Liebe KollegInnen,
neu im LabourNet Germany am
Freitag, 12. August 2011:
I. Internationales > Großbritannien: Unruhen in Großbritannien
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Die traurige Wahrheit der Riots: Unruhen in Großbritannien: Erklärungslücken, Trittbrettfahrer und der ausgehöhlte Staat
"Mark Duggan hat nicht auf die Polizei geschossen, bevor er getötet wurde. Auch die Kugel, die den Polizisten traf, stammt laut ballistischen Tests der Untersuchungskommission IPCC aus einer Polizeiwaffe. Die Nachricht ist von gestern. Was am Anfang der Unruhen in Tottenham stand, kann längst nicht mehr erklären, was seither in Großbritannien passiert. "No, we are looking at something bigger."." Artikel von Thomas Pany auf Telepolis vom 10.08.2011 . Aus dem Text: "(.) Sozialleistungen sind in der öffentlichen "Schmarotzer"-Debatte, die auch in Großbritannien geführt wird, gründlich entwertet worden. Zugleich wird die Kritik an staatlichen subventionierte Geldströmen, die selbsternannte Leistungsträger erhalten, als naiv und der Realität der Wirtschaft nicht angemessen, herabgestuft. Zur Rettung von Banken, deren selbstverantwortetes Gebaren eine Krise nach der anderen produziert, werden Milliarden Steuergelder ausgegeben, sie sind systemrelevant. Das sind aber auch die Bewohner der Problemzonen. Die britischen Regierungen haben sich seit Thatcher auf einen Privatisierungskult-Kurs begeben, das Ergebnis ist laut Tony Judt eine "ausgehöhlte Gesellschaft", "deren schwächste Mitglieder - diejenigen, die Arbeitslosenunterstützung beantragen, ärztliche Hilfe benötigen oder andere staatlich garantierte Leistungen in Anspruch nehmen wollen - instinktiv wissen, dass sie sich nicht mehr an den Staat wenden können."
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Krawalle in London: Keine Ideen außer Chaos
In den 80ern richteten sich die Krawalle gegen rassistische Polizeigewalt. Heute kennen weder Polizei noch Mob den Unterschied zwischen Politik und Niedertracht. Artikel von Ross Holloway (Sozialanthropologe, lebt in London und schreibt über Popkultur und Politik) in der TAZ vom 11.08.2011. Aus dem Text: "(.) Ein Twitter-Kommentar vom Samstag bringt auf den Punkt, was derzeit in London passiert: "Die Jugend im Nahen Osten geht für Menschenrechte auf die Straße. Die Jugend in London tut es für einen 42-Zoll-Plasmafernseher." Es ist sehr schwer, die Randale als etwas zu verteidigen, das verwandt sein könnte mit sozialen Protesten, die, ob friedlich oder nicht, Teil des demokratischen politischen Prozesses sind. Am Montag zerstörte der Mob ein CD-Presswerk der Firma Sony in London. Die Randalierer hatten in der Fabrik Playstations vermutet. In den Hallen, die von den Gewalttätern angezündet wurden, lagerten fast alle unabhängigen Plattenfirmen Großbritanniens Bestände. (.) Am erschreckendsten für die Bevölkerung ist nicht, dass Unruhestifter gegen etwas protestieren, sondern dass sie entweder gegen nichts protestieren oder gegen alles. Indem die Jugendlichen vor allem Geschäfte für Sportkleidung und Unterhaltungselektronik zu ihrem Ziel erklärt haben und aus Kiosken Schnaps und Zigaretten haben mitgehen lassen, demonstrieren sie zu gleichen Teilen hohlen Materialismus wie profunde Fantasielosigkeit. Anders als die jungen Leute, die jüngst gegen die Erhöhung der Studiengebühren protestiert haben, sehen sie nicht die Möglichkeiten, die ihnen versagt bleiben. Sie sehen gar keine Möglichkeiten außer Chaos. Im vergangenen Jahrzehnt wurde in Großbritannien auf die Angst der Jugend im Allgemeinen und der Unterklassenjugend im Besonderen aufmerksam gemacht. Diese Angst wird nun zweifellos ausufern. Was die Jugend selbst angeht: Sollte es wider Erwarten doch irgendeinen echten Missstand geben, der sich in ihren Aktionen Luft macht, dann wird dieser gerechtfertigte Protest sicher untergehen. Denn weniger noch als die Polizei sind die Jugendlichen dazu imstande, zwischen legitimem Protest und blanker Niedertracht zu unterscheiden."
