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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Klaus Schmidt 12.3.2007 Die Deutsche Wirtschaft im Jahr 2006 - die Arbeitnehmer gingen wieder leer aus. Eine kurze makroökonomische Betrachtung Die deutschen Unternehmen haben 2006 ein gutes Jahr gehabt. Das Bruttoinlandsprodukt ist um 2.95 % = 66 Mrd. € gestiegen, die Unternehmens- und Vermögenseinkommen sogar um 7.26% = 40 Mrd. €. Die deutsche Industrie hat auch 2006 wieder weltweit am meisten exportiert , die Aktienwerte haben 2006 die höchsten Stand seit der New-Economy-Blase erreicht und der Euro konnte vor allen dank der deutschen Exportoffensive seine internationale Stellung als stabile Währung weiter ausbauen. Auch das Defizit des Staatshaushalts wurde verringert und so ist die Unternehmenssteuerreform - also ein weiteres Steuergeschenk an die Unternehmen - in greifbare Nähe gerückt. Alles in allem - den deutschen Unternehmen geht es gut. Haben aber auch die Arbeitnehmer gewonnen, hat deren Einkommen auch eine so positive Entwicklung genommen? Der Bruttolohn je Arbeitnehmer ist um nur 0,73%, das sind 16 € im Monat, gestiegen. Es ist schwer zu begründen, dass die Unternehmen nicht mehr haben zahlen können. Die Lohnstückkosten sinken in Deutschland - im Gegensatz zu den anderen gossen EU-Ländern - wieder seit 2003, sie lagen im Jahr 2006 bei 95 % des Wertes vom Jahr 2000. "Lohnstückkosten sinken auf Rekordtief, niedrigster Stand seit 1992" schreibt die Financial Times Deutschland am 23.Februar 2007. Hat die 0,7%ige Erhöhung des Bruttolohns und der Lohn für die im Jahr 2006 neu eingestellten 254.000 Arbeitnehmer - insgesamt ein Zuwachs von 13 Mrd. € - zu mehr Konsum geführt? Die Konsumausgaben aller privaten Haushalte haben um 27 Mrd. - gerechnet zu gegenwärtigen Preisen - zugenommen. Dieser Zuwachs von 27 Mrd. € ist nur um 6 Mrd. € durch mehr Käufe entstanden, der überwiegende Teil, 21 Mrd. € waren Preiserhöhungen! Nun wird klar, dass die Lohnerhöhung nicht einmal ausgereicht hat, die gestiegen Preise, die vor allem Energie, den Verkehrsbereich und Nahrungsmittel betrafen, auszugleichen. Arbeitnehmer mussten den täglichen Verbrauch einschränken; in noch grösserem Mass war das bei den Rentnern der Fall, sie hatten überhaupt keinen Einkommenszuwachs, auch sie mussten die steigenden Preise von Gas, Strom und Verkehrsleistungen mit Einsparungen bei anderen Gütern bezahlen. Verbleiben also nur Selbständige und Unternehmer, die mehr Waren haben kaufen können - ein Zeichen für die weitere soziale Differenzierung. Nicht umsonst heisst es seit einiger Zeit "Arm trotz Arbeit", kein Wunder bei den Tariflöhnen z.B. im Einzelhandel Niedersachsens von 6,56 € oder im Friseurhandwerk Sachsens von 3,87 € je Stunde. Wir leben in einem Land des Lohndumpings und explodierender Unternehmensgewinne. Abschliessend soll der Volkswirt bei der Commerzbank, Ralph Solveen, zu Wort kommen: "Wenn wir es klassenkämpferisch ausdrücken, haben wir in den letzten Jahren eine Umverteilung von Arbeit zu Kapital gesehen" - zitiert nicht etwa von der taz sondern von der Financial Times Deutschland am 23.2.2007. Hat dieser Vertreter des Kapitals vielleicht ein ungutes Gefühl für die Zukunft? Quellen
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