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Updated: 18.12.2012 15:51
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EVW arbeitet nur noch als Verein

Der Europäische Verband der Wanderarbeiter (EVW) vertritt die Interessen der Wanderarbeiter. Weil die Arbeit des Vereins seit seiner Gründung 2005 nicht die erhofften Früchte trug, übernimmt nun aber wieder die IG BAU diese Aufgabe.

Nicht nur Gewerkschafter hatten große Hoffnungen in den Europäischen Verband der Wanderarbeiter gesetzt, der 2005 im Umfeld der IG BAU gegründet worden war. Auch viele Linke begeisterte das Projekt als im 2005 der Europäische Verband der Wanderarbeiter (EWV) gegründet wurde. Dort sollten sich Arbeitnehmer vor allem aus Osteuropa gewerkschaftlich organisieren und gegen Lohndumping wehren. Vor allem in linken Kreisen wurde der EWV auch als Alternative zu der von der IG-Bau mitgetragenen Kampagne "Ohne Regeln geht es nicht" gesehen, durch die Billiglöhner bei der Polizei gemeldet werden sollen.

3 Jahre später ist die Bilanz ernüchternd. Im November soll der EWV in eine Nichtregierungsorganisation umgewandelt werden, die weiterhin Unterstützungsarbeit für Wanderarbeiter leisten soll. Die gewerkschaftliche Vertretung aber wird künftig direkt von der IG-Bau übernommen. Die grenzübergreifenden Organisierung der Wanderarbeiter ließ zu wünschen übrig. Die Idee wurde anderen europäischen Ländern nicht aufgegriffen. Aber auch in Deutschland konnten sich viele Einzelgewerkschaften für das Konzept nicht begeistern", meinte Frank Schmidt Hullmann vom IG-Bau-Vorstand gegenüber ND. Es sei vor allem nicht gelungen, die Wanderarbeiter auf Dauer gewerkschaftlich zu organisieren. Dadurch sei der EWV zum Zuschussgeschäft für die IG-Bau geworden, die schon zur Gründung eine erhebliche Summe vorgeschossen hat. Schmidt-Hullmann betont, dass die gewerkschaftliche Interessenvertretung für die Wanderarbeiter erhalten bleiben und sich sogar verbessern könne. Schließlich habe die IG-Bau eine größere Durchsetzungskraft und hat die Möglichkeit die Betriebe zu betreten, was dem EVW nicht erlaubt war.

Wesentlich kritischer beurteilen der ehemalige IG-Bau Jugendbildungsreferent Rainer Berger und der ehemalige IG-Bau-Teamer Malte Meyer in einem der Redaktion vorliegenden Papier die Entwicklung des EWV. Schon die Gründung habe mehr den Interessen der IG-Bau als den Wanderarbeitern gedient. "Das einzige Motiv der Gründung des EWV ist eine strohfeuerpolitische Betriebsamkeit gewesen", so die beiden Gewerkschafter Wie eine grenzüberschreitenden gewerkschaftliche Organisierung aussehen soll, können sie aber auch nicht beantworten. Dabei wird die Frage künftig noch dringlicher. Spätestens 2011, wenn EU-weit die Arbeitnehmerfreizügigkeit in Kraft tritt, werden sich auch die Gewerkschaften, die sich am EWV nicht beteiligten, darüber Gedanken machen müssen, betont Schmidt Hullmann.

Langfassung des Artikels von Peter Nowak, erschienen im Neues Deutschland vom 10.10.2008


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