(K)eine Trendwende? Über die Tarifauseinandersetzungen 2012
Im Frühjahr 2012 wurden Tarifverträge für über sieben Millionen Beschäftigte in Deutschland neu abgeschlossen:
- Für über vier Millionen Beschäftigte der Metall-, Elektro- und KFZ-Industrie ein Abschluss von 4,3 Prozent nach einem Nullmonat mit einer Laufzeit von 13 Monaten (das entspricht etwas weniger als vier Prozent für zwölf Monate) sowie Entgelterhöhungen für Leiharbeiter, Übernahmeregelungen für Ausgebildete und Einstiegsqualifizierung für »benachteiligte« Jugendliche.
- Für 2,4 Millionen Beschäftigte in Banken, Abfallwirtschaft und öffentlichem Dienst ein Abschluss von 6,3 Prozent in drei Stufen (ab dem 1. März 2012 um 3,5 Prozent, ab 1. Januar 2013 um 1,4 Prozent und ab 1. August 2013 um weitere 1,4 Prozent) mit einer Laufzeit von bis zu 24 Monaten; das entspricht durchschnittlich drei Prozent für zwölf Monate. Im gut organisierten Bereich der Seehäfen konnte eine Erhöhung von 4,1 Prozent für zwölf Monate durchgesetzt werden.
- Für 500 000 Beschäftigte der chemischen Industrie ein Abschluss von 4,5 Prozent für 18 Monate – umgerechnet etwa drei Prozent für zwölf Monate – sowie Arbeitszeitflexibilisierung in einem »Demografie«-Tarifvertrag.
Unmittelbar nach Abschluss der Tarifverhandlungen wurden erste Bewertungen vorgenommen, die mit zeitlichem Abstand und nach Studium der Verträge ebenso einer kritischen Betrachtung unterliegen wie die Abschlüsse selber. Eine Rolle als Schiedsrichter ist dabei natürlich nicht angemessen. Stattdessen geht es im Folgenden darum, einen Beitrag für diese gewerkschaftliche Debatte zu leisten. Dies schließt ein, Widersprüche auszutragen, und verlangt uns innerhalb und außerhalb der Gewerkschaften Veränderung ab. Das ist nicht einfach. Die Verknüpfung der Debatten und des Wirkens der Tarifkommissionen, der betrieblichen Bewegungen, der Gewerkschaftslinken, der Gewerkschaftsführungen, der sozialen Bewegungen und Initiativen könnte grundlegende Veränderungen erbringen, auf die allein es ankommt. Eine solche Methode der gewerkschaftlichen Arbeit soll damit angeregt werden. Artikel von Stephan Krull, erschienen im express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 6-7/12
Boni für ‚gute Leistung‘ im Niedriglohnland: Ein Update zur Lohngerechtigkeit rund um die Tarifrunde 2012
Artikel aus Gegenstandpunkt 2-12 vom 22. Juni 2012 . Siehe das Inhaltsverzeichnis von Gegenstandpunkt 2-12 mit einigen Beiträgen online
Rückschau: Nullrunde 2012 - wer beim satten Lohnplus nur zuschaut
"Endlich mehr Geld für die Beschäftigten. Die IG Metall fordert satte 6,5 Prozent. Und schon jetzt ist sicher: Die Autobranche zahlt nach dem Rekordjahr auch Rekordprämien: Am meisten BMW mit rund 9.000 Euro für jeden Mitarbeiter. Sogar die kleinste Prämie von Mercedes, 4.100 Euro, kann sich sehen lassen. Aber längst nicht alle Mitarbeiter profitieren. Denn es gibt die neue 4-Klassen-Gesellschaft: In der 1. Klasse: Die Stammbelegschaft, In der 2. Klasse: Privilegierte Leiharbeiter, In der 3. Klasse: Mitarbeiter mit einem Werkvertrag. Und ganz unten, in der 4. Klasse: Leiharbeiter mit Werkvertrag." Text der Plusminus -Sendung von Steffen Clement vom 11.04.12, dort auch Link zum Video der Sendung
