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Updated: 18.12.2012 15:51
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WAGNER COLORA von den ArbeiterInnen besetzt

WAGNER COLORA von den ArbeiterInnen besetzt «Von hier gehen wir nicht weg!» Das ist die Antwort der ArbeiterInnen auf die Kündigungsschreiben, die ihnen der Unternehmer geschickt hat. Seit Mittwoch, 6. Oktober ist das Werk der WAGNER COLORA in Burago (Lombardei) von den Beschäftigten besetzt. Nachdem tags zuvor die Verhandlungen zwischen der Firma und den Gewerkschaften gescheitert waren, diskutierten sie in einer Betriebsversammlung darüber, wie sie sich zur Wehr setzen könnten. Die Antwort war schnell gefunden und die Betriebsversammlung als permanent erklärt: «Wir werden solange hier bleiben » , sagte am Mittwochnachmittag ein Gewerkschaftsvertreter gegenüber den Medien, «bis das Unternehmen unsere Forderungen anhört. Wir sind bereit, uns auf unbefristete Zeit zu verbarrikadieren. »

Die Entschlossenheit der Arbeiterinnen und Arbeiter der WAGNER COLORA ist vermutlich auch durch die unnachgiebige Haltung des Unternehmers in der Sitzung vom Dienstag, 5. Oktober bedingt, in der eine Einigung über die Redimensionierung der Standorte von Burago und Gessate hätte gefunden werden sollen. Die Forderung der Gewerkschaften nach einer einjährigen Kurzarbeit im Rotationsverfahren hat die Firma rundweg abgelehnt. Am nächsten Tag wurden die 37 Kündigungsschreiben verschickt, während die ArbeiterInnen die Werksbesetzung organisierten, um so ihre Arbeitsplätze zu verteidigen.

Der deutsche Multi WAGNER mit weltweit 1400 Beschäftigten ist führender Hersteller für Geräte zum maschinellen Auftrag von Farben, Lacken, Putz und hat Werke in allen Kontinenten. Das Stammhaus befindet sich in Markdorf bei Friedrichshafen, während die Holding ihren Sitz in Altstätten (Schweiz) hat, wo ebenfalls 152 Personen beschäftigt sind. Eigentümer der Wagner International AG sind zwei gemeinnützige Stiftungen (eine in Markdorf und eine in Altstätten), die auf den Namen des 1987 verstorbenen Unternehmensgründers Josef Wagner lauten. Hinter der wohltätigen Fassade steckt allerdings die Marktlogik der Ausbeutung: «Die Redimensionierung fast aller Unternehmensteile und die Implementierung der Gruppenstrategie » , erklärt die Firma in einer Mitteilung, «erfordert einen schwerwiegenden Schnitt in den produktiven Abteilungen.» Denn es wird bekräftigt, dass «der Referenzmarkt extrem konkurrenzfähig und das Überleben des italienischen Gefüges an die Einhaltung der entsprechenden Wirtschaftlichkeitsparameter gebunden ist.»

Mit andern Worten: Um die gemeinnützigen Tätigkeiten fortführen zu können, müssen die Unternehmen der WAGNER-Gruppe redimensioniert werden, und um einen möglichst grossen Gewinn zu erzielen, ist es nötig, 37 der 105 Beschäftigten von WAGNER COLORA zu entlassen, und dabei auch Mütter, deren Kinder am Down Syndrom leiden, auf die Strasse zu setzen, auf die Gefahr hin, dass diese nachher mittellos sind. Das ist die zynische Logik des Profits, die in diesem Fall ausgerechnet von einem Unternehmen in die Tat umgesetzt wird, das sich gerne einen wohltätigen Anstrich gibt. Die einzig richtige Antwort der Beschäftigten auf diese Logik ist der entschlossene Kampf mit der unbefristeten Betriebsbesetzung, wie er nun in Burago geführt wird. Auf diese Weise wird dort beispielhaft vorgemacht, wie man auf Entlassungen seitens der Unternehmer zu reagieren hat. Dieser Kampf verdient die Unterstützung und Solidarität aller. Eine solche werden sie in jener Gegend von Arbeiterwiderstand zwischen Bellinzona und Mailand zweifellos auch finden... - rth

Video von der Besetzung: http://www.youtube.com/watch?v=3nV96XDftb4 externer Link Video-Datei

Quellen:


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