"Beschäftigungsorientiertes Fallmanagement im SGB II" - betreutes Privatleben?
Fachkonzept "Beschäftigungsorientiertes Fallmanagement im SGB II"
Abschlussfassung des Arbeitskreises, vorgelegt von einem Autorenteam aus Kommunen, der Bundesagentur für Arbeit, der Fachhochschule Frankfurt, der Fachhochschule des Bundes - FB Arbeitsverwaltung vom 19.5.05 (pdf) bei der "Regiestelle Kompetenzagenturen". Darin ab Seite 21: " Zum aktivierenden Verständnis des Assessment gehören unter Berücksichtigung der obigen Ausführungen folgende Gesprächsbereiche, die stichwortartig protokolliert werden. Umfang und Tiefe stehen im Kontext der für die erfolgreiche Sozial- und/oder Arbeitsmarktintegration notwendigen Informationen.." Und die Anlagen zum Fachkonzept
Kommentare:
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Kein Hartz IV-Geld für'n Schnaps. Arbeitslosen mit psychischen und Suchtproblemen drohen Sanktionen: Hartz-Gesetz verlangt von Hilfsdiensten Offenlegung sensibelster Daten, um "Leistungsmissbrauch" zu stoppen. Wer Hilfe verweigert oder Geld versäuft, dem droht Stützekürzung. Artikel von Eva Weikert in der taz vom 30.05.2005
- Data-Mining soll Vermittlung von Arbeitslosen erleichtern
"Für Aufregung sorgt ein Bericht der Bild am Sonntag , nach dem Arbeitslose von ihren Fallmanagern zu einem "Intim-Verhör" gebeten werden können, in dem "alle Daten des sozialen Geflechts" abgefragt werden. Hintergrund dieser Aufregung ist das Fachkonzept "Beschäftigungsorientiertes Fallmanagement im SGB II", das im Rahmen des Programms "Fördern und Fordern" Ende April an alle kommunalen Agenturen, Arbeitsgemeinschaften und Regionaldirektionen der Bundesagentur für Arbeit verschickt wurde.." Artikel von Detlef Borchers auf dem heise-news-ticker vom 22.05.2005
Von Seiten der Betroffenen gibt es verschiedene Arten hierauf zu reagieren:
1. Debatte zwischen Antonin Dick und Rainer Göckler
- Zur Sprache der vollständigen Okkupation des Individuums. Die Bundesagentur für Arbeit und die Produktion "marktfähiger" Individuen. Kommentar von Antonín Dick
- "Liebes Team von labour.net
Namentlich in mehreren Publikationen als Mitautor des Fachkonzeptes zum beschäftigungsorientierten Fallmanagement genannt, will ich mich auch bei Ihnen zu Wort melden. Besonders irritiert bin ich über den provokanten Artikel von Antonin Dick, bei dem ich mich frage, hat er das Fachkonzept zum beschäftigungsorientierten Fallmanagement nicht gelesen, hat er es nicht verstanden oder ging es ihm zur Gänze um eine Ablehnung jedweder Unterstützung für arbeitslose Menschen.." Gegendarstellung von Rainer Göckler (Fachhochschule des Bundes, Fachbereich Arbeitsverwaltung) vom 15. Juni 2005
- Herr Göckler schreibt: ". Wer hier auf die Sprache des Dritten Reiches rekurriert oder auf das Ministerium für Staatssicherheit, ist entweder böswillig, was den Tatbestand der Verleumdung erfüllt, oder absolut ahnungslos, was die Frage nach sich zieht, wer im "labournet.de" die Verantwortung für eingestellte Beiträge übernimmt?..." Die für die Veröffentlichung von Antonín Dick verantwortlichen Redakteure des LabourNet Germany haben hierfür eine Begründung in ihrer Antwort an Rainer Göckler:
"Sehr geehrter Herr Göckler,
vielen Dank für Ihre Gegendarstellung, die wir selbstverständlich veröffentlichen! Da Sie aber darin ausdrücklich nach unseren Gründen fragen, die zur Publizierung des Kommentars von Antonín Dick fragen, gestatten Sie die Darstellung unserer Sicht der Dinge." Wir rufen die interessierte Leserschaft auf, diese Debatte aufzunehmen!
- Erwiderung von Antonin Dick vom 26. Juni 2005 auf den bei LabourNet veröffentlichten Diskussionsbeitrag von Rainer Göckler zu seiner Kritik an dem von ihm vorgelegten Text zum sogenannten Fallmanagement.
- " (.) Letztendlich geht es auch um eine Einordnung des Fachkonzeptes insgesamt. Es scheint so, als würde Herr Dick verzweifelt versuchen das Fachkonzept mit Hartz IV gleichzusetzen. Man mag zu Hartz IV stehen wie man will und wir haben auch im Arbeitskreis über manche Entwicklung durchaus kontrovers diskutiert. Das Fachkonzept zum beschäftigungsorientierten Fallmanagement bewegt sich im Rahmen des gesetzlich Zulässigen, geht nicht darüber hinaus. Es galt den Menschen, die seit Januar dieses Gesetz umsetzen müssen, eine Hilfe an die Hand zu geben, an der sie sich orientieren können. Es geht darum, individuelle Hilfe wirkungsvoll zu organisieren und wirtschaftlich zu erbringen. Ein Versuch des sozialen Ausgleichs, wenn Sie so wollen, zwischen individuellen Lebenslagen und Bedürfnissen und faktischen und rechtlichen Realitäten eines neuen Gesetzes. Legen Sie ein anderes Konzept vor, Herr Dick, das Ökonomie und Soziales miteinander versöhnt, werben Sie um eine demokratische Mehrheit. Dann will ich gerne geschliffen und mit wohldurchdachten Argumenten Ihre Ausführungen begleiten. So lange dies nicht der Fall ist, betrachte ich für mich die Diskussion als beendet.