Stark nur gemeinsam
Die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst wollen mehr Geld. Die Metaller wollen mehr Geld. Die Telekom-Mitarbeiter wollen mehr Geld. Nachtigall, ick hör dir trappsen. Da steckt doch eine Chance drin. Gemeinsamer Streik von Verdi und IG Metall. Das wäre was!...“ Interview von Geesa von Leesen im Neues Deutschland vom 30.03.2012 . Aus dem Text: „… Am vorigen Montag sprach auf einer großen ver.di-Kundgebung in Stuttgart der Betriebsratsvorsitzende von Daimler Untertürkheim für die IG Metall. Im nahe gelegenen Esslingen redete auf einer ver.di-Demonstration der dortige IG-Metall-Bevollmächtigte. In manchen gehobenen Funktionärskreisen der IG Metall sieht man das kritisch. Doch Streik ist immer vor Ort. Es kommt also auf die Gewerkschafter in den Städten und Kreisen an, ob sie sich zusammen tun. Es geht ja nicht ausschließlich darum, tatsächlich eine ordentliche Lohnerhöhung durchzusetzen. Es geht auch darum, dass die deutschen Gewerkschaften in Zeiten der Finanzkrise endlich politisch wahrgenommen werden. Schließlich werden in den armen Ländern Europas wie Griechenland, Spanien, Portugal gerade die Gewerkschaften an die Wand genagelt, indem die dortigen Autokratenregierungen Tarifverhandlungen verbieten…“
Tarifrunde 2012 - Mehr Lohn stärkt die Konjunktur
„Die Tarifrunde 2012 ist in voller Fahrt. Warum höhere Löhne nicht nur für die Beschäftigten in Deutschland, sondern auch in Europa gut sind, erklären die WSI-Tarifexperten Reinhard Bispinck und Thorsten Schulten…“ Artikel vom 19.03.2012 beim DGB
Tarifrunde 2012: Jetzt ist Zahltag
„Frühere Warnstreiks, mehr Druck auf die Arbeitgeber: Im aktuellen Tarifpoker gehen die Gewerkschaften härter zur Sache als in früheren Jahren - zu Recht. Jetzt ist es an der Zeit, dass Millionen Beschäftigte für ihre jahrelange Bescheidenheit kräftig belohnt werden. Gerade wegen der Krise…“ Ein Kommentar von Yasmin El-Sharif in Spiegel online vom 08.03.2012
Statement von Arbeitgeberpräsident Dr. Dieter Hundt: Differenzierte, flexible und produktivitätsorientierte Tarifpolitik – Bilanz 2011, Ausblick 2012
„Arbeitgeberpräsident Dr. Dieter Hundt sprach auf der heutigen Bundespressekonferenz über die drei Tarifrunden in der Metall- und Elektroindustrie, im öffentlichen Dienst des Bundes und der Gemeinden, in der Chemieindustrie, die in diesem Frühjahr anstehen. Er gehe zudem davon aus, dass die Tarifverhandlungen zur Zeitarbeit in den nächsten Wochen vorankommen. Außerdem wendet er sich gegen einen einheitlichen gesetzlichen Mindestlohn, der vor allem in strukturschwachen Regionen negative Arbeitsmarkteffekte auslösen wird und der den Einstieg in Arbeit für Langzeitarbeitslose, Geringqualifizierte und jugendliche Arbeitslose erschwert…“ Redebeitrag vom 16.2.2012 beim BDA . Aus dem Text: „…In diesem Jahr wird es darauf ankommen, auch die konjunkturellen Unsicherheiten zu berücksichtigen. Die tarifpolitischen Instrumente bieten dazu genügend Stellschrauben. Ich bin sicher, wir werden wieder unterschiedliche Laufzeiten der Tarifverträge, Einmalzahlungen und betriebliche Differenzierungsmöglichkeiten sehen. Frühere tarifpolitische Geleitzüge