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»Politik hat die Grundlagen für >Riots< geliefert«
Unruhen in Großbritannien sind Ausdruck der Wut junger Menschen. Ein Interview von Christian Bunke mit Claire Laker Mansfield , welche für die Londoner Stadtteilorganisation »Youth Fight for Jobs« arbeitet, erschienen in der jungen Welt vom 11.08.2011. Der Artikel ist nur für Abonnenten freigeschaltet, findet sich aber auf Sozialismus-Info. Aus dem Text: "(.) Was macht die »Youth Fight for Jobs« Kampagne und was sind ihre Forderungen?
Wir haben uns 2008 zu Beginn der Wirtschaftskrise gegründet, um gegen Jugenderwerbslosigkeit und mangelnde Chancen für junge Leute zu kämpfen. Wir verlangen die sofortige Wiedereröffnung aller geschlossenen Jugendeinrichtungen und das Recht auf freie Bildung. Wir organisieren für kommenden Mittwoch eine gemeinsame Demonstration mit der Day-Mer-Jugend, einer türkisch/kurdischen Jugendorganisation im Londoner Stadtteil Tottenham. (.) Die Ausschreitungen zeigen die wachsende soziale Schieflage in Großbritannien. Die meisten Gewerkschaftsführer waren in den vergangenen Tagen sehr leise. Warum?
Das stimmt zum großen Teil. Es gibt aber auch einige Ausnahmen. Die PCS, die Gewerkschaft der Staatsangestellten, hat ein Statement veröffentlicht. Darin wird detailliert über die tiefe Ungleichheit, die Kürzungen und andere Regierungsmaßnahmen berichtet, die zu der jetzigen Situation geführt haben. Es ist allerdings widerlich, daß der Generalsekretär des britischen Gewerkschaftsbundes TUC sich bis heute nicht zu den Unruhen geäußert hat." Siehe dazu:
- Youth Fight for Jobs
Die Organisation hat eine eigene Homepage, auf der Startseite sind die Hauptforderungen zusammengefasst: Das Recht auf einen menschenwürdigen Job für alle, mit einem existenzsichernden Lohn von 8 £ pro Stunde; Vernünftige Ausbildungsplätze mit einer Bezahlung nach Mindestlohn und einer Übernahmegarantie, Keine Studiengebühren. Zur Homepage
- Aufruhr in England: Kein Wunder, dass es knallt
"In den letzten Tagen übte eine verlorene Generation einen Krieg, den sie nicht gewinnen kann - und den auch die Politik verliert. Weil sie nur eine Antwort kennt: Draufhauen. Niemand kann sagen, es habe keine Warnungen gegeben. Am vorletzten Samstag stellte die internetaffine Tageszeitung «Guardian» einen kurzen Videofilm ins Netz, bestehend aus Interviews mit Jugendlichen in der Nordlondoner Gemeinde Haringey. Dort hatte gerade die von Labour dominierte Stadtverwaltung von einem Tag auf den anderen acht der dreizehn Jugendzentren geschlossen. Es war eine der vielen Sparmassnahmen, die die konservativ-liberale Regierung derzeit den Gemeinden aufzwingt. «Ich bin jeden Tag in den Youth Club gegangen», sagte ein Jugendlicher, der sein Gesicht in der Kapuze seines Pullovers verbarg, «aber wohin soll ich jetzt? Auf der Strasse rumlungern?» Doch das ist riskant, wie ein anderer Jugendlicher ausführte: «Je mehr Leute den Gangs beitreten, desto gefährlicher wird es für die, die nicht