress und harte körperliche Arbeit
„Die Forscher des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) haben für ihre Untersuchung auf Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) zwischen 1984 und 2010 zurückgegriffen und sich dabei Einkommensposition und Sterbefälle von 65-jährigen Personen angesehen, so dass die Geburtsjahrgänge von 1919 bis 1944 einbezogen wurden. Grundlage war dabei das Einkommen, dass sie in dem Jahr hatten, in dem sie 65 Jahre alt wurden, wobei das gesamte Haushaltseinkommen nach Steuern und Abgaben sowie die Anzahl der Haushaltsmitglieder beachtet wurde…“ Artikel von Silvio Duwe in telepolis vom 21.9.2012
Die leistungskranke Gesellschaft: Warum Armut krank macht
„Genau vor zehn Jahren legte die rot-grüne Bundesregierung den Grundstein für eine der nachhaltigsten Sozialreformen in der Geschichte der Bundesrepublik: die Agenda 2010. Am 16. August 2002 präsentierte die sogenannte Hartz-Kommission ihren Bericht „Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“. Der in ihm enthaltene Slogan vom „Fördern und Fordern“ hatte es in sich, er bildete nichts weniger als den Kern des neuen arbeitsmarktpolitischen Leitbildes: dem der „aktivierenden Arbeitsmarktpolitik“. Drei Jahre später, Anfang 2005, schuf die Bundesregierung Hartz IV. Seither gilt Arbeitslosigkeit als vermeintlich selbstverschuldet – ganz gleich, in welcher Verfassung die Betroffenen sind. Dieser sozialpolitische Wandel hat den Druck auf Erwerbslose wie auf Beschäftigte in diesem Land erheblich erhöht – mit dramatischen Folgen für deren Gesundheit…“ Artikel von Martin Staiger in den Blättern vom August 2012
Zu arm, um krank zu sein. Kongress: Gesundheitskosten überfordern auch »gescheiterten« Mittelstand
„Die systemische Benachteiligung armer Menschen im deutschen Gesundheitssystem ist eines der Themen, das auf dem diesjährigen Kongress »Armut und Gesundheit« in Berlin diskutiert werden…“ Bericht von Ulrike Henning in Neues Deutschland vom 10.03.2012
Leben in ständiger Sorge. Lebenserwartung von Geringverdienern sinkt
"Wer im Niedriglohnsektor gearbeitet hat, stirbt früher als ein Besserverdiener. Und noch schlimmer: Die Lebenserwartung von Geringverdienern nimmt ab. Experten sehen die Ursache in Reformen auf dem Arbeitsmarkt und im Gesundheitssektor und fordern eine "offensive Armutspolitik"." Artikel von Lena Jakat in Süddeutsche Zeitung vom 12.12.2011 . Siehe dazu:
- Lebenserwartung und soziale Schicht
"Während in den Industrieländern die soziale Ungleichheit und der Unterschied in der Lebenserwartung ansteigen, scheint dies in Schwellenländern wie Brasilien (noch) anders zu sein.." Artikel von Florian Rötzer in telepolis vom 11.12.2011
Armut macht krank. Wie Einkommen und Bildung die Gesundheit beeinflussen
WDR-Sendung vom 12. April 2011 von Amanda Mock
Weltgesundheitsbericht: Wenn Krankheit in den Ruin führt
"100 Millionen Menschen rutschen jedes Jahr in die Armut ab, weil sie nicht krankenversichert sind - nicht nur in Entwicklungsländern. Kritik übt die WHO auch an der Politik der schwarz-gelben Koalition in Berlin.