gehören der Vergangenheit an. Die moderne Tarifpolitik ist differenziert, flexibel und am Produktivitätswachstum orientiert. Das hat sich bewährt. Ich bedauere, dass die Gewerkschaften mit Lohnforderungen nach wie vor überholte Rituale pflegen. Eine Lohnforderung von bis zu 6,5 Prozent ist realitätsfern und kaum ernst zu nehmen. Aber das kennen wir auch aus den Vorjahren, und deshalb bin ich zuversichtlich, dass die Gewerkschaften in den Verhandlungen zur Realität zurückkommen…“
Michael Sommer - "Wenn wir streiken, dann richtig!“
„Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer verteidigt die Lohnforderungen der Gewerkschaften von 6,5 Prozent. „Die Leute haben die Nase voll davon, dass gute Arbeit nicht überall anständig bezahlt wird", sagte Sommer im Interview mit der Bild am Sonntag. Deutschland brauche neben einer starken Exportwirtschaft auch ein "starkes Standbein Binnenwirtschaft"… „ Interview von Stefan Ernst und Jan W. Schäfer in der Bild vom 13.02.2012 . Das Zitat zur Tarifrunde "Wenn wir streiken, dann richtig!“ ist nicht nur dem DGB, auch uns einen ausnahmsweisen Link zur Bild wert. Siehe weiterhin aus dem Text: „… BILD: Moment! Hat nicht gerade Lohn-Zurückhaltung zum schnellen Überwinden der Krise beigetragen? Sommer: „Ja, wir sind mit passgenauer Tarifpolitik gut gefahren. Es war richtig, zuerst die Existenz von Firmen und Arbeitsplätzen zu sichern…“
Wir fragen unsere Leserschaft: Was ist hier das bessere Zitat, nicht doch „passgenaue Tarifpolitik“?
Billiger geht’s nicht
„In den kommenden Monaten wird es in zahlreichen Branchen Tarifverhandlungen geben. Es stehen nicht nur Lohnerhöhungen, sondern auch die Beschäftigungsverhältnisse von Auszubildenden und Leiharbeitern zur Debatte…“ Artikel von Lutz Getzschmann in Jungle World vom 9. Februar 2012 . Aus dem Text: „… In Belgien betreiben Gewerkschaften seit dem Sommer eine Kampagne, die die deutschen Niedriglöhne zum Thema macht. Ihr Engagement resultiert auch aus der Erkenntnis, dass mit deutlichen Lohnerhöhungen in Deutschland zugleich der Druck auf die Lohnabhängigen in anderen Ländern verringert würde. Die DGB-Gewerkschaften stehen hingegen vor der Wahl, entweder Standortnationalismus und Niedriglohn zu akzeptieren oder zumindest in denjenigen Sektoren, die überhaupt noch von Flächentarifverträgen erfasst werden, die Konfrontation zu suchen…“ Siehe dazu:
Defensive Gewerkschaftspolitik. Umverteilung von unten nach oben fortgesetzt
Netzwerk-Info Gewerkschaftslinke Nr. 40 vom Februar 2012
Die Ökonomie vom Kopf auf die Füße stellen! Thesen zur Tarifrunde 2012
"Auf was muss sich Tarifpolitik in der Krise einstellen, wie kann sie dieser begegnen? Einen Aufschlag dazu hatten wir in der letzten Ausgabe des express mit dem Diskussionspapier der Gewerkschaftslinken dokumentiert. Stephan Krull nimmt den Ball auf und bezieht sich in seinen Thesen zu den anstehenden Tarifrunden im Öffentlichen Dienst und Metallbereich u.a. auf dieses Papier. Unter dem Motto »Arbeit und Geld umfairteilen« entwickelt er jedoch eine Perspektive, die verteilungspolitische Fragen mit Arbeitszeitverkürzung und einer anderen gesellschaftlichen Arbeitsteilung verbindet und so über klassische monetäre Umverteilungsforderungen hinausgeht..." Artikel von Stephan Krull, erschienen im express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 01/12
