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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Eine Rettung Europas vom IWF "über die Bande? Europa mit "seinem Latein am Ende"? Bleibt der IWF als letzter Rettungsanker? Wegen der Blockade durch die EZB - und vor allem der Deutschen Bundesbank - eine für Notenbanken weltweit übliche Rolle jetzt in dieser Weltwirtschaftskrise einzunehmen, sollen jetzt die "Anderen" - z.B. USA und Japan - über den IWF als Notanker für die Europäer finanziell einstehen? So zeigte sich zur Zeit der IWF in großer Sorge und warnt vor einer Depression : IWF-Chefin Lagarde warnte bei einer Rede im US-Außenministerium vor der großen Krise, die der Weltwirtschaft , ähnlich der Großen Depression der Dreißiger Jahre, drohe , wenn nicht alle Länder zusammen arbeiten würden - und dem IWF mehr Geld zur Unterstützung der Eurozone zur Verfügung stellen würden. "Arbeiten die Staaten der Erde nicht zusammen, verfällt die Politik in Rückzug, Protektionismus und Isolation", malte Lagarde als Schreckensbild an die Wand - und wies gleichzeit darauf hin, wohin das führen könnte: "Das passierte in den Dreißiger Jahren - und was darauf folgte, ist nichts worauf wir uns freuen sollten" - und spielte damit auf den zweiten Weltkrieg an. (http://www.fr-online.de/wirtschaft/prognose-iwf-warnt-vor-depression,1472780,11320038.html ) Einschub: Die Deutschen und die "Große Depression 1929 ff. Die Lagarde konnte in den USA dabei an deutliche - politisch-demokratische - Erinnerungen der "Großen Depression" mit ihrem Roosevelt anknüpfen nebst ihren ganzen "Schrecknissen" - was man dann z.B. auch heutzutage an der "Warren-Buffet-Kontroverse" in der jetzigen Krise wieder entdecken kann (vgl. "..Vermögensverteilung.. mit Roosevelt und Warren Buffet" auf der Seite 1f. bei www.labournet.de/diskussion/eu/wipo/krise_bahl13.html ). In Deutschland dagegen "erweckt" das wohl keinerlei "Erinnerung" - oder wie meine Einschätzung lautet: Es fehlt in Deutschland, das so heftig von der letzten Weltwirtschaftskrise 1929 ff. in den Abgrund gerissen wurde - und am Schluss die halbe Welt mitriss - an fundierten politisch-ökonomischen Analysen z.B. zu der Brüning`schen Austeritätspolitik - also schlicht ein dieser Problemlage angemessenes "Narrativ" -, die auch empirisch valide und tragfähig sind. So "kann" man auch heute so wenig auf einem "kollektiven Gedächtnis" bei den Deutschen ansetzen - ganz im Gegensatz zu den USA und den anderen europäischen Länder! -, um auf den "Erfahrungen" mit der Weltwirtschaftskrise vor 80 Jahren aufzubauen. (Zu dieser These der "deutschen Erinnerungslücke" zur Weltwirtschaftskrise 19229 ff. siehe auch "Alternativlos.." S.1 www.labournet.de/diskussion/eu/europol_bahl.html ) So kann es auch heute gelingen viel eher an den Ängsten der großen Inflation in Deutschland 1923 ff. wieder propagandistisch anzuschließen (vgl. dazu Albrecht Müller den Abschnitt "Inflationsangst": Deutschland verwechselt die Inflation von 1923 f. mit der Weltwirtschaftskrise 1929 ff. bei www.nachdenkseiten.de/?p=11550 ) als die Schrecken von 1929 ff. ins Auge zu fassen - so wenig hatten ja die Deutschen damit je zu tun gehabt bzw. sich - subjektiv das "Ganze" verdrängend - aus dieser spezifischen Geschichte für Deutschland "verabschiedet" - nur für die "anderen" bleibt es eben "erschreckend" präsent. Die Deutschen scheinen diese Geschichte eben so "wunderbar" verdrängt zu haben, dass sie auch heutzutage wieder überhaupt kein Interesse an der demokratischen Aufarbeitung dieser jetzigen Krise an den Tag bringen (vgl. z.B. "Keine parlamentarische Krisenaufklärung..." auf der Seite 3 f. bei www.labournet.de/diskussion/eu/wipo/krise_bahl13.html oder auch weiter die Seiten 2 ff. bei www.labournet.de/diskussion/eu/wipo/krise_bahl17.html) Lagarde und die Erinnerung an die "Große Depression" in den USA Ganz anders ist die Erinnerung an die "Große Depression" in den USA sehr wirkungsmächtig - auch heute noch. Daran konnte die IWF-Chefin Lagarde gut anknüpfen. Indirekt appellierte Lagarde damit an die USA und andere Länder , dem IWF mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Europa hat bereits zugesagt, dem Fonds 200 Milliarden zur Krisenbekämpfung zu geben - sozusagen als "Umweg" über den IWF um nicht den direkten Weg mit der EZB - oder gar mit diesen "schrecklichen" Eurobonds - zu gehen. Darauf hatte Gregor Gysi in der Bundestagsdebatte am 14.12. die Bundeskanzlerin schon hingewiesen (http://www.youtube.com/watch?v=9D3rIe Er hatte dort deutlich gemacht, weil die deutsche Bundesregierung einen Weg über die EZB nicht in Betracht ziehen könne, würde sie jetzt eben diesen Umweg einer Krisenrettung mit den dafür erforderlichen gewaltigen Geldsummen über den IWF gehen wollen. Die USA, Japan und Kanada haben es jedoch bisher abgelehnt, dieses "Umwegsspiel" von den Europäern über den IWF mitzumachen - und wollen dem IWF kein weiteres Geld zur Rettung der Eurozone zur Verfügung stellen. Die Alternative zu diesem Weg über den IWF wäre nämlich endlich ein Bekenntnis der EZB, die Staatsanleihen der Euroländer zu stützen, um darüber die Zinsen für die unter der hohen Zinslast leidenden Euroländer zu senken und damit die Lage in "Euroland" zu stabilisieren. Aber die Bundesbank weiter als Totalblockierer Nur hier legt sich die Deutsche Bundesbank mit einer sturen Festlegung auf ihre wirtschaftsideologische Haltung total quer - wie es noch einmal Robert von Heusinger und Stephan Kaufmann in einem Interview mit Jens Weidmann, dem Chef der Deutschen Bundesbank auf den berühmten Punkt brachten: "Werden sie der Mann in den Geschichtsbüchern sein, der mit seinem Beharren auf deutscher Ordnungspolitik den Euro zerstört hat?" (www.fr-online.de/wirtschaft/ Die USA und Japan, als große und erfahrene Wirtschaftsmächte, haben es sicher nicht nötig, dass sie Gregor Gysi auf dieses "Spiel über die Bande" über den IWF von Deutschland und Europa aus festgezurrten wirtschafts-ideologischen Gründen hinweisen müsste - und so leuchtet ihnen sicher - zunächst - nicht ein, wieso sie nun zu dieser Lösung die Hand reichen "sollen", nur weil andere, wie immer wieder vor allem Deutschland, zu blöd sind, sich selbst angemessen - über die EZB oder gar "Eurobonds" - zu helfen. Nur, wie sagte Paul Krugman so zutreffend: "As far I can tell, European policy makers aren`t even thinking about scenarios: They are just repeating the old slogans about stable prices and fiscal respon sibility, with no narrative at all about pursuing thus virtues can be consistent with European recovery..." (siehe Ziff. 2a) (!) bei www.nachdenkseiten.de/?p=11443#h02 ) Muss jetzt der IWF Deutschland und Europa wirtschaftspolitisch "entmündigen" - und damit retten? Es kann die USA ja im Laufe des weiteren Geschehens zu der Erkenntnis von Krugman kommen, "die raffen es einfach nicht", sich selbst angemessen den Anforderungen der Krise zu "entfalten" - und diesen "Umweg" - ohne EZB - über den IWF akzeptieren. Nur dann müssten sie konsequenterweise Deutschland und Europa - ähnlich wie es dieses wiederum unter falschen Vorzeichen mit Griechenland gemacht haben -, politisch "entmündigen", um doch noch zu den angemessenen weiteren Schritten zur Bekämpfung der Krise zu kommen. Als Schreckgespenst steht ja für alle die von Lagarde skizzierte "Große Depression" der Dreißiger Jahre am Horizont. So tritt die entscheidende Frage die politische Weltbühne, kann dieses zusammenhangslose eigentliche "Nicht-Narrativ" aus Deutschland - sozusagen als "Brüning`sche Austeritätspolitik" - oder wie Gysi das ausdrückte "Agenda 2010" multipliziert für ganz Europa - (zu diesem deutschen zusammenhanglosen "Nicht-Narrativ", das jedoch als ökonomisches "Narrativ" mit enormen Folgen - leider nicht nur herum"geistert", sondern gewaltig auf die Zerstörung Europas "hinwirkt" vgl. z.B. die Seite 1 f. "Vor dem Eurofinale?" www.labournet.de/diskussion/eu/wipo/krise_bahl15.html) auch über diesen Umweg des IWF noch aus den Angeln gehoben werden - um, ganz dramatisch ausgedrückt, die Welt doch noch vor einer neuerlichen "Großen Depression" zu retten? Kommentierte Presseschau von Volker Bahl vom 19.12.2011 |