dazugehören.» Und dann sprach Chavez Campbell, ein kluger junger Schwarzer, der die Verhältnisse in seinem Armenviertel gut kennt, ganz offen in die Kamera: «Es wird geben», Aufstände. (.) Auf den Strassen der Armenquartiere herrscht schon lange ein Krieg - ein verzweifelter und oft selbstzerstörerischer Kampf der Hoffnungslosen, der Ausgeschlossenen, der Missachteten, der Kids ohne Zukunft. Ein paar Nächte lang haben sie diesen Krieg nach aussen getragen und die Gelegenheit genutzt, sich das zu holen, was ihnen die kapitalistische Warenwelt als einzig Erstrebenswertes hinhält, das sie aber nie erreichen konnten." Artikel von Pit Wuhrer in der WOZ vom 11.08.2011
- Die Menschen hinter dem Zeug
Das Plündern bei den jetzigen Unruhen in vielen Städten mag nicht per se politisch sein, es sagt aber dennoch etwas über das Leben und die Psyche der Plünderer aus. Artikel von Zoe Williams auf Freitag vom 10.08.2011 . Aus dem Text: "(.) "Die Konsumgesellschaft basiert auf der Möglichkeit, sich an ihr zu beteiligen. Was wir heute als Konsumieren bezeichnen, ist ein Produkt von Arbeitszeitverkürzungen, Lohnerhöhungen und der Möglichkeit, Kredite aufzunehmen. Wenn man es mit einer Menge von Leuten zu tun hat, denen die letzten beiden Dinge nicht zur Verfügung stehen, funktioniert dieser Vertrag nicht. Anscheinend suchen sie sich Geschäfte mit Waren aus, die sie normalerweise gern konsumieren würden. Sie rebellieren also möglicherweise gegen das System, das ihnen keine Gratifikationen gewährt, weil sie sich diese nicht leisten können." - Was geplündert wird, scheint von besonderer Bedeutung zu sein: Wenn sie es nur auf lebensnotwendige Dinge abgesehen hätten, würde man eher mit ihnen sympathisieren. Aber diese Leute sehen nicht aus, als würden sie Hunger leiden. Wären sie hinter exklusiveren Luxusartikeln her und würden bei Tiffany's und Gucci einfallen, wirkten sie politischer und dadurch respektabler. Ihre Achillesferse besteht darin, sich Dinge zu holen, die sie ganz offensichtlich haben wollen." Siehe dazu auch:
- Power Shopping
Die Plünderungen in London erinnern an Ereignisse in China vor 2 Jahren. Kommentar von Brigitte Werneburg in der taz vom 10.08.2011 . Aus dem Text: "(.) Die Plünderungen und die Zerstörungswut scheinen die Rede von der kriminellen Energie zu bestätigen. - Als ob nicht in den harmlosen kleinen Ladenzeilen die tagtäglich erste Prüfung auf einen wartete. Auch der kleine Ladenbesitzer, bei dem man seine Milch kauft, kann einen mies behandeln. Wie existenziell vernichtet oder gut gelaunt man in den Alltag zieht, das entscheidet sich durchaus dort, wo es "nur" um Konsum geht. "Power Shopping" ist dafür ein sehr schöner, weil treffender Begriff, der das Vergnügen einer kaufkräftigen Mittelschicht benennt. Jetzt wollen offensichtlich mal die anderen wissen, wie es sich anfühlt, das Power Shoppen. Denn beim Shoppen - wie in der Begegnung mit Polizei und sonstiger staatlicher Bürokratie - erfährt man nun mal in unserer Gesellschaft, ob man zählt oder nicht."