Tarifrunde 2012: Kräftige Lohnerhöhungen sind angesagt
„Im Frühjahr 2012 finden zwei große Tarifrunden statt, deren Ausgang wichtige Auswirkungen auf das Kräfteverhältnis zwischen Kapital und Arbeit haben wird: Die Tarifrunden im Öffentlichen Dienst bei Bund und Gemeinden sowie die Tarifrunde Metall und Elektro. Die Tarifrunden finden
vor dem Hintergrund massiver Einbußen bei den realen Einkommen in den letzten 10 Jahren statt. Dabei sanken die Realeinkommen bei niedrigen Einkommen noch stärker als bei höheren. Die Lage wurde außerdem durch eine massive Ausweitung des Niedriglohnsektors, befristeter, prekärer und Leiharbeitsverhältnisse verschärft…” Netzwerk-Info extra vom Januar 2012
Tarifrunde 2012: Kräftige Lohnerhöhungen sind angesagt
"In Vorbereitung der Tarifrunde 2012 sollte ein Rückblick auf Entwicklungen der Einkommen, Profite, Produktivität, Inflation, Lohnstückkosten usw. der vergangenen Jahre erfolgen. Denn die Entwicklungen der vergangenen Jahre sind bei der Aufstellung einer Forderung mit einzubeziehen. Erstaunlich ist, dass trotz zahlreicher erschreckender Analysen über Lohn- und Profitentwicklung, der beständigen Umverteilung von unten nach oben, die Umverteilungsfrage in den Gewerkschaften wenig diskutiert wird und keine Gegenkonzepte entworfen werden."Netzwerk-Info Gewerkschaftslinke: NWI extra vom Dezember 2011 zu Tarifrunden 2012 Allgemein / Metall
Siehe dazu auch 2 Powerpoint-Foliensätze (kurz und lang) zur Weiterverbreitung und zur Benützung in Vertrauensleuteversammlungen und Funktionärskonferenzen bzw. damit sich die KollegInnen Grafiken runterladen können, oder selbst etwas zusammenkopieren können:
- Metall-Tarifrunde 2012
Grafiken - Argumente - Rückblick - Ausblick - Berechnungen - Beispiele als Powerpoint-Datei und als pdf-Datei
- Statistiken zur Tarifentwicklung als Powerpoint-Datei und als pdf-Datei
Lohnverhandlungen: Verdi-Chef droht Arbeitgebern mit "harten Maßnahmen"
"Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi erwartet bei der anstehenden Tarifrunde deutliche Lohnerhöhungen. Notfalls wolle die Gewerkschaft ihre Forderungen "mit harten Maßnahmen" durchsetzen." Bericht im Handelsblatt online vom 28.11.2011 . Aus dem Text: ".Auch die IG Metall will sich bei den kommenden Tarifverhandlungen nicht in Zurückhaltung üben. "Die Beschäftigten sehen, es brummt in der Mehrzahl der Unternehmen", sagte der baden-württembergische Bezirksleiter Jörg Hofmann der Zeitung. Das würden die Bilanzen der Unternehmen im Frühjahr belegen. Die Beschäftigten erwarteten einen "angemessenen Anteil am Erfolg in Form dauerhafter Entgelterhöhungen", sagte Hofmann, dessen Bezirk in der Vergangenheit häufig Pilotbezirk bei den Tarifverhandlungen war. Anfang kommenden Jahres stehen die Tarifrunden für die rund 3,2 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie und für die 1,2 Millionen Mitarbeiter im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen an. Für die 60.000 Angestellten bei der Deutschen Telekom will Verdi Mitte Dezember die Tarifforderung vorlegen."