Die Leser des labournet lade ich dazu ein, sich von Inhalt und Güte des Fachkonzeptes zum beschäftigungsorientierten Fallmanagement nach dem SGB II selbst zu überzeugen. Lesen Sie es offen und vorurteilsfrei und bewerten Sie es erst dann. Zumindest dann hätte sich dieser Meinungswechsel gelohnt. Rainer Göckler" Letzte Antwort von Rainer Göckler (Fachhochschule des Bundes, Fachbereich Arbeitsverwaltung) zum Kommentar von Antonin Dick: "Zur Sprache der vollständigen Okkupation des Individuums. Die Bundesagentur für Arbeit und die Produktion "marktfähiger" vom 01.07.2005
- "Sehr geehrter Herr Göckler, Ihrem Appell vom 01. 07. 2005, die Fallmanagement-Debatte, die gegenwärtig bei LabourNet und in anderen Medien so äußerst engagiert und auf einem hohen theoretischen Niveau geführt wird, im Interesse eines echten Erkenntnisgewinns konsequent weiterzuführen, kann ich nur zustimmen.
Es geht, wie Sie in diesem Diskussionsbeitrag völlig richtig feststellen, um die Frage des Zusammendenkens von ökonomischem und sozialem Geschehen innerhalb einer Gesellschaft. Gleichwohl unterscheiden wir beide uns prinzipiell in der Art und Weise, diesen Zusammenhang zu denken. Gestatten Sie mir bitte daher, meine Auffassung hierzu nochmals zusammenhängend zu entwickeln, um Eindeutigkeit in der Darstellung der Position zu erzielen, die allen teilnehmenden Diskutanten zugänglich ist und dadurch den ungehinderten Fortgang der Debatte ermöglicht." Ergänzender offener Brief an Rainer Göckler, Mitarbeiter des Zentralbereichs S / S21 der Bundesagentur für Arbeit, zur Fallmanagement-Debatte bei LabourNet Germany von Antonín Dick vom 14. Juli 2005.
- "Antonin Dick mag polemisieren, die Vergleiche mögen problematisch sein...die seit Jahren und mit immer härteren Diskursbandagen durchgeführte Unterteilung von Menschen in Zahler und Kostgänger, in "marktfähig" und "nicht-marktfähig" ist auch in meinen Augen nichts als Gewalt; man wird hier schon von permanentem Druck und polemisch - siehe meine Postings weiter unten - auch von Krieg sprechen müssen." Kommentar von Hartmut Finkeldey vom 14.07.05 auf der Seite Kunst, Kultur, Politik aus Hamburg
- Zurück ins Beschäftigungssystem!" oder "Arbeit I und Arbeit II" - Diskurs bei LabourNet Germany mit dem Zentralbereich S / S 21 der Bundesagentur für Arbeit. Ergänzender Offener Brief von Antonín Dick vom 14. Juli 2005
2. Petition von Armin Kammrad
- Petition von Armin Kammrad vom 22.5.05 zur Ermittlung des sozialen Umfeld von Langzeitarbeitslosen an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags
- Hartz-Gesetzgebung und politische Ehrlichkeit. Beitrag von Armin Kammrad vom 30.08.2005. Aus dem Text: ".So erhielt ich nun eine "Antwort" des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit auf meine Kritik am sog. "Fallmanagement" der Bundesagentur für Arbeit. Wer regelmäßig die Homepage von LabourNet aufruft, wird sich vielleicht noch daran erinnern, dass dort Reiner Göckler vom Zentralbereich S / S21 der Bundesagentur für Arbeit das Fallmanagement der BA gegenüber Kritiken, wie der von Antonin Dick, zu verteidigen versuchte. Das Bundesministerium ist hier ehrlicher. Dies zeigt dessen Antwort auf meine Kritik am Fallmanagement, die ich auch deshalb hier veröffentlichen will. Auf nur knapp zwei Seiten fast dort das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit sein Konzept von sozialer Politik unter besonderer Berücksichtigung des Fallmanagement der BA zusammen.."
3. "Zurückfragen"
- Wenn Arbeitslose intimste Fragen beantworten müssen, warum sollen sie dann nicht auch prüfen können, ob die Fallmanager überhaupt geeignet sind, Arbeitslose zu vermitteln? "Um zu gewährleisten, dass Sie tatsächlich in der Lage sind, Arbeitslose zu vermitteln, beantworten Sie folgende Fragen, denn erst nach der Auswertung kann ich feststellen, ob Sie der geeigneten Fallmanager für meine Vermittlung sind." Fragebogen für Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft SGB II
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