- Wut ohne Bürger - Aufruhr in Großbritannien
Tagesthema bei HR2 Kultur - Sendung vom 11.8.2011
- Für erste gewerkschaftliche Reaktionen verweisen wir - vorerst - auf die Homepage unserer Freunde vom LabourNet UK
II. Internationales > Spanien
Die Empörten in Spanien trotzen dem Papst
"Es ist heiß im spanischen Urlaubssommer, doch die Hitze hält die "Empörten" nicht von neuen massiven Protesten ab. Sie haben den zentralen Platz in der spanischen Hauptstadt Madrid nun wieder in Beschlag genommen. Die Polizei ist damit gescheitert, die "Indignados" vom "Puerta del Sol" fern zu halten. Dort werden auf den Massenversammlungen die Proteste für die kommende Woche vorbereitet, denn dann wird Papst Benedikt XVI. die spanische Hauptstadt zum katholischen Weltjugendtag besuchen." Artikel von Ralf Streck auf telepolis vom 08.08.2011
III. Internationales > Israel: Soziale Proteste
Ohne Frieden gibt es auch keine soziale Gerechtigkeit
In Israel gehen seit Wochen Hunderttausende für soziale Gerechtigkeit auf die Strasse. Die Proteste vereinen unterschiedliche Gesellschaftsgruppen. Das könnte auch für den Friedensprozess von Vorteil sein. Kommentar von Zvi Schuldiner, Westjerusalem, in der WOZ vom 11.08.2011
IV. Internationales > Chile > soziale Proteste: Bildungsproteste 2011
Protestbewegung in Chile fordert Volksabstimmung
Studierendenverband spricht von einer halben Million Protestteilnehmern. Ministeriumsangestellte ruft zu Ermordung von Verbandspräsidentin Vallejo auf. Artikel von Kristin Schwierz auf amerika21.de vom 11.08.2011 . Aus dem Text: "Die in Chile andauernden Bildungsproteste brachten am Dienstag allein in der Hauptstadt Santiago wieder mehr als 150.000 Menschen auf die Straße. Nach Angaben der Veranstalter waren 70.000 Polizisten im Einsatz. Die Präsidentin des Studierendenverbandes FECh, Camila Vallejo, sprach von einer halben Million Demonstrationsteilnehmern im ganzen Land. 300 Menschen wurden nach Regierungsangaben verhaftet. (.) Die politische Propaganda rechtsgerichteter Gruppierungen und Parteien gegen die Mobilisierung war derart aggressiv, dass auf Twitter Gewaltaufrufe gegen die Sprecherin Camila Vallejo gepostet wurden. Am Donnerstag schrieb eine leitende Angestellte des Kulturministerium auf Twitter über Vallejo: "Tötet die läufige Hündin, dann beruhigen sich die Rüden." Ein Unbekannter veröffentlichte zudem die Privatadresse der jungen Frau in dem Mikrobloggingdienst, welche danach zusammen mit weiteren Drohungen in weiteren sozialen Netzwerken kursierte.."
V. Internationales > Türkei > Arbeitskämpfe und Gewerkschaften
Eine Familie braucht keine Gewerkschaft, oder?
Wie ein türkischer Zulieferer von Hugo Boss versucht, die Gewerkschaft loszuwerden.
Schlecker XL lässt grüßen: Ein türkisches Textilunternehmen stellt Beschäftigte unter neuem Firmennamen wieder ein - zu deutlich schlechteren Bedingungen. Der Personalchef wurde wegen »Behinderung der Gewerkschaftsarbeit« zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Artikel von Jan Keetman im Neus Deutschland vom 05.08.2011 . Aus dem Text: "(.) Ein Beispiel für die Behinderung von Gewerkschaftsarbeit ist der Textilhersteller Edirne Giyim Sanayi (EGS), der hauptsächlich als Zulieferer für Hugo Boss arbeiten lässt. Nach seiner Webseite ist EGS ein vorbildliches Unternehmen. »Wir sind alle eine große Familie .« ist da zu lesen, und »die grundlegende Garantie für die Rechte der Mitarbeiter ist die Firma selbst«, wird mit Hinweis auf gewählte Vertreterinnen und Vertreter des Personals verkündet. Zu sehen sind auch Bilder von zufriedenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und von Kindern, die neben einem Bild des Republikgründers Atatürk stehen und aussehen wie auf einem Kindergeburtstag. »Das steht alles da, damit es Leute wie Sie da lesen«, meint Asalettin Arslanoglu von der Textilgewerkschaft TEXSIF zur Internetseite der Firma. Die Wirklichkeit der Fabrik in Edirne, wie sie Arslanoglu beschreibt, sieht anders aus. Zunächst gibt es nicht nur die EGS. Als der Betrieb um zwei Fließbänder erweitert wurde, arbeiteten an den neuen Bändern plötzlich Arbeiterinnen und Arbeiter mit der Aufschrift Birlik Konfeksyon (BK) am Kragen. Anders als die EGS-Beschäftigten bekamen die Arbeiterinnen und Arbeiter von BK nur den gesetzlichen Mindestlohn und keine weiteren Zuwendungen. Bei der EGS arbeiten nach Gewerkschaftsangaben noch rund 400 Personen, bei der BK 700."
VI. Internationales > Italien > Arbeitskämpfe
Wenn die Kämpfe zuwandern: Streik in der grünen Fabrik in Nardò (Süditalien)
"»Jetzt wird gestreikt!«, hallt es am Samstag durch den Bauernhof Boncuri in Nardò bei Lecce. Afrikanische Arbeiter, die aus ganz Italien zur Ernte hier zusammengekommen sind, rufen das in ein Megafon. 60 Prozent der eilig abgeschlossenen Wassermelonenernte vergammeln auf den Feldern, unter anderem weil Melonen zu Schleuderpreisen aus Griechenland und der Türkei importiert werden. Nun sollen die Migranten Tomaten ernten. Auch hier sind die von den ebenfalls afrikanischen Vorarbeitern [caporali1] festgelegten Löhne noch niedriger als letztes Jahr: 3,50 Euro pro 100 Kilo-Kiste bei großen, sieben Euro bei Kirschtomaten. Als dann am Samstagmorgen noch die Anweisung kommt, dass die Tomaten auf den Feldern gleich noch sortiert werden sollen, kommt es zum Streik." Dossier mit einigen Artikeln über den aktuellen Streik afrikanischer Erntearbeiter in Süditalien auf der Webseite von Wildcat . Sie wurden von GenossInnen verfasst, die gerade vor Ort sind und mit vielen Leuten gesprochen haben.
VII. Internationales > Kasachstan: Streiks der Ölarbeiter
Kasachstan: Gewerkschafter ermordet - Ölarbeiterstreik im dritten Monat. Hunderte entlassen und Gewerkschaftsanwältin zu sechs Jahren Haft verurteilt!
"Die Entschlossenheit der ÖlarbeiterInnen in West-Kasachstan steigt von Tag zu Tag. Dabei haben zwei Vorkommnisse dazu beigetragen, die Spannungen ins Unermessliche hochzutreiben." Übersetzter Bericht und Solidaritätsaufruf von CWI Kasachstan vom 12.08.2011 bei sozialismus.info, Die Website der SAV - Sozialistische Alternative
VIII. Branchen > Bergbau und Energie
Die Mafia schlägt zurück
Im März 2011, ein paar Tage nachdem in Japan die Erde bebte und in dessen Folge ein Tsunami die Menschen in der Region Fukushima brutalst traf, richteten wir in der Rubrik Internationales > Japan ein neues Special "2011: Erst das Erdbeben, dann der Tsunami und letztlich auch noch die Atommafia" ein. Wir schrieben damals: ".Die Atommafia bereitet just in diesem Moment, wo ihnen ein Reaktor nach dem anderen um die Ohren fliegt, bereits die Lügen für das "danach" vor..." Und hier die Rache für den kleinen Scherz "Atomausstieg" einmal seitens der Atomindustrie und einmal seitens eines multinationalen Chemie- und Gentechnikkonzerns.:
- Reaktion auf Atomausstieg: Eon plant Job-Kahlschlag
"Der Energieriese Eon steht nach dem beschleunigten Atomausstieg in Deutschland offenbar vor einem drastischen Stellenabbau. Nach Information der Süddeutschen Zeitung erwägt das Unternehmen den Abbau von bis zu 10.000 Stellen weltweit - mehr als zehn Prozent der gesamten Belegschaft." Artikel von Markus Balser in der Süddeutschen Zeitung vom 06.08.2011
- ver.di kritisiert betriebsbedingte Kündigungen bei E.ON
"Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert scharf die von E.ON geplanten betriebsbedingten Kündigungen. In einer zweitätigen Sitzung ist der Aufsichtsrat der E.ON AG am 8. und 9. August in Düsseldorf über das weitreichende Konzept des Vorstandes zum Konzernumbau der E.ON AG informiert worden. Um bis 2015 insgesamt 1,5 Milliarden Euro sogenannter "beeinflussbarer Kosten" einzusparen, sollen insgesamt bis zu 11.000 Arbeitsplätze, davon etwa 60 Prozent in Deutschland abgebaut werden. Dabei wurden auch betriebsbedingte Kündigungen seitens des Vorstandes ausdrücklich nicht ausgeschlossen. Bestehende Vereinbarungen und Tarifverträge zum Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen sollen weiterhin akzeptiert werden, diese sind jedoch lediglich bis zum 31. Dezember 2012 befristet." Pressemitteilung von ver.di vom 10.08.2011
- IG BCE: Die Karten müssen jetzt auf den Tisch
"Mit Verwunderung hat die IG BCE auf Meldungen reagiert, nach denen der E.ON-Konzern "Massenentlassungen" plane. IG-BCE-Vorsitzender Michael Vassiliadis: "Davon ist der IG BCE nichts bekannt". Stattdessen verweist die Gewerkschaft auf Vereinbarungen mit dem Unternehmen, die betriebliche Kündigungen bis zum 31.12.2012 ausschließen. Vassiliadis: "Die IG BCE hat immer gefordert, dass die Energiewende nicht zu Lasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erfolgen darf. Es stellt sich aber die Frage, welche Gründe für die derzeitige Lage des Unternehmens verantwortlich sind." Die IG BCE erwarte jetzt, dass spätestens auf der E.ON-Aufsichtsratssitzung Anfang kommender Woche der Konzern seine Absichten auf den Tisch legt." Meldung bei IG BCE ohne Datum
- E.on-Beschäftigte zahlen Verluste
"Energieriese nennt Atomausstieg und Gasgeschäfte als Gründe für Abbau von 11 000 Stellen.
Die Spekulationen um einen Abbau von bis zu 11 000 Stellen hat der Energiekonzern E.on gestern in Düsseldorf bestätigt. Grund seien Gewinneinbrüche durch den Atomausstieg und ein schlechtes Gasgeschäft." Artikel von Marcus Meier im Neues Deutschland vom 11.08.2011
- Interview mit Eon-Betriebsrat: "Vom Vorstand verkohlt"
Den angekündgten Stellenabbau bei Eon will der Betriebsratsvorsitzende Hans Prüfer-Geier nicht hinnehmen. Die Energiewende weiter zu bekämpfen, hält er für falsch. Interview von Moritz Schröder in der TAZ vom 10.08.2011
sowie
IX. Branchen > Chemische Industrie > Bayer > allgemein
Hohe Energiekosten: Bayer droht mit Produktionsverlagerung
"Deutschland wird als Unternehmensstandort wegen seiner hohen Energiekosten zunehmend unattraktiv. Das findet zumindest Bayer-Chef Marijn Deckkers - und investiert bereits in Standorte in China..." Artikel von Jürgen Salz und Roland Tichy in der Wirtschaftswoche vom 06.08.2011 . Aus dem Text: "Angesichts der beschlossenen Energiewende und weiter steigender Stromkosten droht Bayer-Chef Marijn Dekkers mit der Verlagerung von Produktion ins Ausland. "Es ist wichtig, dass wir im Vergleich mit anderen Ländern wettbewerbsfähig bleiben. Ansonsten kann sich ein globales Unternehmen wie Bayer überlegen, seine Produktion in Länder mit niedrigeren Energiekosten zu verlagern", sagte Dekkers der WirtschaftsWoche."