Spendierhosen für gewerkschaftliche Zurückhaltung beim Lohn
Artikel in GegenStandpunkt 1-11 . Aus dem Text: ". Die Gewerkschaft ist zufrieden, sieht sie doch im Vorziehen der Tariferhöhung die Honorierung der "Kooperation", die die Arbeitgeber in der Krise endlich schätzen gelernt haben: "Es gab in der Krise bei der Beschäftigungs- oder Standortsicherung eine Phase der Kooperation." (Schild, IGM Frankfurt) "Was wir schon kannten an partnerschaftlichem Verhalten hat sich in der Krise noch mal verfestigt." (Vassiliadis, IG BCE) (.) Kein Wunder, dass die Arbeitgeber voll des Lobs gegenüber einer Gewerkschaft sind, die den Arbeitsplatz nicht an dem misst, was er ihren Mitgliedern bringt, sondern anerkennt, dass die Anwendung von Arbeitskräften sich für die Unternehmen ausreichend lohnen muss und der ,Erhalt von Arbeitsplätzen' deswegen Lohnopfer auf Seiten der Arbeitskräfte erfordert. Diese gewerkschaftlichen Dienste fordern die Unternehmer auch für die Zukunft ein: "Was wir in der Krise geschafft haben, schweißt auch im Aufschwung zusammen!" (Thyssen-Vorstand, FAZ, 27.12.) "Der vertrauensvolle Umgang darf nicht mit der Krise enden!" (Arbeitgeberverband Gesamtmetall) Und das wird er auch nicht, wenn es nach der Gewerkschaft geht. Sie hält die Forderung nach einer außerordentlichen Lohnerhöhung, einen "Nachschlag" für ihre Mitglieder im Aufschwung für unpassend. Denn: "Die IG Metall steht zu ihren Verträgen. Wie immer im Leben kippt es mal in die eine und mal in die andere Richtung!" (Burkhard, IG Metall) Interessenvertretung ihrer Mitglieder, das heißt für sie, zuverlässiger Tarif- und Vertragspartner für die Unternehmen sein und den Unternehmern die Vertragstreue vorleben, die sie auch von ihnen in "schlechten Zeiten" erwartet. (...) Das ist die Freiheit, die die gewerkschaftliche Vertragstreue der Kapitalseite garantiert.."
»Zusatzbeiträge bedeuten Reallohnverlust«
Gewerkschaften müssen steigende Kosten für Gesundheit in ihre Lohnforderungen aufnehmen für gerechtere Finanzierung der Krankenkassen. Gespräch mit Harald Weinberg. Interview von Mirko Knoche aus junge Welt vom 12.03.2011 bei attac Münster
Tarifrunde 2011: Forderungsdebatte (nur) in der Presse
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Gehalt und Inflation: Üppig ist anders
"VW zahlt seinen Mitarbeitern 3,2 Prozent mehr Gehalt. Der Tarifabschluss bei Volkswagen gibt den Ton für die Lohnrunden in diesem Jahr an. Folgt jetzt der große Schluck aus der Pulle?..." Kommentar von Robert von Heusinger und Eva Roth in der Frankfurter Rundschau vom 8.2.2011 . Aus dem Text: ". Wenn die starke IG Metall bei Volkswagen gerade mal 3,2 Prozent für 16 Monate durchsetzt, dann werden in anderen Branchen die Einkommen noch geringer steigen, da sind sich Ökonomen sicher. "Wir werden eine starke Lohnspreizung sehen", meint denn auch Lück: Nur ein relativ kleiner Teil der Beschäftigten könne mit einem kräftigen Plus von drei bis vier Prozent rechnen - dies gelte insbesondere für Arbeitnehmer in der Industrie, etwa in der Chemiebranche. In Dienstleistungssektor wie dem öffentlichen Dienst oder dem Einzelhandel seien dagegen nur sehr geringe Zuwächse zu erwarten." Zum Tarifabschluss bei VW siehe Branchen > Auto: VW > allgemein
- Tarifrunde 2011: Entgeltforderungen zwischen 5 und 7 Prozent
"Die Tarifrunde 2011 kommt in Schwung. In den nächsten Tagen und Wochen beginnen die Lohn- und Gehaltsverhandlungen unter anderem im öffentlichen Dienst (Länder) und in der chemischen Industrie. Aktuell wird bereits bei der Deutschen Telekom, bei Volkswagen und im Steinkohlenbergbau verhandelt. Im März und April folgen das Bauhauptgewerbe, die Druckindustrie, das Versicherungsgewerbe sowie der Einzelhandel und der Groß- und Außenhandel. Die gewerkschaftlichen Tarifforderungen konzentrieren sich vorrangig auf Lohn- und Gehaltssteigerungen. Die tariflichen Entgelte sollen in den einzelnen Wirtschaftszweigen und Tarifbereichen um 5 bis 7 Prozent steigen. Das zeigt eine aktuelle Übersicht des WSI-Tarifarchivs in der Hans-Böckler-Stiftung." Service des WSI-Tarifarchivs vom 28.01.2011