Die von der schwarz-gelben Koalition forcierten Vorkasse-Tarife in der gesetzlichen Krankenversicherung stoßen bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf Kritik. Im Weltgesundheitsbericht, der heute veröffentlicht wurde, heißt es, derartige Zahlungssystem führten in der Regel zur Verschwendung und zur Überversorgung. Als Grund nennt die WHO die bei diesen Modellen fehlende Kostensteuerung durch die Krankenkassen. Die Organisation plädiert stattdessen für Systeme, bei denen es möglichst keine direkten Finanzbeziehungen zwischen Ärzten und Patienten gibt. Aus dem Bericht, der sich mit der Finanzierung der Gesundheitssysteme weltweit beschäftigt, geht hervor, dass jährlich 100 Millionen Menschen in Armut abrutschen, weil sie nicht krankenversichert sind. Die unzureichende Finanzierung der Gesundheitsversorgung sei nicht nur ein Problem von Entwicklungsländern." Artikel von Timot Szent-Ivanyi in der Frankfurter Rundschau vom 22.11.2010
Ökonomische Ungleichheit und Gesundheit: Weltweite Studie zeigt Korrelation zwischen den beiden Größen
"Je größer die ökonomische Ungleichheit in einem Land, desto schlechter ist es um die Gesundheit seiner Bevölkerung bestellt. Das ist das Ergebnis einer Studie des Gesundheitsökonomen Martin Karlsson von der TU Darmstadt in Kooperation mit der Universität Lund (Schweden). Karlssons Arbeit unterscheidet sich von bisherigen ähnlichen Studien durch ihre weltweite Datenbasis: sie gründet sich auf Umfragen in 21 Ländern." PM der TU Darmstadt vom 11.01.2010
2007 waren rund 200.000 Menschen nicht krankenversichert
"In Deutschland gibt es mehrere hunderttausend Menschen, die keinerlei Krankenversicherung haben. Unter Erwerbstätigen sind das vor allem Selbstständige und mitarbeitende Familienangehörige." Artikel im Tagesspiegel vom 11.12.2008
Armut gefährdet die Gesundheit
"Untersuchungen des Umweltbundesamtes geben neue Aufschlüsse über den Zusammenhang von sozialem Status und Umweltbelastungen aller Art.
Schon Mitte der 70er Jahre wurde im Ruhrgebiet eine empirische Studie durchgeführt, die zu keineswegs unerwarteten, aber doch höchst problematischen Ergebnissen kam. Zeigte sie doch, dass Menschen mit einem geringen sozialen Status sehr viel häufiger an stark befahrenen Durchgangsstraßen lebten als ihre besser situierten Zeitgenossen und eben hier einer erheblich höheren Dosis an Lärm und Abgasen ausgesetzt waren. In den Vereinigten Staaten wurde die Verteilung von Umweltbelastungen und Umweltgütern nach sozialen Gesichtspunkten auch in der Folgezeit intensiv erforscht ("Environmental Justice"), in Deutschland brach die Diskussion ab und wurde bis heute nur sporadisch wieder aufgenommen." Artikel von Thorsten Stegemann in telepolis vom 22.08.2008
Rationierung der medizinischen Leistung. Der Präsident der Bundesärztekammer fordert eine öffentliche Diskussion über maßgebliche Entscheidungen, die das Leben betreffen
"Geht es nach Deutschlands Ärzten - oder, korrekter, nach der Bundesärztekammer - , werden die Übermenschen, die sich der vorhandenen medizinischen Mittel zur Erhaltung und Verbesserung ihrer Körper, zunehmend der reichen Schicht angehören. Schon jetzt leben die Wohlhabenden länger als die Menschen am unteren Ende der sozialen Schicht. Mit Geld kauft man längeres Leben und einen gesünderen, nicht nur einen schöneren Körper." Artikel von Florian Rötzer in telepolis vom 19.05.2008
