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Updated: 18.12.2012 16:22 |
Liebe KollegInnen, neu im LabourNet Germany am Mittwoch, 09. März 2005: I.Internationales / Indien "Unsere Arbeiterklasse arbeitet informell - und so organisiert sie sich auch" In Indien gibt es mehr ArbeiterInnen, als Europa Einwohner hat - und über 90 Prozent von ihnen arbeiten "informell", zudem ein beständig wachsender Anteil. Die - oft auf Tagelöhnerbasis beschäftigten - Männer der zivilen Bauindustrie waren die ersten, die eigene Organisationsformen entwickelten, aber auch StraßenhändlerInnen, Fischer, Hausangestellte, TextilarbeiterInnen haben solche Formen, oft spontan, oft unter politischem Einfluss, selten mit gewerkschaftlicher Beteiligung. Das Material wurde im Februar 2005 zusammengestellt: Ein kurzer Auszug der Analyse "Old Classes and New Spaces" (Alte Klassen - Neue Räume) von Supriya RoyChowdhury, veröffentlicht bereits am 13.Dezember 2003 in der indischen Wochenzeitschrift "Economical and Political Weekly", Berichte von organisierten indischen StrassenhändlerInnen, ein Interview zur Geschichte der TextilarbeiterInnen Bombays, sowie eine Skizze des "New Labour Centre". Alles im LabourNet Germany unter "Indien-Informell". II.Internationales / Italien / Arbeitsrecht und Arbeitsbedingungen Prekäre Arbeitsbeziehungen im öffentlichen Dienst - kein Minderheitenproblem Es war nicht Berlusconi, der dies eingeführt hat - die tendenzielle Aufhebung des öffentlichen Dienstes - sofern nicht dem Bereich "Zwangsmaßnahmen" zugehörig - wird auch in Italien schon lange betrieben. Und nicht überraschend: Neben dem Mezzogiorno ist Mailand eine der Hochburgen. Im Jahre 2004 sammelte das Portal "Rassegna Sindcale" einiges Material über verschiedene italienische Städte und Regionen - vor allem bezüglich des Anteils von zeitlich befristeten Arbeitsverhältnissen in der öffentlichen Verwaltung, wobei Zahlen von Eurostat heranzgezogen wurden, um einen europäischen Vergleich zu ermöglichen. Eine aktuelle Zusammenstellung und Analyse von Materialien vom Dezember 2004 wurde dort von Anna Avitabile vorgenommen, anläßlich eines Stiftungsberichtes im Auftrag der Regierung, der hier in einer kurzen deutschen zusammenfassung wiedergegeben wird. III.Internationales / Spanien "Gibt es denn noch jüngere Menschen ohne Zeitvertrag?" Das ist die Frage, die sich aus der Bestandsaufnahme der
nun eben nicht als radikal bekannten Gewerkschaftsföderation UGT
ergeben. Demzufolge sind mindestens 65 Prozent aller Arbeitsverträge
für jüngere SpanierInnen (unter 35) zeitlich begrenzt - sehr
oft auf ein halbes Jahr. Damit hat Spanien die höchste Zeitvertragsquote
Europas, fast 30 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Von den rund 10,7
Millionen Arbeitsverträgen dieser Altersgruppe waren im Jahr 2004
etwa 4,8 Millionen zeitlich begrenzte Arbeitsverträge, weitere 4
Millionen waren Projektarbeitsverträge. Frauen verdienten dabei durchschnittlich
680,10 Euros gegenüber 864,70 Euros der Männer. Von den SpanierInnen
zwischen 15 und 29 Jahren leben nur noch rund ein Viertel unabhängig,
während beinahe drei Viertel "in der Familie" leben. Die
(spanische) Zusammenfassung des UGT-Berichts vom 28. Februar 2005 "Los
jóvenes españoles tienen una tasa de temporalidad del 65%"
IV.Internationales / Kenia Armut produzieren Wenn der Gewerkschaftsvorstand sagt, Menschenrechtsgruppen sollen sich aus Arbeitsverhältnissen raushalten, wozu braucht man dann diese Gewerkschaft? Exportförderzonen sollten ein Arbeitsplatzschlager, speziell in der kenianischen Textilbranche werden. Dass es diese EPZ in Kenia gibt, nahm man ausserhalb des Landes erstmals im Januar 2003 wahr, als in zwei dieser Zonen - "illegal" - gestreikt wurde, wobei einmal mehr Gewerkschaften eine negative Rolle spielten. Anfang 2005 hat die unabhängige kenianische Menschenrechtskomission einen Bericht über die Lage der Menschen in den EPZ vorgelegt. Eine kurze deutsche Zusammenfassung von März 2005 V.Internationales / Peru "Wir müssen informellen Arbeiterinnen Entscheidungsbefugnis geben" Ein (englisches) Interview der Reihe "spotlight"
beim IBFG mit Guillermina Huaman Salazar, Funktionärin der FEDEVAL
(Föderation der Strassenhändlerinnen von Lima und Callao) über
die Ergebnisse der Bemühungen des Gewerkschaftsbundes CUT Menschen
im informellen Sektor zu organisieren. Salazar schätzt, dass von
den etwa 30.000 informell beschäftigten Menschen in Lima rund drei
Viertel Frauen sind - etwa 20.000, von denen fast die Hälfte inzwischen
Gewerkschafterinnen sind. Die Probleme von Strassenhändlerinnen und
Dienstmädchen reichen auch hier von niedrigem Lohn über Mobbing
bis zu Polizeidrohungen und Machismo. Für die traditionellen Gewerkschafter,
so Salazar, war diese ganze Entwicklung der FEDEVAL eine unerwartete.