- Gerhard Bosch: Kräftige Lohnerhöhungen notwendig
"Mit den niedrigen Lohnerhöhungen der vergangenen Jahre sei nicht nur die Binnennachfrage in Deutschland ruiniert worden, "sondern wir haben die anderen Länder auch sehr unter Wettbewerbsdruck gesetzt und haben riesige Exportüberschüsse entwickelt. Und die anderen Länder sagen, das geht nicht so weiter, in Deutschland muss man mal etwas für die Löhne tun", sagte der Professor für Arbeits- und Wirtschaftssoziologie an der Universität Duisburg-Essen." Interview im Deutschlandradio vom 29.01.2011 . "Das vollständige Gespräch mit Gerhard Bosch können Sie mindestens bis zum 29.6.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören"
- Wie das Kapital es will. Arbeitgeberpräsident Hundt: Gewerkschaftsforderungen »illusionär«
"Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände hat gestern in Berlin ihre Vorstellungen von der »Tarifpolitik 2011« präsentiert." Artikel von Regina Stötzel im ND vom 29.01.2011
- Tarifrunde 2011: Lohnforderungen für Arbeitgeber weltfremd
"Gewerkschaften wollen fünf bis sieben Prozent mehr Geld. Arbeitgeberpräsident Hundt reagiert mit Kopfschütteln: "Forderungen kommen aus dem Wolkenkuckucksheim"." Meldung vom 28.1.2011 in der FR online
- Wie viel mehr Lohn darf es sein? Von Mäßigung oder einem großen Schluck aus der Pulle ist die Rede, aber auch von "Abwärts-Nominallohn-Starrheit" und Inflation
"Schon sechs Wochen vor Beginn der Tarifverhandlungen hat die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt eine Zahl in die Runde geworfen. [extern] 5,9 Prozent mehr Lohn sollen die immerhin 700.000 Bauarbeiter, Angestellten und Auszubildenden bekommen, um angemessen an dem partizipieren zu können, was im Volksmund und in der wirtschaftspolitischen Debatte "Aufschwung" genannt wird." Artikel von Thorsten Stegemann in telepolis vom 26.01.2011
- Zitat zum Thema "Equal Pay" in der Tarifrunde
Christian Ude, der SPD-Bürgermeister von München, hat in der Süddeutschen Zeitung vom 20.1.2011 ein besonders lustiges Verständnis von diesem Grundsatz an den Tag gelegt: "Deutlicher als zuvor plädierte er für eine Absenkung der Tariflöhne, die MVG-Busfahrer bekommen: "Nach dem Grundsatz gleicher Lohn für gleiche Arbeit muss eine schrittweise Annäherung von öffentlichem und privatem Lohnkostenniveau im öffentlichen Nahverkehr erreicht werden".
Wir danken einem aufmerksamen Leser!
Nach der Krise (?!) alles anders?
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Kräftige Lohnforderungen: Die Gewerkschaften laufen sich warm
"Die Arbeitnehmervertreter der Chemiebranche setzen ein markantes Signal für die Lohnpolitik: Nach dem Ende der Krise soll es jetzt starke Zuwächse geben. Dass die Ansprüche der Beschäftigten wachsen, trifft die Arbeitgeber zwar nicht unvorbereitet, trotzdem warnen sie besorgt vor einem Verlust der "Bodenhaftung". Artikel von Dietrich Creutzburg und Thomas Ludwig im Handelsblatt vom 8.12.2010 . Aus dem Text: ". In der bevorstehenden Tarifrunde der chemischen Industrie werden die Dimensionen noch etwas größer sein: Dort geht es gleich um 550 000 Beschäftigte. Und die Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) strebt sogar eine Erhöhung von "sechs bis sieben Prozent" an. So hat es ihr Hauptvorstand nun als erste Marschroute beschlossen. . Dass der lohnpolitische Zug kräftig Fahrt aufnimmt, zeigt sich derweil auch bei der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Sie setzte die Leitlinie für ihre nächsten Tarifforderungen kürzlich von vier bis fünf Prozent auf sechs Prozent herauf. Das dürfte auch die Gewerkschaft Verdi anspornen, die gerade ihre Forderung für 800 000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst der Länder vorbereitet. Sie hat freilich das Problem, dass der Staat keine Gewinne schreibt, sondern weiterhin hohe Defizite einfährt."