X. Branchen > Sonstige Industrie > Elektro- und Metallzulieferer > Vacuumschmelze in Hanau
Nach Verkauf: Schwer belastet in die Zukunft
"Die Vacuumschmelze zahlt ihren Mitarbeitern keine Anerkennungsprämie. Die Belegschaft ist tief enttäuscht darüber, dass sie nicht am Verkaufserlös ihres ehemaligen Eigentümers beteiligt wurde." Artikel von Christoph Süß in der Frankfurter Rundschau vom 05.08.2011 . Aus dem Text: "(.) Am Donnerstagmittag hängten die Mitglieder des Betriebsrats vor dem Werkstor am Grünen Weg Unterschriftenlisten auf. Sie hatten bis Anfang der Woche gehofft, damit die Betriebsleitung noch umstimmen zu können. Vor genau zwei Wochen hatten sie an gleicher Stelle eine halbe Stunde lang demonstriert. Die 1500 Mitarbeiter forderten gut 3300 Euro für jeden - insgesamt fünf Millionen Euro. (.) Sascha Raabe [Bundestagsabgeordneter der SPD; Red.] findet den Vorgang "pervers". Nachdem die Mitarbeiter mit ihrem Lohnverzicht geholfen hätten, die VAC profitabler zu machen, werde diese nun zum doppelten Preis verkauft."
XI. Branchen > Medien u. IT > Medien als Beruf > Tarifrunde Print 2011
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Linkliste zur Tarifrunde
Die Tarifrunde der Redakteure an Tageszeitungen, die Streiks, fantasievollen Aktionen der Kolleginnen und Kollegen vor Ort und auf zentralen Treffen spiegeln sich auch vielfältig im Netz, mit Infos, Fotos und Diskussionen im Social Web. Siehe die Linkliste bei ver.di vom 09.08.2011
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Trotz erster Bewegung der Verleger - nur durch ausgedehnte Zeitungsstreiks ist ein Tarifwerk 2 für Berufseinsteiger in Redaktionen zu verhindern und sind spürbare Tariferhöhungen zu erreichen
"In der Tarifrunde für die bundesweit etwa 14.000 Redakteurinnen und Redakteure sowie die freien Journalistinnen und Journalisten an Tageszeitungen ist der nächste Verhandlungstermin auf den 17. August in Hamburg terminiert. In der zurückliegenden neunten Runde haben die Verleger einige Bewegung gezeigt, die durch den Streikdruck aus den Zeitungsverlagen zu ersten Verhandlungsfortschritten geführt hat. Dazu zählen die Angebote der Verleger, den Manteltarifvertrag und Altersversorgungstarifvertrag grundsätzlich bis Ende 2013 unverändert zu lassen. Allerdings wird von den Verlegern immer noch gefordert, dass zukünftige Berufseinsteigerinnen und -einsteiger zu schlechteren Tarifbedingungen bei Arbeitszeit, Urlaub und Jahresleistung/Urlaubsgeld sowie bei Gehalt und Altersversorgung eingestellt werden sollen. Außerdem ist das bisherige Angebot zur Erhöhung von Gehältern und Honoraren unbefriedigend. Die Verleger bieten für die seit August 2010 gekündigten Tarifverträge zum Gehalt je 200 € Einmalzahlung für die Jahre 2011, 2012 und 1,5 % lineare Erhöhung im Jahr 2013. Für die Honorare soll eine entsprechende Erhöhung von je 2 % im Oktober 2011 und August 2012 erfolgen. Die dju in ver.di geht davon aus, dass nur durch anhaltenden Streikdruck weitere Bewegung in die Tarifrunde kommt und fordert für die kommende Verhandlungsrunde von den Zeitungsverlegern im Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV):." Mitteilung der dju vom 09.08.2011
Die ökonomischen wie grundrechtlichen Hintergründe all dieser Entwicklungen werden leider bis nächste Woche warten müssen.
Ein arbeitsfreies Wochenende (und einen Sommer!) wünschen Mag und Ralf
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils aient ou non un emploi
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