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Updated: 18.12.2012 16:22 |
liebe KollegInnen, Neu im LabourNet Germany am Dienstag, 21. März 2006: I.Internationales / Frankreich / Arbeitsbedingungen / Gegen CPE SUD Gewerkschafter im Koma! Die Brutalität, mit der die französische Regierung
den Widerstand gegen ihr CPE-Projekt brechen will, hat schon zahlreiche
Verletzte und massenhaft Festnahmen ergeben - jetzt ist, bei einer Auseinandersetzung
am Samstagabend an der Place Nation, der 39-jährige Gewerkschaftsaktivist
Cyril lebensgefährlich verletzt worden. In ihrer Pressemitteilung
unterstreicht die SUD nicht nur die Brutalität des Polizeieinsatzes,
sondern auch die Tatsache, dass die Behördenvertreter sich weigerten,
für den Schwerverletzten Hilfe zu holen - das hätten stattdessen
zwei anwesende Studenten getan. Der redaktionelle (französische)
Bericht "Un
syndicaliste de SUD entre la vie et la mort" II.Internationales / Kolumbien / Coca Cola Kampagne Was ist schon "unabhängig"? Cocas Mann in der ILO natürlich... Die bombastisch geäusserte "Bereitschaft" von Coca Cola, eine "unabhängige Untersuchungskomission" über die kolumbianischen Firmenverhältnisse zuzulassen war - beispielsweise - schon in einer Presseerklärung der Kolumbienkampagne kritisiert worden, unter anderem als ein Versuch, die Betroffenen weiterhin auszuschliessen. Jetzt hat das Unternehmen - und mit ihm die Föderation der Nahrungsmittelgewerkschaften IUF - kundgetan, das (ihnen) passende unabhängige Gremium für eine solche Untersuchung sei die Internationale Arbeitsorganisation (ILO). Das ist nicht das erste Mal, dass Coca Cola versucht, das weltweit rapide wachsende Heer seiner KritikerInnen durch eine "unabhängige Untersuchung" zu beruhigen, nicht zuletzt die wachsende Zahl von Universitäten in verschiedenen Ländern, die sich dem Boykott anschliessen. Die erste "unabhängige Untersuchung" wurde von eben jener multinationalen Anwaltsfirma durchgeführt, die Coca Cola vertritt. Die zweite von einem Unternehmen, deren oberflächlcihe "Auftragsarbeit" selbst in grossen Kommerzmedien kritisiert wurde. Und jetzt? Coca Colas neuer "Director of Global Labor Relations" namens Ed Potter, von dem dieser Vorschlag stammt, ist seit 15 Jahren Vertreter der US-Unternehmensverbände. Bei der ILO... Der per Email verschickte (englische, hiermit kurz zusammengefasste) Bericht "Another “Classic Coke” Move to Deny and Delay Accountability for Human Rights Violations in Colombia" der britischen "Colombia Solidarity Campaign" von Mitte März 2006, der auch heftige Kritiken an der IUF enthält. III.Internationales / Irak Armutsproteste in Halabja Die EinwohnerInnen von Halabja (im "kurdischen Irak")
haben eine schwere Geschichte: Als Saddam Hussein vor 18 Jahren einen
mörderischen Giftgasangriff anordnete, war er "im Westen"
noch ein "Guter" weswegen die Medien den Massenmord erst sehr
verspätet ernsthaft zur Kentniss nahmen. Als die Koalition den Irak
mit Krieg überzog, dienten sie der Propaganda als eines der Beispiele
für Saddams Verbrechen - danach wurden sie wieder "vergessen".
Als jetzt zum Jahrestag des Massakers die staatlichen Autoritäten
des besetzten Irak "den Toten gedenken" wollten, bauten Tausende
EinwohnerInnen aus Protest Barrikaden, um der Prominenz den Zugang zur
Stadt zu verwehren. Sie zündeten Reifen an, legten Steine und Felsbrocken
auf die Strasse - oder auch sich selbst. Nach dreistündigen Auseinandersetzungen
wurde die Gedenkfeier am 16. März abgesagt, ein 17-jähriger
Demonstrant war tot (nach ärtzlichen Aussagen zweimal getroffen -
Demonstranten sagten, erst verwundet, dann exekutiert), viele weitere
verletzt. Der Protest galt vor allem der langen Liste unerfüllter
Versprechungen: Nicht nur viele Häuser sind im beschädigten
Zustand geblieben, auch die überlebenden Opfer des Giftgases haben
so gut wie keine medizinische Behandlung, die viele von ihnen brauchen
würden und viele werfen den Behörden und den führenden
politischen Parteien Korruption vor. Der (englische, hiermit kurz zusammengefasste)
Bericht "Halabja
Protest Turns Violent" IV.Internationales / Philippinen Luisita: Schon wieder ein Gewerkschafter ermordet Der 33-jährige Tirso Cruz, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft
ULWU - Organisation von 5.000 der Beschäftigten der Hacienda Luisita
- wurde am Mittag des 17. März von zwei Männern auf einem Motorrad
beim Weg von einem Gottesdienst nach Hause erschossen. Polizisten, die
sich in der Nähe befanden, unternahmen nichts. Er ist das erste Todesopfer