Siehe dazu auch: Branchen > Chemische Industrie > Allgemein: Chemie-Tarifrunde 2011
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IG Metall : "Wir waren schon einmal weiter"
IG Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban über die Herbstproteste des DGB, die Notwendigkeit eines sozial-ökologischen Umbaus und das Problem, dafür die Mehrheiten zu finden . Interview von Tom Strohschneider in Freitag vom 05.08.2010 . Aus dem Text "Dringlicher als eine Werte-Debatte scheint mir - für die Gewerkschaften wie für die Linke insgesamt - eine machtpolitisch orientierte Strategie-Debatte : schonungslose Analyse der ökonomischen und machtpolitischen Ursachen der Krise, Formulierungen strategischer Alternativen, eine realistische Bewertung der zu erwartenden Widerstände und Arbeit an einem grundsätzlich anderen ökonomischen Entwicklungsmodell, das Orientierungspunkte für die Alltagspolitik liefern kann. Ansonsten kritisieren wir den Finanzmarktkapitalismus mit guten moralischen Argumenten, scheitern aber schon mit kleinen Reformanstrengungen am Bollwerk seiner immer noch stabilen Privilegien- und Machtstrukturen..." Siehe dazu auch:
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Der Aufschwung soll auch den Gewerkschaften gehören
"In Zeiten der Krise waren die Gewerkschaften opferbereit - jetzt wollen sie am kräftigen Aufschwung partizipieren: Die IG Metall plant, die für April 2011 angesetzte Lohnerhöhung vorzuziehen.
Die IG Metall und die Gewerkschaft Verdi verlangen ein Ende des Lohnverzichts. In den nächsten Tarifabschlüssen müsse sich die bessere Wirtschaftslage niederschlagen, hieß es. Die mit zusammen 4,4 Millionen Mitgliedern größten DGB-Gewerkschaften forderten von der Bundesregierung, mehr für die Binnenkonjunktur zu tun." Artikel von Sibylle Haas in Süddeutsche Zeitung vom 18.08.2010
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Gute Wirtschaftslage: IG Metall fordert vorgezogene Lohnerhöhung
"Die deutsche Wirtschaft boomt wieder. Davon wollen auch die Gewerkschaften profitieren und verlangen mehr Geld für Arbeitnehmer. Die Arbeitgeber lehnen die Forderung ab.
Die IG Metall strebt angesichts des Wirtschaftsaufschwungs eine vorgezogene Lohnerhöhung für die 3,4 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie an. Die Löhne könnten damit bereits zum Februar und nicht erst zum April 2011 um 2,7 Prozent steigen, sagte der zweite Vorsitzende der Gewerkschaft, Detlef Wetzel, der "Süddeutschen Zeitung". Dies sei im Tarifvertrag ausdrücklich vorgesehen." Artikel in FTD online vom 19.08.2010
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Einkommen: Beschäftigte müssen vom Aufschwung profitieren. Ein Kurswechsel für gerechtere Einkommen
"Seit die Wirtschaft wieder wächst, diskutieren Arbeitnehmer und ihre Gewerkschaften, Medien und Politik darüber, wie die Beschäftigten gerecht beteiligt werden können. Nachschlag oder nicht? Im Metalltarifvertrag gibt es für diesen Fall gute Möglichkeiten für mehr Einkommen." IG Metall-Pressemitteilung vom 19.08.2010 . Siehe dazu auch: Diskussion > Gewerkschaftsstrategien > Tarifrunden > IGM 2010
- Einseitige Flexibilität. IG Metall fordert Nachschlag