Das Problem der Entscheidungsfähigkeit aber ist wohl ein gewerkschaftlich
globales - denn in der Regel sind "informelle" durchaus ständig
gefordert, Entscheidungen zu treffen. Das Interview "We
need to promote decision-making powers for women informal workers' in
trade unions" VI.Internationales / Burkina Faso Gewerkschaft des informellen Sektors gegründet Am 22.Februar 2005 wurde auf der Abschlusskonferenz von
PRASEI (Programme de renforcement de l’action syndicale dans l’économie
informelle) in Ouagadougou beschlossen, eine gewerkschaft des informellen
sektors zu gründen - in dem auch in Burkina Faso die grosse Mehrheit
der arbeitenden Menschen beschäftigt ist. Wobei hier hervorzuheben
ist, dass auch alle Auto- und Fahrradwerkstätten informell beschäftigen
- und die entsprechenden Mechaniker eine treibende Kraft des Programms,
das zur Gewerkschaftsbildung führte waren. Im Zuge des Förderprogramms
PASEI wurden bereits rund 6.000 Mitglieder organisiert. Ein (französischer)
Bericht "Les
acteurs se syndicalisent" VII.Internationales / Bolivien Präsident zurückgetreten, Armee in Alarmbereitschaft, Kampf um Wasser und Erdgas geht weiter Carlos Mesa, ehemals Vizepräsident des im Oktober 2003
von einer Massenbewegung zum Rücktritt gezwungenen Sanchez Llosada
ist am 7.März 2005 ebenfalls zurückgetreten: Weil er, wie er
in einer 40-minütigen Fernsehansprache sagte, nicht inmitten von
Gewalt, Blockaden und Protesten regieren könne. Die Fernsehansprache
von Mesa wurde überall als Versuch der Mobilisierung der "schweigenden
Mehrheit" (die er auch immer wieder "ansprach") interpretiert,
ihn von der Strasse aus zurückzuholen. Und in der Tat: Während
die nationale Gaskoordination, Bauern und die Einwohner von El Alto ihre
Kämpfe weiterführen, gab es erstmals grössere Kundgebungen
pro-Mesa. Die Armee wurde in Alarmzustand versetzt. Die (spanische) Meldung
"EL
PRESIDENTE MESA NO PUDO MAS Y RENUNCIO" VIII.Internationales / Argentinien / Ansätze der Selbstverwaltung / Zanon Eskalation gegen die Arbeiter der besetzten Fabrik Zanon Eine Woche nach den telefonischen Morddrohungen gegen Raúl Godoy und Alejandro López, Sprecher der Gewerkschaft SOECN und der Zanonarbeiter, kam es zu einem blutigen Überfall. Am 4. März wurde die Frau eines Zanon-Arbeiters entführt, bedroht und verletzt. Ein Bericht von Alix Arnold vom 9.März 2005 IX.Internationales / Belgien "Klar, daß Demonstrieren nicht reicht" "Belgische Krankenhausbeschäftigte im Streik für
mehr Geld, Neueinstellungen und Arbeitszeitverkürzung für Ältere".
Ein Interview
von Daniel Behruzi in der "Jungen Welt" vom 8.März 2005
mit Jan Croe X.Internationales / Türkei Türkische Regierung verteidigt Knüppeleinsatz gegen Frauentagsdemonstration Nachdem schon der Aussenminister seine "Entschuldigung"
so formuliert hatte, dass es eine Drohung war ("jeder muss sich an
Recht und Gesetz halten") hat nun der türkische Premier die
Offensive ergriffen und der EU-Kritik entgegengehalten, nirgends dürften
Demonstranten selbst festlegen, wann und wo sie demonstrieren. Der Beitrag
"Erdogan
verteidigt Knüppelgarden" viele Grüsse, Helmut LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |