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Updated: 18.12.2012 15:51
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Frankreich/Neukaledonien:

Hartes Urteil gegen Gewerkschafter und ihren Vorsitzenden. Die koloniale Klassenjustiz schlug gestern in Nouméa zu

Er ist von rundlich-gemütlicher Statur, dunkler Hautfarbe und mit einem prächtigen Vollbart ausgestattet: Gérard Jondar, der Vorsitzende der Gewerkschaftsorganisation USTKE (Gewerkschaftliche Union der kanakischen Arbeiter und der Ausgebeuteten) in der französischen Noch-Kolonie Neukaledonien im Westpazifik.

Nunmehr soll dieser eher gemütlich denn gefährlich aussehende Mann ins Gefängnis, verurteilt wegen "Aufstachelung zur bewaffneten Zusammenrottung", als sei er ein Terrorist (oder was der bürgerliche Staat so nennt). Und dies für eine gewerkschaftliche Protestversammlung, an der er nicht einmal selbst teilgenommen hat, sondern lediglich als Vorsitzender verantwortlich zeichnete. Nach mehrmonatigem Konflikt zwischen der "Eingeborenen"gewerkschaft USTKE und der Transportgesellschaft Carsud, einer Filiale des französischen multinationalen Konzerns Véolia, hatten staatliche Uniformierte die Streikposten im Januar einmal zu viel provoziert und zu überrennen versucht: Als Antwort auf die wiederholten Aggressionen folgen dieses Mal Steine. Es folgte eine brutale Verhaftungswelle unter den Mitgliedern der USTKE und ihrem Führungspersonal. (Labournet berichtete, vgl. http://www.labournet.de/internationales/fr/ustke2.html )

Das Gericht von Nouméa, der Inselhauptstadt Neukaledoniens, verurteilte den USTKE-Vorsitzenden am gestrigen Montag zu einem Jahr Haft, davon sechs Monate OHNE Bewährung. Es folgte darin den Forderungen der Staatsanwaltschaft. Aber insgesamt urteilte es gestern über 23 Angeklagte. Die übrigen 22 angeklagten Gewerkschafter erhielten je zwischen einem Monat und einem Jahr Haft ohne Bewährung aufgebrummt.

Die USTKE ist verständlicher Weise hellauf empört, und nicht nur sie allein. Am gestrigen Abend fand in Paris in der Bourse du travail (dem Gewerkschaftshaus) in der Nähe der Place de la République eine Solidaritäts- und Unterstützungsveranstaltung statt, zu der sich 250 bis 300 Menschen in einem überfüllten Saal drängten. Zu den prominentesten Redner zählten José Bové, der frühere Sprecher der linken Agrargewerkschaft Confédération paysanne - der selbst dem Prozess in Nouméa beigewohnt hat - , Olivier Besancenot (Mitglied der linksalternativen Postgewerkschaft SUD-PTT, und einer der drei Sprecher/innen der undogmatisch-trotzkistischen LCR), Annick Coupés vom Zusammenschluss der SUD- und anderer linker Basisgewerkschaften ,Union syndicale Solidaires', Vertreter des Energie- und Bergwerks-Branchenverbands der CGT und der CGT-Sektion auf den Atlantikwerften von Saint-Nazaire, ein Sprecher eines ökologischen und für die Rechte der "Ureinwohner" des Landes kämpfenden Verbands aus Neukaledonien namens Rheebu Nuu, und Alain Mosconi von der korsischen linksnationalistischen Inselgewerkschaft STC.

Die Teilnehmer/innen riefen zu weiteren Solidaritätsaktionen auf, insbesondere am 7. Mai dieses Jahres aus Anlass der Aktionärsversammlung des Véolia-Konzerns - denn alles begann mit einem Arbeitskonflikt zwischen der USTKE und Véolia - in der Pariser Banken- und Geschäftsvorstadt La Défense.

Ausführliche Einzelheiten folgen in Kürze in einem weiteren Bericht.

Artikel von Bernhard Schmid vom 22.4.08


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