"Flexibilität - das ist das Zauberwort der Konzernherren zu jeder erdenklichen Gelegenheit. Gemeint ist: Die Beschäftigten sollen sich auf die »betrieblichen Erfordernisse«, auf die Schwankungen der Konjunktur und des Weltmarkts immer wieder neu einstellen. Wenn es brummt, sollen sie Überstunden machen, schneller arbeiten und das Wochenende im Betrieb statt bei der Familie verbringen - möglichst ohne Zuschläge, versteht sich. Und wenn die Unternehmen Absatzprobleme haben, sollen die Arbeiter bei Lohnverlust zu Hause bleiben. Diese Vorstellung der »atmenden Fabriken« ist - das hat die soeben für beendet erklärte Krise gezeigt - längst Realität. (.) Diese langfristige Festlegung war ein großer Fehler, was angesichts des plötzlichen Booms der hiesigen Exportindustrie offenbar auch den IG-Metall-Oberen dämmert. Wie am Wochenende bekannt wurde, wollen sie in erfolgreichen Unternehmen jetzt übertarifliche Lohnzuschläge verlangen. Das ist vollends berechtigt, wird aber vor allem in kleineren Betrieben nicht leicht durchzusetzen sein." Redaktioneller Beitrag in junge Welt vom 16.08.2010
- Tarifpolitik der IG Metall nach der Krise: Kurswechsel heißt auch: mehr Einkommen, weniger Leiharbeit
Die Beschäftigten brauchen höhere Einkommen. Das ist gerecht und ökonomisch sinnvoll. In der kommenden Stahl-Tarifrunde bietet sich dafür die Möglichkeit. Die IG Metall wird sie nutzen. Die Regulierung der Leiharbeit wird ebenfalls Thema sein. Das machten nun Berthold Huber und Detlef Wetzel deutlich. Beitrag bei der IG Metall vom 05.08.2010 . Siehe dazu auch:
- Löbliches Vorhaben: IG Metall: mehr Geld für Leiharbeiter
"Gemeinsam durch die Krise.« Das war in den vergangenen Monaten das Motto von Gewerkschaften und Unternehmern. Es sollte suggerieren, daß beide Seiten die Lasten des dramatischsten Einbruchs in der bundesdeutschen Wirtschaftsgeschichte tragen. Tatsächlich waren es aber vor allem die abhängig Beschäftigten, die durch verkürzte Arbeitszeiten inklusive Lohneinbußen für einen hierzulande bislang glimpflichen Krisenverlauf sorgten..." Artikel von Daniel Behruzi in der jungen Welt vom 06.08.2010
- Fünf Prozent als Minimum
"Business as usual in der Metall- und Elektroindustrie: Die Branche kann vor Kraft kaum laufen - solange keine Lohnverhandlungen anstehen. Wenn aber dies der Fall ist, entdecken die Arbeitgeber regelmäßig, dass ihnen streng genommen das Wasser bis zum Halse steht, die Krise jederzeit wiederkommen könne und Tarifsteigerungen deshalb gerade jetzt absolut gar nicht gehen. Um diese Botschaft zu verbreiten, hat jüngst Gesamtmetall-Geschäftsführer Ulrich Brocker eigens bei Springers »Welt« angerufen - oder umgekehrt..." Artikel von Velten Schäfer im Neues Deutschland vom 06.08.2010
- Gewerkschaften: Lohnforderungen "Wir brauchen mehr Geld in der Tasche"
"Die Konzerne verdienen schon wieder kräftig, jetzt wollen die Mitarbeiter teilhaben. Gewerkschaftsvertreter pochen auf deutlich höhere Löhne.
Da sich die Wirtschaft schneller als erwartet erholt und einige Konzerne bereits wieder Milliardengewinne melden, wollen die Gewerkschaften in den Tarifrunden 2011 deutlich höhere Löhne durchsetzen. "Wir müssen Abschlüsse in Richtung drei Prozent hinbekommen", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Franz-Josef Möllenberg, der Süddeutschen Zeitung. Auch andere Gewerkschaftsführer plädierten für ein Ende des Maßhaltens." Artikel von Thomas Öchsner in Süddeutsche Zeitung vom 30.07.2010
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