100.000 Menschen nicht krankenversichert
"In Deutschland leben noch immer 100.000 Menschen ohne Krankenversicherung. Das geht aus den Zahlen das Bundesgesundheitsamts hervor. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) will Betroffene nun mit einer Kampagne in die Krankenkassen zurückholen." Artikel bei RP online vom 13.02.2008 . Siehe dazu:
- Mehr Menschen ohne Krankenversicherung
"Die Zahl der Menschen in Deutschland ohne Krankenversicherung hat sich in den zurückliegenden Jahren deutlich erhöht. Anfang 2007 waren 211.000 Menschen nicht krankenversichert und besaßen auch keinen sonstigen Anspruch auf Krankenversorgung, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Vier Jahre zuvor seien es nur 177.000 gewesen, nach 145.000 im Jahr 1999. Nach Einschätzung des Bundesgesundheitsministeriums ist der Trend inzwischen aber gestoppt." Reuters-Meldung vom 7. Februar 2008
- Rückkehr in die Versicherung. Wenn der Arztbesuch unbezahlbar wird
"Das Gesundheitsministerium startet eine Kampagne zur R ückkehr in die Krankenversicherung. Doch viele scheuen die hohen Nachzahlungen." Artikel von C. Schmitt und L. Gaede in der taz vom 14.02.2008
Wie Technokraten eine gute Idee vermurkst haben. Die teure Rückkehr in die GKV
"Gesundheit ist teuer. Besonders teuer kommt sie jetzt Menschen zu stehen, die sie sich schon in der Vergangenheit nicht leisten konnten. Die Gesundheitsversicherungs-Pflicht erweist sich als ein derber Fehlschlag. Laut neuesten statistischen Zahlen von Ende August sind erst rund 43.000 Nichtversicherte in die gesetzliche Krankenversicherung zurückgekehrt. Für jene Menschen, die wegen Zahlungsschwierigkeiten aus der für Ältere und Kranke besonders teueren Privaten Krankenversicherung hinausgeworfen wurden, sehen die Zahlen sogar noch düsterer aus. Dabei schätzen die Sozialpolitik-Experten die Gesamtzahl der Betroffenen auf vier- bis neunmal so viele." Artikel von Jürgen Neitzel vom 09.09.2007 bei der HU-Ortsverband Marburg
Gesundheit und soziale Schicht
"Erstmals liegen für ein Bundesland detaillierte Erkenntnisse zum Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen vor. Die sozialen Ursachen und Folgen spielen dabei eine wichtige Rolle." Artikel von Thorsten Stegemann in telepolis vom 06.09.2007
"Gesundheitsarmut"
"Eine Wortschöpfung, nun noch drastischer, aussagefähiger als das gesamte Scheingefecht der ach so um das "Wohl der Patienten" bemühtem schwarz-roten Koalitionäre bis zur Verabschiedung der Gesundheitsreform im Bundestag. "Gesundheitsarmut" - mit dieser Wortwahl charakterisierte Frau Professor Jutta Almendinger, Direktorin im "Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit" unlängst den Treueschwur der Abgeordneten an die Wünsche und Lobbyisten der pharmazeutischen Industrie. Aber auch den Mitarbeitern der aufgeblasenen landesweit agierenden Verwaltungsbehörde mit dem standesdünkelhaften Namen "Kassenärztliche Vereinigung" garantiert das "Reformwerk" ein Überleben. Sie bleiben damit ein willfähriges Instrument des Staates, ein Relikt aus der Nazizeit, hoheitliche Interessen durchzusetzen." Artikel von Hans Horn
»Verantwortung wird auf uns abgewälzt«. Trotz »Gesundheitsreform« bleiben etwa eine Million Illegalisierte in Deutschland ohne medizinische Versorgung.
Interview von Kathrin Hedtke in junge Welt vom 08.02.2007 mit Burkhard Bartholome , Arzt und aktiv im Büro für medizinische Flüchtlingshilfe in Berlin
Von Patientenerlös und "erlösten" Patienten
Der Hauptstadtkongress Gesundheit befasste sich auch mit den Folgen von Nichtversicherung. Artikel von Ulrike Baureithel in Freitag vom 26.05.2006
Gesundheit und Globalisierung
"Das Alphabet der Globalisierung kennt viele Einträge. Die 11. Konferenz "Armut und Gesundheit" im November 2005 begann mit dem Eintrag A wie "Ausgrenzung" und endete mit dem Eintrag R wie "Ruhelos". Mit Projektpartnern aus Indien, Israel/Palästina, Großbritannien und Deutschland diskutierten wir über die Folgen der Privatisierungswelle im Gesundheitswesen, das Menschenrecht auf Gesundheit und die Vermarktung von Körper(teile)n sowie die Perspektiven einer internationalen Gesundheitsbewegung.." Dokumentation des medico-Workshops Gesundheit & Globalisierung
Krankenversicherung: Warten, bis der Notarzt kommt
"Immer mehr Menschen sind nicht krankenversichert. Beim Versuch, Sozialmissbrauch zu vermeiden, hat der Staat viele aus der Solidargemeinschaft gedrängt, die den Schutz dringend benötigen. Ein Team von Gesundheitsökonomen zeigt Alternativen auf. Ideallösung: eine "Versicherungspflicht für die gesamte Wohnbevölkerung"." Artikel mit weiterführenden Informationen aus Böckler Impuls 16/2005 der HBS. Siehe dazu auch die Grafik: Immer mehr Erwerbstätige sind ohne Krankenversicherung
Zitat zum Thema: Deutsche Patientenverfügung (Muster)
"Ich, Erwin Mustermann, verfüge hiermit, daß an mir keine lebensverlängernden medizinischen Maßnahmen durchgeführt werden. Dies soll insbesondere gewährleistet werden durch...
- unzureichende ärztliche Betreuung
- unbezahlbare medizinische Versorgung
- Ablehnung von Therapien, Kuren und kostenintensiven Behandlungen...
...sowie durch alle anderen gesetzlich festgelegten Maßnahmen der aktiven Sterbehilfe
im Rahmen der Gesundheitsreform."
Aus: Der Deutsche Einheit(z)-Textdienst von Werner Lutz 5/2005
Wer arm ist, stirbt früher
Die Bundesrepublik leistet sich eine Zwei-Klassen-Medizin.
Dabei geht es nicht um das Einzelzimmer. Artikel
von Ute Andresen in ver.di-publik 06-07 2004
Teilerfolg bei "Zuzahlungen Krankheitskosten"
Beschluss des OVG Niedersachsens vom 6. Mai 2004,
der einen Sozialhilfeträger zur Übernahme der Krankheitskosten
eines Sozialhilfeberechtigten Chronikers verpflichtet, wenn die
Kosten monatlich 2,96 € (1/12 der Belastungsgrenze) übersteigen
– das
Urteil bei BAG-SHI
Besser: nie mehr krank
Artikel
von Nadja Rakowitz über die Auswirkungen der Gesundheitsreform
ab 2004, erschienen im express, Zeitschrift für sozialistische
Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 11-12/03
Projekt soziale Gerechtigkeit: Gesundheit
von unten
Appell zur Bildung lokaler Gesundheitsforen. Artikel
im medico Rundschreiben 3/2003.
Siehe auch: Gesundheit für alle. Die Millionen-Unterschriften-Kampagne
bei medico
Medizin à la Aldi
"Ärztliche Versorgung muss billiger, zur
Privatsache darf sie nicht werden. Denn dann drohen vor allem im
Alter unterversicherte Patienten, die alle teuer zu stehen kommen.
Soll der im Regen an einer Kölner Straßenbahnhaltestelle
aufgelesene Obdachlose, an dessen eitrigen Füßen Haut
und Strumpfreste verwachsen sind, im Hyatt-Hotel übernachten?
Was soll künftig mit "hilflosen" Personen geschehen,
die laut Fallpauschalengesetz kein Recht auf einen Klinikaufenthalt
haben? Fragen, die auf den ethischen Kern der aktuellen Gesundheitsdebatte
zielen: Wahrt die Solidargemeinschaft dauerhaft ein Minimum an Gesundheitschancen
für alle?..." Artikel
von Harry Kunz in der taz vom 26.6.2003
Lasst sie doch einfach verenden
Vorschläge zur Gesundheitsreform von Rainer Trampert
in jungle World 25 vom 11. Juni 2003
Resolution des Landesverbandes NRW des Sozialverbandes
Deutschland zum Gesundheitswesen
Resolution
auf der Seite der Arbeitsgemeinschaft Soziale Sicherungssysteme
bei attac |