nachdem - zumindest offiziell - der Arbeitskampf auf der Hacienda des
Präsidentenclans beendet ist, und der Vierzehnte tote Aktivist der
Hacienda in etwa eineinviertel Jahren. Cruz war nicht nur Gewerkschaftsfunktionär,
sondern auch "Stadtrat" der (linken) Anakpawis-Partei - und
als solcher aktiv gegen den Bau einer neuen Autobahn und, wie seine Gewerkschaft
auch, für den Rückzug der Armee aus den Dörfern auf dem
Gelände der Hacienda. Nach Aussage seines Bruders Ernesto bekamen
sie immer wieder "Besuch" von Militärvertretern, die von
Tirso verlangten, er solle Dokumente unterzeichnen, die seine (frühere)
Zugehörigkeit zur "Neuen Volksarmee" bestätigten,
was er verweigerte. Die Gewerkschaft veröffentlichte eine Mitteilung,
die besagte, dass Tirso Cruz seit Beginn des Luisita-Streiks verschiedentlich
Morddrohungen erhalten habe. Der Militärkommandant der Region betonte,
die Armee habe nichts mit dem Vorfall zu tun (?!). Der (englische, hiermit
kurz zusammengefasste) Bericht "Another
Luisita union leader slain" V.Internationales / Argentinien Die klügere Form des Kampfes? Gewirkt hat sie jedenfalls, die Maßnahme der Gewerkschaft
und der Betriebsdelegierten in der Metro von Buenos Aires am Mittwoch,
den 15. März: Ab 7 Uhr morgens blieben Fahrkartenschalter und -kontrolldurchgänge
unbesetzt. Die Bahnen fuhren normal, niemand bezahlte. Eine Form des Kampfes,
die sich auszubreiten scheint, garantiert sie doch in der Regel breiteste
öffentliche Unterstützung - und provoziert in der Regel ebenfalls
Debatten darüber, warum der Mensch eigentlich für so etwas grundlegendes
wie Nahverkehr bezahlen soll. Am Nachmittag gab es bereits eine Versammlung
mit der Unternehmensleitung, und am nächsten Tag schloss die Gewerkschaft
(ohne die Delegierten...) eine Lohnerhöhung (auch für die Beschäftigten
von "Drittfirmen") ab, die zwar deutlich unter den Forderungen
lag, aber dennoch offensichtlich die Zustimmung der Mehrheit der Betroffenen
fand. Der redaktionelle (spanische) Bericht "Trabajadores
del subte liberaron molinetes en reclamo de un aumento" VI.Internationales / China "Freiheit" kostet - in jeder Marktwirtschaft. Am 22. Februar wurde die Internetseite "China Workers'
Website and Discussion Lists" von der chinesischen Regierung geschlossen.
Offizielle Begründung: Das Herausgeberkollektiv habe die Zulassungsgebühr
nicht bezahlt. Was stimmt. Denn für die offizielle Zulassung wurde
- wie seit neuestem für jede "politische" Seite - der bescheidene
Betrag von umgerechnet 1,2 Millionen US-Dollar gefordert. 4 Tage später,
am 26. Februar 2006 interviewte Stephen Philion für das "Monthly
Review Magazine" einen der Seitenbetreiber. In dem (englischen) Text
"An
Interview with Yan Yuanzhang" VII.Internationales / Iran / Gewerkschaft / Kampf bei Vahed Weitere Aktivisten freigelassen - zwei noch in Haft, Entlassungen gehen weiter Fünf weitere Aktivisten der Vahed-Gewerkschaft wurden
am Wochenende freigelassen, allesamt Vorstandsmitglieder - zwei, Mansoor
Ossanlou der Gewerkschaftsvorsitzende und Afshin Bahrami, ein Autoarbeiter,
der bei einer Solidaritätsaktion festgenommen wurde, befinden sich
noch in Haft. Derweil geht die angeordnete Entlassungswelle gegen Streikaktivisten
weiter. Der (englische) Bericht "Five
detained bus drivers and Amini released; Ossanlou and Bahrami still in
jail" VIII.Internationales / Ägypten / Arbeitskämpfe Streik der Zementarbeiter Mehr als 1.500 Arbeiter der Hellwan Zementfabrik haben am 19. März einen Sitzstreik im Werk begonnen, mit dem sie Lohnerhöhung und Gleichbehandlung mit den Belegschaften anderer zementwerke fordern. Alle bisherigen Versuche der Gewerkschaft, mit dem schweizerisch-italienischen Unternehmen zu verhandeln, wurden schroff abgelehnt. Ein aktueller (englischer) Bericht "Sit-Down Strike of Cement Hellwan factories workers" des CWTUS vom 19. März 2006. IX.Internationales / Südafrika Landreform beschleunigen Am 21. März begeht die Republik Südafrika den "Tag der Menschenrechte". Aus diesem Anlass veröffentlichen FIAN und die kirchliche Arbeitsstelle südliches Afrika eine Presseerklärung, in der die Regierung Mbeki aufgefordert wird, die Landreform endlich zu beschleunigen, denn: "Der regierende ANC hatte 1995 versprochen, bis 1999 über 30 Prozent des Agrarlandes umzuverteilen. Weniger als drei Prozent haben seither den Besitzer gewechselt". Die Presseerklärung vom 20. März 2006 ...bis Freitag, Helmut LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |